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Klimaschutz-AtlasVerkehr: Neue Strategie soll die Elektromobilität voranbringen
Der Absatz von Elektroautos erlebte 2022 einen Schub. Einige Bundesstaaten gewähren eine Kaufprämie. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird gefördert.
04.09.2023
Von Heiko Stumpf | Sydney
Der Verkehrssektor trägt rund 17 Prozent zu den jährlichen Treibhausgasemissionen von Australien bei. Davon entfallen über 60 Prozent auf den motorisierten Straßenverkehr. Für die kommenden Jahre gehen die Klimamodelle der Regierung von einem steigenden Emissionsausstoß aus, sodass sich der Verkehr bis 2030 zur größten Quelle von Klimagasen entwickeln dürfte.
Die Elektromobilität hat hohen Nachholbedarf. Mit insgesamt 33.410 verkauften Fahrzeugen gab es 2022 zwar einen Anstieg um rund 94 Prozent im Vergleich zu 2021. Dennoch machten batterieelektrische Autos 2022 nur etwa 3 Prozent des Neuwagenmarktes aus.
Einführung von Emissionsgrenzen geplant
Mit der im April 2023 vorgestellten "National Electric Vehicle Strategy" setzt die Regierung bei der Emissionsminderung erstmals auf die Einführung eines Standards zur Kraftstoffeffizienz. Australien gilt neben Russland als einziges industriell entwickeltes Land, in dem es bislang keine verbindlichen Vorgaben in Bezug auf die Emissionswerte von Kfz gibt.
Details zu dem neuen Standard sollen jedoch erst Ende 2023 präsentiert werden. Voraussichtlich wird dieser einen Emissionshöchstwert für die innerhalb eines Jahres verkaufte Neuwagenflotte der Hersteller enthalten. Dabei sollen neben Pkw auch leichte Nutzfahrzeuge erfasst werden.
Ladeinfrastruktur wird ausgebaut
Ein weiterer Schwerpunkt der National Electric Vehicle Strategy liegt auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Über das "Driving the Nation Program" werden dafür Mittel in Höhe von umgerechnet rund 347 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung gestellt. Zu den geplanten Maßnahmen gehört der Aufbau eines nationalen Ladenetzwerks. Entlang wichtiger Autobahnen sind dabei Stationen in einem durchschnittlichen Abstand von 150 Kilometern geplant.
Bislang ist das Ladenetz vergleichsweise dünn gesät. Nach Angaben des Electric Vehicle Council gab es Ende 2022 rund 2.400 öffentliche Ladestationen in Australien, davon 365 Schnellladestationen. In Deutschland gibt es im Vergleich mittlerweile bereits über 32.000 Ladestationen - dabei ist Australien von der Fläche über zwanzigmal größer als die Bundesrepublik.
Über die Initiative "Hydrogen Highways" wird auch der Bau von Wasserstofftankstellen gefördert. Brennstoffzellen sollen insbesondere bei der Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs zum Einsatz kommen. Ein Beispielprojekt auf diesem Feld ist der geplante "Hume Hydrogen Highway" zwischen Sydney und Melbourne.
Neue Strategie setzt nur geringe finanzielle Anreize
Direkte finanzielle Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos plant die nationale Regierung in Canberra nicht. Um die Preise erschwinglicher zu machen, werden importierte Fahrzeuge im Rahmen des "Electric Car Discount" jedoch von Einfuhrzöllen befreit.
In Deutschland gebaute Elektroautos sind damit zwischenzeitlich gegenüber Verbrennern besser gestellt. Die Verhandlungen über ein geplantes Freihandelsabkommen zwischen Australien und der EU dürften bis Mitte 2023 abgeschlossen werden. Bis zum Inkrafttreten dieses Abkommens sind auf deutsche Verbrennerautos noch Einfuhrabgaben fällig.
Zudem entfällt seit Juli 2022 die mit 47 Prozent sehr hohe "Fringe Benefits Tax". Mit dieser wird ein vom Arbeitgeber gewährter geldwerter Vorteil besteuert. Beide Maßnahmen gelten jedoch nur für Fahrzeuge mit einem maximalen Listenpreis von bis zu 84.619 Australischen Dollar ($A). Über die speziellen zinsvergünstigten Darlehen der Clean Energy Finance Corporation wird der Erwerb von Elektroautos gefördert.
Kaufprämien gibt es nur in einzelnen Bundesstaaten
Im Gegensatz zur nationalen Ebene bringen einzelne Bundesstaaten die Elektromobilität auch mit Kaufprämien voran. Queensland kündigte im April 2023 an, die direkten finanziellen Zuschüsse auf 6.000 $A (rund 4.168 US$) zu erhöhen.
Bundesstaat | Höhe | Voraussetzungen |
---|---|---|
Queensland | 6.000 $A | Maximaler Kaufpreis von 68.000 $A |
Western Australia | 3.500 $A | Maximal 10.000 Fahrzeuge, maximaler Kaufpreis 70.000 $A |
New South Wales | 3.000 $A | Maximal 25.000 Fahrzeuge, maximaler Kaufpreis 68.750 $A |
Victoria | 3.000 $A | Maximal 20.000 Fahrzeuge, maximaler Kaufpreis 68.750 $A |
South Australia | 3.000 $A | Maximal 7.000 Fahrzeuge, maximaler Kaufpreis 68.750 $A |
Andere Staaten wie Tasmanien, das Northern Territory sowie das Australian Capital Territory gewähren in ihren Förderstrategien hingegen ausschließlich Vergünstigungen bei der Stempelsteuer sowie den Zulassungsgebühren.