Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Die derzeitige Schuldenkrise lähmt die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und bremst Investitionstätigkeiten. Erst vor Kurzem hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für das Jahr 2023 von 2,8 Prozent auf 1,6 Prozent gesenkt.

Interessanter Standort mit strukturellen Schwächen

Mit seinen rund 32 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 76 Milliarden US-Dollar (US$) ist Ghana ein eher kleiner Markt, galt aber bislang aufgrund seiner politischen Stabilität als das Einstiegsland in der Region. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen beträgt rund 2.300 US$.

Vor Ort produzieren deutsche Firmen in erster Linie für den lokalen Markt, nur wenige exportieren Güter oder Dienstleistungen nach Deutschland. Ghana ist wichtiger Beschaffungsmarkt für Kakao und Kakaoerzeugnisse, rund 200 Millionen US$ betragen die wertmäßigen Exporte nach Deutschland.

Aufgrund von Ghanas Rohstoffreichtum, dem aktiven Werben um ausländische Investitionen und dem Diversifizierungsbestreben der Wirtschaft durch die Regierung können sich für deutsche Unternehmen interessante Beteiligungs- und Zulieferchancen ergeben. Als Investitionsstandort ist Ghana, insbesondere die Hauptstadt Accra, jedoch nicht billig. Vor allem Kosten für Miete und Energieversorgung müssen entsprechend berücksichtigt werden.

Herausforderungen bleiben der zunehmende Protektionismus, Währungsschwankungen, Korruption und Finanzierungsrisiken beim Staat. Die starke Abwertung der lokalen Währung Cedi haben Importe wie Nahrungsmittel und Treibstoffe weiter verteuert. Daneben stellen zunehmend knappe Devisen für das in hohem Maße vom Import abhängige Land ein Risiko dar. Für viele Unternehmen ist es zudem trotz eines großen Angebots an günstiger Arbeitskraft nicht einfach, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

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Zukunftstrends: Diversifizierung der Wirtschaft erfordert Investitionen

Ghana benötigt mehr ausländische Direktinvestitionen, um seine Pläne zur Industrialisierung voranzutreiben und die Finanzierungslücke beim Ausbau der Infrastruktur zu schließen. Bestimmte Branchen stehen dabei im Fokus: Nahrungsmittelverarbeitung, Pharma, Aluminium und Stahl, Automobil, Textil und Bekleidung sowie Petrochemie.

Chancen ergeben sich auch aufgrund des Bevölkerungswachstums und der stetig voranschreitenden Urbanisierung. Hier wird entsprechende Infrastruktur und Wohnraum benötigt, gleichzeitig dürfte die Nachfrage nach Konsumgütern steigen.

Der Bestand ausländischer Investitionen steigt seit Jahren kontinuierlich. Bei den Nettozuflüssen kam es 2020 mit Ausbruch der Coronapandemie zu einem Rückgang von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2021 ging es mit einem Zuwachs von 40 Prozent wieder deutlich bergauf. Insgesamt beliefen sich die Zuflüsse auf 2,6 Milliarden US$. Investitionen sind vor allem in den Goldbergbau (Newmont Mining Corp.)  und in den Bau eines neuen Werkes des marokkanischen Zementherstellers Ciment d'Afrique (Cimaf) geflossen. Derzeit halten sich Investoren aufgrund der Schuldenkrise allerdings zurück, mittelfristig dürften Investitionsaktivitäten wieder zunehmen.

Hemmschuh ist oft schwieriger Zugang zu Finanzierung

Die Investitionstätigkeit ghanaischer Unternehmen wird durch den schweren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und durch sehr hohe Zinsen gehemmt. Der derzeitige Leitzins liegt bei 29,5 Prozent.

Dazu kommen steigende Produktionskosten, viele Produkte und Vorprodukte müssen importiert werden. Durch die starke Abwertung der lokalen Währung Cedi innerhalb eine Jahres haben sich Importe stark verteuert. Derzeit ist unklar, welche Maßnahmen die Regierung zur Konsolidierung des Staatshaushaltes, zur Stabilisierung der Währung und letztlich zur Stabilisierung der Gesamtwirtschaft ergreifen wird. Die Zeit drängt, da die Verhandlungen mit dem IWF über einen Kredit von 3 Milliarden US$ immer noch nicht abgeschlossen sind.

Deutsche Investoren eher zurückhaltend

Firmen aus Deutschland haben zunehmend Interesse an Geschäftsmöglichkeiten in Afrika. Ghana gilt nach wie vor als Einstiegsland in der Region. Aber auch Nachbarmärkte wie Senegal und Côte d'Ivoire verfügen über ein gutes Investitionsklima, wachsen stark und ziehen zunehmend das Interesse deutscher Unternehmen auf sich.

In den vergangenen Jahren gab es jedoch bis auf einzelne Ausnahmen nur wenig deutsche Investitionen. Zudem hat der Bestand abgenommen. Sofern die Schuldenkrise überwunden wird, dürfte Ghana wieder einen wirtschaftlichen Schub erfahren und das Interesse von Investoren anziehen.

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