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Special | Iran | Klimaschutzatlas

Klimaziele: Emissionen werden sich stark erhöhen

Nur bei finanzieller und technischer Unterstützung durch internationale Partner sieht sich Iran in der Lage, den Emissionsanstieg substanziell abzubremsen. 

Von Robert Espey | Dubai

Die Folgen des Klimawandels sind in Iran massiv zu spüren. Das derzeit größte Problem ist der Rückgang der jährlichen Niederschläge, der die Wasserknappheit weiter verschärft. Im vergangenen Jahr (2021) hat es schwere Proteste gegen die Unterbrechung oder Reduzierung der Wasserversorgung gegeben. Die Durchschnittstemperaturen sind signifikant gestiegen und Extremwetterlagen (Sandstürme, Überschwemmungen etc.) häufen sich.

Emissionswerte und -ziele Irans (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

Jahr

Treibhausgasemissionen

1990

382

2000

525

2010

778

2017 (Ist)

666

2030 (Ziel) *)

1500

*) Bei Verringerung der Emissionen um 12 Prozent gegenüber Basisszenario; Ziel nach Aufhebung der Sanktionen (Conditional Target) gemäß UNFCCC Iran National Communications 2015Quelle: Gütschow, Johannes; Jeffery, Louise; Gieseke, Robert; Günther, Annika (2019): The PRIMAP-hist national historical emissions time series (1850-2017). V. 2.1. ; UNFCCC Iran National Communications 2015

Den UN-Klimagipfel 2021 in Glasgow (COP 26) hat Iran genutzt, um das Ende der gegen die Islamische Republik verhängten US-Wirtschaftssanktionen zu fordern. Der neue Chef der iranischen Umweltbehörde (Department of Envoronment/DoE), Ali Salajegheh, erklärte, Iran werde dem Pariser Klimaabkommen erst nach Aufhebung aller Sanktionen beitreten. Bereits 2016 wurde das Abkommen von der damaligen Regierung unter Präsident Rouhani unterschrieben, aber die Ratifizierung steht seither aus.

Für Klimaschutz fehlen Geld und Technologie

Angesichts der sanktionsbedingten Belastungen und Beschränkungen sei Iran nicht in der Lage, Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Abkommens zu übernehmen, so die iranische Position. Im Zeitraum zwischen der Sanktionslockerung Anfang 2016 und der Reaktivierung der US-Sanktionen 2018 hatte es zahlreiche Verhandlungen mit westlichen Regierungsvertretern und Unternehmen über klimarelevante Projekte, die Zugang zu entsprechenden Technologien und erforderlichen Finanzierungen ermöglicht hätten, gegeben.

Iran hat 1996 die UN-Rahmenübereinkunft über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change/UNFCCC) ratifiziert und seither drei Berichte (National Communications/NC) vorgelegt. Der jüngste Bericht (NC3) lag als Entwurf bereits 2015 vor, wurde aber erst 2017 offiziell veröffentlicht. Ferner hat Iran 2015 eine unverbindliche Erklärung über beabsichtigte nationale Beiträge zur CO2-Reduktion (Intended Nationally Determined Contribution/INDC) abgegeben.

Die in der INDC formulierten CO2-Reduktionsziele sind bescheiden und werden zudem an Bedingungen geknüpft. Ohne Aufhebung aller Wirtschaftssanktionen und massive internationale Finanzhilfen will Iran den CO2-Ausstoß bis 2030 gegenüber einem "Business As Usual"-Szenario (BAU) lediglich um 4 Prozent vermindern.

Emissionen werden weiter kräftig steigen

Das BAU-Szenario kalkuliert zwischen 2010 und 2030 mit einer hohen durchschnittlichen Steigerung der CO2-Emissionen um jährlich 4,7 Prozent. Für 2010 wird von einem CO2-Ausstoß von 700 Millionen Tonnen ausgegangen, damit würden 2030 etwa 1.700 Millionen Tonnen erreicht. Abzüglich der 4-prozentigen Reduktion wären es dann noch über 1.600 Millionen Tonnen. Im Falle einer Sanktionsaufhebung und internationaler Finanzspritzen in zweistelliger Milliardenhöhe soll eine Verminderung gegenüber dem BAU-Szenario um 12 Prozent angestrebt werden.

Im NC3-Report findet sich ein umfangreicher Katalog möglicher Maßnahmen zur CO2-Reduzierung. Das Spektrum umfasst unter anderem die Installation energiesparender Heizungsanlagen, Modernisierungen konventioneller Kraftwerke, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Optimierung industrieller Prozesse, den Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme oder die Beendigung des Gasabfackeln in Öl- und Gasfeldern (Gas Flaring).

Die von Iran bislang ergriffenen CO2-reduzierenden Aktivitäten beziehen sich zumeist auf Investitionen, die auch ohne Berücksichtigung von Klimaaspekten in Angriff genommen worden wären. Beispiele sind der Kraftwerkssektor oder die weitgehende Beendigung von "Gas Flaring".

Zu den Zielen des im Frühjahr 2020 von der Regierung vorgestellten "Energy Action Plan" gehört die Halbierung der gesamtwirtschaftlichen Energieintensität bis 2041. Als Basisjahr wird 2016 genannt.


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