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Special | Iran | Klimaschutzatlas

Industrie: Expansionsstrategie ohne Klimaschutzkonzept

Die verarbeitende Industrie wird wesentlich zum Emissionsanstieg beitragen. "Grüner" Wasserstoff könnte ein wichtiges Thema werden.

Von Robert Espey | Dubai

Iran plant einen starken Ausbau von Industriezweigen, die hohe Emissionen verursachen. Das Land will dabei durch eine Optimierung industrieller Prozesse den Emissionsanstieg abbremsen. Ob dafür zusätzliche Kosten in Kauf genommen werden, ist jedoch sehr zweifelhaft.

Petrochemie, Stahlsektor und Zementindustrie sollen weiter wachsen

Das Industrieministerium meldet für 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) einen Anstieg der petrochemischen Produktion um 8,9 Prozent auf 60,7 Millionen Tonnen. Nach iranischer Darstellung befindet sich der Ausbau der petrochemischen Industrie in vollem Gange. Bis Ende 2021/2022 werden 100 Millionen Tonnen angestrebt, 2026/2027 sollen 167 Millionen Tonnen erreicht sein.

Auch die Metallindustrie ist ein wesentlicher Bestandteil der industriellen Expansionsstrategie. Die Rohstahlkapazität ist 2020/2021 um 3,1 Millionen auf 39,4 Millionen Tonnen/Jahr gestiegen. Derzeit sollen Projekte zur Ausweitung der Rohstahlkapazitäten um 15,6 Millionen Tonnen im Bau oder in Planung sein. Eine Fertigstellung dieser Vorhaben wird bis Ende 2025/2026 anvisiert. Damit wäre das angestrebte Ziel einer Rohstahlkapazität von 55 Millionen erreicht. Entsprechend der Expansion der Rohstahlerzeugung, will Iran auch den Eisenerzabbau und die Kapazitäten zur Herstellung von Eisenerzpellets deutlich erhöhen.

Im Zementsektor wurden die Ausbaupläne zwar nach unten korrigiert, aber der nun zu erwartende Kapazitätszuwachs bleibt beträchtlich. Gemäß ursprünglicher Regierungsplanung sollte bis 2025/2026 ein Kapazitätszuwachs auf 120 Millionen Tonnen/Jahr realisiert werden. Derzeit sind es weniger als 90 Millionen Tonnen.

"Grüner" Wasserstoff mit großen Chancen

Iran bietet aufgrund seiner klimatischen Bedingungen gute Voraussetzungen für die Nutzung von Solar- und Windenergie und hat damit ein entsprechendes Potenzial zur Erzeugung von "grünem" Wasserstoff. Interesse an der Produktion von "grünem" Wasserstoff gibt es in Iran seit den 90er-Jahren.

Die damalige Renewable Energy Organization of Iran (heute: Renewable Energy and Energy Efficiency Organization/Satba) begann 1996 mit dem Bau eines kleinen Pilotprojektes in Taleghan (Provinz Qazvin). Die Anlage bestand zunächst aus einer 10 Kilowatt Fotovoltaikanlage, einem Elektrolyseur (Kapazität: 1 Kubikmeter/Stunde) und einer 1,2 Kilowatt PEM-Brennstoffzelle (Proton Exchange Membrane Fuel Cell). Das Projekt wurde bis 2009 um eine 200 Kilowatt Solaranlage und zwei Elektrolyseure mit einer Leistung von insgesamt 70 Kubikmeter/Stunde erweitert.

Im Januar 2022 hat die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und in Zusammenarbeit mit Satba einen virtuellen Hydrogen-Workshop organisiert. Iran könne zukünftig eine wichtige Rolle auf dem Wasserstoffmarkt spielen, so die GIZ. Weitere Veranstaltungen sind geplant.

Eine Wasserstoffproduktion könnte Iran nicht nur neue sichere Exporteinnahmen verschaffen, sondern unter anderem auch dazu beitragen, die lokale Industrie zu dekarbonisieren. Ein mögliches Einsatzfeld wäre die Stahlindustrie, die im Wesentlichen das DRI-Verfahren (Direct Reduced Iron) nutzt und relativ leicht auf Wasserstoff umstellen könnte.


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