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Wirtschaftsumfeld | Afrika | Entwicklungszusammenarbeit

Afrikanische Entwicklungsbank wirbt für grünes Wachstum

Afrika erhält zu wenig Geld für Klimamaßnahmen - vor allem private Investitionen fehlen. Was können die Länder tun? Auf ihrer Jahrestagung machte die Bank Vorschläge.

Von Laura Sundermann | Bonn

Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) fokussiert sich weiterhin auf Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Sie verknüpft die Themen dabei mit der Frage, wie Afrika seine Klimamaßnahmen finanzieren kann. Die Bank verlangt ein stärkeres Engagement der Industrieländer bei der Klimafinanzierung in Afrika. Denn obwohl der Kontinent nur für 3 Prozent der historischen CO2-Emissionen verantwortlich ist, sind die Folgen des Klimawandels in Afrika schon jetzt verheerend. Auch der Privatsektor soll stärker zur Finanzierung von Klimamaßnahmen beitragen.

"Mobilizing Private Sector Financing for Climate and Green Growth in Africa" lautete dementsprechend das Motto der AfDB-Jahrestagung vom 22. bis 26. Mai 2023 im ägyptischen Scharm el-Scheich.

Solides Wirtschaftswachstum, aber zu wenig Klimafinanzierung

Die Bank erwartet eine positive und stabile Wirtschaftsentwicklung für Afrika. Das sagte sie bei der Vorstellung des African Economic Outlook im Rahmen ihrer Jahrestagung. Sie prognostiziert dem Kontinent ein Wirtschaftswachstum von 4,0 Prozent im Jahr 2023 und von 4,3 Prozent im Jahr 2024.

Doch die Klimafinanzierung - sowohl die öffentliche als auch die private - bleibt zu niedrig für den enormen Bedarf. Sie betrug im Durchschnitt der Jahre 2019 und 2020 fast 30 Milliarden US-Dollar (US$) jährlich. Die afrikanischen Staaten benötigen jedoch über 240 Milliarden US$ pro Jahr, um ihre nationalen Klimaschutzziele zu erreichen.

Die Klimafinanzierung in Afrika stammte 2019 und 2020 zu 86 Prozent aus öffentlichen Geldern und nur zu 14 Prozent aus Privatkapital. Zum Vergleich: In Westeuropa lag der Anteil der Privatinvestitionen an der Klimafinanzierung bei 59 Prozent.

Die private Klimafinanzierung ging in Afrika 2019 und 2020 zu 74 Prozent in erneuerbare Energieprojekte, also in den Klimaschutz. Projekte zur Anpassung an den Klimawandel finanziert der Privatsektor kaum, da diese als riskant und wenig ertragreich gelten. Hier ist der Einsatz von öffentlichen Entwicklungsgeldern besonders nötig. Unternehmen, die in Afrika etwa im Hochwasserschutz aktiv sind oder hitzeresistente Nutzpflanzen vertreiben, sollten daher unbedingt geberfinanzierte Ausschreibungen beachten.

Privatsektor investiert kaum in grüne Projekte in Afrika

Die Gründe, warum der Privatsektor so wenige grüne Projekte in Afrika finanziert, sind vielfältig. Laut AfDB fängt es damit an, dass viele Länder keine guten Strategien für grünes Wachstum haben oder ihre Strategien nicht wirksam umsetzen. Auch fehlt in vielen Ländern ein klares regulatorisches Umfeld für grüne Investitionen, was Investoren abschreckt. Zudem gibt es nicht genug grüne Projekte, in die der Privatsektor ertragreich investieren kann.

Ausländische Investoren fürchten darüber hinaus ein hohes Investitionsrisiko in Afrika, das aber nicht in dem Maße besteht. Eine Analyse vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zeigt, dass die großen Ratingagenturen das Kreditrisiko in vielen afrikanischen Ländern höher bewerten, als dies nach harten Kennzahlen angemessen wäre. Die AfDB fordert daher, dass Ratingagenturen ihre Kreditbewertungen überarbeiten.

Neue Wege zur Finanzierung des grünen Wachstums

Die AfDB betont das große Potenzial des afrikanischen Naturkapitals - also der Bodenschätze, aber auch der Landwirtschaft und der Fischerei.

Auf dem Kontinent befinden sich 30 Prozent der weltweiten Bodenschätze, von denen viele besonders wichtig für den grünen Übergang sind. Nach Angaben des United States Geological Survey (USGS) über die weltweiten Mineralienreserven ist Afrika reichlich ausgestattet etwa mit Kobalt (52 Prozent), Mangan (46 Prozent) und Bauxit (25 Prozent). Um von diesen Vorkommen stärker zu profitieren, muss allerdings auch die Verarbeitung in Afrika stattfinden.

Das Potenzial für die Landwirtschaft ist ebenfalls enorm: Afrika verfügt über 65 Prozent des unkultivierten Ackerlandes der Welt. Bereits auf der Jahrestagung 2022 hatte die AfDB angekündigt, die Landwirtschaft stärker fördern zu wollen.

Eine weitere Geldquelle sind Green Bonds - also Anleihen, die grüne Investitionen fördern. Länder können damit privates Kapital für Klimaprojekte mobilisieren. Doch nur wenige afrikanische Staaten nutzen diesen Weg. Südafrika dominiert mit 66 Prozent der ausgegebenen Green Bonds den Markt in Afrika, gefolgt von Ägypten und Benin.

Länder können zudem über Asset Recycling privates Kapital mobilisieren. Die "Assets" in diesem Prozess sind staatliche Infrastruktur wie Mautstraßen, Flughäfen und Stromnetze. Das "Recycling" besteht darin, dass der Staat diese Infrastruktur ganz oder teilweise an Privatinvestoren verkauft oder ihnen langfristige Nutzungsrechte einräumt. Mit dem eingenommenen Geld kann der Staat dann neue Infrastruktur bauen.

Partnerschaften für grüne Investitionen

Die AfDB versucht, ihre Anliegen in Partnerschaft mit anderen Institutionen voranzubringen.

Sie ist Teil von Finance in Common, einem Netzwerk aller Entwicklungsbanken. Die Mitglieder wollen ihre Finanzströme noch stärker auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und das Pariser Klimaabkommen abstimmen.

Die AfDB hat unter anderem mit der Europäischen Investitionsbank das Africa Investment Forum (AIF) gegründet, um Investitionen in Afrika voranzutreiben. Das nächste große Event, die AIF Market Days, findet vom 8. bis 10. November 2023 in Marrakesch statt.

Außerdem hat die AfDB gemeinsam mit der Afrikanischen Union und weiteren Partnern die Alliance for Green Infrastructure in Africa (AGIA) ins Leben gerufen. Die Partner wollen über diese Allianz Investitionen in Afrika fördern, unter anderem durch Unterstützung bei der Projektentwicklung und Finanzierung.

Als größter Empfänger von Entwicklungshilfe ist Afrika interessant für Unternehmen, die hier aktiv sind. Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der AfDB.

Die Aufzeichnungen der Tagung können nachgehört werden. Die nächste AfDB-Jahrestagung findet vom 27. bis 31. Mai 2024 in Kenia statt.

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