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Sidi Ould Tah wird Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank
Die Gouverneure der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) wählten den Mauretanier zu ihrem Vorsitzenden. Sie erhoffen sich, dass er für die Bank Mittel aus den Golfstaaten anwirbt.
24.06.2025
Von Laura Sundermann | Bonn
Mit breiter Unterstützung ins neue Amt: Der Ökonom Sidi Ould Tah konnte die Unterstützung sowohl der afrikanischen als auch der nicht afrikanischen Anteilseigner gewinnen. Die Wahl fand am Ende der AfDB-Jahrestagung vom 26. bis 30. Mai 2025 in Côte d'Ivoires Wirtschaftsmetropole Abidjan statt. In mehreren geheimen Wahlgängen setze sich Ould Tah gegen seine vier Konkurrenten durch und erhielt am Ende 76 Prozent der Gesamtstimmen und 72 Prozent der afrikanischen Stimmen.
Ausschlaggebend für seinen Erfolg dürfte vor allem gewesen sein, dass die Anteilseigner ihm am ehesten zutrauen, neue Mittel anzuwerben, insbesondere aus den Golfstaaten. Dabei helfen ihm seine langjährigen guten Beziehungen zu diesen Ländern. Ould Tah war von 2015 bis 2025 Generaldirektor der Arabischen Bank für wirtschaftliche Entwicklung in Afrika (BADEA).
Das Geld aus den Golfstaaten ist für die AfDB aktuell besonders wichtig, denn die USA werden wahrscheinlich aus dem Afrikanischen Entwicklungsfonds (AfDF) aussteigen. Der AfDF ist das konzessionäre Fenster der Bankengruppe und vergibt sehr günstige Kredite an die ärmsten afrikanischen Staaten. Die Anteilseigner füllen ihn alle drei Jahre wieder auf. Die USA waren bisher der drittgrößte Geber des AfDF.
Sidi Ould Tah wird er sein neues Amt als Präsident der AfDB am 1. September 2025 antreten. Er löst den Nigerianer Akinwumi Adesina ab, der das Amt zehn Jahre innehatte.
Afrika muss Kapital in Wert setzen und braucht Wirtschaftsreformen
Neben Entwicklungsherausforderungen wie einer unzureichenden Elektrifizierung des Kontinents und schlecht ausgebauten Handelswegen ist die Frage nach den Finanzmitteln für die AfDB unter seinem neuen Präsidenten die drängendste.
Dementsprechend hatte die Jahrestagung auch das Motto "Making Africa’s Capital Work Better for Africa's Development". Damit schloss sie thematisch an die Tagungen in den Jahren 2023 und 2024 an. Die Bank beschäftigt sich mit der Frage, wie die afrikanischen Staaten nicht nur ihr Finanzkapital, sondern auch ihr Human- und Naturkapital besser in Wert setzen können. Zum Naturkapital zählen Bodenschätze, aber auch Potenziale in Landwirtschaft und Fischerei. Quellen, die die Länder nutzen können, sind unter anderem Erlöse aus der Rohstoffförderung, das Kapital in Staats- und Rentenfonds sowie die hohe Zahl an verfügbaren Arbeitskräften.
Ein weiterer Hebel sind makroökonomische Reformen in den afrikanischen Ländern, mit denen diese ihre Einnahmen steigern und Verluste reduzieren können. Dies war auch Thema bei der Vorstellung des African Economic Outlook 2025, in dem die AfDB alljährlich die neusten Wirtschaftszahlen präsentiert und Handlungsempfehlungen gibt.
Die nächste AfDB-Jahrestagung findet vom 25. bis 29. Mai 2026 in der Republik Kongo (Brazzaville) statt.