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Special | Ghana | LkSG | Umsetzungshilfe Risikoanalyse

Verstoß gegen das Verbot von Kinderarbeit

Der Länderbericht Umsetzungshilfe Risikoanalyse Ghana unterstützt bei der Ermittlung und Vermeidung menschenrechtlicher Risiken gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

(Vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 1 u. 2 LkSG)

Kurzbeschreibung: Verbot der Beschäftigung eines Kindes unter dem zulässigen Mindestalter. Das zulässige Mindestalter richtet sich grundsätzlich nach dem Recht des Beschäftigtenortes und darf ein Alter von 15 Jahren nicht unterschreiten. Ausnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich (vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 1 LkSG). Darüber hinaus sind schlimmste Formen der Kinderarbeit verboten. Hier sind vor allem Sklaverei und sklavereiähnliche Praktiken sowie Arbeiten gemeint, die für die Gesundheit, Sicherheit oder Sittlichkeit des Kindes schädlich sind.

Gesetzliche Grundlagen

Ghana ist Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization; ILO) und hat acht von zehn Kernübereinkommen ratifiziert. Dazu gehören die hier relevanten Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung (ILO-Übereinkommen Nr. 138) und über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit (ILO-Übereinkommen Nr. 182). Die jeweiligen nationalen gesetzlichen Vorgaben für das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung der Mitgliedstaaten des ILO-Übereinkommens Nr. 138 sind in der Datenbank NORMLEX abrufbar: Übersicht. Das gesetzlich festgelegte Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung beträgt in Ghana 15 Jahre (Sec. 89 The Children's Act, 1998 Act 560). Leichte Arbeit ist ab einem Alter von 13 Jahren erlaubt. Das Gesetz definiert dabei leichte Arbeit als eine Arbeit, die die Gesundheit und Entwicklung des Kindes nicht gefährdet und nicht den Schulbesuch beeinträchtigt (Sec. 90 The Children's Act, 1998 Act 560). Informationen zu Mitgliedschaften in internationalen Abkommen sind in der Datenbank NORMLEX (Information System on International Labour Standards) der ILO verfügbar: Ratifications by country.

Ghana hat einen umfassenden Rechtsrahmen zum Schutz von Kinderrechten geschaffen. Dazu gehört der Children's Act (1998, Act 560), die Child Right Regulation (2002), der Human Trafficking Act (2005, Act 694) und der Criminal Code (1960 Act 29). Ghana hat als erstes Land das Übereinkommen über die Rechte des Kindes der Vereinten Nationen (UN-Kinderrechtskonvention) ratifiziert. Informationen zu einschlägigen nationalen Policies und zum anwendbaren nationalen Recht sind in der Datenbank NATLEX (Database on national labour, social security and related human rights legislation) der ILO verfügbar: Browse by country.

Weiterführende Informationen zu Definition und rechtlichen Instrumenten bezüglich des Verbots von Kinderarbeit bietet der Praxislotse Wirtschaft & Menschenrechte.

Risiken

Ghana belegt nach dem Children's Rights and Business Atlas von 2018 den Workplace Index 4,5/10 Punkten. Bewertet werden rechtliche Rahmenbedingungen, deren administrative Durchsetzung und Ergebnisindikatoren, darunter Anteil und Prävalenz von Kinderarbeit. Der Children's Rights and Business Atlas orientiert sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und bietet einen Überblick über die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention sowie weiterer internationaler Abkommen. Je höher der Länder-Score ausfällt, desto höhere Anforderungen sind an die gebotene Sorgfalt von Unternehmen zu stellen, um die Rechte der Kinder zu respektieren und zu unterstützen. Unternehmen wird für Ghana ein erhöhtes Maß (Kategorie: enhanced) an Sorgfalt empfohlen, um mögliche nachteilige Auswirkungen des eigenen Engagements auf die Rechte von Kindern zu identifizieren und zu vermeiden.

Weltweit liegt Ghana mit der Bewertung im Mittelfeld (weltweiter Durchschnitt 4,4/10). Im regionalen Vergleich schneidet das Land gut ab, besser als das Nachbarland Côte d'Ivoire (6,1/10). Ebenfalls schlechter als Ghana wird der Senegal (5,2/10) und Nigeria (5,9/10) bewertet. Innerhalb des Workplace Index werden die rechtlichen Rahmenbedingungen (Legal Framework) mit 2/10 Punkten bewertet und somit deutlich besser als der internationale Durchschnitt (3,3/10). Beim Indikator der administrativen Durchsetzung (Enforcement) liegt Ghana mit einer Bewertung von 5,5/10 Punkten im internationalen Durchschnitt. Schlechter als der weltweite Durchschnitt (4,3/10) schneidet Ghana bei den Ergebnissen (Outcomes) mit einer Bewertung von 5,2/10 Punkten ab.

Nach dem Child Labour Report of the Ghana Living Standards Survey von 2014 gab es in Ghana insgesamt etwa 8,7 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 bis 17 Jahren. Davon waren knapp 22 Prozent erwerbstätig (1,9 Millionen), 14 Prozent (1,2 Millionen) sogar schlimmsten Formen von Kinderarbeit (hazardous work) ausgesetzt.

Nach Statistiken der ILO aus dem Jahr 2018 betrug der Anteil erwerbstätiger Kinder zwischen 5 bis 17 Jahren (children engaged in economic activity) noch 14,8 Prozent, ist aber im Vergleich zum Jahr 2014 um fast sieben Prozent gesunken.

Die Ursachen von Kinderarbeit sind in erster Linie wirtschaftlicher und sozioökonomischer Natur, insbesondere unterentwickelte Arbeitsmärkte und Armut. Das Familieneinkommen ist oft zu niedrig, um die ganze Familie zu ernähren, sodass die Familien auf die Einkünfte von Kindern angewiesen sind. Zudem ist es weit verbreitet, dass Kinder nach der Schule auf Farmen helfen. Vor allem in Familienunternehmen in der informellen Landwirtschaft ist Kinderarbeit weit verbreitet. In ländlichen, oft abgelegen Gegenden gibt es nur wenige Schulen. Der Weg zur nächsten Schule ist oft so weit, dass Eltern darauf verzichten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Schätzungsweise 12 Prozent der schulpflichtigen Kinder besuchen keine Schule.

Von den insgesamt rund 1,9 Millionen erwerbstätigen Kindern waren die meisten in den Regionen Volta, Eastern, Ashanti, Brong Ahafo und Northern tätig. In der Region Greater Accra ist die Rate am niedrigsten.

Verteilung Kinderarbeit nach Regionen (Alter: 5 bis 17 Jahre)

Region

Western

Central

Greater Accra

Volta

Eastern

Ashanti

Kinderarbeit 

(Anteil in Prozent)

9,1

3,7

3,3

10,9

14,1

21,0

Quelle: Child Report of the Ghana Living Standards Survey 2014


Verteilung Kinderarbeit nach Regionen (Alter: 5 bis 17 Jahre)

Region

Brong Ahafo


Northern


Upper East

Upper West

Kinderarbeit 

(Anteil in Prozent)

16,2

10,8

6,1

4,9

Quelle: Child Report of the Ghana Living Standards Survey 2014


Die Aufteilung der Regionen wurde nach der Durchführung eines Referendums in 2019 geändert, indem die Anzahl von zehn auf sechzehn Regionen erhöht wurde. Die Region Northern wurde in Northern, North East und Savannah aufgeteilt. Die Region Western wurde in die Regionen Western und Western North aufgeteilt. Die Region Brong-Ahafo wurde in die Regionen Bono, Ahafo und Bono East aufgeteilt.

Kinderarbeit ist zwar in vielen Wirtschaftsbereichen zu finden, jedoch weist vor allem der Landwirtschaftssektor einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei ein besonders hohes Risiko auf.

Verteilung Kinderarbeit nach Sektoren (Alter: 5 bis 17 Jahre)

Sektor

Landwirtschaft,
Forstwirtschaft,
Fischerei

Bergbau und
Steinbrüche

Produzierendes
Gewerbe

Kinderarbeit

(Anteil in Prozent)

77,2

0,3

3,8

Quelle: Child Report of the Ghana Living Standard Survey 2014


Verteilung Kinderarbeit nach Sektoren (Alter: 5 bis 17 Jahre)

Sektor

Bauwirtschaft

Handel

Gastgewerbe

Sonstige

Kinderarbeit

(Anteil in Prozent)

0,7

12,4

3,2

2,4

Quelle: Child Report of the Ghana Living Standard Survey 2014


Risiken in Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft

Im sektoralen Vergleich ist der Anteil von Kinderarbeit im Bereich Land- und Fortwirtschaft sowie Fischerei am größten. Der Agrarsektor ist eine wichtige Säule der ghanaischen Wirtschaft und trägt etwa 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt  bei. Dabei ist die Landwirtschaft nach wie vor kleinbäuerlich geprägt, etwa 70 Prozent der Landwirte sind sogenannte smallholder farmers.

Die für Ghana sehr wichtige Kakaoproduktion ist in der Hand von rund 850.000 kleinbäuerlichen Familienbetrieben, die im Schnitt über zwei Hektar Farmland verfügen. Reguliert wird der ghanaische Kakaosektor vom staatlichen COCOBOD, das den Preis festlegt, den die Kakaobauern erhalten und zudem den Kauf sowie den Export kontrolliert. Des Weiteren ist es für die Vermarktung zuständig.

Kakao kaufen und exportieren dürfen nur Unternehmen, die über eine entsprechende Lizenz des COCOBOD verfügen. Es gibt etwa 45 Licensed Buying Companies (LBC), unter anderem Olam, Fedco, Cargill und PBC (Produce Buying Company Ltd.). PBC hat dabei mit über 30 Prozent den größten Marktanteil.

Die Kakaobauern ernten, trocknen und fermentieren die Kakaobohnen. Armut und Kinderarbeit sind in erster Linie beim Kakaoanbau zu finden. Kinder helfen beziehungsweise arbeiten beim Anbau und der Ernte von Kakao mit, oft unter Einsatz von Werkzeugen wie Macheten und Erntehaken. Sie sammeln und zerbrechen Kakaoschoten, kommen in Kontakt mit Pestiziden und tragen schwere Lasten, teilweise auf dem Kopf. Diese für die Gesundheit schädlichen Tätigkeiten stellen schlimmste Formen von Kinderarbeit dar.

In den entlegenen Gegenden der Kakaofarmen gehen Kinder aufgrund großer Entfernungen oftmals nicht zur Schule. Darüber hinaus erachten es manche Kakaobauern als nicht sinnvoll ihre Kinder in die Schule zu schicken, da sie nicht ihr eigenes Land bearbeiten, sondern über sogenannte sharecropping-Verträge das Land für einen relativ kurzen Zeitraum pachten und dann weiterziehen. Branchenkenner gehen davon aus, dass der Anteil der betroffenen Kinder, die nicht in die Schule gehen, bei rund 10 bis 20 Prozent liegt.

Nach der Ernte, Trocknung und Fermentierung der Kakaobohnen durch die Kakaobauern werden diese an die LBC verkauft, die im ganzen Land in den Gemeinden über District Manager und Purchasing Clerks (Einkäufer) Tausende von Verkaufsstellen betreiben. Verantwortlich für die Feststellung der Qualität und das Grading ist das COCOBOD. Die LBC verkaufen im nächsten Schritt den Kakao an verarbeitende Unternehmen im In- und Ausland.

Kautschuk und Früchte

Größere Farmen mit kommerziellem Anbau gibt es bei Kautschuk, Ölpalmen und Kokospalmen. Vereinzelt größere Betriebe bauen zudem Reis, Mais und Ananas an. Nach Deutschland werden vor allem Früchte wie Mango und Ananas, zudem Kautschuk, Kokosöl und Palmöl exportiert.

In Ghana wurden 2020 nach Angaben der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) rund 50.000 Tonnen Naturkautschuk produziert. Die Ghana Rubber Estates Ltd. (GREL) ist das führende Unternehmen in der Kautschukproduktion. Der zweitgrößte Produzent ist die Rubber Plantations Ghana Ltd., beide Unternehmen machen zusammen nahezu die gesamte Kautschukproduktion aus.

GREL betreibt selber Plantagen und kauft zudem Kautschuk hinzu, der aus kleinbäuerlichem Anbau stammt. Die zuliefernden Kleinbauern (outgrowers) sind über die Rubber Outgrower and Agents Association (ROAA) organisiert, die etwa 8.000 Farmer als Mitglieder zählt. Die Kleinbauern sind vor allem in den Regionen Western, Central und Ashanti tätig. Der größte Anteil der ghanaischen Kautschukproduktion wird exportiert. Internationale Reifenhersteller sind dabei wichtige Abnehmer. Kinderarbeit kann bei den outgrowers, also den Kleinbauern auftreten. Dabei arbeiten sie bei der Ernte unter Einsatz von Messern und Äxten mit, können Pestiziden ausgesetzt sein oder müssen schwere Lasten tragen, sind also schlimmsten Formen von Kinderarbeit ausgesetzt.

Ähnlich stellt sich die Situation bei der Produktion von Palmöl dar. Die Bewirtschaftung von Ölpalmenflächen erfolgt überwiegend durch kleinbäuerliche Betriebe. Die Früchte werden im nächsten Schritt an verarbeitende Unternehmen geliefert, die Ölmühlen betreiben. Es gibt vier große verarbeitende Unternehmen in Ghana, darunter Norpalm, Ghana Oil Development Company, Benso Oil Palm Plantation und Twifo Oil Palm Plantation. Des Weiteren gibt es etwa zehn kleinere Unternehmen, die Mühlen betreiben. Das rohe Öl wird im nächsten Schritt an Raffinerien weiterverkauft, die das Öl erst raffinieren und dann wiederum an verschiedene Industrien wie die Nahrungsmittel- oder Kosmetikindustrie weiterveräußern. Fälle von Kinderarbeit können bei den Kleinbauern auftreten, sind aber wenig verbreitet. Kinder arbeiten beim Anbau und bei der Ernte mit und ernten unter anderen Palmfrüchte mit Messern und Äxten.

Selten findet sich Kinderarbeit auf Farmen, die Mangos oder Ananas anbauen. Verbreiteter ist Kinderarbeit bei der Shea- und Sheabutter-Produktion. Shea-Bäume wachsen vor allem im Norden von Ghana und lassen sich nur schlecht kultivieren, sodass es kaum entsprechende Plantagen gibt. Vor allem Frauen sammeln in den ruralen Gegenden die Shea-Nüsse und verarbeiten diese zu Shea-Butter, eine lange Tradition in Ghana. Die Nüsse werden getrocknet, geröstet und gemahlen, anschließend wird das Öl und letztlich die Butter in mehreren Verfahrensschritten unter anderen durch Aufkochen auf Feuer gewonnen. Kinder helfen dabei abhängig vom Alter grundsätzlich bei sämtlichen Produktionsschritten mit und sollen dadurch früh an das traditionelle Handwerk herangeführt werden. Manche Kinder gehen aufgrund weiter Entfernungen nicht zur Schule.

Fischerei (Thunfisch)

Der Fischereisektor produzierte mit rund 2,6 Millionen Beschäftigten im Jahr 2018 fast 450.000 Tonnen Fisch. Davon stammen 70 Prozent aus dem Meer, 13 Prozent aus Aquakultur und 17 Prozent aus dem Inland (vor allem aus dem Voltasee).

Kinderarbeit ist vor allem beim Fischen von Tilapia im Volta-See verbreitet. Sie übernehmen neben dem Reinigen, Räuchern und Verkaufen von Fisch auch gefährliche Tätigkeiten. Dazu gehören das Tauchen nach Fischen, das Auswerfen und Ziehen sowie das Entwirren von Fischernetzen unter Wasser. Durch den Wasserkontakt sind sie zudem einem Risiko ausgesetzt, an Krankheiten wie Schistosomiasis (auch Bilharziose) zu erkranken. Diese Wurmerkrankung kann in warmen Binnengewässern in tropischen und subtropischen Ländern übertragen werden. Sklavereiähnliche Praktiken und Kinderhandel sind im Fischereisektor verbreitet (siehe Verstoß gegen das Verbot von Zwangsarbeit und aller Formen der Sklaverei).

Nach Deutschland wird ausschließlich Thunfisch (vor allem Skipjack) exportiert. Dieser wird von rund 30 registrierten Schiffen gefischt. Berichte über den Arbeitseinsatz von Kindern auf den Schiffen und beim Fischfang sind bislang nicht bekannt, ganz ausgeschlossen werden kann dies jedoch nicht. Der gefangene Thunfisch wird im nächsten Schritt von den beiden größten Unternehmen Pioneer Food Cannery und Cosmo Seafoods Company weiterverarbeitet. Beide Unternehmen sind für den Export in die EU zertifiziert. Kinderarbeit ist bei den beiden Unternehmen bislang nicht aufgetreten.

Risiken im Bergbau

Ghana ist reich an Erzen, Edelmetallen sowie Edelsteinen und seit Kurzem Afrikas größter Goldproduzent (Stand: Juli 2023). Der Goldabbau erfolgt etwa zu 70 Prozent durch große, überwiegend internationale Unternehmen und zu rund einem Drittel durch sogenannte small-scale miners.

Da small-scale miners in der Regel keinen Kontakt zu ausländischen Käufern haben, wird das Gold zunächst von einem bush buyer gekauft, der wiederum an einen lokalen Händler verkauft. Über weitere Zwischenhändler wird das Gold dann letztendlich über den Exporteur ins Ausland veräußert. Zwar ist Kinderarbeit lange nicht so verbreitet wie im Agrarsektor, aber auch im Bergbausektor im small-scale-mining-Bereich tritt sie auf. Die von Kindern verrichteten Tätigkeiten fallen zumeist als gefährliche Kinderarbeit unter die schlimmsten Formen von Kinderarbeit. Die Tätigkeiten reichen von Graben tiefer Gruben, Zerkleinern von Steinen, Tragen schwerer Lasten zum Bedienen schwerer Maschinen. Zum Teil verwenden sie sogar ohne Schutzvorrichtungen für Mensch und Umwelt Quecksilber, das beim Schürfen von Gold eingesetzt wird.

Risiken in der Abfallwirtschaft

Im Abfallsektor in Ghana sind einige formelle Unternehmen und viele Beschäftigte aus dem informellen Sektor tätig. Formelle Unternehmen wie Zoomlion und City Waste Group sind dabei unter anderem in der Verwertung tätig, einschließlich der Verwertung von Elektroschrott. Dieser stammt aus Ghana selbst sowie aus anderen Ländern, die nach wie vor – trotz Verbote und internationaler Vereinbarungen wie die Basler Konvention – Elektroschrott nach Ghana exportieren.

Der Elektroschrott wird sowohl von formellen Unternehmen als auch vom informellen Sektor verwertet und zum Teil in Form von Altmetall (scrap-metal) nach Deutschland exportiert. Im informellen Sektor ist die Verarbeitung von Elektroschrott aufgrund gesundheitsgefährdender Arbeitsbedingungen und verursachter Umweltverschmutzung problematisch. Berühmt ist vor allem die Müllhalde Agbogbloshie im Herzen von Accra, auf der Tausende von Menschen gewohnt und gearbeitet haben. Elektroaltgeräte und Metallschrott wurden dort gesammelt und recycelt. Der Elektroschrott wurde dabei ohne Schutzvorrichtungen für Mensch oder Umwelt manuell zerlegt. Kabel wurden abgebrannt, um an das unter der Plastikummantelung liegende Kupfer etc. zu kommen. Zwar wurde Agbogbloshie unter großen Protesten der Bevölkerung 2021 geschlossen, die Aktivitäten haben sich danach jedoch an andere Orte verlagert und wurden auch vor Ort nicht gänzlich eingestellt. Kinderarbeit findet sich vor allem im informellen Sektor, insbesondere auch bei der Verwertung von Elektroschrott, wo sie gefährliche Arbeiten verrichten und giftigen Dämpfen ausgesetzt sind.

Um mögliche Kinderarbeitsrisiken in weiteren Branchen in Ghana zu ermitteln, können Unternehmen auf den CSR Risiko-Check des Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte zurückgreifen.

Präventions- und Abhilfemaßnahmen

Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ghana bietet für lokale Zulieferer in bestimmten Branchen Schulungen zum neuen Gesetz an. Informationen zu den Angeboten der Delegation zum LkSG sind unter dem Supply Chain Due Diligence Project verfügbar.

Ghana hat verschiedene politische Programme zur Bekämpfung von Kinderarbeit verabschiedet. Zuletzt den National Plan of Action Phase II for the Elimination of the Worst Forms of Child Labour in Ghana (2017-2021): National Plan of Action to Eliminate the Worst Forms of Child Labour.pdf (unicef.org). Eine Reihe von Behörden und öffentlichen Einrichtungen (zum Beispiel Arbeitsministerium, COCOBOD), Organisationen und Brancheninitiativen engagieren sich vor Ort zur Bekämpfung von Kinderarbeit.

Zudem existieren bereits einige branchenspezifische Zertifizierungen, die bestimmten Produkten zum Beispiel einen nachhaltigen Anbau oder die Einhaltung bestimmter sozialer, ökonomischer und ökologischer Standards bescheinigen. Dazu gehören unter anderem Fairtrade und Rain Forest Alliance. Weitere Informationen zu Zertifizierungen und Standards bietet der KMU- und Standard-Kompass des Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte.

In der Praxis werden zum Beispiel folgende Präventions- und Abhilfemaßnahmen von ghanaischen Zulieferern und deutschen Unternehmen umgesetzt:

  • Lokale Unternehmen setzen sich für die Achtung von Menschenrechten ein und haben in ihren internen Verhaltensvorschriften (Codes of Conduct) unter anderem das Verbot von Kinderarbeit verankert.
  • Durchführung lokaler Audits für deutsche Unternehmen durch unabhängige Dritte erfolgen in bestimmten Branchen regelmäßig.
  • Zur Bekämpfung der Ursachen von Kinderarbeit wie Armut planen einige Unternehmen Programme, die darauf abzielen, die Lebensgrundlagen durch direkte Zahlungen an die Farmer zu verbessern und die Kinderarbeit dadurch zu reduzieren. Zudem sind Maßnahmen zur Verbesserung landwirtschaftlicher Methoden durch und zur Förderung von Frauen vorgesehen.

Für den Austausch von Unternehmen in Lieferketten und dem Aufsetzen gemeinsamer Programme bietet sich zudem die Child Labour Plattform an. Des Weiteren steht die Eliminating and Preventing Child Labour: Checkpoints app der ILO für Präventions- und Abhilfemaßnahmen im Bereich Kinderarbeit in Unternehmen zur Verfügung. Weiterführende Informationen hinsichtlich des Verbots von Kinderarbeit können zudem über den Praxislotsen Wirtschaft & Menschenrechte unter Kinderarbeit im Sorgfaltsprozess adressieren eingesehen werden.

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