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Bahrain ist bei der Projektvergabe das Schlusslicht am Golf

Bahrain verzeichnet von allen arabischen Golfstaaten den stärksten Rückgang. Während große Vorhaben in der Planungsphase verharren, brechen die realen Neuvergaben deutlich ein.

Von Heena Nazir | Dubai

Bahrain bleibt 2025 der kleinste Projektmarkt der arabischen Golfstaaten. Nach Angaben der Marktbeobachtungsplattform MEED Projects sank das Volumen neuer Projektvergaben in den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 auf rund 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) – ein Rückgang um 55 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit liegt das Königreich deutlich hinter Oman mit rund 5,5 Milliarden US$ und Saudi-Arabien mit über 80 Milliarden US$ als regionalem Spitzenreiter.

Investitionen konzentrieren sich auf Energie und Transport

Der Energiesektor blieb von Januar bis Oktober 2025 mit knapp 40 Prozent Anteil die wichtigste Branche für Investitionen, vor allem durch Modernisierungen der Bapco-Raffinerie und den Netzausbau im Rahmen des National Energy Plans 2030. Der deutliche Rückgang bei Bau und Wasserprojekten deutet auf eine vorübergehende Vergabepause hin, während mehrere größere Vorhaben neu strukturiert oder finanziell überprüft werden.

Umfangreiche Planung, doch die Umsetzung hinkt

Obwohl die Vergabetätigkeit derzeit schwach ausfällt, verfügt Bahrain über eine umfangreiche Projektplanungen. Laut der Marktbeobachtungsplattform MEED Projects beläuft sich der Gesamtwert aller laufenden und geplanten Vorhaben auf über 49,4 Milliarden US$. Dabei sind sowohl Projekte in frühen Konzept- und Studienphasen als auch in der Bauphase berücksichtigt. Bislang sind jedoch weniger als 2 Prozent der geplanten Vorhaben realisiert – ein klarer Hinweis auf die Lücke zwischen ambitionierten Planungen und begrenzten Umsetzungskapazitäten.

Hohe Staatsverschuldung bremst Investitionen

Die Entwicklung der Projektvergabe hängt eng mit der angespannten Finanzlage des Königreichs zusammen. Mit einer Schuldenquote von über 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) weist Bahrain laut Internationalem Währungsfonds (IWF) von allen Staaten des Golfkooperationsrats (GCC) die höchste Verschuldung auf. Zum Vergleich: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Oman bewegen sich zwischen 30 und 38 Prozent.

Gleichzeitig schreibt Bahrain weiterhin hohe Haushaltsdefizite. Für 2025 und 2026 erwartet der Internationale Währungsfonds jeweils ein Minus von rund 10 Prozent des BIP, etwas höher als in den Vorjahren. Diese Belastungen begrenzen die Möglichkeiten für öffentliche Investitionen und verteuern die Kreditaufnahme.

Seit 2018 unterstützen Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait Bahrain mit einem Hilfsprogramm über 10 Milliarden US$ im Rahmen eines Fiskalkonsolidierungsabkommens. Auch wenn derzeit kein neues Paket angekündigt ist, gilt eine erneute Unterstützung im Bedarfsfall als wahrscheinlich – vorausgesetzt, die Regierung hält ihren Konsolidierungskurs ein. Diese Politik stärkt die Kreditwürdigkeit, reduziert jedoch kurzfristig den finanziellen Spielraum für neue Großprojekte.

Verzögerungen und Änderungen einkalkulieren

Bahrain verfolgt einen deutlich vorsichtigeren Kurs als andere GCC-Staaten. Projekte werden häufig phasenweise vergeben oder erneut geprüft, um ihre finanzielle Tragfähigkeit zu sichern.

Ein Beispiel ist das Bahrain Integrated Public Transport Network, auch bekannt als Metroprojekt. Das rund 7,9 Milliarden US$ teure Vorhaben wird in vier Phasen umgesetzt und soll bis 2030 ein 184 Kilometer langes Metro- und Monorailnetz schaffen. Seit der ersten Ankündigung im Jahr 2008 wurde das Projekt mehrfach überarbeitet. Die Ausschreibungen für die erste Phase – zwei Linien über 28,6 Kilometer mit 20 Stationen – sind bislang noch nicht vergeben. Mehrere internationale Konsortien, darunter Alstom, Siemens, Larsen & Toubro, Webuild und CRRC, wurden vorqualifiziert. Der Baubeginn ist derzeit für Mitte 2026, die Inbetriebnahme für Ende 2030 geplant.

Bahrain – Ausgewählte GroßprojektePlanungsphase
ProjektBrancheProjektstatus

Projektwert (Mrd. US$)

Beschreibung
MoT – New Greenfield AirportTransport, LuftfahrtStudie

10

Planung eines neuen internationalen Flughafens zur Entlastung des Bahrain International Airport.
MoT – Bahrain Integrated Public Transport Network (Masterplan)TransportPräqualifikation Hauptvertrag

5,9

Entwicklung eines integrierten Verkehrsnetzes mit Metro-, Bus- und Straßenbahnverbindungen.
Bapco – Carbon Capture & Storage (CCS) ProjectGas, EnergieStudie

4

Nationales CO₂-Abscheidungs- und Speicherprojekt zur Dekarbonisierung des Energiesektors.
EWA – Sitra Independent Water and Power Plant (IWPP)Energie, WasserHauptvertrags-Bietung

1,5

Bau eines kombinierten Wasser- und Stromkraftwerks zur Versorgungssicherheit.
MoT – Northern Link RoadTransport, InfrastrukturDesignphase

1,3

Neue Hauptverkehrsachse zwischen dem Norden Bahrains und Manama.
MoT – Integrated Public Transport Network: Metro (Masterplan)TransportPräqualifikation Hauptvertrag

0,9

Planung der Metro-Infrastruktur im Rahmen des nationalen Verkehrsmasterplans.
Quelle: MEED Projects, Oktober 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest, Oktober 2025

Qualität gefragt, Präsenz entscheidend

Bahrain bietet deutschen Unternehmen vor allem Einstiegsmöglichkeiten über spezialisierte Nischenmärkte. Das Königreich verfügt über ein liberales Investitionsumfeld, ermöglicht 100 Prozent Auslandsbesitz und zeichnet sich durch eine hohe Rechtssicherheit aus. Deutsche Technologie genießt dabei einen ausgezeichneten Ruf: "Made in Germany steht in Bahrain für Qualität und Zuverlässigkeit", betont Kyriako Zarkadas vom Economic Development Board (EDB) Bahrain im Gespräch mit Germany Trade & Invest.

Doch Qualität hat ihren Preis und "made in Germany" muss man sich in Bahrain auch leisten können. In einem preissensiblen Markt, in dem asiatische Wettbewerber häufig mit staatlich unterstützter Finanzierung auftreten, ist es für den Erfolg deutscher Anbieter essenziell, ihre technologische Exzellenz mit lokaler Anpassung und Kosteneffizienz zu verbinden, erklären Länderexperten. Der Markteintritt ist dabei kein Selbstläufer: Zwar werden öffentliche Ausschreibungen zunehmend digitalisiert, doch – wie auch in den anderen Golfstaaten – bleiben persönliche Kontakte, lokale Präsenz und belastbare Netzwerke zu Entscheidungsträgern entscheidend für den Erfolg.

Vergabeverfahren in BahrainÜberblick
AspektBeschreibung
Regional-Headquarter-/Präsenzpflicht für öffentliche AufträgeKeine Pflicht; ausländische Anbieter können direkt teilnehmen, lokale Präsenz oder Partnerstruktur empfohlen.
Zentrale VergabestellenBahrain Tender Board – zentrale E-Vergabeplattform gemäß Legislative Decree No. 36 of 2002 (Public Procurement Law).
Typische VergabeverfahrenElektronische Ausschreibungen über das Tender Board Portal. Verfahren offen, englischsprachig und transparent.
Besonderheiten für ausländische AnbieterRegistrierung und Präqualifikation beim Tender Board erforderlich; bei großen Projekten häufig Konsortialbeteiligung mit lokalen Partnern.
Lokalisierungsquote / Local ContentKeine gesetzliche Quote; die Regierung verfolgt eine National Procurement Strategy mit Fokus auf lokale Wertschöpfung und KMU-Beteiligung.
Quelle: Bahrain Tender Board, 2025; Legislative Decree No. 36 of 2002; EDB Bahrain Procurement Policy Update, 2024.

Erfolgsfaktoren für deutsche Unternehmen

  • Fokus auf Industrialisierung und Energieeffizienz:
    Bahrain treibt mit seiner Economic Vision 2030 eine gezielte Diversifizierung voran – insbesondere in den Branchen Industrie, Aluminium und Energie.
  • Investorenfreundlich und offen für Kooperationen:
    Im Gegensatz zu Kuwait erlaubt Bahrain 100 Prozent ausländisches Eigentum, eine schnelle Unternehmensgründung und unkomplizierte Aufenthaltsgenehmigungen. Die Economic Development Board (EDB) unterstützt gezielt Investoren. Besonders geschätzt sind Technologieanbieter mit ESG- (Environmental, Social, Governance) und Energieeffizienzprofil.
  • Klein, aber verlässlich – Nischenmarkt mit Qualitätsspielraum:
    Der Markt ist überschaubar, aber stabil – mit hohem Vertrauen in europäische Ingenieurleistungen. Bahrain eignet sich ideal als Pilotmarkt oder regionaler Hub für kleinere deutsche Firmen, die sich mit spezialisierten Lösungen im Golf positionieren wollen – etwa in Abwasserbehandlung, Automatisierung und Industrie-4.0-Anwendungen.

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