Große Pläne für den Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Das Stromnetz ist gesättigt. Stromkürzungen, Stromexporte und Wasserstoffproduktion beschäftigen den Markt. 
  
Das Interesse am Ausbau erneuerbarer Energien ist in Griechenland nach wie vor ungebrochen. Doch laut führender Branchenexperten sei der Markt für erneuerbare Energien zurzeit gesättigt. Das Stromnetz hat seine Grenzen erreicht und Investoren haben keine Chance, Netzanschlussangebote für neue Projekte zu erhalten. 
Netzkapazitäten setzen Grenzen
Installiert sind bereits Photovoltaik- (PV) und Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 15 Gigawatt. Über endgültige Netzanschlussangebote verfügen Projekte mit einer Leistung von weiteren 15 Gigawatt. Bei der griechischen Energieregulierungsbehörde RAAEY liegen zudem Anträge für weitere 50 Gigawatt vor.
Die Kapazitäten des Stromnetzes liegen bei 19 Gigawatt. Bis 2030 will der griechische Übertragungsnetzbetreiber Admie sie auf 29 Gigawatt ausbauen.  
„Daher konzentrieren sich Investoren auf Speicherprojekte sowie auf den Erwerb alter Projekte“, erklärt Dirk Reinhardt, Rechtsanwalt bei MStR.
Bei Windparks kommen bürokratische Hürden hinzu: „Das Interesse an Windparks ist groß, aber es gibt nicht ausreichend reife Projekte“, berichtet Panagiotis Papastamatiou, Geschäftsführer des Windenergieverbandes ELETAEN.
Interessenten sollten in alle Technologien (PV, Windkraft und Speicherung) in verschiedenen Regionen investieren, denn "die Stromgroßhandelspreise werden nach 2030 voraussichtlich niedriger als heute und die Märkte risikoreicher sein“, betont Sotiris Kapellos, Chief Operating Officer Renewable Energy Sources der Helleniq Energy und Vorstandsmitglied des griechischen PV-Verbands Heplaco.
80
%
des griechischen Stroms soll bis 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen.
  
 
 
Stromkürzungen zwingen zu Verkäufen
Die Kürzungen bei der Einspeisung von grünem Strom beunruhigen deutsche und griechische Unternehmen, die im Land tätig sind oder werden möchten“, beschreibt Nasos Michelis die Situation. Bei nachlassender Stromnachfrage oder zu hohen Mengen an erzeugtem Strom werden PV- und Windenergieanlagen abgeschaltet.
Im Jahr 2024 wurden 3,3 Prozent des grünen Stroms verworfen, so die griechische Denkfabrik Green Tank. Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Kürzungen auf 9,6 Prozent.
Besonders PV-Anlagen mit einer Leistung über 10 Megawatt werden abgeschaltet. „Der Hochspannungsstrom ist zwei- bis dreimal stärker betroffen als der Mittel- oder Niederspannungsstrom“, sagt Kapellos. „Aus juristischer Sicht, bedarf es mehr Transparenz bei den durchgeführten Kürzungen“, äußert sich Reinhardt.
Stromerzeuger mit Anlagen zwischen 500 Kilowatt und 1 Megawatt sehen sich oft gezwungen, ihre Anlagen zu verkaufen. Die aufgrund der Kürzungen ausgefallenen Einnahmen dienten als Sicherheit für Bankkredite.
Griechenland will Wasserstoff exportieren
„Griechenland hat Ende 2024 nationale Ziele für grünen Wasserstoff verabschiedet“, so Ulrich Laumanns, Projektleiter bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Das Gesetz 5215/2025 schafft den Rechtsrahmen für die Wasserstoffproduktion. Die Verfügbarkeit von grünem Strom wirkt fördernd in diese Richtung.
Griechenland hat ehrgeizige Ziele bei Ausbau der Wasserstoffproduktion |  | 2030 | 2050 | 
|---|
| Wasserstoffproduktion in TWh pro Jahr | 1,2 | 20,2 | 
| Leistung installierter Elektrolyseure in MW | 231 | 5.123 | 
Quelle: Nationaler Energie- und Klimaplan, 2025
 
Die Kosten für Wasserstoff inklusive des Transports nach Deutschland könnten zwischen 2,9 Euro und 4,5 Euro pro Kilogramm Wasserstoff liegen, meldet der griechische Erdgasnetzbetreiber Desfa. 
„Die Wasserstoffgestehungskosten (LCOH) waren die niedrigsten bei den Auktionen der Hydrogen Bank“, weiß Dimitris Triantafyllopoulos, geschäftsführender Vorstand der Hellenic Hydrogen S.A.
Hellenic Hydrogen plant die erste große Produktionsanlage für grünen Wasserstoff, das North-1-Projekt mit einer Leistung von zunächst 50 Megawatt. Triantafyllopoulos betont: 
"Wasserstoffnetze müssen gut geplant und B2B-Beziehungen zwischen Produzenten und Abnehmern etabliert werden. Entscheidend für weitere Investitionsentscheidungen sind langfristige Verträge“.
Hellenic Hydrogen ist ein Joint Venture zwischen dem Energiekonzern Motor Oil (51 %) und dem ehemaligen staatlichen Stromversorger PPC (49 %), der heute ein wichtiger Akteur auf dem Energiemarkt ist. Das Unternehmen wurde Anfang 2023 gegründet, um grüne Wasserstoffgroßprojekte zu realisieren.
„Wichtig sind auch die EU-Vorschriften zur Klassifizierung von erneuerbarem und kohlenstoffarmem Wasserstoff“, führt Agis Digkas, Adjunct Professor of Environmental Policy und Ethics an der National Technical University of Athens, an. Griechenland könne als Energiehub in der Region wirken, als Produzent von grünem Wasserstoff und auch als Importeur von kohlenstoffarmem Wasserstoff aus der Region.
Griechenland ist Teil des Projekts European Hydrogen Backbone. Außerdem soll eine 570 Kilometer lange Wasserstoffpipeline Athen und Bulgarien verbinden, meldet Desfa.
Griechenland setzt auf den Ausbau internationaler Stromstraßen
Der überschüssige grüne Strom könnte über internationale Interkonnektoren exportiert werden. Aktuell können nur 4,5 Prozent der Stromproduktion exportiert werden, gegenüber angestrebten 15 Prozent im Jahr 2030, so der Nationale Energie- und Klimaplan (NECP). 
Geplante Interkonnektoren| Projekt | Träger | Anmerkungen | 
|---|
| Greek-German Green Aegean Interconnection | Admie | Leistung 3 bis 9 GW; aufgenommen im 10-jährigen ENTSO-E-Plan; Investitionskosten: rund 8 Mrd. Euro; Fertigstellung bis 2035 | 
| Griechenland-Zypern-Israel (Great Sea Interkonnektor)   | Admie | Insgesamt: 1.208 km; Leistung: 1000 MW; Investitionskosten: rund 2 Mrd. Euro; Projekt ist in der Schwebe; Abschnitt: Zypern-Kreta (Griechenland): Kofinanzierung aus dem zyprischen EU-Aufbaufonds mit 100 Mio. Euro und 657 Mio. Euro aus dem Connecting Europe Facility | 
| Interkonnektor Griechenland-Ägypten (GREGY, Green Energy Interkonnektor) | ELICA SA des Copelouzos Group mit der Unterstützung des Admie und des EETC (Ägypten) | Leistung: 3.000 MW; PCI-Projekt; aufgenommen im 10-jährigen ENTSO-E-Plan; Fertigstellung bis 2028 | 
| GAP Interkonnektor (Griechenland-Afrika)
 | Eunice | Leistung: 2000 MW; aufgenommen im 10-jährigen ENTSO-E-Plan; Fertigstellung bis 2030 | 
| Untersee-Stromverbindung Griechenland-Italien | Admie Terna | Leistung: 1.000 MW; 220 km (davon 55 km auf dem Land) | 
| Interkonnektor Griechenland-Nordmazedonien | Admie | Fertigstellung bis 2035, im 10-jährigen ENTSO-E-Plan aufgenommen
 | 
| Interkonnektor Griechenland-Albanien | Admie-OST | Spannung: 440 kV; Leistung: 1.600 MVA; Fertigstellung bis 2030; im 10-jährigen ENTSO-E-Plan aufgenommen | 
| Interkonnektor Griechenland-Türkei | Admie, Teias | Spannung: 400 kV; Leistung: 2.000 MVA; Länge: 130 km; Fertigstellung bis 2029 | 
| Interkonnektor Griechenland-Bulgarien | Admie, Eso Ead | Spannung: 400 kV; Leistung: 2000 MVA; Nea Santa-Maritsa East, Fertigstellung bis 2036, im 10-jährigen ENTSO-E-Plan aufgenommen | 
Quelle: Admie 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
 
Griechischer Markt birgt Chancen
Deutsche Hersteller von Energiespeicherungsausrüstung und -technologien haben gute Chancen auf dem griechischen Markt. Das gilt auch für Lieferanten von Ausrüstung und Technologien für Erdgas- und Wasserstoffnetze, LNG- und Wasserstoffanlagen sowie von Kabeln und Stromleitungen.
Auch Investoren von Windparks können sich erfolgreich engagieren, wenn sie bürokratische Verzögerungen hinnehmen. Nicht zuletzt stehen ältere PV-Projekte zum Verkauf.
Vielfältige Möglichkeiten für Kooperationen
Gefragt ist die Zusammenarbeit mit deutschen renommierten Unternehmen für die Realisierung von Wasserstoffprojekten und Interkonnektoren. Dabei geht es um Investoren und Ausrüstungszulieferer.
Um Offshore-Windparks zu entwickeln und zu betreiben, formen griechische Unternehmen Joint Ventures mit ausländischen Branchenunternehmen.
Der Markteinstieg deutscher Investoren oder Vertriebsunternehmen ist einfacher, wenn sie mit lokalen Unternehmen kooperieren. Dabei können sie vom Know-how und den Vertriebsnetzen der Anbieter profitieren.
Projekte der erneuerbaren Energien in Griechenland| Projektbezeichnung (Standort)  | Leistung (MW) | Unternehmen  | Status | 
|---|
| PV-Projekte | 2.053 | Masdar (Terna Energeiaki) | im Genehmigungsverfahren | 
| Windenergie-Projekte | 855 | Masdar / Terna Energeiaki | im Genehmigungsverfahren | 
| PV / Orheio DEH Amyntaio | 416 | RWE Renewables-PPC Renewables | Fertigstellung bis Ende 2025 | 
| PV/ Neo Syrakio | 337 | RWE Renewables-PPC Renewables | Fertigstellung bis Ende 2027 | 
| PV / Kotyli | 183 | RWE Renewables-PPC Renewables | Fertigstellung bis Ende 2027 | 
| PV-Projekte | 101 | Masdar (Terna Energeiaki) | im Bau | 
| PV-Projekte mit Speicheranlagen | 50 | Helleniq Energy | Fertigstellung bis 2027 | 
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
 
 Von Michaela Balis
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Athen