Australische Landwirte schauen überwiegend positiv auf das Geschäftsjahr. Die Preise für tierische Erzeugnisse und Getreide dürften sich 2025 gut entwickeln.
Der nominale Wert der landwirtschaftlichen Produktion soll im Finanzjahr 2024/25 etwa 59 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Damit läge das Bruttowachstum zum Vorjahr bei 11 Prozent, so die Hochrechnungen des Australian Bureau of Agricultural and Resource Economics and Sciences (ABARES).
Nach dem wertmäßigen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion im Finanzjahr 2024/25 erwartet ABARES den realen Umsatz in den kommenden drei Jahren leicht rückläufig beziehungsweise stagnierend. Die Produktion bleibt voraussichtlich auf einem hohen Niveau.
2.
Platz
für Australien unter den weltweit größten Rindfleischexporteuren (2024; Wert: 9,3 Milliarden US-Dollar).
Viehwirtschaft bleibt rentabel
Die Produktionsmenge in der Viehzucht soll 2024/25 um 3,5 Prozent zulegen. In den Folgejahren (bis 2027/28) sieht ABARES die Menge jedoch fallen, da reduzierte Schaf- und Rinderherden dafür sorgen, dass ab 2025/26 weniger Tiere zum Schlachten zur Verfügung stehen.
Allerdings gleichen höhere Preise für Vieh und Viehprodukte, getrieben durch eine starke globale Nachfrage vor allem aus Asien und dem Nahen Osten, die rückläufigen Produktionsmengen aus und sorgen dafür, dass australische Viehbetriebe ihre Umsätze etwa halten können.
Nutzfläche im Ackerbau wächst
Die bewirtschaftete Fläche im Ackerbau soll 2024/25 schätzungsweise über 26,4 Millionen Hektar erreichen - ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 8 Prozent. Vor allem gute Bodenfeuchte in Schlüsselregionen lässt die Anbauflächen wachsen.
Die Entwicklung der Erntemengen ist zwar pflanzenabhängig, das australische Landwirtschaftsministerium geht aber davon aus, dass trotz wechselhafter Witterung die Produktion insgesamt auch in den kommenden Jahren hoch bleiben wird.
Es erwartet für die Wintergetreideproduktion 2025/26 zwar Rückgänge bei den Ertragsmengen für Weizen (30,6 Millionen Tonnen), Gerste (12,8) und Raps (5,7), jedoch bleiben die Erträge im Zehnjahresvergleich überdurchschnittlich hoch. Der Anbau von Linsen soll zudem stark expandieren. Die Linsenerzeugung wird voraussichtlich um 17 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen im Jahr 2025/26 ansteigen und damit 71 Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt liegen.
Der Bedarf an Saatgut steigt stetig
Der australische Saatgutmarkt wird von der IMARC Group auf etwa 1,3 Milliarden US$ geschätzt. Die Marktforscher erwarten zwischen 2025 und 2033 in dem Segment ein jährliches Wachstum um 1,2 Prozent.
In der australischen Landwirtschaft werden zunehmend gentechnisch verändertes Saatgut und Hybridsaatgut eingeführt. Vor allem der Bedarf an höheren Erträgen, verbesserter Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten sowie größerer Anpassungsfähigkeit an klimatische Schwankungen sind Hauptgründe dafür.
Gentechnisch veränderte Pflanzen wie herbizidtoleranter Raps und insektenresistente Baumwolle finden bei den australischen Landwirten breite Akzeptanz, da sie die Produktionskosten senken und die Effizienz steigern können.
Steigende Nachfrage nach ökologischer Landwirtschaft
Die Vorliebe australischer Verbraucher für biologische und nachhaltig angebaute Lebensmittel dürfte mittel- bis langfristig auch die Nachfrage im australischen Saatgutmarkt verändern. Die Verbraucher achten zunehmend auf ökologische Nachhaltigkeit, Lebensmittelsicherheit und Pestizidrückstände, was zu einem weiteren Ausbau des ökologischen Landbaus führt. So kann der Bedarf nach biologischem, offen bestäubtem Saatgut steigen.
Ökologischer Landbau expandiert
Laut einem Bericht der IMARC Group wird der Markt für ökologischen Landbau in Australien bis 2033 voraussichtlich 5,42 Milliarden US-Dollar erreichen, mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 7,6 Prozent zwischen 2025 und 2033.
Australische Landwirte investieren unter anderem in klimaresistente Saatgutsorten, die einen minimalen Einsatz von Chemikalien erfordern. Somit sollen eine langfristige Bodengesundheit und ein ökologisches Gleichgewicht erhalten werden.
Der Markt für Bio-Saatgut profitiert auch von entwickelten Bio-Zertifizierungsstandards, die von Organisationen wie Australian Certified Organic (ACO) und der National Association for Sustainable Agriculture, Australia (NASAA) festgelegt wurden. Sowohl ACO als auch NASAA arbeiten aktiv an der Weiterentwicklung und Internationalisierung ihrer Bio-Zertifizierungsstandards. Die geplante gesetzliche Regelung durch die National Organic Standard Bill 2024 könnte einen bedeutenden Schritt hin zu mehr Transparenz und Integrität im australischen Biomarkt darstellen.
Förderung des ökologischen Landbaus
Der Trend zur Förderung einer regenerativen Landwirtschaft und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt wird durch Regierungsinitiativen weiter unterstützt. Dazu zählt zum Beispiel das "Climate-Smart Agriculture" Programm (2023–2028) des australischen Landwirtschaftsministeriums.
Das Ministerium stellt im Rahmen des Programms ein Budget von 195 Millionen US$ bereit. Die Landwirtschaft soll nachhaltiger, produktiver und wettbewerbsfähiger werden. Das Programm hat folgende Ziele:
- Förderung klimafreundlicher und biodiversitätsfördernder Praktiken
- Unterstützung bei der Einführung von Rahmenwerken für Nachhaltigkeit
- Finanzierung von Innovationen und Partnerschaften zur Entwicklung neuer Technologien
Klimawandel zwingt Landwirtschaft zu regionaler Anpassung
Der Ausbau der Wasserinfrastruktur bietet viel Potenzial. Während die Hauptanbaugebiete im Süden des Landes durch den Klimawandel trockener werden, wird für die Niederschlagsmengen im Norden ein Anstieg erwartet. Dieser erhält mehr als 60 Prozent der landesweiten Regenfälle und bildet einen Schwerpunkt für den Ausbau der Bewässerungsflächen.
Im Rahmen des National Water Grid Fund (NWGF) - dem zentralen Wasserinfrastrukturprogramm der Regierung - werden Projekte wie die Urannah Dam-Initiative (Queensland) und die Erweiterung des Ord Irrigation Scheme (Western Australia) unterstützt.
Über NWGF-Projekte soll die Wasserversorgung in regionalen und abgelegenen Gebieten verbessert und die landwirtschaftliche Produktivität gesteigert werden. Einen Überblick über die Projekte, Ausschreibungen und Finanzierungen stellt die Webseite der National Water Grid Authority zur Verfügung.
Ausgewählte Investitionsprogramme in der Landwirtschaft in Australienin Millionen US-Dollar Programm | Investitionsumme1) | Status | Anmerkungen2) |
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Murray–Darling Basin Programs | 1.143,2 | aktiv | Ab Finanzjahr 2007-2008. Kumulierte Zuschüsse aus dem Budget der Finanzjahre 2025/2026 bis 2028/2029 |
Protecting and growing the future of Australian agriculture | 521,0 | aktiv | Ab Finanzjahr 2024-2025 über 8 Jahre |
Climate-Smart Agriculture Program | 199,5 | aktiv | Ab Finanzjahr 2023/2024 über 5 Jahre |
National Water Reform Initiatives | 41,6 | aktiv | Ab 2004 in Kraft. Kumulierte Zuschüsse aus dem Budget der Finanzjahre 2025/2026 bis 2028/2029 |
1 Umrechnung anhand des Wechselkurses im Jahresdurchschnitt laut Bundesbank 2024: 1 australischer Dollar ($A) = 0,66 US-Dollar (US$); 2 Finanzjahr: 1. Juli bis 30. JuniQuelle: Department of Agriculture, Fisheries and Forestry (DAFF) 2025; Department of Climate Change, Energy, the Environment and Water (DCCEEW)
Von Daniel Lenkeit
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Sydney