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Special | Bangladesch | LkSG | Umsetzungshilfe Risikoanalyse

Verstoß gegen das Verbot von Zwangsarbeit und aller Formen der Sklaverei

Der Länderbericht Umsetzungshilfe Risikoanalyse Bangladesch unterstützt bei der Ermittlung und Vermeidung menschenrechtlicher Risiken gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

(Vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 3 u. 4 LkSG)

Kurzbeschreibung: Indikatoren für Zwangsarbeit sind das Einbehalten von Löhnen, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit des Beschäftigten, das Einbehalten von Ausweisdokumenten, die Schaffung unzumutbarer Arbeits- und Lebensverhältnisse durch Arbeit unter gefährlichen Bedingungen, unzumutbare Unterkünfte, exzessives Maß an Überstunden sowie die Anwendung von Drohungen und/oder Gewalt. Beispiele für Zwangsarbeit sind insbesondere Menschenhandel und Schuldknechtschaft. Das Verbot von Sklaverei umfasst sämtliche Formen von Herrschaftsausübung oder Unterdrückung im Umfeld der Arbeitsstätte, wie die extreme wirtschaftliche Ausbeutung und Erniedrigung.

Gesetzliche Grundlagen

Bangladesch ist Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization; ILO) und hat acht von zehn Kernübereinkommen ratifiziert. Dazu gehören das hier relevante Übereinkommen über Zwangs- oder Pflichtarbeit (ILO-Übereinkommen Nr. 29) sowie das Übereinkommen über die Abschaffung von Zwangsarbeit (ILO-Übereinkommen Nr. 105). Zudem hat Bangladesch das ILO-Protokoll von 2014 zum Übereinkommen Nr. 29 über Zwangsarbeit ratifiziert. Informationen zu Mitgliedschaften in internationalen Abkommen sind in der Datenbank NORMLEX (Information System on International Labour Standards) der ILO verfügbar: Ratifications by country.

Informationen zu einschlägigen nationalen Policies und zum anwendbaren nationalen Recht sind in der Datenbank NATLEX (Database on national labour, social security and related human rights legislation) verfügbar: Browse by country.

Weiterführende Informationen zu Definition und rechtlichen Instrumenten bezüglich des Verbots von Zwangsarbeit und Sklaverei bietet der Praxislotse Wirtschaft & Menschenrechte.

Risiken

Bangladesch ist nach dem Global Slavery Index von 2023, der unter anderem die Verbreitung von Zwangsarbeit und Menschenhandel weltweit bewertet, in der Kategorie "Vulnerability to Modern Slavery" mit 58/100 Punkten bewertet. Je höher der Wert, desto größer fällt das Risiko in Bezug auf Anfälligkeit für Zwangsarbeit aus. Das Land schneidet schlechter ab als der Durchschnitt für die Region Asien-Pazifik (48/100). Betrachtet man nur die südasiatischen Nachbarn, dann liegt Bangladesch fast gleichauf mit Indien und Sri Lanka, die beide einen Länder-Score von 56/100 Punkten erzielen. Nepal schneidet in der Kategorie mit 46/100 Punkten besser ab, während Pakistan mit 80/100 Punkten schlechter bewertet wird.

Der Verfasser der Studie, die Nichtregierungsorganisation Walk Free, schätzt die Zahl der Menschen in Zwangsarbeit und in sklavereiähnlichen Abhängigkeitsverhältnissen in Bangladesch auf 1,2 Millionen. Damit liegt das Land in absoluten Zahlen weltweit auf dem 9. Platz. Bezogen auf die Bevölkerung sind sieben von 1.000 Bangladescherinnen und Bangladeschern in irgendeiner Form von moderner Sklaverei betroffen. Im regionalen Vergleich schneidet das Land damit zwar besser ab als Indien mit acht und Pakistan mit zehn von 1.000 Menschen, aber schlechter als Sri Lanka mit rund sieben und Nepal mit drei von 1.000 Einwohnern.

Zwangsarbeit ist zwar in vielen Wirtschaftsbereichen in Bangladesch zu finden, aber ein besonders hohes Risiko besteht in der Fischverarbeitung, beim Abwracken von Schiffen und bei der Herstellung von Aluminium, Ziegeln, Tee und auch von Bekleidung. Vor allem weibliche Beschäftigte in der Textil- und Bekleidungsindustrie sind Drohungen, Einschüchterungen und sexueller Gewalt ausgesetzt. Eine Studie des Global Fund to End Modern Slavery (GFEMS) von 2022 über Beschäftigte im informellen Bekleidungssektor ergab, dass 86 Prozent von ihnen die Kriterien für Zwangsarbeit erfüllten, wobei Frauen und Binnenmigranten überproportional betroffen waren.

Zudem werden Kinder unter anderem in Ziegeleien und beim Trocknen von Fisch ausgebeutet. In einer weiteren GFEMS-Studie über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit in acht Niedriglohnsiedlungen in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka berichteten mehr als zwei Drittel der 764 befragten Kinder, dass sie am Arbeitsplatz misshandelt oder ausgebeutet wurden. Das schließt Drohungen und verbalen, körperlichen und sexuellen Missbrauch ein, was auf eine Situation moderner Sklaverei hindeutet.

Angehörige der Rohingya-Volksgruppe sind häufig von Menschenhandel zum Zwecke der Zwangsarbeit betroffen. Frauen und Mädchen sind gefährdet, aus Flüchtlingslagern in die Fischverarbeitung und als Hausangestellte verschleppt zu werden. Männer werden Berichten zufolge zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft und im Baugewerbe herangezogen. Häufig werden sie oder ihre Kinder in Form von Schuldknechtschaft (bonded labour) ausgebeutet, weil sie Kredite aufgenommen haben, die auf diesem Weg abbezahlt werden müssen.

Um mögliche Zwangsarbeitsrisiken in anderen Branchen in Bangladesch zu ermitteln, können Unternehmen auf den CSR Risiko-Check zurückgreifen.

Präventions- und Abhilfemaßnahmen

Zur Erkennung von moderner Sklaverei hat unter anderem das Global Compact Netzwerk Deutschland einen eigenen Leitfaden veröffentlicht, der auch Lösungsansätze schildert. Das Arbeitsministerium der USA veröffentlicht zudem jährlich eine aktuelle Liste, für welche Produkte in Bangladesch Berichte über moderne Sklaverei und Kinderarbeit vorliegen.

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreut über ihr Büro in Dhaka Programme zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Industrie sowie zur Einhaltung von Menschenrechten und Sozialstandards, insbesondere in der Bekleidungs- und Lederindustrie. Speziell für den Textil- und Bekleidungssektor unterstützt das Bündnis für nachhaltige Textilien Unternehmen bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten in der Lieferkette. Das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf prüft systematisch, ob Unternehmen Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren textilen Lieferketten übernehmen. Das Netzwerk der Responsible Business Helpdesks (RBH) stellt in ausgewählten Partnerländern Informations- und Beratungsdienste sowie Trainings rund um das Thema menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten für lokale Produzenten und Stakeholder bereit. Partnerorganisationen für den RBH Bangladesch sind die lokalen Textilverbände BGMEA und BKMEA.

Die Nichtregierungsorganisation Walk Free würdigt zwar in ihrer Länderanalyse im Rahmen des Global Slavery Index die Bemühungen der bangladeschischen Regierung, gegen Zwangsarbeit und Sklaverei vorzugehen. Sie sieht aber vor allem bei der Umsetzung der Gesetzgebung, bei der Durchsetzung von Gegenmaßnahmen und der Verhängung von Strafen durch die Behörden weiterhin Defizite. Das Department of Inspection for Factories and Establishments (DIFE) überwacht die Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften in Unternehmen. Dazu zählt auch die Überprüfung hinsichtlich des Einsatzes von Zwangsarbeit in den Firmen.

Die Nichtregierungsorganisation KnowTheChain hat einen Ressourcen- und Handlungsleitfaden zur Erkennung und Verhinderung von Zwangsarbeit in der Bekleidungs- und Schuhbranche erstellt. Auch der OECD-Leitfaden zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten in der Bekleidungs- und Schuhwarenindustrie bietet Unternehmen, die in Bangladesch in diesen Branchen aktiv sind, eine Hilfestellung, um die Due-Diligence-Empfehlungen aus den OECD-Leitsätzen in ihren Lieferketten zu erkennen und umzusetzen, damit negative Auswirkungen, die durch ihre Geschäftstätigkeiten entstehen können, vermieden beziehungsweise abgestellt werden.

Die Gefahr von Zwangsarbeit in der Lieferkette steigt durch die Vergabe von Unteraufträgen an kleinere Fabriken, die nicht oder kaum inspiziert werden. Dies geschieht oft, wenn sich Vereinbarungen über Volumen oder Lieferzeit ändern. Die Arbeitsbedingungen sind hier im Allgemeinen schlechter als in kontrollierten Fabriken.

Für die Identifizierung von Zwangsarbeit vor Ort steht die Eliminating and Preventing Forced Labour: Checkpoints app der ILO zur Verfügung. Für den Austausch von Unternehmen in Lieferketten zur Eliminierung von Zwangsarbeit bietet sich das Global Business Network on Forced Labour an. Weiterführende Informationen zu Präventions- und Abhilfemaßnahmen hinsichtlich des Verbots der Beschäftigung von Personen in Zwangsarbeit und Sklaverei können über den Praxislotsen Wirtschaft & Menschenrechte unter den Unterseiten Zwangsarbeit im Sorgfaltsprozess adressieren und Arbeitszeiten im Sorgfaltsprozess adressieren eingesehen werden.

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