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Französische Baufirmen immer aktiver auf Auslandsmärkten

Baufirmen aus Frankreich sind weltweit im Einsatz. Doch der Wettbewerb wird härter. Daher müssen sie öfter mit Baufirmen aus anderen Ländern zusammenarbeiten.

Von Peter Buerstedde | Paris

Französische Baukonzerne erzielen weltweit die höchsten Umsätze auf Auslandsmärkten - vor allem die Branchenriesen, das Trio Vinci, Bouygues und Eiffage. Aber auch die zweite Riege der Baufirmen wie Fayat, NGE und Spie Batignolles sind im Ausland aktiv. Die Studie Global Powers of Construction 2020 der Beratungsfirma Deloitte führt Vinci und Bouygues hinter der spanischen Firma ACS an zweiter und dritter Stelle. Die Studie listet die 30 Baukonzerne weltweit auf, die die höchsten Umsätze außerhalb ihres Heimatmarktes erwirtschaften. Eiffage liegt auf Rang 14. Vinci ist nach Umsatz der größte nicht-chinesische Baukonzern weltweit und sechstgrößte insgesamt.

Baukonzerne sind global expandiert

Die Konzerne sind in der Vergangenheit vor allem durch staatliche Großprojekte im Inland gewachsen, Bouygues über den Wohnungsbau und Vinci über Autobahnkonzessionen. Aus dieser dominanten Position im Inland heraus konnten sie dann ihre globale Expansion finanzieren. Heute sind die Firmen im Hoch- und Tiefbau breit aufgestellt und haben sich in den letzten Jahren weiter diversifiziert. Sie verfügen international über ein starkes Fundament aus Konzessionen für Autobahnen, Flug- und Seehäfen sowie im Bahnverkehr, die stabile Einnahmen generieren.

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Das Trio konnte seine Umsätze im Ausland in den vergangenen Jahren deutlich steigern. Vinci erwirtschaftete 47 Prozent seiner Umsätze im Jahr 2021 im Ausland gegenüber 38 Prozent 2014. Bouygues kommt 2021 auf 57 Prozent (2014: 49 Prozent). Eiffage ist weniger global unterwegs, mit einem Auslandsanteil 2021 von 27 Prozent an den Umsätzen (2014: 17 Prozent).

Die französischen Baukonzerne sind damit sehr viel internationaler aufgestellt als der Durchschnitt der 30 Firmen mit den höchsten Auslandsumsätzen, die 2021 nur 17 Prozent Auslandsanteil aufweisen konnten. Allerdings erreichen andere europäische Baukonzerne wie ACS, Strabag, Skanska noch weitaus höhere Auslandsanteile.

Umsätze nach Regionen 2021 (Anteile in %)

Vinci

Bouygues

Eiffage

Frankreich

53,3

43,5

73,0

Ausland

46,7

56,5

27,0

Davon

  Europa (ohne Frankreich)

60,4

48,4

84,0

  Andere Regionen

39,6

51,6

16,0

    Nord- und Südamerika

22,1

29,8

k.A.

    Afrika und Naher Osten

6,9

6,6

k.A.

    Asien und Pazifikregion

10,7

15,2

k.A.

Quelle: Geschäftsberichte der Firmen 2022

Neben den drei großen Baukonzernen spielen französische Ingenieursfirmen bei internationalen Bauprojekten eine wichtige Rolle. Im Anlagenbau im Öl- und Gassektor ist TechnipFMC ein führender Akteur. Im Jahr 2021 wurde der Anlagenbau in nachgelagerten Bereichen des Öl- und Gassektors als eigenständige Firma Technip Energies ausgegründet. Aber auch Capgemini Engineering (bis 2021 Altran), Alten, Egis, Assystem, Akka Technologies, Systra und Segula Technologies führen weltweit Projekte durch. Systra ist etwa einer der größten Planer weltweit von Bahnprojekten.

Staatliche Förderinstrumente für Auslandsprojekte französischer Firmen

Bpifrance Assurance Export: Export- und Investitionskreditgarantien (ähnlich wie Hermesdeckungen) und Finanzierungen für als strategisch erachtete Projekte


Fonds d'étude et d'aide au secteur privé (Fasep): Fonds finanziert Projektstudien mit bis zu 800.000 Euro


Agence française de développement (AFD): Entwicklungshilfeagentur finanziert Projekte in Schwellenländern unter anderem über den Umweltfonds FFEM (Fonds français pour l'environnement mondial). Als Teil der AFD finanziert Proparco private Vorhaben und Unternehmen (ähnlich der deutschen DEG).


Prêt du Trésor: französische Staatskredite an ausländische Staaten für Projekte mit starker französischer Beteiligung


Mehr Wettbewerb und Kooperation

Die Bauindustrie hat sich in den vergangenen Jahren stärker globalisiert. Damit steigt der Konkurrenzdruck, gerade in Schwellenländern. Vinci ist über ihre Tochterfirma Sogea-Satom seit vielen Jahren der wichtigste internationale Baukonzern in Afrika mit Niederlassungen in 23 Ländern. Anders als Vinci und Bouygues erwirtschaftet Eiffage den Großteil seiner außereuropäischen Umsätze in Afrika. Das Unternehmen hat seine Aktivitäten in den letzten Jahren von Senegal aus auf ganz Westafrika ausgeweitet. Nach Fertigstellung der Bahnstrecke von Dakar nach Diamniadio und des Hafenterminals von Tema in Ghana, hat Eiffage im April 2021 zwischen Mauretanien und Senegal den Bau eines Schutzwalls für das Offshore-Flüssiggasterminal Grand Tortue Ahmeyim (GTA) begonnen.

Zuvor hatte das Unternehmen allerdings bei zwei Staudammprojekten in Gabun und Guinea-Bissau gegenüber dem chinesischen Unternehmen Sinohydro den Kürzeren gezogen. Eiffage verweist dabei auf günstige Finanzierungen der staatlichen chinesischen Eximbank. Französische Unternehmen werden für ihr Know-how geschätzt. Sie müssen sich in Afrika aber immer stärker mit Baufirmen aus Schwellenländern oder auch aus China zusammenschließen, um preislich mitbieten zu können oder damit eine Finanzierung etwa über die Eximbank möglich wird.

Zusammenarbeit mit afrikanischen Baufirmen

Häufig beteiligen sich inzwischen auch afrikanische Unternehmen an großen Bauprojekten, wie SGTM aus Marokko, Cosider aus Algerien oder CGE aus Burkina Faso. Bei dem Bahnprojekt Dakar-Diamniadio führte Eiffage gemeinsam mit Yapi Merkezi aus der Türkei und CSE aus Senegal die Arbeiten durch. Beim Wasserkraftprojekt Nachtigal in Kamerun für 1,2 Milliarden Euro arbeitet Bouygues mit SGTM und der französischen Firma NGE zusammen.

Ein Beispiel für französisch-chinesische Zusammenarbeit ist der Bau der im Oktober 2020 eröffneten neuen Moschee in Algier, wo unter anderem das deutsche Architektenbüro KSP Jürgen Engel, die Ingenieurfirmen Egis und Socotec aus Frankreich und der größte chinesische Baukonzern CSCEC im Einsatz waren. Beim 2014 fertiggestellten Maya-Maya-Flughafen in Brazzaville baute WIETC aus China das Terminalgebäude und Vinci die Landebahnen.

Gemeinschaftsprojekte werden in begrenztem Umfang auch von staatlicher Seite flankiert. Frankreich war das erste Land, das mit China im Juni 2015 eine Vereinbarung über gemeinsame Projekte in Drittmärkten abgeschlossen hat. Französische Firmen sollten mehr Zugang zu Infrastrukturvorhaben entlang der neuen Seidenstraße erhalten und chinesische Firmen Zugang zu französischem Projekt-Know-how. Darauf folgte lange Zeit nichts. Mitte Februar 2022 verkündete die chinesische Regierung schließlich, dass beide Seiten sieben gemeinsame Vorhaben vereinbart haben, mit Investitionen von insgesamt 1,7 Milliarden Euro.

Die französische Regierung hatte nichts dazu verlauten lassen. Sie setzt in Schwellenländern traditionell stärker auf eine bilaterale Einflussnahme. So zielte eine Ostafrika-Reise des stellvertretenden Ministers für Außenhandel, Franck Riester, im Oktober 2021 nach französischen Presseberichten auch darauf ab, bei zwei Großvorhaben in Kenia unter französischer Beteiligung Hindernisse zu beseitigen. Vinci hatte den Zuschlag für die Autobahnkonzession Nairobi-Nakuru-Mau Summit und für den Ausbau der Linie 4 der Metro von Nairobi erhalten.

Führende französische Bauunternehmen 2021 (Umsatz in Mrd. Euro)

Vinci

49,4

Eiffage

18,7

Bouygues Construction (Teil von Bouygues)

13,2

Colas (Teil von Bouygues)

12,6

Fayat

4,6

NGE

2,4 (2020)

Spie batignolles

2,1 (2020)

Demathieu Bard

1,5 (2020)

Quelle: Verif 2022, Geschäftsberichte der Firmen 2022

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