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Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Wirtschaftlicher Erfolg an Umweltschutz gebunden

Das gesellschaftliche Bewusstsein dreht sich in Richtung Klimaschutz. Steuererleichterungen sorgen für private Investitionen. Die Finanzmärkte ziehen mit.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Investitionen in der Wirtschaft haben sich strukturell in den letzten Jahrzehnten gewandelt: Von einem rein renditegetriebenen Vorgehen wurde sichtbar Abstand genommen. Gleichzeitig erweiterte sich der Renditebegriff um die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz. Selbst die Berichterstattung börsennotierter Unternehmen enthält ein Kapitel Nachhaltigkeit. Vorerst geschieht das freiwillig.

Angefangen mit den frühen Initiativen des Club of Rome in den 70er-Jahren, über die medialen Aufklärungskampagnen des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore in den späten 90er- und frühen 2000er-Jahren, bis hin zum Beitritt der USA zum Pariser Klimaschutzabkommens im Jahr 2021: Es war ein langer Weg, den die amerikanische Gesellschaft gegangen ist.

Inzwischen ist Umwelt- und Klimaschutz im kollektiven Bewusstsein der Produzenten und Verbraucher in den USA angekommen, auch in konservativen Kreisen. Ein gutes Beispiel ist der Bundesstaat Texas. Traditionell republikanisch regiert, liegt Texas inzwischen auf Platz 1 unter den Bundesstaaten bei der installierten Kapazität von Onshore-Windkraft.

Mit ökologisch ausgerichteten Wagniskapitalgebern, Private-Equity-Firmen, Corporate Venture Arms und grünen Investmentfonds hat sich innerhalb der Finanzwirtschaft ein neuer Zweig herausgebildet. Im Jahr 2030 sollen in diesem Geschäftsbereich den Voraussagen nach mindestens 470 Milliarden US$ bewegt werden. Dies ist kein Zufall, da die Investitionen in umweltfreundliche Technologien vollständig durch die Privatwirtschaft vorgenommen werden.

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Der Staat flankiert private Initiativen im Rahmen der Umwelt- und Energiegesetzgebung. Dazu gehören Zuschüsse, Steuervergünstigungen und Forschungsgelder zur Technologieentwicklung.

Einen wichtigen Meilenstein auf der Bundesebene stellt der Infrastructure Investment and Jobs Act vom 17. November 2021 dar. Die US-Regierung geht hierbei in den finanziellen Vorlauf. So fließen im Laufe von fünf Jahren 1,2 Billionen US$ an Zuschüssen in die Wirtschaft. Ein Teil des Geldes wird in den Ausbau der Schiene, die Umstellung des ÖPNV auf Elektroantrieb und den Ausbau der öffentlichen Ladenetze für Elektrofahrzeuge investiert.

Damit gibt der Staat auf Bundesebene sehr viele Mittel in das Wirtschaftssystem in der Annahme, dass zum einen die Bundesstaaten und großen Kommunen gesetzgeberisch nachziehen, zum anderen auch die Unternehmen mehr in umweltschonende Technologien investieren.

Zusätzliche Mittel für den Umweltschutz stellt die US-Regierung im Rahmen des Mitte August 2022 verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) of 2022 bereit. Dabei umfasst allein das Kapitel Klimaschutz einen Finanzierungsrahmen von 374 Milliarden US$. Aufgrund protektionistischer Bestimmungen bleiben die Geschäftschancen für exportorientierte Unternehmen aus dem Ausland aber begrenzt. Anders sieht es für ausländische Unternehmen aus, die in den USA eine Investition "auf der grünen Wiese" zur Produktion klimafreundlicher Produkte durchführen wollen. Sie können auf der Grundlage des IRA von großzügigen Steuererleichterungen profitieren. 

Gleichzeitig erhöht die Wertpapier- und Börsenkommission SEC (U.S. Securities and Exchange Commission) den Druck auf gelistete Unternehmen, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu wirtschaften. Sie schlug zum Beispiel im März 2022 vor, dass gelistete Firmen im Rahmen ihrer Berichtspflichten alle Umweltrisiken aufzählen, die mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im Zusammenhang stehen.

Dadurch können Aktionäre besser abwägen, ob sie ihre Firmenanteile im Bestand ihrer Wertpapierdepots halten. Auf der anderen Seite werden die Firmen gezwungen, den Umweltschutz als einen integralen Bestandteil ihrer Entwicklungsstrategie zu betrachten. Zu den geforderten Angaben sollen die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen (Scope 1 and Scope 2-Emissionen) des Unternehmens gehören. Aber auch die Treibhausgasemissionen der Zulieferer und Kooperationspartner (Scope 3-Emissionen) sollen aufgelistet werden.


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