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Branche kompakt | Frankreich | Bauwirtschaft

Bauwirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels

Der französische Gebäudebau beginnt sich langsam zu erholen. Nachhaltiges Bauen wird zur Pflicht. Die energetische Renovierung hingegen leidet unter wechselnden Fördervorgaben.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Ausblick der Bauwirtschaft in Frankreich 

Bewertung:

  • Gebäudewirtschaft 2025 drittes Jahr in Folge in der Rezession.
  • Fehlende Nachfrage belastet Büro-, Industrie- und Gewerbebau auch 2026.
  • Wohnungsbau belebt sich; Baugenehmigungen und Bauaufnahmen legen wieder zu.
  • Staatliche und kommunale Finanzierungsprobleme und Kommunalwahlen schlagen negativ auf den Infrastrukturbau durch.
  • Private Großprojekte wie Datenzentren und Investitionen in die Energieinfrastruktur federn staatliche Investitionszurückhaltung ab.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Dezember 2025

  • Die französische Bauwirtschaft kommt nicht aus der Krise. Zwar hellt sich der Gebäudebau etwas auf. Angesichts staatlicher Finanzprobleme aber schwächelt nun der Infrastrukturbau.  

    - 8 %

    Prognostizierter Rückgang staatlicher Investitionen in den Infrastrukturbau 2026 im Vergleich zum Vorjahr.

    Die französische Bauwirtschaft erwartet für das Jahr 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge. Der Branchenverband Fédération Francaise du Bâtiment (FFB) schätzt, dass der Gebäudebau im Jahr 2025 vom Volumen her um 3,4 Prozent zurückgeht. Zwar hellt sich zumindest der Wohnungsmarkt wieder etwas auf. Der Büro-, Gewerbe- und Industriebau hingegen verharrt mit einem Minuswachstum von 8 Prozent weiterhin im roten Bereich. Und auch die Renovierung von Substanzbauten, insbesondere die energetische Renovierung, geht gegenüber einem bereits schwachen Vorjahr weiter zurück. Der Branchenverband rechnet für 2026 im Hochbau mit einem Volumenrückgang von rund 2 Prozent.

    Marktvolumen der Gebäudebauwirtschaft in Frankreich In Milliarden Euro; Veränderung in Prozent

    Segment

    Bauvolumen 2024 

    Veränderung 2023/24

    Neubau, davon

    90

    -10 

      Wohnungen

    48

    -15,8

      Andere Gebäude

    42

    -2,3

    Renovierung und Instandhaltung

    118

    2,6

    Gesamt

    208

    -3,3

    Berechnungen von Germany Trade & Invest 2025Quelle: FFB (Fédération Française du Bâtiment) 2025

    Auch der bislang stabil laufende Infrastruktur- und Industriebau verliert an Dynamik. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet der Verband Fédération Nationale des Travaux Publics (FNTP) einen Volumenrückgang von 1,1 Prozent gegenüber 2024. Für das Jahr 2026 geht der Verband von einem weiteren Rückgang der Aktivität von knapp 2 Prozent aus. Grund hierfür sind im Wesentlichen sinkende Investitionen der finanziell ausgelaugten Kommunen. 

    Aufgrund der für März 2026 anstehenden Kommunalwahlen erwartet der Verband eine Karenzzeit bei Planungen von Infrastrukturprojekten, auch forciert durch die finanzielle und politische Unsicherheit auf Staatsebene. FNTP rechnet für 2026 mit einem Rückgang der kommunalen Investitionen um 6 Prozent. Stabiler hingegen entwickeln sich die Investitionen im Bereich Transport und Energie. Großprojekte wie der geplante Ausbau der Netzinfrastruktur, Megainvestitionen in Rechenzentren, der Bau von neuen Atomkraftwerken oder große Bahninfrastrukturprojekte federn das Ausbleiben kommunaler Aufträge zumindest teilweise ab. 

    Wohnungsbau zeigt fragile Erholung 

    Der Wohnungsbau zeigt nach massiven Einbrüchen in den Jahren 2024 und 2025 Anzeichen der Erholung. Sowohl die Baugenehmigungen als auch die Bauaufnahmen im Wohnungsbau legen nach einer langen Flauteperiode stark zu. Insbesondere der Individualwohnungsbau zieht von niedrigem Niveau aus wieder an, getrieben von gesunkenen Zinsen und Förderinstrumenten wie dem "Prets a taux zero" für Ersterwerber. Aber auch der Kollektivwohnungsbau gewinnt wieder an Schwung. 

    Baugenehmigungen und Baubeginn neue Wohneinheiten
     

    Jan-Okt. 2024

    Jan-Okt. 2025

    Veränderung in Prozent

    Baugenehmigungen

    246.241

    319.145

    29,6

    Bauaufnahme193.876229.716

    18,5

    Quelle: Service des données et études statistiques (SDES), Berechnungen von Germany Trade & Invest 2025

    Trotz des leicht aufhellenden Geschäftsklimas bleiben Bauverband und Branchenunternehmen für das Jahr 2026 vorsichtig.  Die anhaltende politische und Finanzkrise Frankreichs hemmt Privat- und institutionelle Investitionen. Vor allem der Bürobau kommt nicht aus der Krise. Die Nachfrage bleibt schwach. Telearbeit sowie stagnierende Mitarbeiterzahlen senken den Bedarf an neuer Bürofläche. Das Analyseinstitut Xerfi erwartet erst für 2027 eine Wiederbelebung des Büromarktes. Der Neubau an Gewerbeimmobilien hingegen leidet unter gesetzlichen Vorgaben zur Freiraumsicherung (Zero Artificialisation Nette (ZAN)). Dies erschwert den Bau neuer Gewerbebauten auf der grünen Wiese.

    Wechselnde Fördervorgaben behindern die energetische Sanierung

    Wohnungsbauunternehmen setzen zunehmend auf energetische Sanierung. Gesetzliche Vorgaben wie die 2022 in Kraft getretene Energieeffizienzrichtlinie RE 2020 oder das Décret Tertiaire verschärfen energie- und klimabezogene Vorgaben für Wohn-, Büro- und gewerbliche Immobilien. 

    Allerdings leidet der Sektor unter vielfältigen Änderungen staatlicher Fördersysteme wie der "MaPrimeRenov". Bauherren verlieren den Überblick über förderfähige Projekte und schieben Renovierungen auf. 

    Künstliche Intelligenz und Robotik gewinnen an Terrain

    Im Zuge der Krise am Bau gewinnen Maßnahmen zur Kostensenkung an Gewicht. Industriell vorgefertigte Baumodule gelten als Lösung für schnelleres und damit kostengünstigeres Bauen. Allerdings fehlt es bislang laut FFB an einer hinreichenden Nachfrage. Auch die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-System findet bislang keine Abnehmer. Unternehmen verlassen den Markt.

    Digitale Lösungen wie virtuelle Zwillinge, Künstliche Intelligenz, Augmented Reality-Anwendungen oder Drohnen finden zunehmend Eingang bei Planung und Bau. Ziel ist, Prozesse zu beschleunigen, teure Baufehler zu vermeiden oder zumindest zeitnah feststellen zu können. Noch aber erfüllen KI-Anwendungen gerade am konkreten Bauprojekt nicht die in sie gesetzten Ansprüche. Experten erwarten eine vollständige KI-Integration ab 2028 oder 2029. Auch Robotik ist noch nicht am Bau angekommen. Bouygues Construction treibt das Thema voran und arbeitet seit Ende 2025 mit dem Robotikunternehmen Innodura an der Integration von Robotiklösungen am Bau.  

    Steigende Nachfrage nach Umwelt- und Energieeffizienzlösungen

    Die drei französischen Baugrößen Vinci, Bouygues und Eiffage beherrschen den Infrastrukturbau. Großprojekte werden in aller Regel an eines dieser auch international aktiven Baukonglomerate vergeben. Für deutsche Unternehmen bestehen Beteiligungsmöglichkeiten als Subunternehmer oder im Rahmen einer Partnerschaft mit lokalen Unternehmen. 

    Geschäftschancen bieten sich insbesondere für Spezialtechnologien. So wurden die Tunnelbohrmaschinen für das Eisenbahntunnelprojekt Lyon-Turin von Herrenknecht hergestellt. Liebherr liefert Spezialkräne unter anderem für die Naval Group. 

    Aber auch Lösungen, die die Umwelt- und Klimabilanz von Bau- und Gebäudebetrieb verbessern, finden steigende Nachfrage. Die Einsparung von Treibhausgasemissionen sowie Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz sind stark gefragt, ebenso wie Technologien zur Wassereinsparung. Gerade bei Großprojekten wie dem angekündigten Bau von Datenzentren werden diese Fragen an Relevanz gewinnen. 

    Ein eigenständiges Agieren am Markt ist für deutsche Bauunternehmen aufgrund regulatorischer und gesetzlicher Vorgaben schwierig. Das französische Bau- und Gewährleistungsrecht legt an Bautätigkeiten teils deutlich strengere Maßstäbe an, als diese aus dem deutschen Recht bekannt sind. Dazu gehört unter anderem eine zehnjährige Haftung für Baumängel. Bauherren sollten auf einen hinreichenden Versicherungsschutz achten.

    Ausgewählte Großprojekte der Bauwirtschaft in FrankreichIn Milliarden Euro
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme 

    ProjektstandAnmerkungen
    RTE, Ausbau Hochspannungsnetz 2025 bis 2040

    100

    Ankündigung Februar 2025Anpassung der Hochspannungsnetzinfrastruktur an Zukunftsbedarfe aufgrund des Ausbaus erneuerbarer Energien und der Elektrifizierung von Wirtschaft und Gesellschaft
    TELT (Tunnel Euralpin Lyon Turin), Lyon-Turin Eisenbahn- und Tunnelprojekt

    8,6

    Arbeiten und Ausschreibungen laufen, Inbetriebnahme des französisch-italienischen Tunnelteilstücks geplant 2032

    Juli 2021 Vergabe eines Teilstücks des Tunnelbaus an einen Zusammenschluss aus Vinci, Eiffage und Impenia (Schweiz)

    Oktober 2023 Vergabe der Verwertung von Aushubmaterial an einen Zusammenschluss unter Führung von Vinci (Auftragswert 800 Mio. Euro)

    Canal Seine-Nord Europe

    5,2

    Ausschreibungen laufen, Baubeginn 2022, Inbetriebnahme geplant 2032 Ausschreibungen der Hauptarbeiten für Terrassierung, Ingenieurbauwerke und Wiederherstellung von Verkehrsverbindungen (TOARC) in den Sektoren 2, 3 und 4 voraussichtlich 2026
    ProLogium (Taiwan);  Batterieproduktion; Dunkerque

    5,2

    Abstimmungsverfahren läuft, Baubeginn geplant 2026, Produktionsbeginn geplant 2028Veranschlagte Baukosten 1 Milliarde Euro
    EPR2-Nuklearkraftwerk Penly; Auftraggeber Électricité de France (EDF)

    4,0

    Baubeginn Mitte 2024, Inbetriebnahme geplant 2035/2036November 2023 Vergabe der Tiefbauarbeiten für zwei EPR2-Reaktoren an Eiffage
    Datencenter, Montereau-Vallée-de-la-Sein

    4,0

    Ankündigung November 2025, Verhandlungen mit EDF laufen, Inbetriebnahme geplant 2027Ansiedlung auf dem Gelände eines stillgelegten EDF-Kohlekraftwerks, Bauherr: Iliad-Gruppe und InfraVia Capital Partners
    Grand Paris Express, Metro 15 Ouest (Teilstück Ponts de Sèvres - La Défense); Auftraggeber Société du Grand Paris  

    2,7

    Baubeginn 2024, Inbetriebnahme geplant 2031Juli 2023 Vergabe an Intensité15 (Zusammenschluss unter Führung von Vinci)
    Grand Paris Express, Metro 15 Est (Teilstück Bobigny-Champigny-sur-Marne); Auftraggeber Société du Grand Paris  

    2,5

    Baubeginn geplant Anfang 2026, Inbetriebnahme geplant 2030Dezember 2023 Vergabe an einen Zusammenschluss unter Führung von Eiffage

     

    Elektrizitätsstationen für Windparks (Bretagne-Süd, Narbonnaise Sud-Herault und Golfe de Fos)

    1,4

    Vertragsunterzeichnung September 2025Auftraggeber RTE, Vertragsunterzeichnung mit Eiffage-Tochter Smulders (belgisches Tochterunternehmen von Eiffage Metal France) 
    Windkraftpark Dunkerque, Auftraggeber Eoliennes en Mer de Dunkerque (EMD)  (Tiefbau), RTE (Netzanbindung)

    1,4

    Abstimmungsphase läuft, Genehmigung Ende 2024, Baubeginn geplant Anfang 2025, Offshore-Installation 2026, Inbetriebnahme Ende 2027EMD: Zusammenschluss aus EDF und Enbridge Éolien France
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

     

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Frankreich hat den Passoires Thermiques, Gebäuden mit einer schlechten Ökobilanz, den Kampf angesagt. Chancen bieten sich für Zulieferer und Anbieter von Speziallösungen. 

    Mit der am 1. Januar 2022 in Kraft getretenen Klima- und Energieeffizienzregulierung RE 2020 (Réglementation Environnementale) hat das Land strikte Bauvorgaben eingeführt, die zum Jahr 2025 noch einmal verschärft wurden. Die Richtlinie soll den Treibhausgasausstoß im Immobilienbereich eindämmen. Eine Steigerung der Energieeffizienz, Eigenenergieerzeugung sowie die Verbesserung des Wohnkomforts in heißen Sommern sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Richtlinie. 

    Die RE 2020 gilt für den Neubau von Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern sowie für Büro- und Unterrichtsgebäude. Auch bereits vermieteter Wohnraum unterliegt dem Anwendungsbereich der Richtlinie, abhängig von seiner Energieklassifizierung. Ab 2025 wird es verboten, Wohnungen der schlechtesten Energieeffizienzklasse G zu vermieten, für Wohnraum der Klasse F wird die Neuvermietung ab 2028 und für Wohnraum der Klasse E ab 2034 ausgeschlossen.  

    Das Ministerium für die Energiewende schätzt, dass zum 1. Januar 2025 rund 5,4 Millionen Wohneinheiten und damit 14,4 Prozent des gesamten Wohnungsparks in die Kategorien F und G fallen. Es besteht enormer Handlungsbedarf. Nach dem Basisszenario der SNBC müssten bis 2030 jährlich 370.000 Wohneinheiten renoviert werden und ab dann bis 2050 jährlich 700.000 weitere. 

    Industriebau steigert seine energetischen Ansprüche

    Für den Gewerbebau gilt die 2019 in Kraft getretene Regulierung "Dispoitif Eco Efficacité Tertiaire (DEET, Décret Tertiare)". Das Décret tertiaire verlangt von Eigentümern und Nutzern gewerblicher Immobilien, den Endenergieverbrauch des Gebäudes stufenweise bis 2050 um 60 Prozent abzusenken. Produktionsanlagen und Fabriken unterliegen bislang keinen regulativen Energie- und Nachhaltigkeitsvorgaben. Die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten und steigende Kundenansprüche an die Klimafreundlichkeit treiben aber auch beim Fabrikbau Investitionen in eine energieeffiziente und niedrigemittierende Bauweise und Gebäudetechnik.

    Gerade Baumaterialproduzenten spüren steigenden Druck, in die Dekarbonisierung zu investieren. St Gobain fokussiert sich auf Dekarbonisierungsstrategien. Heidelberg Cement hat 350 Millionen Euro investiert, um den Emissionsausstoß seiner Zementanlagen in Airvault um 30 Prozent abzusenken. Und der Steinwollehersteller Rockwool investiert bis 2027 gut 100 Millionen Euro in die Elektrifizierung seiner Produktion. Neben Energieeffizienz gerät auch die Wassereffizienz in den Fokus. So integriert der normannische Betonhersteller Cemex Gebrauchtwasser in seinen Produktionszyklus. 

    Wechselnde staatliche Förderung verunsichert Bauherren 

    Eine Vielzahl von Förderprogrammen unterstützt Privatpersonen bei der energetischen Sanierung und dem Neubau energieeffizienten Wohnraums. 

    Förderinstrumente für Energieeffizienzmaßnahmen in Gebäuden

    1. MaPrimeRénov - Zuschüsse für bestimmte Arbeiten, gestaffelt nach Einkommen der Haushalte
    2. Certificats d'économie d'énergie (CEE) - Energieunternehmen erhalten Energiesparzertifikate für Arbeiten, die sie finanzieren
    3. Éco-prêt à taux zéro (Éco-PTZ) - Nullzinskredite von bis zu 50.000 Euro für bestimmte Arbeiten

    Über MaPrimeRénov gibt es Zuschüsse zu Effizienzmaßnahmen in Privathaushalten. Allerdings unterliegt dieses Förderprogramm seit Sommer 2024 fortlaufenden Änderungen. Bauherren sind verunsichert und schieben nicht dringend erforderliche Renovierungen auf. 

    Die Energiesparzertifikate CEE (Certificats d'économie d'énergie) haben sich als wichtiges Förderinstrument etabliert. CEE-Sanierungsmaßnahmen werden von Unternehmen des Energiesektors finanziert, die dafür Zertifikate erhalten. Die Jahresquote der durch die Arbeiten generierten zukünftigen Einsparungen steigt zum 1. Januar 2026 von 825 auf 1050 Terawattstunden (TWh Cumac).  

    Komplexe Regularien schrecken deutsche Unternehmen ab

    Privathaushalte, die durch die MaPrimeRénov geförderte Sanierungen vornehmen, sind bei der Auswahl der Handwerker gebunden. Lediglich Unternehmen, die über eine RGE (Reconnu Garant de l'Environnement)- Qualifizierung verfügen, dürfen durch die MaPrimeRénov geförderte Sanierungsarbeiten vornehmen. Die Vorgaben, unter denen diese Qualifizierung erteilt wird, sind komplex. Deutsche Unternehmen, die nur gelegentlich in Frankreich tätig sind, müssen abwägen, ob sich der Aufwand rechnet. 

    Grenznahe deutsche Unternehmen, für die sich der Erwerb einer RGE-Zertifizierung lohnen könnte, beklagen hingegen bürokratische Hindernisse. Sozialversicherungs- und steuerrechtliche Vorgaben sowohl auf deutscher als auch auf französischer Seite behindern grenzüberschreitend tätige Unternehmen. 

    Beteiligungschancen bei Technologie und Ausrüstung 

    Gewerbliche Sanierungsprojekte bieten deutschen Unternehmen bessere Chancen. Zwar ist die Konkurrenz im Baubereich stark. Branchengrößen wie Vinci, Bouyges oder Eiffage agieren über Tochtergesellschaften und treten sowohl als Bauentwickler als auch als Bauträger und Bauunternehmen auf. Auch Energieunternehmen positionieren sich zunehmend bei allen energiebezogenen Sanierungs- und Großbauarbeiten. Beteiligungsmöglichkeiten bestehen aber bei der Zulieferung von Baumaterialien und technischen Lösungen sowie Ausrüstung wie Heizungen, Isolierungslösungen, Be- und Entlüftungssystemen und Haustechnologien.  

    Recycling von Baumaterialien steht in der Kritik

    Das Thema Kreislaufwirtschaft gewinnt auch im französischen Bausektor an Bedeutung. Seit dem 1. Mai 2023 ist ein neues System zur Rücknahme und zum Recycling von Baumaterialien ("Responsabilité Élargie du Producteur") in Kraft. Danach sind Unternehmen, die Baumaterialien auf den französischen Markt bringen, verpflichtet, für die Entsorgung zu sorgen. Die deutsch-französische Auslandshandelskammer bietet hier Unterstützung an. Der Branchenverband FFP beklagt, dass das System nicht nur teuer, sondern bislang, mangels tatsächlichen Recyclings der Materialien, auch hochgradig ineffizient sei. 

    Große Branchenunternehmen verstärken unabhängig von gesetzlichen Vorgaben Investitionen in die Wiederverwertung von Baustoffen. Der Betonhersteller Holcim hat 2,5 Millionen Euro investiert, um Abbruchbeton in neue Baumaterialien umzuwandeln. Holcim rechnet mit einer Produkteinführung im Jahr 2027. Der Glashersteller St. Gobain betreibt eine eigene Recyclingtochter, um Bauglas wiederzuverwerten und die Produktion zu dekarbonisieren. 

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

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  • Die großen französischen Bauunternehmen dominieren die Bauwirtschaft des Landes. Auch in Deutschland sind sie hochaktiv. Deutsche Unternehmen hingegen sind gefragte Zulieferer.

    Der französische Bausektor ist stark und international hervorragend aufgestellt. Mit den drei Baukonzernen Vinci, Bouygues und Eiffage ist Frankreich gleich dreimal unter den Top-20 der größten Bauunternehmen der Welt vertreten, so Deloitte in seinem Global Powers for Construction 2024-Ranking.

    Die französische Bauindustrie zählte 2024 nach Angaben der FFB insgesamt 440.000 Unternehmen. Der Großteil (94 Prozent) hat zehn oder weniger Mitarbeitende, nur etwa 200 Betriebe beschäftigen mehr als 200 Personen. Von den insgesamt 1,26 Millionen Beschäftigten sind 506.000 im Bauhandwerk beschäftigt. Die Baubranche erwirtschaftete 2024 Umsätze von etwa 90 Milliarden Euro im Neubau und 118 Milliarden Euro in der Instandhaltung und Renovierung, insgesamt 208 Milliarden Euro.

    Energieunternehmen expandieren in den Energiebau

    Größere innerfranzösische Aufträge, insbesondere im Infrastruktur- aber auch im Großgebäudebereich, werden in den meisten Fällen von den führenden Baukonzernen Vinci, Bouygues oder Eiffage übernommen. Als Teil großer Konglomerate sind diese Gruppen auch in anderen Bereichen tätig, darunter als Immobilienentwickler, Betreiber von Parkhäusern, Konzessionär für Autobahnen und Flughäfen, aber auch in der Telekommunikation oder im Medienbereich. Energieunternehmen wie Equans oder EDF etablieren sich im Bereich Energieinfrastrukturplanung und -bau als wichtige Baudienstleister.

    Wichtige Branchenunternehmen in FrankreichUmsatz in Milliarden Euro

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2024 

    Vinci ConstructionHoch- und Tiefbau

    31,8

    Equans (Bouyges-Gruppe)Hoch- und Tiefbau

    19,2

    Bouygues ConstructionHoch- und Tiefbau

    10,3 

    Colas (Bouygues-Gruppe)Hoch- und Tiefbau

    15,9

    Eiffage *)Hoch- und Tiefbau, Energie

    19,5

    FayatHoch- und Tiefbau, Baumaterial

    5,7

    NGEHoch- und Tiefbau

    4,6

    Spie Batignolles Hoch- und Tiefbau, Energie

    2,6

    Demathieu Bard GroupHoch- und Tiefbau

    2,1

    LegendreHoch- und Tiefbau, Energie, Immobilien

    1,0

    * ohne Immobiliengeschäfte.Quelle: Geschäftsberichte, Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Großkonzerne sind auch auf Auslandsmärkten aktiv

    Die französischen Branchengrößen, aber auch Unternehmen wie Fayat oder Spie Batignolles sind im Ausland hochaktiv. Der Gesamtwert der im Ausland erbrachten Bauleistungen französischer Unternehmen betrug 2024 nach Angaben der FNPT 86,7 Milliarden Euro, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozent. Wichtigste Zielregion ist mit einem Anteil von 62,4 Prozent der gesamteuropäische Raum (EU und europäische Nicht-EU-Länder), wichtigster Aktivitätssektor der Bereich Energie mit einem Anteil von knapp 39 Prozent.  

    Französische Unternehmen haben vor allem Deutschland im Blick, auch angesichts erwarteter deutscher Milliardeninvestitionen in den Infrastrukturausbau. Bereits heute sind französische Bau-, Energie- und Umweltunternehmen wie Eiffage, Veolia oder EDF Powersolutions stark im deutschen Markt vertreten. 

    Deutsche Unternehmen im Baumaterialsektor gut vertreten

    Auch im Bereich Baumaterialien verfügt das Land über international aufgestellte Konzerne. Der französisch-schweizerische Konzern Holcim (ehemals HolcimLafarge) zählt zu den internationalen Schwergewichten der Zement- und Betonbranche. Arcelor Mittal ist im Stahlsegment führend, Saint Gobain einer der weltweit wichtigsten Glashersteller. St Gobain erweitert seinen Aktivitätsbereich insbesondere im Bereich Recycling und Bauchemie und verstärkt sich durch internationale Zukäufe.

    Deutsche Unternehmen sind im Land gut aufgestellt. Die Knauf-Gruppe ist nach Unternehmensangaben in Frankreich mit 32 Produktionsstätten in den Bereichen Isolierungs-, Decken und Kunststofflösungen vertreten und beschäftigt über 2.200 Mitarbeiter. Die deutsche Heidelberg Materials Group ist mit den Tochtergesellschaften Ciments Calcia, GSM, Unibeton und Socli wichtiger Anbieter von Baumaterialien, vor allem in den Sparten Zement, Transportbeton und Kalk. Die Pumpenhersteller KSB und Wilo sind in Frankreich mit eigenen Produktionsstätten vor Ort aktiv und profitieren von der Neuorientierung zu mehr Energieeffizienz und Dekarbonisierung im Gebäudebereich. Darüber hinaus produziert und vertreibt Schüco in Frankreich Fenster, Türen, Armaturen und Beschläge. 

    Baumaterialsektor dekarbonisiert weiter

    Die gesamte Branche für Baumaterialien steht in einem ambitionierten Prozess der Dekarbonisierung von Produktion und Produkten. Dies gilt nicht nur für die großen Emittenten der Zement-, Stahl- und Glasindustrie, sondern zieht sich quer durch alle Industriesparten. Die strengeren Anforderungen an die Klimafreundlichkeit neuer Bauwerke durch die Regulierung RE 2020 sowie steigende Ansprüche der Kunden an eine bessere Klimabilanz am Bau setzen den Sektor unter Innovationsdruck.  Der Stahlkonzern ArcelorMittal wird mit staatlicher Förderung 1,2 Milliarden Euro in den klimafreundlichen Umbau seiner französischen Produktion investieren. Anders als in Deutschland hat der Konzern im Mai 2025 bekräftigt, seine Pläne zum Einsatz elektrischer Hochöfen in Frankreich beibehalten zu wollen. Der Zementproduzent Eqiom investiert in Lumbre (Pas-de-Calais) 300 Millionen Euro in einen neuen Hochofen. 2026 soll dieser dafür sorgen, den CO2-Ausstoß der Produktion um 20 Prozent abzusenken. Heidelberg Cement hat im November die Modernisierung seiner Zementproduktion in Airvault abgeschlossen. Durch Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro senkt der Konzern seine CO2-Emissionen um 30 Prozent ab.  

    Start-ups erobern den Bausektor

    Jungunternehmen drängen auf den Markt. So hat Hiboo eine Plattform für die Verwaltung und Analyse von Baumaschinen und Bautransportparks entwickelt. Das 2017 gegründete Start-up kooperiert bereits mit Branchengrößen wie  Eiffage oder Spie Batignolles. Bloc in Bloc will Augmented Reality auf die Baustellen bringen. Azur Drones und Sysveo arbeiten an autonomen Drohnen für die Baustellenüberwachung. Und das international expandierende Start-up Hoffmann Green Cement und Materr’UP konkurrieren bei der Produktion CO2-armen Betons.

    Immer wieder aber gibt es auch Rückschläge. Das Jungunternehmen Neolithe war mit einer Technologie zur nachhaltigen Behandlung von Bauabfällen gut gestartet. Unternehmen wie Bouygues Immobilier nutzten Neolithes Entwicklungen. Allerdings hat sich Neolithe im Herbst 2025 ein Jahr Forschungspause verschrieben, um Probleme mit Asbestrückständen in seinen aus Recycling gewonnen Baugranulaten zu lösen.

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Die Marktbearbeitung im Bausektor gilt als schwierig. Die französische Konkurrenz ist gut aufgestellt. Komplexe Vorgaben stellen ausländische Unternehmen vor Hindernisse.

    Der Bausektor in Frankreich gilt für ausländische Firmen als anspruchsvoll. Das Land verfügt über eigene große, wettbewerbsfähige und technisch versierte Baukonzerne, die sämtliche Sparten des Bausektors abdecken. Auch in rechtlicher Hinsicht weist das Land Besonderheiten auf, die im Ausland ansässigen Firmen die Tätigkeit in Frankreich erschweren. Die Marktbearbeitung gemeinsam mit einem lokalen Partner gilt daher als essenziell.

    Die Teilnahme an Ausschreibungen oder Architekturwettbewerben ist oft der einzige Weg, um bei größeren Projekten zum Zuge zu kommen. 

    Im öffentlichen Sektor sind alle Bauvorhaben nach den Bestimmungen des "Code des Marchés Publics" zu vergeben. Auftraggeber sind in Abhängigkeit vom Projekt der Staat, Gebietskörperschaften oder öffentliche Einrichtungen. Ausschreibungen und Informationen zum öffentlichen Vergaberecht finden sich im Ausschreibungsportal der Regierung.

    Die Bewerbung für eine Ausschreibung umfasst verschiedene Dokumente und Unterlagen, zusammengefasst im "Dossier de Consultation des Entreprises". Zum Dossier gehören die technische Spezifikation, eine Verpflichtungserklärung über die Leistung und den Angebotspreis und eventuell auch der Durchführungsplan.

    Bauversicherung ist dringend erforderlich

    Eine besondere Schwierigkeit stellt für deutsche Unternehmen in Frankreich die zehnjährige Gewährleistungspflicht (décennale) dar, da deutsche Versicherer diese in der Regel nicht abdecken und eine Versicherung in Frankreich an eine Präsenz vor Ort gebunden ist. Dennoch sollte auf eine hinreichende Absicherung nicht verzichtet werden. 

    Französische Versicherungsgesellschaften sind allerdings gerade bei innovativen und noch nicht weithin erprobten technischen Lösungen am Bau mit einer Absicherung oft zurückhaltend. Versicherer akzeptieren den Einsatz neuer Technologien in der Regel erst dann, wenn die entsprechende Baulösung eine besondere Zulassung durch das CSTB (Centre Scientifique et Technique du Bâtiment) bekommen hat. Eine hinreichende Versicherungsabdeckung kann daher teuer werden. Entsprechende Kosten sollten bereits vor Erstellung des Vertragsangebotes ermittelt und eingepreist werden. 

    Beteiligung an Privatrenovierungen nur mit französischer Qualifikation möglich

    Geschäftschancen für deutsche Unternehmen können sich aus einer Verschärfung der Regeln für energieintensive Wohnungen ergeben. Die RE2020 (réglementation environnementale) verbietet ab 2025, besonders ineffiziente Wohnungen neu zu vermieten. Einzelheiten hat das französische Ministerium für ökologischen Wandel veröffentlicht. Die Regierung fördert die energetische Renovierung von Wohnraum durch die Prämie MaPrimeRénov. Allerdings ist bei energetischen Sanierungsmaßnahmen die staatliche Förderung in der Regel daran geknüpft, dass die ausführende Person die besondere Qualifizierung RGE (reconnu garant de l'environnement) erlangt hat. Hierfür müssen Fortbildungen und Qualifizierungskurse in französischer Sprache belegt werden. Bei geringeren Auftragsvolumina macht dieses Erfordernis Arbeiten in Frankreich für deutsche Handwerker mitunter unattraktiv. 

    Handwerker und Bauunternehmungen im deutsch-französischen Grenzeinzugsbereich hingegen kämpfen mit komplexen steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Vorgaben, wenn sie grenzüberschreitend tätig werden wollen. Unterstützen können die Industrie- und Handelskammern der Grenzregion. 

    Umweltrechtliche Vorgaben verschärfen die Dokumentationspflichten

    RE2020 (réglementation environnementale) sieht strikte Dokumentationspflichten vor. So muss unter anderem bei Bauanträgen eine Lebenszyklusanalyse der verwendeten Baumaterialien und Komponenten erstellt werden. Dieser Analyse liegen wiederum Umwelterklärungen zugrunde, die vom Hersteller der jeweiligen Materialien herausgegeben werden. 

    Ebenfalls ab dem 1. Mai 2023 gelten strengere Regeln bezüglich der Wiederverwertbarkeit von Bauabfällen (Responsabilité Élargie du Producteur). Nunmehr muss auch bei bedeutenden Renovierungen vor Arbeitsbeginn eine Produktdiagnose hinsichtlich der zu erwartenden Materialien und Abfälle durchgeführt werden. So soll eine gute Wiederverwertung, soweit möglich, gewährleistet werden. Der Branchenverband FFB allerdings kritisiert das Abfallrücknahmesystem als zu teuer und unwirksam. Lediglich 7 Prozent der Bauabfälle würden tatsächlich behandelt und wiederverwertet. 

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Frankreich

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21

    Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa

    Ministère de la cohésion des territoires et des relations avec les collectivités territoriales

    Ministerium für territorialen Zusammenhalt, zuständig für Stadtentwicklung
    Ministère de la transition écologiqueMinisterium für ökologischen Wandel, zuständig für Stadtentwicklung und Wohnungspolitik
    Agence nationale de l'habitat (Anah)Behörde für Wohnraum; zuständig für Förderprogramme für energetische Sanierungsmaßnahmen
    Agence de la transition écologique (Ademe)Behörde für die Energiewende; zuständig für Förderprogramme für Energieeffizienz
    France Rénov'Staatlicher One-Stop-Shop für energetische Sanierungsmaßnahmen in Haushalten
    Association francaise de normalisation (Afnor)Vereinigung für Normung und Reglementierung
    Centre Scientifique et Technique du Bâtiment (CSTB)Zentrum für Bautechnik
    Fédération française du bâtiment (FFB)Hochbauverband
    Fédération nationale des travaux publicsTiefbauverband
    Confédération de l'Artisanat et des Petites Entreprises du Bâtiment (CAPEB)Verband des Bauhandwerks
    Le Moniteur

    Wochenmagazin und Internetportal

    Batiactu

    Internetportal zum Bauwesen

    Mondial du Bâtiment (Batimat/Ideobain/Interclima)

    Größte nationale Fachmesse

    RenodaysFachmesse für nachhaltige Renovierung und Sanierung

    Bulletin officiel des annonces des marchés publics (BOAMP)

    Zentrales Internetportal für öffentliche Ausschreibungen

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

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