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Special | Argentinien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Land- und Forstwirtschaft: Viehzucht müsste Emissionen senken

Allein Argentiniens Landwirtschaft trägt ein Drittel zu den gesamten Treibhausgasemissionen des Landes bei. Außerdem wird der Entwaldung nicht ausreichend Einhalt geboten.

Von Stefanie Schmitt, Carl Moses | Santiago de Chile, Buenos Aires

Hauptemittent von Treibhausgasen in Argentinien ist die Landwirtschaft. Im Jahr 2019 trug sie rund 40 Prozent zum landesweiten Ausstoß an Treibhausgasen in Kohlenstoffäquivalenten bei. Dies geht aus den letzten verfügbaren Zahlen von Our World in Data hervor. Der Großteil der Emissionen stammt aus der Viehwirtschaft (überwiegend Rinderzucht) in Form von Methanausstoß und Viehmist; ein weiterer wichtiger Faktor ist die durch die Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen hervorgerufene geänderte Bodennutzung.

Wenn Argentinien es mit seiner Unterschrift unter dem 2015 beschlossenen Klimaabkommen von Paris Ernst meint, dann müssten die Methanemissionen des Sektors bis 2030 um 10 Prozent und bis 2050 um 35 Prozent gegenüber dem Niveau von 2010 reduziert werden, kalkuliert die argentinische Umweltstiftung FARN. Für die Stickoxidemissionen (hauptsächlich aus Gülle und Düngemitteln) wäre eine entsprechende Reduzierung um 10 Prozent (bis 2030) beziehungsweise 20 Prozent (bis 2050) erforderlich. Nur so ließe sich die argentinische Landwirtschaft auf 1,5-Grad-Kurs bringen.

Laut Weltbank müssten die Emissionen in der Landwirtschaft insgesamt sogar um 65 Prozent reduziert werden, um bis 2050 die Dekarbonisierung zu erreichen. Das ist viel. Doch tatsächlich zeigt die Weltbank, dass Argentinien sich durch eine verbesserte Landnutzung sowie die Eindämmung der Entwaldung von einer Quelle zu einer Senke von Treibhausgasen wandeln könnte.

Rinder und Getreide sind Treibhausgastreiber

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Argentinien hat die höchste durchschnittliche Entwaldungsquote in Südamerika. Treiber sind Entwaldungen zugunsten von Viehweiden und vorsätzliche Waldbrände. In der Tat ist Rindfleisch ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor - und Argentinien ist mit einem Anteil von etwa 5 Prozent an der globalen Produktion eine der führenden Rindfleischnationen weltweit. Zugleich ist die Emissionsintensität von argentinischem Rindfleisch im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt hoch: 29,4 Kilogramm Kohlendioxid pro Kilogramm verglichen mit 25,5 Kilogramm im Weltdurchschnitt, so die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO; 2020).

Doch die Rinder sind es nicht allein: Die Senkung oder Abschaffung der Steuer auf Getreideexporte trägt seit 2016 ebenfalls zur Abholzung bei. Seitdem stieg der Anteil der Getreideexporte (einschließlich Soja) an der gesamten Ausfuhr von 11,9 Prozent (2016) auf 17,6 Prozent (2022).

Entwaldung deutlich verlangsamt, aber nicht gestoppt

Im Ergebnis verlor Argentinien von 2015 bis 2020 rund 105.000 Hektar Wald pro Jahr. Das ist viel. Doch zumindest scheint die Reihe an erlassenen Gesetzen und Schutzmaßnahmen eine gewisse Wirkung zu zeigen. Denn es ist weniger als die Hälfte der Entwaldung in den vorangegangenen fünf Jahren und ein Drittel der jährlichen Verluste in der 2000er-Dekade. Dessen ungeachtet wurden Regierungsankündigungen, die Entwaldung vollständig zu stoppen, bisher nicht umgesetzt. Ein Gesetz zum Schutz der Naturwälder ist zwar seit 2007 in Kraft, wird jedoch aufgrund von Unterfinanzierung nur unzureichend implementiert.

Trotzdem erfüllt Argentinien die Anforderungen, um am REED+-Mechanismus (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation in Developing Countries) nach Maßgabe der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen teilnehmen zu können. Die Regierung bietet einen Überblick über die bisherigen Projekte (die Liste reicht indessen nur bis 2018). Der Green Climate Fund (GCF) genehmigte 2018 eine Auszahlung von 82 Millionen US-Dollar verteilt über sechs Jahre für neue Projekte zur Bekämpfung von Entwaldung und zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung.

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