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Wirtschaftsumfeld | Japan | Vertrieb

Groß- und Einzelhandel

Nicht erst durch die Coronapandemie, aber sicherlich verstärkt durch diese, befindet sich der japanische Groß- und Einzelhandel in einem Umbruch.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Für ausländische Unternehmen ist und bleibt Japan aufgrund des regen Konsums und der hohen Industrienachfrage ein attraktiver Absatzmarkt, der zugleich auch eine Herausforderung darstellt.

Harter Wettbewerb prägt japanischen Handel

Der Wettbewerb ist sehr intensiv und die Distribution sehr eng vernetzt. Die Herausforderung lässt sich daran ablesen, dass fast alle ausländischen Handelsgruppen, die in den vergangenen Jahrzehnten den Schritt nach Japan wagten, sich wieder aus dem japanischen Markt zurückgezogen haben.

Darunter war zuletzt auch die deutsche Metro-Gruppe, die im Oktober 2021 ihr Geschäft in Japan aufgab und sich damit in eine lange Kette von Unternehmen einreiht. Diese reicht von der amerikanischen Walmart- über die französische Carrefour- bis zur britischen Tesco-Gruppe. In diesem Segment ist das US-Unternehmen Costco eine der wenigen Handelsfirmen, die sich erfolgreich platzieren konnte.

Die Aussicht, dass neue ausländische Handelsgruppen auf dem japanischen Markt aktiv werden, ist relativ gering. Das bedeutet jedoch nicht, dass ausländische Produkte geringere Absatzchancen auf dem Archipel haben. Denn Japans Abnehmer wie auch die japanischen Distributeure sind offen für neue Produkte und Services, wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Wichtig ist, sich die richtigen Distributionskanäle zu erschließen. Diese können allerdings sehr vielschichtig sein.

Umsatz legt weiter zu

Der demografische Wandel führt zu Veränderungen im Handel. Die Bevölkerungszahl ist rückläufig, der ländliche Raum kämpft mit Abwanderung und Vergreisung und die Verstädterung schreitet weiter voran. Mit Tokyo (Kanto-Region) und Osaka (Kansai-Region) existieren in Japan zwei große Wirtschaftsagglomerationen. Hinzu gesellt sich mit Nagoya ein drittes wirtschaftlich starkes Standbein. Abgesehen von der Hauptinsel Honshu gibt es auf der südlichen Insel Kyushu mit Fukuoka und auf der nördlichen Insel mit Sapporo zwei weitere Wirtschaftsstandorte mit größerer Bevölkerungsdichte und Ausstrahlung in die Umgebung.

Insgesamt tendierten die Handelsumsätze auch in Coronazeiten nach oben. Sie legten im Jahr 2020 gegenüber 2019 auf Basis der Landeswährung um 9,4 Prozent zu. Darunter wies der Großhandel ein Wachstum von 13,3 Prozent und der Einzelhandel von 1 Prozent auf.

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Aufgrund der Covid-19-Pandemie dürfte die Zahl der Verkaufsstellen, deren Zahl nach letztverfügbaren Angaben im Jahr 2016 noch bei etwas mehr als 990.240 Einzelhandelsläden lag, gesunken sein. Geschrumpft ist auch die Verkaufsfläche, die bereits zwischen 2016 und 2019 von 135,3 Millionen Quadratmeter auf 129,6 Millionen Quadratmeter zurückgegangen war. Der stationäre Einzelhandel verliert durch das Onlinegeschäft an Kundenzuspruch.

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Im japanischen Großhandel lässt sich ebenfalls seit Jahren ein Aussterben einer Vielzahl von kleinen Firmen beobachten, die dem verstärkten Preisdruck nicht standhalten können. Dies führt zwangsläufig zu einem Konsolidierungsprozess, der auch die großen Firmen nicht verschont. Gemäß Angaben des "Japan Statistical Yearbook 2021" lag die Zahl der Großhändler 2016 bei rund 364.800 Firmen. Das waren circa 20.000 Firmen weniger als noch 2014. Die Schrumpfungstendenz dürfte anhalten.

Distributionssysteme zeigen hohe Beständigkeit

Zwar hat der Onlinehandel im Groß- und Einzelhandel mehr Preistransparenz geschaffen. Jedoch ist es bislang für Hersteller nur schwer möglich, Groß- oder Zwischenhändler ganz auszuschalten und den Vertrieb umzustrukturieren. Im Falle von Verbrauchsgütern etwa erwarten die zahlreichen kleinen Händler in den Ballungsgebieten eine sehr häufige Belieferung in kleinen Mengen, für die ein gut geöltes Distributionsnetz erforderlich ist. Bei den Lieferketten für die Industrie ist ebenfalls ein verlässliches funktionierendes Versorgungsnetz ein Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit.

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Der Handel bleibt dennoch im Wandel. Beispielsweise ist das Handelshaus Itochu seit Sommer 2020 Mehrheitseigner der Conveniencekette FamilyMart Uny Holding. Japans Markt ist mit Convenienceläden und Drogeriemärkten mehr oder weniger gesättigt. Zugleich wächst der Wettbewerb um die Kunden. Daher nehmen die Omni-Channel-Aktivitäten zu und hier spielen wiederum die japanischen Handelshäuser eine zentrale Rolle.

In den Ballungsgebieten eröffnen die Supermarktketten kleinere Filialen, um die Versorgung der Stadtbevölkerung zu verbessern. Andere Einzelhandelsketten wie Ikea zeigen mit Ablegern in den Städten Präsenz, um so ihre Kundenbindung zu erhöhen. Aufgrund des zunehmenden Personalmangels testen die großen Einzelhandelsketten die Einführung von Self-Checkout-Systemen.

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