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Branche kompakt | Frankreich | Maschinenbau
Der französische Maschinenbau bleibt trotz eines schwierigen Marktumfelds zuversichtlich. Die Branche investiert in Digitalisierung, Dekarbonisierung und neue Geschäftsfelder.
21.07.2023
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris
Im Jahr 2022 erholt sich der Maschinenbau trotz eines schwierigen Wirtschaftsumfelds. Dank nachgeholten Investitionen von Abnehmerindustrien erreichte der Maschinen- und Anlagenbau laut Branchenverband Féderation des Industries mécaniques (FIM) Umsatzsteigerungen von nominal 8,3 Prozent. Zwar litten auch Maschinenbauunternehmen 2022 unter der Kombination aus starken Preissteigerungen bei Vorprodukten, Energiekrise und Lieferengpässen. Allerdings waren sie in der Lage, gestiegene Kosten an ihre Kunden weiterzureichen.
Im 1. Quartal 2023 startete der Sektor mit Umsatzzuwächsen von nominal 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gut in das Jahr. Insbesondere der Bereich Landmaschinen, Hebe- und Fördermittel sowie Werkzeug- und Verpackungsmaschinen entwickelte sich gut. Allerdings lässt seit dem 2. Quartal insbesondere die internationale Nachfrage nach. Die Auftragsbücher der exportorientierten Branche füllen sich langsamer. Die höheren Finanzierungskosten schlagen sich in einer geringeren Investitionsbereitschaft der Unternehmen nieder. Trotz bestehender wirtschaftlicher und geopolitischer Unwägbarkeiten geht der Branchenverband FIM 2023 von einem nominalen Branchenwachstum zwischen drei bis fünf Prozent aus.
Maschinenbauunternehmen intensivieren die Entwicklung und Ausweitung ihres Angebots. Dabei steht im Vordergrund, Maschinen und Anlagen auf die Dekarbonisierung sämtlicher Produktionsprozesse auszurichten. Maschinenbauunternehmen steigern ihre Investitionen in die Entwicklung emissionsarmer Ausrüstungsgüter und elektrifizieren bislang mit fossilen Brenn- und Antriebstoffen betriebene Anlagen und Maschinen. So hat der Landmaschinenhersteller John Deere Ende 2022 angekündigt, 30 Millionen Euro in den Aufbau einer Batterieproduktion zu investieren. Hiermit will Deere die Grundlage für die Dekarbonisierung seiner bislang mit Diesel betriebenen Produktpalette an Landmaschinen schaffen. Der Baumaschinenhersteller Liebherr France hat Ende 2022 seinerseits mit dem R950 Tunnel-E erstmals einen elektrischen Raupenbagger auf den Markt gebracht. Das auf Roboterplattformen für den industriellen Transport spezialisierte Unternehmen Taur arbeitet in Kooperation mit Pragma Industries daran, einen wasserstoffbetriebenen autonomen Umschlagroboter zu entwickeln.
Angesichts konstant hoher Energiekosten wachsen auch die Ansprüche der Kunden an die Energie- und Ressourceneffizienz von Anlagen. Die Digitalisierung und Autonomisierung von Produktionsprozessen und Anlagen ist dabei in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz zunehmend unabdingbar geworden. Die Produktion und Wartung von Maschinen kann so optimal gesteuert werden. Einsparungen beim Energieverbrauch und der Ressourcennutzung gehen damit einher.
Um sich gegen eine schwächere Investitionsbereitschaft von Abnehmerindustrien abzusichern, erschließen sich Branchenunternehmen weitere Geschäftsfelder als den reinen Anlagenverkauf und erweitern insbesondere ihr Dienstleistungsangebot. Im Segment Hebe- und Fördertechnik erzielten die Branchenunternehmen laut dem Analyseinstitut Xerfi bereits 2021 gut 35 Prozent ihrer Umsätze mit Dienstleistungen wie Leasing, Beratung und ausgebauten Serviceangeboten - Tendenz steigend. Auch die Baumaschinenindustrie intensiviert angesichts einer schwachen Baukonjunktur ihr Dienstleistungssegment (Vermietung, Installation, Wartung) oder erschließt den Gebrauchtmaschinenmarkt.
Akteur/Projekt | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Prologium (Taiwan), Batteriefabrik; Dunkerque | 5.200 | Projektankündigung Mai 2023, Baubeginn geplant Mitte 2024, Inbetriebnahme geplant 2026 | Geplante Kapazität: 48 GWh 2030 |
Orano (Frankreich) und XTC New Energy Materials (China), Produktion aktiver Kathodenbestandteile für Lithium-Ionen-Batterien; Dunkerque | 1.500 | Projektankündigung Mai 2023, Inbetriebnahme geplant 2026 | Aufbau zweier Werke; Produktion von Kathodenbestanteile und aktiverkathodenbestandteile |
Schäffler (Deutschland) und Symbio (Frankreich), Produktion Bipolarplatten für Brennstoffzellen; Haguenau | 100 | Inbetriebnahme geplant 2024 | Kapazität 2030: geplant 50 Millionen Einheiten |
Knauf (Deutschland); Produktionserweiterung; Illange | 100 | Öffentliche Abstimmungsphase abgeschlossen | Produktionslinie für akustische Deckenplatten |
John Deere (USA), Aufbau Batterieproduktion; Orléans | 30 | Projektankündigung | Batterieproduktion für Elektrotraktoren |
Der französische Anlagen- und Maschinenbau erzielte nach Eurostat-Angaben 2022 Exporte in Höhe von 60,8 Milliarden Euro. Damit steht Frankreich weltweit an sechster Stelle nach China, USA, Japan, Deutschland und Italien. Vor allem die Bereiche Hebetechnik, Landmaschinen, Kühltechnik, Pumpen und Turbinen spielen eine wichtige Rolle.
Umsatz*: 68,9 Milliarden Euro Quelle: Maschinenbauverband FIM 2023 * Produktionsausrüstung und mechanische Ausrüstung nach Abgrenzung des FIM |
Deutschland ist wichtiger Handelspartner. Mit 24,5 Prozent wurden knapp ein Viertel der aus Frankreich exportierten Maschinen und Anlagen 2022 nach Deutschland geliefert. Auch als Lieferant belegt Deutschland mit einem Marktanteil von 20,4 Prozent an den französischen Importen von Ausrüstungsgütern eine führende Position.
Frankreich ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Standort für US-amerikanische und auch für deutsche Maschinenbauer. Sie beliefern von Frankreich aus vielfach ihre Fabriken in anderen europäischen Ländern. Im Sektor Landmaschinen unterhalten AGCO (USA) in Beauvais, Claas in Le Mans und Kubota (Japan) in Bierne Traktorfabriken im Land. Hinzu kommen weitere wichtige Branchenfirmen wie John Deere aus den USA sowie Kuhn und Pellenc aus Frankreich. In der Hebetechnik produzieren unter anderem Manitou (Frankreich), Kion (Fenwick-Linde und Still), Manitowoc (USA) und Kone (Finnland) vor Ort. Auch die deutschen Pumpenhersteller KSB und Wilo produzieren in Frankreich. Wichtige Hersteller von Lagern und Getrieben sind NTN-SNR (Japan) und SKF (Schweden).
Unternehmen | Umsatz 2020 | Umsatz 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|---|
John Deere | 1.401 | 1.577 | 12,6 |
Manitou | 1.098 | 1.253 | 14,1 |
Sidel Blowing & Services | 842 | 988 | 17,3 |
AGCO | 813 | 951 | 17,0 |
GE Energy Products France | 1.181 | 931 | -21,2 |
Claas Tractor | 722 | 873 | 20,9 |
Kuhn | 688 | 824 | 19,8 |
SKF France | 675 | 823 | 21,9 |
Liebherr France | 539 | 692 | 28,4 |
NTN-SNR Roulements | 811 | 657 | -19,0 |
Französische Maschinenbauer sind kleiner als die Ableger multinationaler Hersteller und häufig auf Nischen spezialisiert. Wie in Deutschland handelt es sich oftmals um regional stark verankerte Familienunternehmen. Zu den führenden Unternehmen weltweit zählt etwa die Firma Sidel bei Fabrikationsanlagen für PET-Flaschen und Lectra bei Schneidemaschinen für Textilien oder Leder. Exel Industries ist international unter den wichtigsten Anbietern für das Versprühen von Pflanzenschutzmitteln. Monnot baut unter anderem Maschinen für die Herstellung von Weinfässern und ist hier weltweit auf den vorderen Plätzen.