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Bergbauprojekte in Ecuador nehmen Fahrt auf
Obwohl nur 6 Prozent des Landes für den Bergbau ausgewiesen sind, machen wichtige Vorhaben deutliche Fortschritte. Gleichzeitig sorgen neue Pläne der Regierung für Unsicherheit.
11.08.2025
Von Janosch Siepen | Bogotá
Bislang gibt es in Ecuador nur zwei Großminen. Das dürfte sich mittelfristig ändern. Denn es häufen sich Nachrichten über neue Projekte, die Investitionen anziehen – und damit auch Chancen für den Export deutscher Technologien bieten.
Schlüsselprojekte schreiten voran
Der Informationsdienstleister BNamericas geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren mit dem Bau von acht Bergbauprojekten für insgesamt knapp 11 Milliarden US-Dollar (US$) begonnen wird. 1) Die Mine Curipamba-El Domo (Gold, Silber, Kupfer) soll im September 2025 in den Bau gehen. 2) La Plata (Kupfer, Silber, Zink) soll 2026 folgen. 3) Der Konsultationsprozess für Loma Larga (Gold, Kupfer, Silber) wurde abgeschlossen und eine Umweltlizenz erteilt. 4) Das Kupfer-Vorhaben Warintza erhielt im Mai 2025 Finanzierungszusagen für technische Studien und soll Anfang 2027 mit dem Bau beginnen.
5) Das Gold-Kupfer-Projekt Cangrejos ist im Juni 2025 von der kanadischen Lumina Gold an das chinesische Bergbauunternehmen CMOC verkauft worden. Beobachter werten das als Zeichen des Vertrauens in den Standort Ecuador. CMOC drückt aufs Gas und hat sich laut Medienberichten die kommerzielle Nutzung 2028 zum Ziel gesetzt. Ein anderes chinesisches Unternehmen, Jiangxi Copper, erwarb Anteile an SolGold aus Australien. 6) Auch die Australier wollen den Betriebsbeginn ihres Cascabel-Projekts (Gold, Kupfer, Silber) beschleunigen. Weitere Vorhaben sind 7) die Erweiterung der Mirador-Kupfermine und 8) das Bergwerk Panantza-San Carlos (Kupfer, Gold, Silber).
Der Bergbau macht derzeit knapp 2 Prozent des ecuadorianischen Bruttoinlandsprodukts aus. Mit den zusätzlichen Minen werde dieser Anteil 5 Prozent übersteigen, so Experten. Langfristig könnte der Bergbau den Ölsektor bei den Exporten des Landes übertreffen.
Große Menge an Technologie wird benötigt
In den kommenden Jahren wird eine breite Palette an Technologien benötigt. Dazu zählen geophysikalische Messgeräte, Ausrüstung für Probebohrungen und seismische Untersuchungen. Auch Automatisierungstechnik, Prozesssteuerungssysteme und Software zur geologischen Modellierung spielen eine wichtige Rolle.
Es werden Baumaschinen, Lüftungsanlagen, Pumpen, Systeme zur Umweltüberwachung und Sensorik gebraucht. Hinzu kommt moderne Sicherheitstechnik – etwa Grubensicherheitslösungen, Gasdetektoren, Überwachungssysteme.
Ecuadors Präsident Daniel Noboa hat im Juni 2025 per Dekret 32 angeordnet, dass Betreiber großer Bergbauprojekte deren Versorgung mit Strom ab Ende 2026 selbstständig sicherstellen müssen. Daher wird künftig Technologie für Energieerzeugung stärker nachgefragt, etwa für den Bau von Wasserkraftwerken und Übertragungsleitungen. So wird das Projekt Cangrejos laut Angaben des Bergbauministeriums in Quito bis zu 170 Megawatt Leistung benötigen, das Warintza-Projekt 250 Megawatt. Da die Infrastruktur in Ecuador oft unzureichend ist und die Topografie eine Herausforderung, erfordert der Bau von Zufahrtstraßen und Tunneln eine entsprechend spezialisierte Ausrüstung.
Regierungspolitik sendet gemischte Signale
Ecuador hat den seit Ende 2023 amtierenden Übergangspräsidenten Daniel Noboa im April 2025 für eine reguläre Amtszeit gewählt. Sie reicht bis 2029. Seit der Vereidigung des bergbaufreundlichen Präsidenten herrscht Aufbruchstimmung in der Wirtschaft – nicht zuletzt auch im Bergbau. Das für den Sektor zuständige Regierungsressort Ministerio de Energia y Minas hat angekündigt, die Fläche der Bergbaukonzessionen verdoppeln zu wollen. Dabei erleichtert die Regierungsmehrheit im Parlament die Umsetzung neuer Gesetze. In den acht Jahren zuvor sind durch fehlende Mehrheiten politische Vorhaben oft ausgebremst worden.
Auch die geplante, gestaffelte Wiedereröffnung des Bergbaukatasters macht große Hoffnung. Dieses Konzessionsregister wurde 2018 geschlossen. Seitdem sind keine neuen Bergbaukonzessionen ausgestellt worden. Durch die Wiedereröffnung in den kommenden Monaten soll sich das ändern.
Neue Gebühr bringt Branche in Aufruhr
Doch sorgte im Juni 2025 dann die Einführung einer neuen Gebühr für Bergbaukonzerne zur Bekämpfung des illegalen Abbaus von Rohstoffen (Resolution Nr. Arcom-003/25) für viel Kritik aus der Industrie. Beobachter befürchten gerade in der Explorationsphase ausufernde Kosten für Projekte, die diese unrentabel machen könnten. Laut Schätzungen kann die Gebühr jährliche Projektbudgets oder den Marktwert von kleineren Unternehmen übersteigen. Ein großes Unternehmen muss demnach in der Förderphase voraussichtlich den Gegenwert von 100 Prozent des monatlichen Mindestlohns (470 US$ im Jahr 2025) pro Hektar Konzessionsgebiet zahlen. Im internationalen Vergleich wären die Kosten damit deutlich höher als in anderen Bergbauländern wie Argentinien, Chile oder Peru – was langfristig die Attraktivität des Standorts Ecuador gefährden könnte.
Infolge des Regierungsplans sind unter anderem die ecuadorianische Bergbaukammer (Cámara de Minería del Ecuador, CME) und das australische Unternehmen Hancock vor das Verfassungsgericht des Landes gezogen. Mit einem Urteil ist frühestens in sechs Monaten, spätestens in zweieinhalb Jahren zu rechnen. Bis dahin leidet das Geschäftsvertrauen, und die Bergbauinvestitionen könnten sich verlangsamen. Die acht Schlüsselprojekte würden allerdings nicht behindert, so Beobachter.
Alte Hürden bestehen weiterhin
Abseits der aktuellen Regierungspläne bremsen zudem strukturelle Probleme neue Investitionen. Eine der größten Hürden für den Bergbau in Ecuador sind langwierige Genehmigungsprozesse. Veraltete Normen, fehlende technische Kenntnisse und ein häufiger Wechsel von Personal in Institutionen gehören zu den Gründen. Der Erhalt einer Umweltlizenz dauert Experten zufolge mindestens drei Jahre. Auch Fälle von sechs Jahren sind bekannt. Zudem können Volksentscheide und lokale Gerichte Projekte in Ecuador leicht behindern.