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Branchen | Mongolei | Erneuerbare Energien

Sonne und Wind bleiben in der Mongolei fast ungenutzt

Die Mongolei setzt bei der Stromproduktion vor allem auf Kohle. Umweltprobleme geben dem Land aber zu denken. Internationale Unterstützung ebnet den Weg für grünen Strom.

Von Viktor Ebel, Jan Triebel | Ulan Bator, Bonn

30 %

der Kraftwerke sollen bis 2030 Strom aus erneuerbaren Energien produzieren.

Die Luft in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gilt im Winter als eine der schmutzigsten weltweit. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Mongolei Strom und Wärme vorwiegend aus Kohle gewinnt. Dabei hat das Land ein enormes Potenzial, um erneuerbare Energiequellen zu nutzen. In der chinesischen Nachbarregion Innere Mongolei entsteht gerade der größte Solarpark der Welt mit einer Leistung von 8 Gigawatt. Sonne und Wind machen an Landesgrenzen nicht Halt, sodass auch der mongolische Teil der Wüste Gobi ideale Bedingungen für die Produktion von grünem Strom bietet.

Wüste Gobi wartet mit viel Sonne und Kälte auf

Neben guten Windverhältnissen punktet der Süden des Landes mit viel Sonne und trotzdem relativ niedrigen Durchschnittstemperaturen. Beides verspricht einen hohen Wirkungsgrad für moderne Solartechnik. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) beziffert das Potenzial für Solar und Wind auf 1.500 beziehungsweise 1.100 Gigawatt.

Bei Wasserkraft werden der Mongolei mit ihren insgesamt etwa 3.800 Wasserläufen ebenfalls gute Chancen bescheinigt. Hierfür schätzt die ADB das Potenzial auf 1,2 bis 3,8 Gigawatt. Für die Nutzung der Wasserkraft kommen hauptsächlich die nördlichen Provinzen als Standort infrage.

Anteil der erneuerbaren Energien ist noch gering

Dank dieser Ressourcen könnte die Mongolei ihre Stromnachfrage vollständig aus erneuerbaren Quellen bestreiten. Eine geeignete Übertragungsinfrastruktur vorausgesetzt, wäre es zusätzlich möglich, auch den Energiebedarf in anderen Teilen Nordostasiens zu decken.

Tatsächlich aber stammten 2024 nur etwa 76 Prozent des im Land verbrauchten Stroms aus eigener Erzeugung. Der Rest wurde überwiegend aus China und in kleineren Mengen aus Russland zugekauft. Der lokal erzeugte Strom stammte wiederum zu gut 90 Prozent aus Kohlekraftwerken. Die drei erneuerbaren Quellen Wind, Solar und Wasser steuerten demgegenüber nur knapp ein Zehntel bei.

Hohe Verluste, steigender Verbrauch und zunehmende Importe kennzeichnen den mongolischen StrommarktIn Millionen Kilowattstunden
Indikator

2020

2021

2022

2023

2024

Stromverbrauch

8.754,6

9.648,4

10.142,3

10.914,3

11.445,9

nach Herkunft

 

 

 

 

 

Bruttostromerzeugung

7.069,7

7.825,3

8.035,0

8.487,4

8.692,8

Stromimporte

1.684,9

1.823,1

2.107,4

2.426,9

2.753,0

nach Verteilung

 

 

 

 

 

Stromnutzung

6.816,8

7.718,9

8.095,4

8.639,3

9.131,9

Verluste bei Übertragung und Verteilung

962,6

1.018,5

1.091,2

1.178,6

1.163,6

Eigenverbrauch der Kraftwerke

933,7

887,1

930,4

1.059,4

1.138,3

Stromexporte

41,5

23,9

25,3

37,0

12,0

Abweichungen durch Rundungen.Quelle: Mongolisches Statistikamt 2025

Nach installierter Leistung stehen die drei Erneuerbaren für einen Anteil von knapp 18 Prozent an den gesamten Stromerzeugungskapazitäten in Höhe von 1,5 Gigawatt. Windkraft dominiert mit 155 Megawatt, gefolgt von der Solarenergie mit 115 Megawatt. Ziel der mongolischen Regierung ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien an der installierten Gesamtleistung bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern.

Geberbanken ebnen den Weg für mehr grünen Strom

Einer der Gründe für diese Diskrepanz ist laut Experten, dass Regelreserven fehlen. Als Hemmnis für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren erweist sich das Fehlen von Regelreserven. Das mache es außerhalb der Spitzenzeiten nötig, die Leistung gerade von Erneuerbare-Energien-Anlagen häufig zu drosseln. Das hat für deren Betreiber geringere Einnahmen zur Folge und macht laut Einschätzung von ADB-Energieexperten neue Investitionen in solche Anlagen weniger attraktiv. Als Hemmnis erweisen sich zudem auch bestimmte gesetzliche Regelungen für den Sektor, die seit 2019 in Kraft sind.

Wichtige Änderungen beim Gesetz für erneuerbare Energien

  • Die Vergabe einer Lizenz ist seit 2019 daran gebunden, dass die antragstellenden Personen vorab bereits ausreichend finanzielle Mittel für das Projekt nachweisen können.
  • Jeder Initiator eines Projektes für erneuerbare Energien hat selbst für den Netzanschluss zu sorgen. Er muss auch die dafür anfallenden Kosten tragen.
  • Statt einer zuvor geltenden Kombination aus Mindest- und Höchsttarifen gibt es seit 2019 nur noch eine Tarifobergrenze. Die maximale Einspeisevergütung je Kilowattstunde beträgt für Windstrom 0,085 US$ und für Solarstrom 0,12 US$.

Beobachter hoffen, dass der zuletzt schleppende Ausbau der erneuerbaren Energien bald wieder an Tempo gewinnen wird. Ein erster Schritt sind Batterie-Energie-Speichersysteme (BESS), die wetterbedingte Netzschwankungen bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auffangen und zudem als Regelreserve fungieren sollen. In den letzten Jahren gingen zwei solcher Projekte an den Start, darunter ein von der ADB finanziertes und von RWE Technology International aus Essen koordiniertes BESS.

Eine weitere Voraussetzung für den Ausbau der Erneuerbaren sind entsprechende Übertragungskapazitäten. Die Weltbank genehmigte Ende 2024 einen Kredit in Höhe von 47 Millionen US-Dollar (US$) für eine 188 Kilometer lange 220-Kilovolt-Übertragungsleitung. Sie verbindet das Umspannwerk Baganuur nahe der Hauptstadt Ulan-Bator mit dem Umspannwerk Tschoir (Choir) in der Mitte der Mongolei. Im Rahmen des Projekts wird zudem das Umspannwerk in Baganuur modernisiert. Die Weltbank-Tochter International Finance Corporation unterstützt zudem ein weiteres BESS-Vorhaben mit 50 Megawatt in Ulan Bator, um vor allem im Winter die Stromversorgung sicherzustellen.

Deutsches Unternehmen bereitet Windpark vor

Ob die verbesserten Rahmenbedingungen reichen, um das Ziel für 2030 zu erfüllen, ist fraglich. Von den angekündigten strategischen Megaprojekten, zu denen auch mehrere Wasser-, Wind- und Solarkraftwerke gehören, werden nur für das 90-Megawatt-Speicherkraftwerk Erdeneburen Fortschritte gemeldet.

Einige der Investitionsvorhaben dürften auch auf dem ersten Mongolia-EU Business and Investment Forum diskutiert werden. Die Veranstaltung wird vom 13. bis 14. Oktober 2025 in der Hauptstadt Ulan Bator stattfinden.

Ein Projekt mit deutscher Beteiligung, das seit 2020 im Süden der Mongolei verfolgt wird, ist ein 102-Megawatt-Windpark des Entwicklers wpd. Trotz regulatorischer und politischer Hürden zeigte sich das Unternehmen in einem Interview mit dem Branchenportal Energy Insight Ende 2024 optimistisch, den Windpark in naher Zukunft ans Netz zu bringen. Aufgrund des harschen Klimas würden die Bauarbeiten laut Angaben auf der Website von wpd aber noch bis Ende 2028 dauern.

Industrie und China sind mögliche Stromkunden

Da der Elektrizitätsmarkt des Landes mit 3,5 Millionen Menschen begrenzt ist, beabsichtigen Investoren auch den Stromverkauf ins Ausland. So ist eine mögliche zweite Phase des Windparks von wpd (148 Megawatt) auf den Export nach China ausgerichtet. Dort sind die Stahlindustrie sowie energieintensive Verarbeiter seltener Erden potenzielle Kunden.

Auch in der Mongolei könnten solche Betriebe entstehen. Das Land beherbergt die zweitgrößten Vorkommen an seltenen Erden. Westliche Staaten haben Rohstoffabkommen mit dem Land geschlossen, um sich von Lieferungen aus China unabhängig zu machen. Noch aber gibt es keine aktiven Abbauprojekte.

Doch wenn es so weit ist, wird ein ganzheitlicher Ansatz notwendig sein, wie Germany Trade & Invest in Gesprächen mit Experten vor Ort erfahren hat. Das schließt eine energieintensive Verarbeitung mit ein, um die Erze für den Transport ins Ausland anzureichern. Da die Vorkommen in abgelegenen Regionen im Süden des Landes liegen, liegt die Nutzung erneuerbarer Energien samt Stromspeicher nahe.

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