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Branche kompakt | Frankreich | Energiewirtschaft

Erneuerbare Energien treffen in Frankreich auf Gegenwind

Frankreich hat sich zum Ziel gesetzt, erneuerbare Energien auszubauen. Doch die Branche kämpft mit mangelnder Akzeptanz und schwerfälligen Genehmigungsverfahren.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Ausblick der Energiewirtschaft in Frankreich

Bewertung:

  • Nuklearstromerzeugung soll weiter ausgebaut werden.
  • Starker Ausbau erneuerbarer Energien im Jahr 2024.
  • Entwurf der neuen Energieplanung senkt Ausbauziele für erneuerbare Energien ab.
  • Wachsende Ablehnung erneuerbarer Energien in Bevölkerung und Politik.
  • Energieeffizienz gewinnt angesichts der im internationalen Vergleich hohen Strompreise an Bedeutung.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2025

  • Politische Ziele

    Frankreich will dekarbonisieren und setzt auf Strom. Ein Strommix aus Nuklearstrom und erneuerbaren Energien soll die Elektrizität der Zukunft liefern. 

    Frankreich will bis 2050 aus fossilen Energieträgern aussteigen und CO2-Neutralität erreichen. Dies erfordert die weitgehende Elektrifizierung sämtlicher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bereiche. 

    Dafür benötigt das Land in Zukunft mehr Strom. Der Ausbau beziehungsweise Nachbau seiner Nuklearkapazitäten sowie der Ausbau erneuerbarer Energien soll das Land von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Gas unabhängig machen. Der Entwurf des wesentlichen Lenkungsinstruments der französischen Energieplanung, die Programmation Pluriannuelle Energétique 3 (PPE3), gibt die Richtung vor. Die Stromproduktion soll bis 2050 auf 650 bis 750 Terawattstunden niedrigkarbonisierter Energie angehoben werden. Dies entspricht einer Produktionssteigerung gegenüber 2024 von 30 bis 49 Prozent. 

    Allein eine steigende Stromproduktion aber wird nicht ausreichen, will Frankreich seine Dekarbonisierungsziele erreichen. Daher setzt das Land auch auf eine Steigerung der Energieeffizienz in Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft. Bis 2050 soll der Gesamtenergieverbrauch um 40 Prozent gegenüber 2022 sinken.

    Die Umsetzung aber stößt in Frankreich auf praktische Probleme. Der Ausbau erneuerbarer Energien leidet darunter, dass das maßgebliche Planungsinstrument, die Programmation Pluriannuelle de l’Énergie, voraussichtlich erst im Spätsommer 2025 erlassen werden wird, mit mehr als zwei Jahren Verzögerung. Zudem sinkt die Akzeptanz des Ausbaus erneuerbarer Energien in breiten Teilen der Bevölkerung. Und Genehmigungsprozesse bleiben trotz gesetzlicher Neuregelungen, die Verfahren beschleunigen sollen, langwierig und komplex. Auch der Ausbau der Kernenergie gestaltet sich schwieriger, vor allem aber teurer als gedacht.

     

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Markttrends

    Frankreich setzt für seine Energiezukunft auf Nuklearkraft, aber auch auf erneuerbare Energien. Die Netzinfrastruktur muss angesichts neuer Anforderungen saniert werden.

    Frankreich muss die Elektrifizierung von Wirtschaft und Gesellschaft vorantreiben, will es sein Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 erreichen. Um hierfür auch in Zukunft genug Strom zu haben, setzt das Land auf die Säulen Energieeinsparung und Energieeffizienz sowie den Ausbau von Nuklear- und erneuerbaren Energien. Auch der Netzausbau steht auf der Agenda. 

    Neue Atommeiler sollen das alternde Nuklearnetz zum Strahlen bringen

    Nuklearkraft ist der wichtigste Pfeiler des französischen Strommix. Im Jahr 2025 sind 57 Atommeiler mit einer Gesamtkapazität von 63 Gigawatt und einer Produktion von rund 360 Terawattstunden am Netz. Damit stellt Atomkraft 67 Prozent der Stromerzeugung des Landes. Allerdings steht das Kernenergienetz vor dem Generationenwechsel. 66 Atommeiler alter Generation sind in ihren letzten Laufzeitjahren und werden ab 2035, verstärkt ab 2040 vom Netz gehen. Um Ersatz zu schaffen, hat Präsident Macron 2022 ein neues Atomprogramm aufgelegt. Danach sollen zunächst sechs EPR2-Atommeiler, später weitere acht Atomkraftwerke zugebaut werden. Zudem schiebt Frankreich die Entwicklung von kleinen, modularen Reaktoren an.  

    Der Ausbau der französischen Atommeiler aber wird selbst bei fristgerechtem Neubau der geplanten Atomreaktoren nicht ausreichen,  um den Strombedarf der Zukunft abzudecken. Der Entwurf der neuen mehrjährigen Energieplanung (Programmation Pluriannuelle d'Énergie) sieht vor, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. 

    67 %

    des französischen Stroms stammt aus Atomkraft.

    Solarausbau läuft auf hohen Touren

    Und noch geht der Ausbau erneuerbarer Energien zügig voran. Gerade Solarenergie boomt. Im Jahr 2024 wurden gut 5 Gigawatt Solarkapazität zugebaut. Die installierte Kapazität von Photovoltaikanlagen erreichte damit 25,3 Gigawatt, eine Steigerung von knapp 27 Prozent gegenüber 2023. Bis 2030 soll Solar eine Gesamtkapazität von 54 bis 60 Gigawatt erreichen. Treiber des Solarausbaus sind sinkende Kosten für Technologie und Ausrüstung, steigende Strompreise sowie die Pflicht zur Installation von Dachsolar unter anderem bei gewerblich genutzten Gebäuden und Parkplätzen. Auch haben im Jahr 2024 erlassene Umsetzungsrichtlinien zum EE-Beschleunigungsgesetz Erleichterungen im Bereich Agrisolar gebracht. 

    Gerade Privatleute investieren verstärkt in Kleinsolaranlagen. Allerdings hat der Staat seit April 2025 sowohl die Investitionszuschüsse für Selbstversorgeranlagen als auch die Einspeisevergütung für Anlagen von bis zu 500 Megawatt Spitze abgesenkt. Dies dürfte in Zukunft Privatinvestitionen in die Selbstversorgung dämpfen.

    Im Zuge des Solarbooms wagt auch die Solarausrüsterindustrie ein Comeback. Regulative Vorgaben wie der europäische Net Zero Industry Act beleben die Branche. Die beiden französischen Unternehmen Holosolis und Carbon errichten Gigafabriken für Solarausstattung wie Module und Paneele. Und im Juni 2025 hat das französische Startup Heliup eine erste industrielle Produktionslinie für leichte Solarpaneele eingeweiht.

    Windenergie im Gegenwind

    Auch der Ausbau der Windenergie schreitet voran, wenn auch langsamer als nach der französischen Energieplanung vorgesehen. So wurde im Jahr 2024 gut 1 Gigawatt Windenergie zugebaut. Bis zum Jahr 2030 sollen nach dem Entwurf der Energieplanung PPE3 Offshore-Wind-Kapazitäten von 1,5 Gigawatt auf 4 Gigawatt und Onshore-Wind-Kapazitäten von 23,5 Gigawatt auf 33 bis 35 Gigawatt aufgestockt werden. Im Bereich Offshore-Wind läuft zur Zeit die 10. Ausschreibungsrunde für fünf Projekte mit einer Gesamtkapazität von 9,2 Gigawatt. Der Zuschlag wird voraussichtlich im Herbst 2026 erfolgen. 

    Allerdings verlieren die erneuerbaren Energien in Bevölkerung und Politik aktuell massiv an Rückhalt. Gerade Windenergieprojekte stoßen auf wachsende Ablehnung, vor allem in konservativen Teilen von Politik und Bevölkerung. Branchenunternehmen sind alarmiert.

    Dümpelnder Stromverbrauch stellt Stromerzeuger vor Probleme

    Der Stromverbrauch steigt weniger schnell als prognostiziert. Negativpreise für Strom schrecken vor allem etablierte Stromproduzenten auf. Die Branche, aber auch wichtige staatliche und halbstaatliche Akteure wie RTE oder CRE, sucht nach Wegen, um den Stromverbrauch anzuschieben und vor allem zu flexibilisieren. 

    Der Ausbau von Speicherlösungen gewinnt angesichts volatiler Preise an Bedeutung. Bislang verlief der Aufbau der Batterieinfrastruktur schleppend, auch weil Batterien als zu teuer und damit nicht rentabel angesehen wurden. Der Branchenverband France Renouvelable erwartet nunmehr einen Ausbau der Batterieinfrastruktur von 1,1 Gigawatt im Jahr 2024 auf 9 Gigawatt im Jahr 2050. Großinvestoren wie TotalÉnergies, EDF oder Engie, aber auch kleinere Branchenunternehmen werden aktiv. So plant das Unternehmen TagEnergy, bis Ende 2025 in Cernay-lès-Reims Batteriekapazitäten von 240 Megawatt ans Netz anzuschließen, das größte Batteriespeicherprojekt des Landes. 

    Trassenausbau soll das Netz fit machen für die Zukunft 

    Die französische Netzinfrastruktur muss an den sich ändernden Strommix und die steigenden Bedarfe von Stromproduzenten und -nutzern angepasst werden. Der französische Netzbetreiber RTE hat Investitionen in das Hochspannungsnetz in Höhe von 100 Milliarden Euro bis 2040 angekündigt. 20 Milliarden Euro fließen in den Austausch von Überlandleitungen und Strommasten. Der Ausbau der Netzanschlusssysteme sowie des Hochspannungsnetzes steht ebenfalls auf dem Programm. 

    Um die Zulieferung von Komponenten für den Netzausbau abzusichern, versucht RTE neben französischen Akteuren auch ausländische Ausrüster ins Land zu holen. So hat RTE Anfang 2025 ein Interessenbekundungsverfahren für die Produktion von Unterseekabeln gestartet. Im März 2025 hatte RTE bereits mit dem französischen Kabelhersteller Nexans einen Rahmenvertrag über die Lieferung und Installation von Unterseekabeln für die drei Offshore-Windparks geschlossen, eine Investition in Höhe von einer Milliarde Euro. 

    Auch im Mittel - und Niedrigspannungsnetz sind bis zum Jahr 2040 massive Investitionen erforderlich. Der Netzbetreiber Enedis hat angekündigt, zwischen 2022 und 2040 knapp 94 Milliarden Euro investieren zu wollen. 

    Projekte der erneuerbaren Energien in FrankreichLeistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen Euro

    Projektbezeichnung (Standort) 

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    Offshore-Windpark Centre Manche 2

    1.500

    Entscheidung ausstehendAusschreibungsverfahren; Betriebsbeginn geplant 2032

    4.000-6.000

    Konverterstationen für die Offshore-Windparks Centre Manche 1/2 und Oléron

     

    3x1.250

    RTE, Hitachi, Chantiers de l'AtlantiqueLieferung geplant 2029, 2030 und 2031

    4.500

    Windpark Centre Manche 1

    1.050

    EDF Renouvelables, Maple Power (UK)(Joint Venture zwischen Enbridge und CPP Investments)

    Entwicklungs- und Abstimmungsphase; Betriebsbeginn geplant 2031

    2.000-3.000

    Solarfabrik,  Herstellung von Siliziumwafern, Solarzellen und -modulen, Fos-sur-Mer/Marseille

    50.000

    CarbonBaubeginn 2025, Inbetriebnahme geplant  2027

    1.500

    Windpark Dunkerque

    600

    EDF Renouvelables, Enbridge (Kanada)

    Genehmigungsphase; Betriebsbeginn geplant 2028/2029

    1.400

    Zulieferung von Hochspannungskabeln für die Windparks Centre Manche 1/2

    730 km Tiefsee- und Landkabel

    Nexans, RTELieferung geplant ab 2029

    1.000

    Floating Offshore-Windpark Belle-Île-en-Mer

    250

    Pennavel (Konsortium zwischen  BayWa r.e./Elicio)Genehmigungsverfahren läuft, Baubeginn geplant 2028/2029; Inbetriebnahme geplant 2032

    800-1.000

    Solarfabrik, Produktion von Solarpaneelen, Hambach (Elsass)

    5.000

    HolosolisBaubeginn geplant 2026, Inbetriebnahme geplant 2027

    850

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Branchenstruktur

    Deutsche Branchenunternehmen sind in Frankreich hochaktiv. Der Windkraftsektor profitiert von europäischen Zulieferungen. Im Solarbereich entsteht eine neue Zulieferindustrie. 

    Aufgrund seiner Vormachtstellung bei Atomkraft ist der französische Staatkonzern EDF mit einem Anteil von 77 Prozent an der Gesamtstromproduktion das beherrschende Stromunternehmen des Landes. Im Bereich der erneuerbaren Energien hingegen ist die Energiebranche vielfältiger und internationaler aufgestellt. Deutsche Unternehmen sind stark im Land vertreten, deutsche Expertise und deutsches Know-how gefragt und anerkannt. 

    Ausbau der Nuklearkraft mit deutscher Beteiligung

    Wichtigste Nuklearakteure sind neben EDF die EDF-Tochter Framatome und Orano. Framatome produziert im Wesentlichen Zentrifugen und Reaktoren, Orano hingegen ist für die Urangewinnung, Urananreicherung und die Atommüllbehandlung zuständig. Aber auch deutsche Unternehmen sind in der Nuklearbranche aktiv. So liefert Siemens Energy unter anderem Dampfturbinen für Reaktoren und betriebstechnische Leittechnik (beispielsweise für die von EDF gebauten Reaktoren Hinkley Point und Flamanville 3) und unterstützt bei Wartung und Modernisierung aktiver Kraftwerke. So ist Siemens nach eigener Auskunft für die Wartung von 52 der 57 Dampfturbinen der französischen Kernkraftwerksflotte verantwortlich. 

    Bei der Entwicklung kleiner modularer Reaktoren ist in Frankreich die EDF-Tochter Nuward führend. Aber auch die Start-ups Jimmy und das britisch-italienische Start-up Newcleo sind in Frankreich aktiv. Allerdings ist bislang keinem dieser Unternehmen ein technologischer Durchbruch gelungen. Nach Entwicklungsverzögerungen hat Nuward angekündigt, nunmehr erst nach 2030 ein vermarktbare Lösung vorstellen zu können. Und auch Jimmy musste im Juli 2025 Projektverzögerungen bekanntgeben. 

    Windbranche ist fest in europäischer Hand

    Der Bereich der Windenergie ist in der gesamten Wertschöpfungskette fest in europäischer Hand. Die knapp 1000 Branchenunternehmen beschäftigten im Jahr 2023 mehr als 31.000 Menschen. Und allein der Bereich der Offshore-Windenergien erzielte im Jahr 2024 nach Angaben des Observatoire des Énergies de la Mer Umsätze in Höhe von 4 Milliarden Euro, eine Steigerung von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Branchenführer unter den Entwicklern, Betreibern und Produzenten von Windenergie sind laut dem Branchenverband France Renouvelable die französischen Unternehmen Engie und EDF Renouvelables sowie das deutsche Onshore-Wind-Unternehmen EnergieTEAM. Diese drei Unternehmen stellten im 1. Halbjahr 2024 eine installierte Kapazität von insgesamt 7,6 Gigawatt und damit fast ein Drittel der französischen Windkapazitäten. Andere wichtige Windunternehmen sind TotalÉnergies, Valeco, die Tochter von EnBW, und RWE. RWE ist insbesondere im Bereich Onshore-Windenergie gut verankert. Im März 2025 hatte das Unternehmen den Zuschlag für den Bau von Onshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von 151 Megawatt gewonnen. Zudem beteiligt sich RWE an den laufenden Ausschreibungsrunden für Offshore-Windprojekte. BayWa r.e. ist am Floating-Offshore-Projekt Belle-Île-en-Mer beteiligt und kann diese Aktivitäten trotz seiner aktuellen finanziellen Probleme fortführen.

    Deutsche Unternehmen bei Wind-Equipment in der ersten Reihe

    Auch im Bereich Ausrüstung und Komponenten sind europäische Anbieter führend. Unternehmen wie Vestas, Nordex Enercon oder Siemens Gamesa produzieren Turbinen und Komponenten für Windanlagen. Siemens Gamesa betreibt seit 2021 in Le Havre ein Werk für Turbinen und Rotorblätter und hat im Februar 2025 den Ausbau der Produktion angekündigt. 200 Millionen werden investiert. Unter anderem hat Siemens Gamesa Turbinen für den ersten schwimmenden Windpark Frankreichs, das Projekt "Provence Grand Large", zugeliefert. 

    Wichtigster außereuropäischer Ausrüster ist GE Vernova, der unter anderem in Saint Nazaire für den französischen und europäischen Markt produziert. Und Windparkfundamente stammen laut Angaben des französischen Büros für die Energiewende ebenfalls zu 80 Prozent aus europäischer Fertigung. Deutsche Unternehmen wie Schmidbauer und Bauer Spezialtiefbau beteiligen sich zudem beim Bau und der Installation von Windkraftanlagen in Frankreich.

    Solarbranche ist auf Zulieferungen aus China angewiesen

    Der Photovoltaiksektor ist auf Betreiberebene stark fragmentiert. Die wichtigsten Unternehmen sind auch in diesem Bereich Firmen wie Engie, TotalÉnergies, EDF oder Neoen. Diese vier wichtigsten Betreiber stellen ein Drittel des französischen Solarkapazitäten. Den Rest des Marktes teilen sich eine Vielzahl an Unternehmen. Auch deutsche Firmen wie Valeco, die französische EnBW-Tochter, ibVogt, RWE oder QEnergy sind aktiv. 

    Anders als im Bereich der Windenergie aber ist der Zuliefersektor schwach ausgeprägt. Die wesentlichen Solarkomponenten wie Ingots, Wafer, Solarmodule und -paneele stammen aus der VR China. Dies aber soll sich ändern, geht es nach dem Willen der EU und der französischen Regierung, aber auch der ersten Branchenunternehmen. So haben in Fos-sur-Mer sowie im elsässischen Hambach die beiden Unternehmen Carbon und Holosolis damit begonnen, großskalierte Fertigungen von Solarpaneelen und weiteren Solarkomponenten aufzubauen. 

    So investiert das Unternehmen Holosolis im französischen Hambach 850 Millionen Euro in die Produktion von Solarzellen und -modulen neuester Generation. Bis 2026 soll ein Werk mit einer Kapazität von 5 Gigawatt entstehen. Parallel baut das Unternehmen Carbon in Fos-sur-Mer eine 5 Gigawatt-Produktion von Ingots, Wafern, Solarzellen und Modulen auf, eine Investition von 1,5 Milliarden Euro. Die Unternehmen wollen insbesondere auch von dem Europäischen Net Zero Act profitieren, der bei Vergaben eine Berücksichtigung europäischer Hersteller fordert. 

    Und auch Start-ups positionieren sich. So hat das Start-up Heliup im Juni 2025 in Cheylas, Isère, seine erste industrielle Produktionslinie für ultraleichte Solarpaneele eingeweiht. 

     

    Wichtige Branchenunternehmen in FrankreichUmsatz in Millionen Euro

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2024 

    Engie SAWind- und Solarenergie, Batterien, Gas

    73.000*

    EDF RenewablesWind- und Solarenergie

    2.400*

    Siemens Gamesa Renewable Energy SAWindenenergie

    1.100*

    SorégiesErneuerbare Energien, Gas, historischer Gas- und Stromversorger

    1.070

    Vestas Wind Systems A/SFabrikation, Installation und Betrieb von Windkraftanlagen

    954*

    NeoenWind- und Solarenergie, Batterien

    533*

    Total Énergies Renouvelables FranceWind- und Solarenergie, Batterien, Wasserkraft, Biomasse und Biogas

    44,1

    ValecoWind- und Solarenergie, Wasserstoff

    32,1

    RWE Renouvelables France (2023)Wind- und Solarenergie

    9,4

    EnergieTEAM FranceWind- und Solarenergie, Speicherung

    7,3

    *Umsatz weltweitQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest


     

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Frankreich fördert Erneuerbare Energien und die Zulieferindustrie. Branchenunternehmen aber leiden unter schwierigen Genehmigungsprozessen und einem unsicheren politischen Umfeld. 

    Die französischen Energiemärkte sind liberalisiert. In- und ausländische Unternehmen können in die Bereiche Stromproduktion und -vertrieb investieren. Dennoch ist der französische Strommarkt im Vergleich zu Deutschland sehr konzentriert. Der staatliche Energiekonzern EDF ist alleiniger Bauherr und Betreiber der französischen Atomreaktoren. Vor allem aufgrund dieser Monopolstellung kommt EDF nach eigenen Angaben auf einen Anteil an der Stromerzeugung von über 77 Prozent. 

    Französische Energiegrößen dominieren den Strommarkt

    EDF ist zudem der wichtigste Stromanbieter des Landes.  Im März 2025 waren 69 Prozent der Haushalte Kunden von EDF oder einem der 162 kleinen, lokalen öffentlichen Stromanbieter. Diese lokalen Anbieter sind auf 5 Prozent der Fläche Frankreichs aktiv.  Über einen der rund 40 alternativen Vertriebsfirmen bezogen laut der Commission de Régulation de l'électricité (CRE) lediglich 31 Prozent aller Haushalte und 40 Prozent aller Firmenkunden ihren Strom. EDF allerdings verliert langsam Marktanteile an die Konkurrenz. 

    Réseau de transport d'électricité (RTE) betreibt (und besitzt) das Hochspannungsnetz. Circa 95 Prozent des Mittel- und Niederspannungsnetzes unterstehen der EDF-Tochter Enedis, die restlichen fünf Prozent des Netzes werden durch die lokalen öffentlichen Stromanbieter betrieben

    Energieplanung gerät ins politische Kreuzfeuer

    Frankreichs Energieplanung liegt im Ungewissen. Geht es nach der Regierung, will sie bis zum Ende des Sommers 2025 die bereits um zwei Jahre verspätete Energieplanung für die Jahre 2025-2035 (Programmation pluriannuelle de l'énergie (PPE3)) als Dekret verabschieden. Nach dem Entwurf der PPE sollen mittelfristig insbesondere erneuerbare Energien einen stärkeren Anteil am französischen Energiemix erhalten. 

    Wind- und Solarprojekte aber treffen auf zunehmende Ablehnung, nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch auf politischer Ebene. Vor allem die konservativen Republikaner und das rechtspopulistische Rassemblement National plädieren für einen Ausbaustopp von Wind- und Solarkraft und eine noch stärkere Fokussierung auf Nuklearenergie. Branchenunternehmen sind zutiefst verunsichert. 

    Schwieriges Genehmigungsumfeld belastet Unternehmen

    Auch unabhängig von der aktuellen politischen Entwicklung ist es für Unternehmen nicht immer einfach, Projekte umzusetzen. Zwar hat der Staat in den vergangenen Jahren Vorgaben entwickelt, die Projekte im Bereich erneuerbarer Energien erleichtern sollen. So sieht unter anderem das Gesetz zur Beschleunigung der Produktion erneuerbarer Energien (APER) Erleichterungen des Genehmigungsprozesses vor. Dennoch bewerten Branchenunternehmen die Genehmigungsverfahren von Wind- und Solarprojekten als noch zu komplex und langwierig. 

    Und kommt es zum Bau, ist der Netzanschluss das nächste Nadelöhr. Die durchschnittliche Anschlussdauer von mittelgroßen EE-Anlagen (zwischen 40 und 80 Megawatt) an das Stromübertragungsnetz liegt bei 2 bis 5 Jahren. Für einen industriellen Großverbraucher dauert es 5 bis 7 Jahre, oder sogar bis zu 8 Jahre, wenn der Netzbetreiber noch Ausbauarbeiten vornehmen muss. Und der Anschluss eines Offshore-Windparks dauert etwa 8 bis 10 Jahre.

    Frankreich fährt die Einspeisetarife zurück

    Frankreich fördert den Ausbau von Solarenergie durch ein kombiniertes Modell von Investitionsprämien und Einspeisetarifen für Kleinanlagen. Projekte ab einer Größe von 500 Megawatt werden ausgeschrieben. Angesichts sinkender Investitionskosten und staatlicher Sparzwänge fährt der Staat die Einspeisetarife zurück. Seit dem 1.4.2025 liegt der Einspeisetarif für Kleinanlagen kleiner als 9 Megawatt bei 4 Eurocent pro Kilowattstunde gegenüber 12,69 Eurocent bis Ende März 2025. Auch die Investitionsprämie für Kleinanlagen wurden deutlich abgesenkt.  

    Im Bereich Windkraft an Land profitieren Kleinparks von weniger als 6 Windtürmen mit einer Nennleistung von bis zu 3 Megawatt von einem Referenzpreis mit Differenzzahlung. Für größere Projekte wird der Referenzpreis im Wege von Ausschreibungen ermittelt. Gingen in der Vergangenheit die Zuschlagswerte beständig zurück, treiben mittlerweile steigende Kosten für Komponenten und Bau die Preise. In der Ausschreibungsrunde Februar 2025 erreichten die Zuschlagswerte für Onshore-Wind 8,76 Eurocent pro Kilowattstunde. Noch in der Ausschreibungsrunde November 2020 lagen sie bei 5,95 Eurocent pro Kilowattstunde. 

    Offshore-Projekte werden ebenfalls ausgeschrieben. Die Vergütung für Windparks neuer Generation folgt dem Modell des Referenzpreises mit Differenzzahlung. Seit Mai 2025 beteiligen sich auch Offshore-Windparks, die noch unter das Einspeisevergütungssystem fallen, am Ausgleichmechanismus bei Negativpreisphasen. Damit können Offshore-Betreiber im Falle negativer Strompreise aufgefordert werden, ihre Stromproduktion phasenweise herunterzufahren oder einzustellen.  

    Die Commisson der régulation de l'énergie (CRE) ist die für erneuerbare Energien zuständige Vergabestelle.   

    Europa und Frankreich setzen auf mehr europäische Eigenständigkeit

    Der 2024 vom Europäischen Parlament verabschiedete Net Zero Industry Act stärkt die europäische Zulieferindustrie. Danach sollen 2030 zumindest 40 Prozent der in der EU installierten Photovoltaiktechnologie "made in Europe" sein. Mithilfe des im April 2024 verabschiedeten französischen Solarplans "Pacte Solaire", will auch die französische Regierung die Produktion von Solarkomponenten anschieben. Bis 2030 sollen 40 Prozent der in Frankreich verbauten Photovoltaiktechnologie in Frankreich produziert werden. Den Wiederaufbau der Solarindustrie fördert die Regierung durch großzügige Steuergutschriften im Rahmen des "Crédit d'Impôt sur les Industries vertes" sowie finanzielle Beihilfen im Rahmen von Förderprogrammen wie dem Innovationsplan France 2030.

    Unternehmen entdecken PPAs

    Die bislang in Frankreich wenig genutzten PPAs gewinnen an Bedeutung. Traditionell waren Power Purchase Agreements mit Abnehmern für erneuerbare Energien in Frankreich eher unterrepräsentiert. Denn Unternehmen profitieren bislang von einer Versorgung mit Atomstrom zu Vorzugspreisen (ARENH-Mechanismus). Allerdings läuft dieser Mechanismus Ende 2025 aus. Unternehmen schwenken zunehmend um auf eine (ergänzende) Eigenstromerzeugung aus erneuerbaren Energien, aber auch auf PPA. 

    Der Glasproduzent Saint Gobain hat Ende 2024 ein PPA über 20 Jahre mit dem erneuerbaren-Produzenten Borlaex geschlossen. Der Einzelhändler Carrefour bezieht PPA-Strom von Suez und der Chiphersteller STMicroelectronics wird von TotalÉnergies mit erneuerbarem Strom beliefert werden. Auch kleine und mittlere Unternehmen entdecken den Reiz sicherer Strompreise. So wurde im Juni 2025 das erste PPA zwischen dem Erzeuger erneuerbarer Energien Valeco und einer Gruppe von neun mittelgroßen Unternehmen (ETI) aus der Region Nouvelle-Aquitaine unterzeichnet. Die Banque Public d'Investissement sichert die Vereinbarung mit einer "erneuerbarer-Strom-Garantie".  

    Tipps für den Markteinstieg

    1. Für die Marktbearbeitung sind sehr gute Französischkenntnisse Voraussetzung.
    2. Vorbehalte in der Bevölkerung gegen erneuerbare Energieprojekte erfordern Überzeugungsarbeit vor Ort.
    3. Für Abstimmungsverfahren mit Kommunen und betroffenen Bürgern viel Zeit einplanen.
    4. Beteiligung von Kommunen und Anwohnern an der Wertschöpfung erhöht die langfristige Akzeptanz von Projekten.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest / FrankreichAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Frankreich

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministère de la transition écologique

    Ministerium für ökologischen Wandel
    Commission de la régulation de l'énergie (CRE)Regulierungsbehörde für den Energiesektor
    Agence de la transition écologique (Ademe)Agentur für den ökologischen Wandel

    Deutsch-französisches Büro für die Energiewende

    Deutsch-französische Netzwerkplattform für erneuerbare Energien und Energieeffizienz
    Syndicat des énergies renouvelables (SER)Verband für erneuerbare Energien
    France Renouvelables Verband für erneuerbare Energien
    PollutecMesse für die Umweltbranche
    BePOSITIVE, BordeauxMesse für erneuerbare Energien
    Le Journal de l'ÉolienFachzeitschrift für Windkraft
    Le Journal du PhotovoltaïqueFachzeitschrift für Fotovoltaik

    Observ'ER

    Verein veröffentlicht jedes Quartal einen Überblick über Erneuerbare Energien

     

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