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Special | Brasilien | LkSG | Umsetzungshilfe Risikoanalyse

Verstoß gegen das Verbot von Kinderarbeit

Der Länderbericht Umsetzungshilfe Risikoanalyse Brasilien unterstützt bei der Ermittlung und Vermeidung menschenrechtlicher Risiken gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

(Vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 1 u. 2 LkSG)

Kurzbeschreibung: Verbot der Beschäftigung eines Kindes unter dem zulässigen Mindestalter. Das zulässige Mindestalter richtet sich grundsätzlich nach dem Recht des Beschäftigtenortes und darf ein Alter von 15 Jahren nicht unterschreiten. Ausnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich (vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 1 LkSG). Darüber hinaus sind schlimmste Formen der Kinderarbeit verboten. Hier sind vor allem Sklaverei und sklavereiähnliche Praktiken sowie Arbeiten gemeint, die für die Gesundheit, Sicherheit oder Sittlichkeit des Kindes schädlich sind.

Gesetzliche Grundlagen

Brasilien ist Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization; ILO) und hat acht von zehn Kernübereinkommen ratifiziert. Dazu gehören die hier relevanten Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung (ILO-Übereinkommen Nr. 138) und über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit (ILO-Übereinkommen Nr. 182). Die jeweiligen nationalen gesetzlichen Vorgaben für das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung der Mitgliedstaaten des Übereinkommens Nr. 138 der ILO sind in der Datenbank NORMLEX abrufbar: Übersicht. Das gesetzlich festgelegte Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung liegt in Brasilien bei 16 Jahren. Informationen zu Mitgliedschaften in internationalen Abkommen sind in der Datenbank NORMLEX (Information System on International Labour Standards) der ILO verfügbar: Ratifications by country.

Grundlage zur Abschaffung der Kinderarbeit in Brasilien ist die Formulierung der Rechte von Kindern und Jugendlichen von 1990. Seitdem wurde das Estatuto da Criança e do Adolescente (ECA) mehrfach überarbeitet. Heute ist ab dem 14. Lebensjahr eine Lehre als "aprendiz" zulässig, ab dem 16. Lebensjahr die formelle Beschäftigung und ab dem 18. Lebensjahr eine Beschäftigung in gefährlichen oder gesundheitsschädigenden Tätigkeiten beziehungsweise in Nachtarbeit. Laut der Informationsplattform SmartLab des Arbeitsministeriums Ministério do Trabalho e Emprego (MTE) verfügten 2019 3.654 der insgesamt 5.570 Städte und Gemeinden über politische Richtlinien zur Abschaffung von Kinderarbeit. Informationen zu einschlägigen nationalen Policies und zum anwendbaren nationalen Recht sind in der Datenbank NATLEX (Database on national labour, social security and related human rights legislation) der ILO verfügbar: Browse by country.

Weiterführende Informationen zu Definition und rechtlichen Instrumenten bezüglich des Verbots von Kinderarbeit bietet der Praxislotse Wirtschaft & Menschenrechte.

Risiken

Brasilien belegt nach dem Children's Rights Atlas von 2018 den Workplace Index 3,7/10 Punkten. Beurteilt werden rechtliche Rahmenbedingungen, deren administrative Durchsetzung und Ergebnisindikatoren, darunter Anteil und Prävalenz von Kinderarbeit. Der Children's Rights and Business Atlas orientiert sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Je höher der Länder-Score ausfällt, desto höhere Anforderungen sind an die gebotene Sorgfalt von Unternehmen zu stellen, um die Rechte der Kinder zu respektieren und zu unterstützen.

Bei einem soliden Rechtsrahmen (Legal Framework: 2,1/10) mangelt es insbesondere an der Durchsetzungskraft (Enforcement: 5,1/10) aufgrund einer unzureichenden Arbeitsaufsicht durch die Behörden. Der Bewertung der dritten Unterkategorie (Outcomes: 3,7/10) liegt eine erhebliche Anzahl von Berichten über die schlimmsten Formen von Kinderarbeit (10/10) zu Grunde, sowie tödliche Arbeitsunfälle in gefährlichen Beschäftigungen (9/10).

Brasilien wird anhand des Workplace Index schlechter eingeschätzt als die regionalen Vergleichsländer Chile (2,5/10) und Uruguay (3,5/10), aber besser als Kolumbien (4/10), Argentinien (4,1/10), Peru (4,2/10) und die USA (4,4/10) sowie besser als Mexiko (4,6/10), Paraguay (4,9/10) und Bolivien (5/10).

Kinderarbeit ist insbesondere in der Landwirtschaft zu finden. Gerade in der Altersklasse zwischen fünf und neun Jahren sind Kinder fast ausschließlich im Agrarsektor tätig, hauptsächlich in der Vieh- und Geflügelzucht sowie im Anbau von Mais, Maniok und Gemüse. Im Industriesektor sind Mode und Bekleidung und im Dienstleistungssektor der Einzelhandel und Lieferdienste Risikobranchen für Kinderarbeit.

Um mögliche Kinderarbeitsrisiken in anderen Branchen Brasiliens zu ermitteln, können Unternehmen auf den CSR Risiko-Check zurückgreifen.

Präventions- und Abhilfemaßnahmen

Die Auslandshandelskammern in São Paulo, Rio de Janeiro und Porto Alegre (AHKn) bieten Informationen und Schulungen zum LkSG in portugiesischer Sprache an und unterstützen deutsche Unternehmen bei der Suche nach Partnern für Risikoanalysen und Audits.

Für Präventions- und Abhilfemaßnahmen im Bereich Kinderarbeit in Unternehmen steht die Eliminating and Preventing Child Labour: Checkpoints app der ILO zur Verfügung. Für den Austausch von Unternehmen in Lieferketten und dem Aufsetzen gemeinsamer Programme bietet sich die Child Labour Plattform an. Weiterführende Informationen zu Präventions- und Abhilfemaßnahmen hinsichtlich des Verbots von Kinderarbeit können über den Praxislotsen Wirtschaft & Menschenrechte unter Kinderarbeit im Sorgfaltsprozess adressieren eingesehen werden.

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