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Klimaschutz-AtlasKlimastrategie: Algerien beginnt mit dem Umbau
Öl und Gas sind nach wie vor das Lebenselixier der algerischen Volkswirtschaft. Ein Umdenken hat aber eingesetzt. Die Folgen des Klimawandels zeigen sich bereits.
04.09.2023
Von Peter Schmitz | Tunis
Die Folgen des Klimawandels sind in Algerien schon heute sichtbar, vor allem in häufigeren extremen Wetterphänomenen. Die Wertschöpfung des Landes ist aber fast vollständig auf Öl und Gas ausgerichtet. Auch wenn die Gesamtemissionen aufgrund der Größe der Volkswirtschaft vergleichsweise gering ausfallen, ist die Energieintensität der Wirtschaft hoch. Neben ökologischen Aspekten hat der Umbau hin zu mehr Nachhaltigkeit mittelfristig aber auch wirtschaftlich eine existenzielle Bedeutung. Langfristig könnte die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen abnehmen oder der Handel beispielsweise durch Maßnahmen wie die EU-Grenzbesteuerung verteuert werden.
Die Grundlage der Klimastrategie Algeriens ist das Pariser Abkommen. Darauf basierend wurde ein nationaler Klimaschutzbeitrag (Contribution Prévue Déterminée au niveau National, CPDN) und schließlich der nationale Klimaplan aufgestellt. Algerien will bis 2030 die Treibhausgasemissionen um bis zu 22 Prozent reduzieren, die Auswirkungen des Klimawandels gering halten und dabei den Wohlstand des Landes erhalten. Die vier Kernsektoren der Strategie sind Energie, Abfall, Forstwirtschaft und Sensibilisierung (Aufklärung).
Indikator | Algerien | Deutschland |
---|---|---|
Bevölkerung (in Mio.) | 46,1 | 83,2 |
Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1) | Rang: 48 Punktezahl: 42,24 | Rang: 16 Punktezahl: 61,11 |
Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %) 2) | 0,5 | 1,4 |
CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr) | 176 | 675 |
CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr) | 4,0 | 8,1 |
Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 3)) | 0,3 | 0,2 |
Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 4)/2017 US$ PPP 5)) 6) | 5,32 | 2,76 |
Dreh- und Angelpunkt ist der Energiesektor. Bis 2030 sollen 22 Gigawatt aus erneuerbaren Energien kommen. Bisher spielten diese kaum eine Rolle. Zusätzlich wird das Thema Energieeffizienz (insbesondere Gebäudeisolierung) verfolgt. Der Stromverbrauch erreichte im Sommer 2023 aufgrund des verstärkten Einsatzes von Klimaanlagen mit über 18.000 Megawatt laut Sonelgaz einen historischen Rekord. Ein wichtiges Einsparpotenzial wird auch im Einsatz von Gas als Treibstoff im Transportsektor und in der Reduzierung der Abfackelung von Abgasen bei der Öl- und Gasförderung gesehen. Die Verwertung von Abfall und die Nutzung von aufbereitetem Abwasser bieten noch großes Potenzial, um Landwirtschaft und Bevölkerung mit Wasser und Nahrungsmitteln zu versorgen sowie die Lebensqualität zu steigern.
Eine Schlüsselrolle spielt in Algerien auch die Forstwirtschaft. In den vergangenen Jahren kam es zu teilweise verheerenden Waldbränden, die zu starker Kritik an der Regierung führten. (Wieder-)Aufforstung sowie die Prävention und effektivere Bekämpfung von Waldbränden stehen weit oben auf der Agenda. Um die Bevölkerung für diese Themen zu sensibilisieren, die bis vor Kurzem kaum eine Rolle spielten, sind Bildungs-, Ausbildungs- und Forschungsprogramme geplant.