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Der Rechenzentren-Boom in Indien hält an

Die Rechenzentren selbst und ihre Kapazitäten werden auf dem Subkontinent rasant ausgebaut. Auch große Branchenunternehmen investieren in Indien. Dabei gibt es lokale Schwerpunkte.

Von Florian Wenke | Mumbai

In Bezug auf die installierte Leistung von Rechenzentren könnte Indien Deutschland in den nächsten Jahren deutlich überholen. Den Daten von S&P Global Market Intelligence zufolge betreiben Unternehmen in Indien derzeit Anlagen mit einer Leistung von 1.400 Megawatt. Die Investmentbank Jefferies geht davon aus, dass sich die Leistung bis 2030 auf 8.000 Megawatt versechsfachen könnte. Deutschland lag 2024 mit 2.730 Megawatt zwar noch vorn, doch Branchenexperten erwarten bis 2030 nur einen moderaten Anstieg auf 4.850 Megawatt.

Die Marktgröße im Jahr 2025 schätzen die Experten von Anarock Capital für Indien auf 10 Milliarden US-Dollar (US$). Der Marktforscher Astute Analytica prognostiziert bis 2033 ein Wachstum auf 25 Milliarden US$.

Neues Regelwerk verspricht Investitionsanreize 

Die indische Regierung möchte die Rolle des Wirtschaftsstandortes im Bereich Rechenzentren strategisch stärken. Das zentrale Regelwerk National Data Centre Policy 2025 befindet sich noch in der Abstimmungsphase. Ein Entwurf sieht bisher unter anderem eine 20-jährige Steuerbefreiung für Rechenzentren und andere steuerliche Anreize vor, sofern Betreiber noch nicht näher erläuterte Ziele in den Bereichen installierte Kapazität, Energieeffizienz und Arbeitsplätze erfüllen. 

Zahlreiche Bundesstaaten haben bereits eigene Regelwerke, darunter Maharashtra, Tamil Nadu und Karnataka. Für mehr Investitionen locken die Bundesstaaten überwiegend mit Vergünstigungen bei den Stromkosten und beim Landerwerb.

Datenhunger und 5G fördern den Ausbau

Der wachsende Datenverbrauch ist einer der Gründe für den massiven Ausbau. Nokia schätzt, dass 2024 pro Kopf in Indien 27,5 Gigabyte Datenvolumen im Monat genutzt wurden. Erikson geht davon aus, dass dieser Wert bis 2030 auf 64 Gigabyte steigen wird, allerdings für die Region Indien, Nepal und Bhutan. 

Getrieben wird die Entwicklung durch den Mobilfunkstandard 5G. Laut Nokia steigen die Nutzerzahlen von 5G von 280 Millionen im Jahr 2024 auf 770 Millionen bis 2028. Die Zahl der Internetnutzer allgemein wird ebenfalls zunehmen, von rund 886 Millionen Personen 2024 auf geschätzt 1,2 Milliarden im Jahr 2030, so der Informationsanbieter Inc42. 

Hinzu kommt ein verstärkter Druck durch regulatorische Änderungen, Daten lokal zu speichern und zu verarbeiten. Auch künstliche Intelligenz (KI) treibt die Nachfrage nach Rechenleistung in Indien an. 

Der Ausbau der Rechenzentren treibt den Bedarf an entsprechender Ausrüstung voran. Der Marktforscher Gartner erwartet, dass Unternehmen 2025 rund 4,8 Milliarden US$ dafür ausgeben werden. Die Analysten von Statista fassen den Begriff Ausrüstung etwas weiter und schätzen für 2025 den Umsatz in diesem Bereich auf 11,5 Milliarden US$. Die Netzwerkinfrastruktur hält den größten Anteil an den Umsätzen.

Jefferies prognostiziert, dass bis 2030 rund 30 Milliarden US$ investiert werden. So sollen beispielsweise 10 Milliarden US$ für die Verkabelung und Stromversorgung ausgegeben werden, 7 Milliarden US$ für Serverschränke mit dem dazugehörigen Ausbau und 4 Milliarden US$ für Kühlung.

Anbieter von Kühltechnik, Netzwerkinfrastruktur und Energieversorgung können Geschäftschancen nutzen, insbesondere im Wachstumsfeld Betrieb mit erneuerbaren Energien. S&P Global Market Intelligence geht davon aus, dass der Stromverbrauch von 13 Terawattstunden in 2024 bis 2030 auf 57 Terawattstunden steigt.

Google investiert Milliarden in einen Hub

Anbieter von Cloud-Diensten, sogenannte Hyperscaler, treiben Investitionen in Rechenzentren in Indien. Das Immobilienunternehmen Jones Lang LaSalle schätzt, dass Hyperscaler mit 54 Prozent Anteil an Rechenzentren die mit Abstand größte Nutzergruppe in Indien sind. Die Investitionssummen großer Hyperscaler bewegen sich im Milliardenbereich. So kündigte Google im Oktober 2025 an, von 2026 bis 2030 etwa 15 Milliarden US$ in einen neuen Hub für Rechenzentren in Visakhapatnam im Bundesstaat Andhra Pradesh investieren zu wollen.

Bereits Anfang 2025 gab Microsoft bekannt, bis 2027 rund 3 Milliarden US$ in Cloudcomputing und KI zu investieren, darunter auch in die dafür erforderlichen Rechenzentren. Ebenfalls zu Beginn 2025 machte Amazons Tochterfirma Amazon Web Services (AWS) bekannt, 8,3 Milliarden US$ für Cloud-Infrastruktur in der Region Mumbai zu mobilisieren, vor allem in Rechenzentren. Die Mittel sind Teil eines Paketes von insgesamt 12,7 Milliarden US$, das AWS zwischen 2023 und 2030 für Projekte in Indien vorsieht. 

Indische Unternehmen stecken gleichfalls große Summen in den Markt. So kündigte Nxtra Data 2025 Investitionen im Wert von 500 bis 675 Millionen US$ in den kommenden drei bis vier Jahren an.

Regionale Verteilung zeigt klare Trends

Mumbai ist das Zentrum für Rechenzentren in Indien. Etwa die Hälfte der landesweiten Kapazität (gemessen in Megawatt) konzentriert sich auf die Küstenmetropole. Die meisten der großen Seekabel, die Indien digital mit dem Rest der Welt verbinden, verlaufen über Mumbai. 

Weitere wichtige regionale Zentren sind im Süden des Landes, vornehmlich in den Städten Chennai, Bengaluru und Hyderabad. Auch in der Hauptstadtregion New Delhi finden sich einige Rechenzentren. Trotz zukünftiger Ausgaben in anderen Regionen des Landes sehen Experten die bisherigen Schwerpunkte als weiterhin zentral und zunehmend wichtig.

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