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Die Nachfrage nach Büroflächen in Indien steigt
Angebot und Nachfrage nach Büroflächen dürften 2024 weiter zulegen. Interessenten sollten vor der Standortwahl genau auf die Mietpreise schauen, denn diese variieren stark.
15.01.2024
Von Florian Wenke | Mumbai
Die Immobilienbranche hat Gewicht in Indien. Das Statistikportal Statista schätzte die Marktgröße für 2020 auf 130 Milliarden US-Dollar (US$) und beruft sich dabei auf offizielle Angaben und Branchenunternehmen. Bis 2025 sagen die Datenanalysten ein Anwachsen auf 650 Milliarden US$ voraus, bis 2030 sollen es gar 1 Billion US$ sein.
Das Angebot an Büroflachen wächst
Geht es nach den Experten des Immobilienunternehmens Jones Lang LaSalle, dann wird 2024 ein gutes Jahr für Indiens Gewerbeimmobiliensektor. Die Prognosen gehen von einem Angebotswachstum von Büroflächen im Umfang von 5,4 Millionen bis 5,6 Millionen Quadratmetern aus. Die Nettoabsorption (Fläche, die physisch belegt wird abzüglich der Fläche, die physisch freigegeben wird) soll 2024 zwischen 4,2 Millionen und 4,4 Millionen Quadratmetern liegen. Diese Werte wären ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahr.
Angebot und Nachfrage nach Büroflächen in Indien (Angaben in Millionen Quadratmetern) 1)
| Jahr | Angebot | Nachfrage (Netto-Absorption) 2) |
|---|---|---|
| 2020 | 3,5 | 2,4 |
| 2021 | 4,0 | 2,4 |
| 2022 | 4,6 | 3,5 |
| 2023 3) | 4,4 bis 4,6 | 3,4 bis 3,6 |
| 2024 3) | 5,4 bis 5,6 | 4,2 bis 4,4 |
Ein Grund für die wachsende Nachfrage liegt in den Arbeitsmodellen der Unternehmen. Obwohl hybrides Arbeiten die Regel bleibt, scheinen zahlreiche Unternehmen die Büropräsenz gegenüber der Arbeit von zu Hause zu präferieren, so die Immobilienexperten. Ihren Schätzungen zufolge beträgt die Rückkehrrate ins Büro in den großen Städten des Landes rund 74 Prozent.
Die erhöhte Nachfrage eröffnet auch deutschen Unternehmen Chancen, zum Beispiel in den Bereichen Innenarchitektur und -ausbau, oder bei der Bereitstellung von Büromöbeln.
Neue Branchentrends zeichnen sich ab
Allerdings verschieben sich die Branchen der Mieter. Während vor der Coronapandemie die IT-Branche inklusive der dazugehörigen Dienstleistungen die mit Abstand größte Mietergruppierung darstellte, sank ihr Anteil zwischenzeitlich deutlich. Zwar bildet die IT-Branche noch immer die größte Mietergruppe von Büroflachen, allerdings mieten auch Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister mittlerweile öfters Flächen an. Daneben stellen Anbieter von Co-Working-Flächen derweil eine beachtliche Mietergruppe dar. Dieses Geschäftsmodell ist in Indien weiterhin auf Wachstumskurs.
Bild vergrößernZu den Trends für 2024 innerhalb der Branche gehört laut Experten ein wachsendes Interesse an nachhaltig gestalteten Bürogebäuden. Jones Lang LaSalle geht davon aus, dass insbesondere bei hochwertigen Büroflächen (Grade A) die Nachfrage nach entsprechenden Zertifizierungen von 39 Prozent im Jahr 2020 auf 53 Prozent im Jahr 2023 gestiegen ist. Dieser Trend soll anhalten.
Ebenfalls weitergehen dürfte die Entwicklung einer stärkeren Nachfrage durch "Global Capability Centers". Dabei handelt es sich um Kompetenzzentren, die standortübergreifend Aufgaben innerhalb des Unternehmens übernehmen. In Indien werden zum Beispiel zunehmend Forschungs- und Entwicklungszentren mit digitalem Fokus betrieben.
Mieten variieren je nach Standort enorm
Da die Konjunktur weiterhin gut läuft, zieht der Wirtschaftsstandort Indien Investitionen aus dem Ausland – auch aus Deutschland – an. Interessierte Unternehmen sollten beachten, dass die Kosten für Büroflächen teilweise stark variieren. In bei deutschen Firmen beliebten Städten wie Mumbai, New Delhi, Bengaluru und Pune sind die durchschnittlichen Büromieten höher als im Rest des Landes. Das Immobilienunternehmen Knight Frank bezifferte die durchschnittliche Büromiete pro Quadratmeter für Mumbai Ende Dezember 2023 auf 14,73 US$. Für Kolkata geben die Experten einen Wert von knapp unter 5 US$ pro Quadratmeter an.
Die Mieten variieren aber auch innerhalb einer Stadt deutlich. Für den besonders bei deutschen Firmen beliebten Standort Pune nennt Knight Frank eine Mietspannbreite für Büroflächen von etwa 6 US$ bis über 17 US$ pro Quadratmeter.
Büromieten in wichtigen Städten Indiens für Ende Dezember 2023 (in US$ pro Quadratmeter; Veränderung in Prozent)
| Stadt/Region | durchschnittliche monatliche Büromiete | Veränderung gegenüber Vorjahr |
|---|---|---|
| Mumbai | 14,73 | 4 |
| Bengaluru | 11,16 | 7 |
| Hauptstadtregion New Delhi | 11,01 | 2 |
| Pune | 9,50 | 2 |
| Hyderabad | 8,46 | 1 |
| Chennai | 8,40 | 6 |
| Ahmedabad | 5,40 | 4 |
| Kolkata | 4,97 | 11 |
Unternehmen benötigen Lagerhäuser in- und außerhalb von Städten
Andere Bereiche sorgen ebenfalls für gute Stimmung in der Immobilienbranche: Experten beobachten eine wachsende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Lagerflächen, auch abseits der großen Metropolen. Dennoch wird der Bereich "Urban Logistics" mit Lagerflächen innerhalb von Städten wichtiger, um die schnelle Lieferung an Kunden zu gewährleisten.
Das Geschäft mit Rechenzentren entwickelt sich positiv. Hier erwarten Experten 2024 unter anderem eine wachsende Nachfrage für High-End-Angebote aufgrund des Bedarfs, den künstliche Intelligenz auslöst.
Zudem sagen die Fachleute ein weiter steigendes Angebot an Einzelhandelsflächen voraus. Von 2024 bis 2026 sollen in Bengaluru, Chennai, der Hauptstadtregion Delhi, Hyderabad, Kolkata, Mumbai und Pune Einkaufszentren mit 2,2 Millionen Quadratmetern Fläche entstehen, bei einer Nettoabsorptionsrate von 1,7 Millionen Quadratmetern im gleichen Zeitraum.
