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Branche kompakt | Indien | Energiewirtschaft

Ausbau der Energieversorgung ist wichtiger als Energiewandel

In Indien geht der Ausbau erneuerbarer Energien zügig voran. Dennoch werden fossile Energieträger ihre Pole-Position behalten, um eine stabile Grundlastversorgung zu garantieren.

Von Werner Kemper | New Delhi

 

Ausblick der Energiewirtschaft in Indien

Bewertung:

 

  • Das anhaltende Wachstum von Bevölkerung und Bruttoinlandsprodukt wird in den kommenden Jahren voraussichtlich zu einem spürbaren Anstieg der Energienachfrage führen.
  • Indiens Staatshaushalt sieht zusätzliche Mittel zum Ausbau der Energieversorgung sowie der Strominfrastruktur vor.
  • Die Regierung hält an der beabsichtigten Energiewende fest und fördert insbesondere erneuerbare Energien.
  • Der Ausbau fossiler Energieträger und Kernenergie wird ebenfalls steigen.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2025

  • Politische Ziele

    Neben den erneuerbaren Energien soll Kernkraft eine zunehmend wichtigere Rolle in Indiens Energieversorgung spielen.

    Indien beheimatet mehr als 1,4 Milliarden Einwohner und weist ein starkes BIP-Wachstum auf. Angesichts der daraus resultierenden robusten Energienachfrage räumt die indische Regierung dem Zugang und der Erschwinglichkeit der heimischen Energie weiterhin Priorität ein. Sie fördert die Herstellung und den Einsatz erneuerbarer Energien, installiert mehr Kohlekraftwerke, baut und modernisiert die Stromübertragungs- und -verteilungsinfrastruktur, erhöht die Raffineriekapazitäten und ermöglicht einen höheren Erdgasverbrauch in Industrie und Haushalten.

    Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit genießt bei Energieversorgung oberste Priorität

    Der von der Regierung beschlossene Haushalt 2025/26 zeigt ein starkes Engagement für den Energiesektor, insbesondere für erneuerbare Energien und Kernkraft. Deutliche Erhöhungen der Mittelzuweisungen für das Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE) und die Konzentration auf Initiativen wie das "PM Surya Ghar Muft Bijli Yojana" und das "PM KUSUM Scheme (Pradhan Mantri Kisan Urja Suraksha evam Utthaan Mahabhiyan)" unterstreichen diese Ausrichtung. Darüber hinaus gibt es einen Vorstoß in Richtung Kernenergie mit einer speziellen Mission für die Forschung und Entwicklung von kleinen modularen Reaktoren (SMRs).

    Im August 2022 aktualisierte die Regierung offiziell ihren national festgelegten Beitrag (NDC) im Rahmen des Pariser Abkommens und verpflichtete sich, die Emissionsintensität des Bruttoinlandsprodukts bis 2030 um 45 Prozent gegenüber 2005 zu senken - eine Erhöhung gegenüber dem vorherigen Ziel von 33 bis 35 Prozent - und sicherzustellen, dass etwa 50 Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität aus nicht-fossilen Quellen stammen, was von internationalem Technologietransfer und finanzieller Unterstützung abhängt.

    Das NDC erwähnt Premierminister Modis Zusage, dass Indien bis 2070 Netto-Null-Emissionen anstreben wird, aber die unverbindliche Verpflichtung gibt nicht an, ob Kohlendioxid (CO2) oder alle Treibhausgasemissionen das Ziel sind. Die anderen ehemaligen Zusagen, wie zum Beispiel bis 2030 50 Prozent des gesamten indischen Energiemixes aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, oder mindestens 500 Gigawatt an inländischer installierter Kapazität auf der Basis nicht-fossiler Brennstoffe zu schaffen, tauchen im NDC nicht mehr auf.

    Beide Zusagen wurden von Experten bereits seit geraumer Zeit als überaus optimistisch eingeschätzt.

    Indien liegt weltweit auf Rang 4 bei installierter Kapazität erneuerbarer Energien seit 2023

    Indien steht an vierter Stelle bei der Kapazität von Wind- und Solarenergie und an vierter Stelle bei der installierten Kapazität erneuerbarer Energien seit 2023. Indien ist der Markt mit dem schnellsten Wachstum bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, und bis 2026 wird erwartet, dass sich die neu hinzukommende Kapazität verdoppeln wird.

    Mit der verstärkten Unterstützung durch die Regierung und der verbesserten Wirtschaftlichkeit ist der Sektor aus Sicht der Investoren attraktiv geworden. Da Indien seinen Energiebedarf bis 2040 aus eigener Kraft decken will, werden erneuerbare Energien eine wichtige Rolle spielen.

     

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Markttrends

    Indiens Energieverbrauch wird in den nächsten Jahren um durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr zulegen. Bei Strom soll es sogar jährlich um über 5 Prozent nach oben gehen.

    Indien liegt beim Energieverbrauch weltweit an dritter Stelle. Schätzungen zufolge wird sich der Verbrauch im laufenden Jahr 2025 und im nächsten Jahr um jeweils 3,7 Prozent erhöhen. Bis zum Jahr 2034 wird ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Verbrauchs von 3 Prozent erwartet. Dabei wird im genannten Zeitraum die durchschnittliche Nachfrage nach Öl um 2 Prozent, nach Gas um 3,5 Prozent und nach Strom um 5,1 Prozent per annum zulegen. Gleichzeitig wird auch der Kohleverbrauch zulegen und somit Indien zur weltweit größten Volkswirtschaft mit steigender Nachfrage nach Kohle machen.

    Politische Spannungen mit China könnten Indiens Entwicklung der Solarenergie gefährden, die immer noch von der Einfuhr von Polysilizium, Ingots, Wafern und Zellen aus China abhängt. Trotz neuer Investitionen in Erzeugungskapazitäten besteht außerdem weiterhin das Risiko einer unzureichenden Stromversorgung, insbesondere zur Deckung von Nachfragespitzen. Das ist vor allem auf eine ineffiziente Übertragung und Verteilung sowie die immer häufiger auftretenden extrem hohen Temperaturen zurückzuführen.

    Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hat sich Indien - ein Netto-Energieimporteur - bemüht, seine strategischen Beziehungen zu Russland und den USA auszugleichen. Um die Auswirkungen der weltweit gestiegenen Energiepreise abzumildern, hat Indien seine Einfuhren von verbilligtem russischem Rohöl erheblich gesteigert. Im Jahr 2024 kamen rund 36 Prozent der indischen Rohölimporte aus Russland, das damit seine Position als wichtigster Lieferant Indiens beibehielt.

    Die jüngsten Entwicklungen haben diese Strategie jedoch komplizierter gemacht. Im Januar 2025 verhängten die USA neue Sanktionen gegen russische Ölproduzenten, Versicherer und Tanker mit dem Ziel, Moskaus Öleinnahmen zu schmälern. Diese Maßnahmen haben es für die indischen Raffinerien schwieriger gemacht, russische Rohöllieferungen zu sichern, was zu einem prognostizierten Rückgang der Importe geführt hat. Infolgedessen wenden sich die indischen Raffinerien zunehmend an Lieferanten aus dem Nahen Osten, um den Engpass auszugleichen. Das führt dazu, dass die OPEC wieder einen größeren Anteil an den indischen Ölimporten übernimmt.

    Ausbau der Erneuerbaren wächst stark, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück

    Im vergangenen Jahr 2024 hat Indien 27 Gigawatt an erneuerbaren Energiekapazitäten zugebaut, davon 17,5 Gigawatt aus Solar- und 7,5 Gigawatt aus Windenergie. Dies liegt unter dem Tempo des jährlichen Zubaus, den Indien nach Prognosen von Experten benötigt, um sein Ziel für nicht-fossile Kapazitäten bis 2030 zu erreichen. Zudem schlug Indien gleichzeitig eine Rekordkapazität von 38 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerken vor und signalisierte damit, dass es zur Deckung des steigenden Energiebedarfs erneut auf Kohle setzt. Dies trägt zwar kurzfristig zur Energiesicherheit und Netzzuverlässigkeit bei, erschwert aber auch die langfristige Energiewende und den Emissionsminderungspfad des Landes.

    Im Staatshaushalt für das laufende Finanzjahr 2025/26 (1. April bis 31. März) sind beträchtliche Mittel für den Ausbau des Energiesektors vorgesehen. So werden dem Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE) 308 Millionen US$ zugewiesen, was eine beträchtliche Aufstockung gegenüber dem Vorjahr darstellt. Darin enthalten sind spezielle Mittel für Solarenergie-Initiativen wie das "PM Surya Ghar Muft Bijli Yojana" (232 Millionen US$) und das "KUSUM Scheme" (20 Millionen US$).

    Der Haushalt unterstützt auch das Wachstum von Solaranlagen auf Dächern mit Subventionen für 10 Millionen Haushalte. Ein Schwerpunkt liegt außerdem auf dezentralen erneuerbaren Energien und Maßnahmen zur Unterstützung von DISCOMs (Verteilungsunternehmen).

    Regierung fördert kleine modulare Kernreaktoren 

    Daneben ruft die Regierung eine Kernenergie-Mission ins Leben, die sich auf die Forschung und Entwicklung kleiner modularer Reaktoren (SMR) konzentriert. Für diese Mission wird ein Budget von 232 Millionen US$ bereitgestellt, mit dem Ziel, bis 2033 mindestens fünf einheimisch konstruierte und betriebsbereite SMR zu entwickeln. Des Weiteren ist eine Änderung des Atomenergiegesetzes und des Gesetzes über die zivilrechtliche Haftung für nukleare Schäden vorgesehen, um Investitionen des Privatsektors in die Kernenergie zu fördern.

    Weitere Schlüsselaspekte betreffen Anreize für Reformen im Verteilungssektor und den Ausbau der innerstaatlichen Übertragung. Wobei der Schwerpunkt auf der Zukunftsfähigkeit der Infrastruktur für den Öl- und Gassektor, einschließlich Pipeline-Infrastruktur und Kavernenbau liegt.

    Ausbaupläne bringen auch Chancen für deutsche Unternehmen mit sich

    Siemens Energy India Limited (SEIL) wurde Mitte 2025 erfolgreich an den indischen Börsen BSE und NSE notiert und schließt damit die Abspaltung und Notierung des Energiegeschäfts von Siemens Limited, Indien ab. Somit entstehen zwei starke, unabhängige Unternehmen – Siemens Limited, India und Siemens Energy India Limited – jeweils auf sein Kerngeschäft, seine Strategie und seine Kapitalallokation konzentriert.

    Guilherme Mendonca, Managing Director und Chief Executive Officer von Siemens Energy India Limited, sagte: "Mit dieser Notierung bekräftigen wir unser langjähriges Engagement für Indiens Energiezukunft. Auf dem Weg Indiens zu einer 7-Billionen-Dollar-Wirtschaft wird ein starkes und widerstandsfähiges Energiesystem von entscheidender Bedeutung sein."

    Im Rahmen der Regierungsinitiative "Make in India" tätigt SEIL in Indien erhebliche Investitionen in den Ausbau seiner lokalen Produktionspräsenz, darunter eine Investition von rund 55 Millionen US$ in sein Werk für Transformatoren in Kalwa. Die Investition unterstreicht das Engagement für den indischen Markt und seine strategische Bedeutung für das Unternehmen. Indien ist ein wichtiger Wachstumsmarkt für Siemens, und die Investition in das Werk Kalwa wird dazu beitragen, die Präsenz von Siemens in diesem Markt zu festigen. Darüber hinaus hat SEIL einen Kompetenz-Hub ins Leben gerufen, um Innovationen im Bereich der Energietechnologien zu fördern und Indien als globalen Innovationsführer zu positionieren.

    Ausländische Direktinvestitionen bei erneuerbaren Energien ziehen an

    Laut dem "Department for Promotion of Industry and Internal Trade" (DPIIT), erhielt der Sektor der erneuerbaren Energien zwischen April 2000 und September 2024 rund 20 Milliarden US$ an Direktinvestitionen. Die Bharat Petroleum Corporation Ltd (BPCL) allein will in den nächsten Jahren knapp 1,2 Milliarden US$ investieren. Damit soll noch 2025 eine zusätzliche Kapazität von 2 Gigawatt bei den Erneuerbaren hinzukommen, bis 2035 sollen es 10 Gigawatt werden. Außerdem sollen bis dahin 7.000 Ladegeräte für E-Autos errichtet werden.

    Die Ratingagentur Fitch erwartet eine deutliche Zunahme der Projekt-Auktionen. Vom Jahr 2023 auf das Jahr 2024 haben diese bereits von 20 Gigawatt auf 70 Gigawatt zugenommen. Vorausgesetzt, dass Zinsen und Materialkosten auf dem derzeitigen Niveau bleiben, so sollte der Ausbau der Erneuerbaren in ähnlicher Größenordnung in den nächsten Jahren weitergehen, so Fitch. Sonnenenergie wird den größten Anteil am Zuwachs der Kapazität haben, gefolgt von Windenergie, allen voran Off-Shore-Windanlagen.

    Aber auch die Erzeugungskapazität der fossilen Energieträger wird weiter ausgebaut. Trotz einer Fokussierung auf erneuerbare Energien, erwartet Fitch eine Zunahme der jährlichen Kapazität bei fossilen Brennstoffen um 5 Gigawatt bis 6 Gigawatt in den nächsten zwei bis drei Jahren. Mittelfristig werden diese ihre starke Stellung im indischen Energiemix beibehalten, zumindest bis sich deutliche Verbesserungen bei der Energiespeicherung flächendeckend bemerkbar machen.

    Projekte der erneuerbaren Energien in IndienLeistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen US$

    Projektbezeichnung (Standort)

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen
     

    Khavda Renewable Energy Park, Gujarat

    30.000

    Adani Green Energy Ltd. (AGEL) Im Bau

    17.381

    Ladakh Solar Park

    13.000

    Prozeal Green EnergyIn Planung

    2.407

    Pudimadaka Green Hydrogen Hub, Andhra Pradesh

    7.000

    NTPC Green Energy Ltd. (NGEL) & NREDCAPIm Bau

    214.368

    Dibang Multipurpose Hydro Project, Arunachal Pradesh

    2.880

    NHPC LimitedIm Bau

    3.694

    Subansiri Lower Hydro Project, Arunachal Pradesh

    2.000

    NHPC LimitedIm Bau

    3.021

    Pakal Dul Hydro Electric Project, Jammu & Kashmir

    1.000

    Chenab Valley Power Projects Ltd. (NHPC + JKSPDC)Im Bau

    1.468

    SJVN Bikaner Solar Park, Rajasthan

    1.000

    SJVN Green Energy Ltd.Im Bau

    52

    Essar Green Hydrogen Plant, Jamnagar

    1.000

    Essar Future Energy (Essar Group)In Planung

    34.762

    Ratle Hydro Project, Jammu & Kashmir

    850

    Ratle Hydroelectric Power Corporation Ltd. (NHPC + JKSPDC)Im Bau

    61

    Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Branchenstruktur

    Indiens Stromverbrauch wird Prognosen zufolge in den nächsten zehn Jahren um 54 Prozent zulegen.

    Der Bruttostromverbrauch Indiens wird voraussichtlich von rund 1.830 Terawattstunden im Jahr 2025 auf 2.820 Terawattstunden im Jahr 2034 steigen - ein Zuwachs von mehr als 54 Prozent. Dieser stetige Anstieg spiegelt das starke Wirtschaftswachstum, die Verstädterung, die zunehmende Elektrifizierung in ländlichen Gebieten und die zunehmende Nutzung elektrischer Geräte in Haushalten und Industrie wider.

    Indiens Stromnachfrage wird stark steigen

    Der Stromverbrauch in der Industrie wird von 970 Terawattstunden im Jahr 2025 auf fast 1.500 Terawattstunden im Jahr 2034 steigen und damit 53 Prozent der Gesamtnachfrage ausmachen. Dieses Wachstum wird durch die Ausweitung der Produktion, die Elektrifizierung von Prozessen und die Steigerung der Produktion in energieintensiven Sektoren wie Stahl, Zement und Chemie angetrieben.

    Die Stromnachfrage der Privathaushalte wird den Prognosen zufolge von 406 Terawattstunden im Jahr 2025 auf 625 Terawattstunden im Jahr 2034 zunehmen, was auf steigende Haushaltseinkommen, eine größere Verbreitung von Haushaltsgeräten und die fortschreitende Urbanisierung zurückzuführen ist. Der wachsende Bedarf an Kühlung im Sommer und die zunehmende Verbreitung des Aufladens von Elektrofahrzeugen zu Hause werden ebenfalls eine Rolle spielen. Trotz dieses Wachstums wird der Anteil der privaten Haushalte am Gesamtstromverbrauch konstant bei etwa 20 Prozent liegen.

    Elektrizitätserzeugung wird ebenfalls zulegen - Kohle und Gas bleiben dominant 

    Indiens gesamte Elektrizitätserzeugung wird voraussichtlich von 2.200 Terawattstunden im Jahr 2025 auf fast 3.400 Terawattstunden im Jahr 2034 steigen, was ein anhaltendes Wachstum der Energienachfrage widerspiegelt. Diese Expansion wird durch kontinuierliche Investitionen in erneuerbare und konventionelle Kapazitäten unterstützt, die sicherstellen, dass die Versorgung mit der steigenden Nachfrage in Industrie, Haushalten und Verkehr Schritt hält.

    Fossile Energieträger, vor allem Kohle und Gas, werden weiterhin das Rückgrat der indischen Stromversorgung bilden. Die Stromerzeugung aus diesen Quellen wird bis 2034 voraussichtlich um 30 Prozent zunehmen und trotz des Wachstums der erneuerbaren Energien einen Anteil von zwei Dritteln an der Gesamtproduktion behalten. Kohle wird für die Grundlastversorgung und die Netzstabilität von zentraler Bedeutung bleiben.

    Die gesamte installierte Stromerzeugungskapazität Indiens wird voraussichtlich von 575 Gigawatt im Jahr 2025 auf fast 900 Gigawatt im Jahr 2034 zulegen. Obwohl der Zubau an erneuerbaren Energien bedeutend sein wird, wird auch die Kapazität aus brennbaren Brennstoffen stetig wachsen - von 341 Gigawatt auf 368 Gigawatt - und damit die zweigleisige Strategie der Regierung unterstreichen, die darauf abzielt, die Energiewende zu unterstützen und gleichzeitig die Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

    Trotz einiger regulatorischer Erschwernisse wächst Solarstrom mit Abstand am schnellsten

    Die installierte Solarenergie-Kapazität Indiens ist die fünfgrößte der Welt und erreichte im Jahr 2024 schätzungsweise 92,7 Gigawatt, was 16,12 Prozent des Stroms des Landes ausmacht. Die installierte Kapazität lokaler netzunabhängiger Solarstromsysteme betrug 4 Gigawatt. Die Regierung schätzt, dass das technische inländische Potenzial für Solarenergie 749 Gigawatt beträgt und strebt an, dass die lokale installierte Solarenergie-Kapazität bis 2030 280 Gigawatt erreicht.

    Derzeit machen lokal an das Stromnetz angeschlossene Solaranlagen auf Dächern 14,5 Gigawatt aus. Im Oktober 2022 wurde die zentrale finanzielle Unterstützung für solche Wohnprojekte sowie für die Installation kleiner netzverbundener Solarstromanlagen und solarbetriebener landwirtschaftlicher Pumpen bis März 2026 verlängert.

    Das Wachstum der inländischen Solarleistung wird durch unzureichende, obwohl schnell wachsende, lokale Kapazitäten zur Herstellung von Solarausrüstung, mehrere Änderungen im Zollregime für importierte Solarzellen und -module, eine Obergrenze für Tarife, verpflichtende Käufe bei staatlich genehmigten Herstellern von Solarmodulen für staatlich geförderte Projekte, das Risiko von Neuverhandlungen von Stromabnahmeverträgen, strenge inländische Finanzierungsbedingungen, eine marode Stromnetz-Infrastruktur und Schwierigkeiten bei der Landbeschaffung eingeschränkt. Dennoch wird erwartet, dass die installierte Solarleistung von 108,8 Gigawatt im Jahr 2025 auf 310,7 Gigawatt bis 2030 ansteigt. Das ist einem günstigen politischen Rahmen, niedriger Installationskosten, zeitabhängiger Tarife und der wachsenden Machbarkeit weniger intermittierender hybrider Solarprojekte zu verdanken.

    Laut der Central Electricity Authority India (CEA) hatte Indien Ende Oktober 2024 eine installierte Biokraftwerkskapazität von 11,3 Gigawatt, die aus Biomasse- und Abfall-zu-Energie-Anlagen stammt. Die staatlichen Behörden hatten die Einrichtung von 5.000 heimischen Anlagen bis Mitte 2025 vorgesehen, um 15 Millionen Tonnen pro Jahr an komprimiertem Biogas zu produzieren. Indien produziert jährlich etwa 750 Millionen Tonnen Biomasse.

    Windkraftkapazität soll sich bis 2034 nahezu verdoppeln

    Indien verfügt über die weltweit viertgrößte installierte Windkraftkapazität, die nach Schätzungen des CEA Anfang 2025 bei 50,4 Gigawatt lag und bis zum Jahr 2034 auf 95,4 Gigawatt steigen wird. Die Regierung schätzt das technische Potenzial Indiens für Onshore- und Offshore-Windkraftkapazitäten auf etwa 1.200 Gigawatt beziehungsweise 70 Gigawatt. Das CEA geht davon aus, dass die inländische Offshore-Windkraftkapazität erst nach 2030 in Betrieb gehen wird. Der Windkraftsektor hat mit Auktionstools, Stornierungen und Verzögerungen, aufgeschobenen Zahlungen, Preisschrauben, Problemen bei der Flächenakquise, einem größeren staatlichen Fokus auf die Entwicklung der Solarenergie und stillgelegten Produktionskapazitäten zu kämpfen.

    Indien hat im Jahr 2024 eine Windkraftkapazität von 3,2 Gigawatt hinzugefügt, angeführt von den Bundesstaaten Gujarat, Karnataka und Tamil Nadu. Die insgesamt installierte Windkraftkapazität des Landes erreichte 48,2 Gigawatt und stärkt die Rolle der Windenergie beim Wachstum der erneuerbaren Energien in Indien, angesichts breiterer Bemühungen, die saubere Stromversorgung auszubauen und die steigende Nachfrage zu decken.

    Nach Schätzungen der Indian Wind Power Association sind 80 Prozent der Wertschöpfung in Indien angesiedelt. Neben den Windturbinenherstellern und Projektentwicklern sind tausende kleine und mittelständische Unternehmen in der Zulieferkette als Ausrüster und Dienstleister aktiv. 

    Fast 90 Prozent der Windturbinen, die in indischen Projekten zum Einsatz kommen, werden lokal gefertigt. Die Wind Turbine Manufacturers' Association schätzt die Produktionskapazitäten für Windturbinen in Indien auf 13 Gigawatt bis 15 Gigawatt pro Jahr. Siemens Gamesa fertigt an zwei Standorten Rotorblätter und Gondeln und betreibt ein Entwicklungszentrum in Bengaluru.

    Indiens Wasserkraftkapazität wächst, wird allerdings durch diverse Hemmnisse ausgebremst

    Indiens installierte Wasserkraftkapazität, die sechstgrößte der Welt, erreichte im Oktober 2024 offiziell 52 Gigawatt und erzeugt damit jährlich etwa 7 Prozent des Stroms des Landes. Das CEA schätzt das indische Wasserkraftpotenzial auf 314,8 Gigawatt . Hohe Projektkosten und Tarife (im Vergleich zu Kohle-, Wind- und Solarenergie), Finanzierungsschwierigkeiten, saisonale Schwankungen des Wasserdurchflusses und Bedenken hinsichtlich der Vertreibung von Menschen und der Umweltzerstörung hemmen lokale Wasserkraftprojekte.

    Im Oktober 2024 befanden sich mehr als 20 Gigawatt inländischer Wasserkraftkapazitäten, darunter 6,1 Gigawatt Pumpspeicherkraftwerke, im Bau, aber die Arbeiten an etwa 1,2 Gigawatt dieser Projekte wurden aufgehalten. Die Regierung will die lokale Pumpspeicherkraftwerkskapazität von 4,7 Gigawatt im Jahr 2023/24 auf 55 Gigawatt bis 2031/32 steigern. Projekte, die in der ökologisch sensiblen Himalaya-Region gebaut werden, wie das 520-Megawatt -Kraftwerk Tapovan Vishnugad, werden nach den Sturzfluten im Februar 2021 und der Landunterspülung im Januar 2023 genauer unter die Lupe genommen.

    Wichtige Branchenunternehmen in IndienUmsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Herkunftsland

    Sparte

    Umsatz 2025

    NTPC LimitedIndienFossile Energien, Hydro, Solar, Wind

    1.970

    Adani PowerIndienKohle, Erneuerbare

    576

    Power Grid Corporation of IndiaIndienStromnetzwerke

    480

    Tata PowerIndienIntegrierte Lösungen (Fossil, Hydro, Solar, Wind, Netzwerke)

    259

    Torrent PowerIndienErzeugung, Übertragung, Netzwerke

    254

    NHPC LimitedIndienWasserkraft

    104

    Indian RenewIndienFinanzierung erneuerbarer Energien

    78

    JSW EnergyIndienFossile und erneuerbare Energien

    46

    SJVNIndienWasserkraft, Solar

    34

    Adani Green Energy Ltd (AGEL)IndienErneuerbare

    22

    Quelle: MoneyControl


     

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Der indische Strommarkt steht privaten Erzeugern weitgehend offen. Bei den erneuerbaren Energien dominieren sie die Produktion. Das Stromnetz ist überwiegend in öffentlicher Hand.

    Der indische Energiemarkt wurde 1991 liberalisiert und ist seit 2003 entbündelt. Folglich ist der Anteil privater Stromerzeuger kontinuierlich gewachsen. Im September 2022 waren mit 204 Gigawatt die Hälfte der netzgebundenen Kapazitäten in privater Hand. Auf die Bundesstaaten entfielen 105 Gigawatt und auf die Zentralregierung 99 Gigawatt. Bei den erneuerbaren Energien (ohne Großwasserkraftwerke über 25 Megawatt) hatten die privaten Stromerzeuger einen Anteil von 96 Prozent an der Gesamtkapazität von 118 Gigawatt.

    Bei der Stromübertragung und -verteilung sieht es ganz anders aus: Die Netzinfrastruktur befindet sich noch fest in öffentlicher Hand, aber auch hier wächst der Anteil privater Betreiber. Knapp 8 Prozent des rund 462.000 Kilometer langen Leitungsnetzes und 4 Prozent der Umspannkapazitäten von 1,1 Millionen Megavoltampere werden von Firmen wie Sterlite Power Transmission, Essel Infraprojects oder Adani Transmission betrieben - Tendenz steigend.

    Erzeuger schließen Abnahmeverträge mit Versorgern

    Die indischen Stromversorger (Distribution Company; Discom) und andere Großverbraucher können mit den Windstromerzeugern direkt Abnahmeverträge (Power Purchase Agreement; PPA) - in der Regel mit Laufzeiten von 20 Jahren - schließen oder über den Zertifikatehandel "Renewable Energy Certificates" (REC) an den beiden Strombörsen Indian Energy Exchange und Power Exchange India erwerben. Die Central Electricity Regulatory Commission ist die Regulierungsbehörde für die Strompreise der staatlichen Erzeuger sowie für den Stromtransport innerhalb und zwischen den Bundesstaaten.

    Markthemmnisse im Solarsektor

    Der Landerwerb und Netzzugang kann für Projektentwickler schwierig sein. Beim Einsatz von Solarzellen und -modulen in Projekten der öffentlichen Hand gibt es Auflagen. Auf technischer Seite stehen dem Ausbau der Solarstromerzeugung vor allem die Defizite in der Netzinfrastruktur im Weg. Die Einspeisung aus vielen dezentralen Kleinanlagen in das auf Großkraftwerke ausgelegte Übertragungs- und Verteilungsnetz kann zum Flaschenhals für die Projektentwickler werden. Bei Utility-Scale-Projekten kann der Landerwerb zur Herausforderung werden. Die Developer fordern daher indienweit einheitliche Regelungen zur Kategorisierung und zum Erwerb von Freiflächen für Solaranlagen.

    In Indien gibt es tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse bei Solarausrüstung. Seit April 2022 gilt ein Basiszollsatz (Basic Custom Duty) von 25 Prozent auf Zellen und von 40 Prozent auf Module. Zudem dürfen bei staatlichen Projekten nur Produkte zum Einsatz kommen, die durch das Bureau of Indian Standards (BIS) zertifiziert sind, und deren Hersteller auf der Liste Approved List of Models and Manufacturers (ALMM) stehen.

    Energieeinsparungsgesetz ist Grundlage für die indische Energiewende

    Das Ende 2022 verabschiedete und am 1. Januar 2023 in Kraft getretene Energieeinsparungsgesetz (Energy Conservation (Amendment) Act) dient weiterhin als gesetzlicher Anker für die Energiewende in Indien. Es schreibt vor, dass ein Mindestanteil des Energieverbrauchs in den Sektoren Industrie, Gewerbe und Verkehr auf nicht-fossile Energieträger entfallen muss. Das Gesetz ermächtigt die Zentralregierung beziehungsweise die von ihr benannten Stellen, handelbare CO2-Zertifikate an Unternehmen auszugeben, die die Anforderungen erfüllen. In den Jahren 2024 und 2025 begann die Umsetzung in größerem Umfang, insbesondere durch die Ausweitung von Programmen auf bundesstaatlicher Ebene. Das Gesetz ermächtigt die Regierungen der Bundesstaaten außerdem, Energiesparstandards für neue große Wohn- und Geschäftsgebäude festzulegen, Effizienznormen für Geräte, Fahrzeuge und Schiffe zu spezifizieren und Energieeffizienzfonds auf Landesebene einzurichten. Diese Rahmenwerke werden nun im Einklang mit Indiens umfassenderer grüner Industriepolitik und dem Fahrplan für den CO2-Markt umgesetzt.

    Im April 2023 startete die Regierung einen Plan zur Ausschreibung jährlicher Angebote für die Installation von 50 Gigawatt erneuerbarer Kapazität zwischen 2023/24 und 2027/28, einschließlich eines speziellen Ziels von mindestens 10 Gigawatt Windkraft pro Jahr. Anfang 2025 war die Politik weiterhin auf Kurs, mit einer starken Beteiligung an Ausschreibungen für Solar- und Hybridprojekte, obwohl sich der Ausbau der Windkraftkapazitäten aufgrund von Problemen beim Landerwerb und Verzögerungen bei der Netzintegration verzögert hat. Die kumulierte Kapazität an erneuerbaren Energien lag Ende 2024 bei knapp 200 Gigawatt. Das ursprüngliche Ziel von 500 Gigawatt der Regierung ist nicht erreichbar. Bei der derzeitigen Politik und den Entwicklungstrends wird die Kapazität bis 2030 etwa bei 350 Gigawatt liegen.

    Langfristige LNG-Verträge sollen kostengünstige Energieversorgung gewährleisten

    Indien hat sich strategisch langfristige LNG-Verträge gesichert, um eine stabile und kostengünstige Energieversorgung zu gewährleisten. Im Februar 2024 verlängerte Petronet LNG, Indiens führender LNG-Importeur, seinen Vertrag mit QatarEnergy über den Import von 7,5 Millionen Tonnen LNG pro Jahr (MMTPA) von 2028 bis 2048. Dieses 78-Milliarden-US$-Geschäft garantiert nicht nur eine kontinuierliche LNG-Versorgung, sondern bietet auch günstige Preisbedingungen und trägt so zur Energiesicherheit Indiens bei. Darüber hinaus unterzeichnete die Indian Oil Corporation Limited (IOCL) im Jahr 2024 einen 15-Jahres-Vertrag mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) über die Beschaffung von 1 Million Tonnen LNG pro Jahr.

    Die indische Regierung baut auch ihre städtische Gasverteilungsinfrastruktur (CGD) aggressiv aus, um die Zugänglichkeit von Erdgas zu verbessern. Bis Anfang 2025 hat das Petroleum and Natural Gas Regulatory Board (PNGRB) 407 geografische Gebiete für den Ausbau der CGD-Infrastruktur genehmigt, mit dem Ziel, mehr als 70 Prozent der Bevölkerung zu erreichen. Dieser Ausbau erleichtert die verstärkte Nutzung von leitungsgebundenem Erdgas für Haushalte und von CNG für Fahrzeuge und fördert einen saubereren Energieverbrauch in städtischen und halbstädtischen Regionen. Privatwirtschaftliche Investitionen sind für diesen Ausbau von zentraler Bedeutung. Im Dezember 2024 gab THINK Gas (ehemals AG&P Pratham) Pläne bekannt, über einen Zeitraum von drei Jahren bis zu 947 Millionen US$ in die Entwicklung von CGD-Netzen zu investieren, darunter mehr als 17.000 km Pipelines und mehr als 1.500 CNG-Stationen.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Indien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Energieministerium

    Indisches Ministerium für Energie
    SolarverbandNational Solar Federation of India
    SolarverbandAll India Solar Industries Association
    SolarverbandIndian Solar Manufacturers Association
    Windenergie-VerbandIndian Windpower Association

    Windenergie-Verband

    Indian Windturbine Manufacturers Association
    Energie-MesseIndia Energy Week, 27.-30.1.26, Goa, India
    Erneuerbare Energien MesseRenewable Energy India Expo, 30.10. - 1.11.25, Greater Noida, India

     

    Von Werner Kemper | New Delhi

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