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Special | Chile | Global Gateway

Global Gateway öffnet sich nach Chile

Die Europäische Union verstärkt die Kooperation mit dem rohstoff- und energiereichen Chile. Hierfür stellt sie Millionenbeträge bereit. Auch deutsche Firmen sind antragsberechtigt. (Stand: 29.09.2023)

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Lieferengpässe bei Gas, politische Risiken im Handel mit China und die angestrebte Energiewende - Europa steht vor großen Herausforderungen. Und braucht neue Partner. Eine erste Adresse ist das demokratisch ausgerichtete Chile mit seinen gewaltigen Lithium- und Kupfervorkommen sowie exzellenten Bedingungen zur Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom.

In den vergangenen Monaten haben die Europäische Union und der Andenstaat bereits erste Vereinbarungen getroffen. Während eines Besuchs in Santiago de Chile unterzeichneten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der chilenische Staatspräsident Gabriel Boric im Juni 2023 zwei Abkommen zu grünem Wasserstoff:

  • Team Europe Projekt für die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Chile (spanisch: Proyecto Team Europe para el Desarrollo de Hidrógeno Renovable en Chile)
  • Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile (spanisch: Fondo Team Europe de Hidrógeno Renovable en Chile)

Nun soll die Zusammenarbeit weiter konkretisiert werden. Hierzu findet am 25. und 26. Oktober 2023 in Santiago de Chile der 5. Chile-Lateinamerika-Gipfel zu grünem Wasserstoff statt (5th Green Hydrogen Summit Chile LAC 2023).

Auf diesem Gipfel wird die chilenische Entwicklungsagentur Corfo in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für den Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile vorstellen.

Team Europe in Chile
Team Europe Projekt für die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Chile

Programm zur technischen Unterstützung, um die Bedingungen für die Förderung einer grünen und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in Chile zu verbessern.

 

Finanzierung: EU, Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK, jeweils 4 Mio. Euro).

 

Durchführer: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GIZ) in Kooperation mit dem chilenischen Energieministerium.

 

Zuständig für die Erstellung von Studien ist die spanische Entwicklungsgesellschaft AECID.

Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile

Gemeinsame Initiative der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unter der Leitung der Delegation der Europäischen Union.

 

Der Fonds kombiniert einen Zuschuss von 16,5 Mio. Euro aus der Investitionsfazilität der EU für Lateinamerika und die Karibik (EU LACIF) mit jeweils 100 Mio. Euro an Darlehen der EIB und der KfW.

 

Die ersten Gelder sollen ab 2024 – in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen, zinsvergünstigten Krediten oder Kreditgarantien – ausgereicht werden. Ziel ist die Stärkung der Energiesicherheit, sowohl in der EU als auch in Chile.

Quelle: EU-Delegation in Chile 2023

Vom Abkommen zu grünem Wasserstoff können auch deutsche Firmen profitieren

Zur Förderung von Projekten im Bereich grüner Wasserstoff in Chile stehen insgesamt rund 216 Millionen Euro bereit, die die EU beziehungsweise ihre Partner – in diesem Fall die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beziehungsweise die Europäische Investitionsbank (EIB) – im Rahmen der Global-Gateway-Initiative der EU investieren wollen. Antragsberechtigt sind auch Vorhaben deutscher Firmen oder Gemeinschaftsprojekte wie zum Beispiel Haru Oni, eine Pilotanlage im Süden Chiles zur Produktion von eFuels, an der auch Siemens Energy und Porsche beteiligt sind.

Ferner bereiten die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank Kreditprogramme für die Förderung von Projekten in den Bereichen erneuerbare Energie und grüner Wasserstoff für Chile vor, sodass das Land mit Zuflüssen von insgesamt bis zu 1 Milliarde US-Dollar rechnen kann.

Strategisches Rohstoffabkommen muss weiter konkretisiert werden

Darüber hinaus schlossen Vertreter der EU und Chiles im Juli 2023 in Brüssel eine Absichtserklärung über eine strategische Rohstoffpartnerschaft ab. Die Unterzeichnung fand am Rande des Gipfeltreffens mit 33 lateinamerikanischen Staaten statt. Die Europäer erhoffen sich vor allem Zugang zu den umfangreichen Lithiumvorkommen Chiles; Chile möchte neben dem Abbau vor allem seine Wertschöpfungskette nach oben erweitern. Weitere Konkretisierungen stehen indessen noch aus.

Auf deutscher Ebene besteht schon seit zehn Jahren eine bilaterale Vereinbarung zwischen beiden Regierungen zur engen Kooperation im Bereich Bergbau und Rohstoffe, die im Januar 2023 als Deutsch-Chilenische Partnerschaft für Bergbau, Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft erweitert und aktualisiert wurde. Das Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe an der AHK in Santiago steht als Anlaufstelle für Unternehmen, aber auch für Fach-, Bildungs- und Forschungsinstitutionen bereit.

Global Gateway – die partnerschaftliche Alternative zur Neuen Seidenstraße

All diese Vorhaben sind Elemente der europäischen Global-Gateway-Initiative. Mit ihrem "Tor zur Welt" setzt die EU seit 2021 dem chinesischen Konzept der "Neuen Seidenstraße" eine nachhaltige und partnerschaftliche Alternative ohne versteckte Abhängigkeiten entgegen. Gleichzeitig will sie sich selbst geopolitisch besser positionieren.

Unterfüttert werden soll Global Gateway bis 2027 durch Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern von bis zu 300 Milliarden Euro. Davon sollen mehr als 45 Milliarden Euro nach Lateinamerika fließen, so die EU-Kommission. Generelle Schwerpunkte bilden die Bereiche Digitales, Energie und Klima, Transport, Gesundheit, Bildung und Forschung.

Breite Nutzungsmöglichkeiten für das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus

In Chile spielt neben Wasserstoff und Lithium der Bereich Digitales eine hervorragende Rolle. So unterstützt die EU die renommierte Universidad de Chile mit 4 Millionen Euro bei der Auswertung von Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Denn während die Nutzer unentgeltlichen Zugriff auf die riesigen Mengen an Daten der satelliten-, boden-, luft- und seegestützten Messsysteme haben, erfolgt die Verarbeitung der Daten nicht kostenlos.

Mit den Mitteln will die Universität einen Daten-Hub für die gesamte Region Lateinamerika und Karibik aufbauen. Anwendungsmöglichkeiten wären unter anderem:

  • die Lokalisierung günstiger Standorte für Meerwasserentsalzungsanlagen (Orte, an den möglichst wenige Fische oder Wale leben)
  • Katastrophenmanagement
  • Erforschung des Klimawandels
  • Unterstützung von Wiederaufforstungsmaßnahmen
  • Grundwasser-Mapping für fragile Salare bei der Ausbeutung von Lithium.

EllaLink – die digitale Datenautobahn zwischen Europa und Lateinamerika

Eine zentrale Rolle kommt hierbei EllaLink zu. Seit 2021 verbindet das Telekommunikations-Seekabel die Stadt Fortaleza im Nordosten Brasiliens mit Sines in Portugal. Das von der EU im Rahmen des BELLA-Programms mit 26,5 Millionen Euro kofinanzierte optische Kabel ist die erste direkte Datenverbindung mit hoher Kapazität zwischen den beiden Kontinenten. EllaLink schafft somit die Voraussetzung dafür, dass Copernicus-Daten schnell und günstig bis nach Chile gelangen.

Generell soll BELLA die Möglichkeiten für den wissenschaftlichen, akademischen und kulturellen Austausch erweitern. Im Rahmen von Global Gateway soll die Nutzung kontinuierlich ausgebaut werden.

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