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Special | EU | Rohstoffsicherung

EU baut Rohstoffrecycling bis 2030 aus

Vor allem durch den Boom der Elektromobilität eröffnet sich ein neues Geschäftsfeld.

Von Flérida Regueira Cortizo, Detlef Gürtler | Berlin

Für den Bau eines Elektroautos werden etwa sechsmal so viel kritische Rohstoffe benötigt wie für ein Auto mit Verbrennungsmotor. Das liegt in erster Linie am Metallbedarf für die Batterien. Ähnlich bei erneuerbaren Energien: Pro Megawatt installierter Kapazität benötigen Windkraftwerke fünf- bis zehnmal mehr kritische Rohstoffe als ein Gaskraftwerk. 

Angesichts der steigenden Nachfrage nach kritischen Rohstoffen wird es immer wichtiger, Rohstoffe aus Gebrauchtprodukten und Abfallströmen zurückzugewinnen. Deshalb betont die Europäische Union in ihrem neuen Critical Raw Materials Act die bessere Erfassung von Recyclingrohstoffen und den Ausbau der Kreislaufwirtschaft. 

Resilientes Recycling: Deutsche Rohstoffstrategie

Die rasante Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland wird durch die eigene nationale Rohstoffstrategie unterstützt. Diese betont den sparsamen Umgang mit Ressourcen durch intelligentes Produktdesign, Ersatzmaterialien und höhere Recyclingquoten. 

Im Eckpunktepapier zu einer nachhaltigen und resilienten Rohstoffversorgung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von Anfang 2023 heißt es: "Ein intelligenter und sparsamer Einsatz von Rohstoffen durch Produktdesign, kaskadierte Nutzung, Ressourceneffizienz, Recycling und Substitution stellt eine wichtige Säule der deutschen Rohstoffstrategie dar."

Die Dialogplattform Recyclingrohstoffe fördert eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor. Ein Ergebnis ihrer Arbeit ist der Metall-Recycling-Atlas, den die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) Ende 2023 veröffentlicht hat. Für 14 Industriemetalle hat die DERA alle in Deutschland im Recycling tätigen Unternehmen zusammengetragen - mit Technologien, Kapazitäten und Kontaktdaten. Im Jahr 2024 soll der Atlas um weitere Industriemetalle ergänzt werden.

Zur Dialogplattform Recyclingrohstoffe

Zum Metall-Recycling-Atlas

Heavy Stuff: Recycling von Industriemetallen

Bei einigen Rohstoffen werden in Deutschland bereits Recyclingquoten von über 50 Prozent erreicht. Dies gilt insbesondere für die Massenströme metallischer Abfälle aus Kupfer, Eisen oder Aluminium und teils für mineralische Bauabfälle. 

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Der gesamte prozentuale Materialanteil, der durch Recycling im Kreislauf gehalten wird, beträgt in Deutschland allerdings aktuell nur 13 Prozent (Platz 6 in der EU). Die Recyclinganteile in der Produktion (End of life recycling input rate) liegen nur bei drei kritischen Rohstoffen über 30 Prozent: Kupfer, Wolfram und Aluminium. Das ergab eine Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2023. Selbst bei einem Edelmetall wie Platin trägt Recycling nur 12 Prozent zur Neuproduktion bei; bei Lithium sind es 0 Prozent. 

Bei vielen Rohstoffen haben die geringen Rückgewinnungsquoten auch mit dem Markthochlauf zu tun. Das gilt insbesondere für Metalle wie Lithium, die für Batterien von Elektroautos benötigt werden. Bis in nennenswertem Umfang gebrauchte Batterien aus dem E-Auto-Boom im Recycling landen, werden ein paar Jahre vergehen.

Zu FutuRaM - Wissensbasis zur Verfügbarkeit und Verwertbarkeit von Sekundärrohstoffen, mit Schwerpunkt auf kritischen Rohstoffen

Vision 2031: Europas Quotenziele für Batterierecycling

Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet mit einem massierten Aufkommen ausgedienter Batterien ab etwa 2030. Umso sinnvoller ist es, von Beginn an die möglichst komplette Rückgewinnung der eingesetzten kritischen Rohstoffe anzustreben. Deshalb unterstützt die Bundesregierung das von der EU-Kommission im Aktionsplan Kreislaufwirtschaft vorgeschlagene Ziel, den Einsatz von Recyclingmaterial bis 2030 zu verdoppeln.

Es gibt gleich eine ganze Reihe von sehr ehrgeizigen Zielen, die die Europäische Kommission daraus ableitet – im Rahmen des CRMA genauso wie in der europäischen Batterieverordnung. Diese legt im Zeitraum bis 2036 mehr als ein Dutzend Quoten fest: vom Anteil gesammelter Altbatterien bis zu Recyclinganteilen bei Neubatterien. Während sonst Recyclingquoten meist als wirtschaftliches Hemmnis eingeschätzt werden, tragen sie in diesem Fall zum Wachstum einer neuen Branche bei, die sich gerade um das Batterierecycling herum organisiert. 

Zum Kompetenzcluster Recycling & grüne Batterie

Giga-Recyclingfactories: Eine ganze Industriebranche entsteht neu

Die dynamisch wachsende Verfügbarkeit von Inputmaterial macht Europa und nicht zuletzt auch Deutschland zu einem attraktiven Standort für Investitionen in die Rohstoffrückgewinnung.

Das Recycling kritischer Materialien aus ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien kann den Bedarf an Primärrohstoffen nachhaltig senken. Schätzungen für den europäischen Markt zufolge senkt die Rückgewinnung aus Batterien die Nachfrage nach Lithium, Kobalt und Nickel in den kommenden Jahren um durchschnittlich mehr als 20 Prozent.

Asien dominiert heute sowohl in der gesamten Rohstoffwertschöpfungskette als auch im Batterierecycling. Allein China beherbergt über die Hälfte der weltweiten Recyclingkapazität. Doch Europa erzielt Fortschritte bei der Förderung des Wachstums der heimischen Recyclingindustrie. Prognosen gehen davon aus, dass die Kapazität europäischer Recyclinganlagen von 140 Kilotonnen pro Jahr (im Jahr 2023) bis 2030 auf 400 Kilotonnen pro Jahr ansteigen wird. 

In der EU hat sich Deutschland zu einem Hauptstandort für das Batterierecycling entwickelt. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Sicherung der Rohstoffversorgung. Angesichts der Risiken und Kosten, die mit dem Transport von Altbatterien und Altmaterialien verbunden sind, ist die Nähe zu den Inputmärkten von zentraler Bedeutung. 

Der Hochlauf der deutschen Batterieproduktion mit angekündigten Gigafactory-Kapazitäten von 500 Gigawattstunden bis 2035 wird Batterierecyclern Zugang zu Altmaterial aus der Zellproduktion verschaffen. Langfristig dürften sich die Rückgewinnungskapazitäten parallel zur Nutzung von Elektrofahrzeugen entwickeln.

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