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Israels Kfz-Markt vor ungewissen Zeiten

Der Gaza-Krieg hat die Nachfrage nach Pkw stark gedämpft. Besteuerungspläne für Elektrowagen bedrohen Fortschritte der E-Mobilität. Die Nfz-Einfuhr weist starke Schwankungen auf.

Von Wladimir Struminski | Israel

Im Jahr 2023 blieb die Zahl der Kraftfahrzeuge, die in Israel zugelassen wurden, mit einem geringfügigen Plus von 0,1 Prozent faktisch unverändert. Allerdings versteckt sich dahinter eine dramatische Wende des Marktgeschehens infolge des Gaza-Krieges.

Einbruch bei Pkw-Verkäufen nach Kriegsbeginn

Das wird an der Zulassungsstatistik für Pkw deutlich, auf die 2023 mit 270.000 Fahrzeugen 94,4 Prozent aller Zulassungen entfielen. Für sie liegen monatliche Angaben der israelischen Vereinigung der Kfz-Importeure (Israel Vehicle Importers Association) vor. In den ersten drei Quartalen 2023, also bis zum Kriegsausbruch, hatte die Zulassungszahl neuer Pkw gegenüber dem Parallelzeitraum des Vorjahres um 10,3 Prozent zugenommen.

Demgegenüber lag sie im letzten Vierteljahr – der Krieg brach am 7. Oktober 2023 aus – um 41 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Im Dezember 2023 betrug der Rückgang der Neuzulassungen gegenüber Dezember 2022 sogar 58,1 Prozent.

In diesen Zahlen drückt sich eine tiefe Verunsicherung der Verbraucher aus und der Einbruch des Wirtschaftsgeschehens, den der Krieg mit sich gebracht hat. Die geopolitische und die ökonomische Lage erschwert, so die Vereinigung der Kfz-Importeure gegenüber Germany Trade & Invest, auch Prognosen zur Entwicklung des Pkw-Marktes 2024 und 2025.

Unklare Zukunft für E-Mobilität

Zu der Verunsicherung trägt auch die Unklarheit über die weitere Entwicklung des Marktsegments für vollelektrische Pkw bei. Im Jahr 2023 wurden rund 48.000 solcher Pkw zugelassen. Das waren 74,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Ihr Anteil an allen Neuzulassungen stieg von 10,2 auf 17,9 Prozent.

Das war nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass die in Israel geltende Pkw-Kaufsteuer für Elektroautos nur 20 Prozent des Importwertes betrug, während der Regelsteuersatz für Kraftstoff-Pkw bei 83 Prozent liegt. Darin kam der ursprüngliche Wunsch der Regierung zum Ausdruck, den Erwerb umweltfreundlicher Elektrofahrzeuge zu fördern. Dann aber gelangte das Finanzministerium zu der Schlussfolgerung, dieser Steuervorteil sei zu hoch. Schließlich trügen auch Elektrowagen zu Staus und damit zu den durch den Straßenverkehr verursachten Wirtschaftsschäden bei.

Deshalb wurde der Kaufsteuersatz für Elektro-Pkw 2024 auf 35 Prozent angehoben. Das wird die trotz Steuervergünstigung gegenüber Kraftstofffahrzeugen höheren Preise weiter verteuern. Allerdings ist auch diese Steuererhöhung möglicherweise nicht das letzte Wort. Medienberichten zufolge erwägt das Finanzressort, die Kaufsteuer auf Elektro-Pkw ab 2024 auf 83 Prozent zu erhöhen.

Das würde allerdings die Betriebskosten der E-Wagen je Kilometer Fahrleistung nicht beeinflussen. Diese liegen nach Berechnungen des Finanzministeriums bei rund 20 bis 30 Prozent unter dem Kostenniveau von kraftstoffangetriebenen Pkw. So werden auch Überlegungen angestellt, Elektro-Pkw ab 2026 mit einer Fahrleistungssteuer von umgerechnet rund 4 US-Cent pro Kilometer zu belegen.

Es liegt auf der Hand, dass die Umsetzung solcher Pläne die Nachfrage nach Elektroautos zugunsten von Benzinern dämpfen würde. Gleichzeitig hat Israel aber bereits 2020 beschlossen, ab 2030 den Import von Kraftstofffahrzeugen gänzlich zu verbieten. Es bleibt abzuwarten, wie der daraus resultierende Zielkonflikt in der Verkehrspolitik gelöst werden kann.

Marken aus Fernost führen Pkw-Absatz an

Wie im Vorjahr waren Hyundai und KIA die populärsten Pkw-Hersteller in Israel, gefolgt von Toyota und BYD Auto Co., die im Vorjahr mit Platz 18 vorliebnehmen musste. Die führende europäische Marke war Skoda.

 

Führende Pkw-Marken

Hersteller    

Zahl der Zulassungen 2023

Zahl der Zulassungen 2022

Hyundai

41.790

42.540

KIA 

32.873

38.224

Toyota

31.865

36.881

BYD Auto

15.145

3.710

Skoda

14.543

13.559

Quelle: Israel Vehicle Importers Association, aufgerufen am 25.1.2024

 

Der sprunghafte Aufstieg von BYD Auto war eine Folge der stark gestiegenen Absatzzahlen für Elektro-Pkw, auf die sich dieser Hersteller spezialisiert. Generell beherrschen chinesische Anbieter das Marktsegment für vollelektrisch angetriebene Autos. Auffällig ist dabei, dass Marktführer BYD Auto seinen Absatz auf dem israelischen Markt 2023 wegen des im Vorjahr niedrigen Ausgangsniveaus vervierfachen konnte. Die von MG verkaufte Zahl elektrischer Pkw schoss sogar auf das 81-Fache des sehr begrenzten Vorjahresstandes in die Höhe.

Führende Marken bei Elektro-Pkw

Hersteller

Zahl der Zulassungen 2023

Zahl der Zulassungen 2022

BYD Auto

15.145

3.710

Geely

7.128

6.816

Tesla

6.767

6.047

MG

2.760

34

Skoda

1.725

1.262

Quelle: Israel Vehicle Importers Association, aufgerufen am 25.1.2024

Die Daten des Verbandes der Automobilimporteure erfassen nur die Importe über die offiziellen Vertriebspartner der ausländischen Hersteller. Diese spiegeln jedoch das Gesamtbild recht gut wider. Nach Schätzungen der Wirtschaftszeitung The Marker machten die Importe durch Privatpersonen, Parallelimporteure und so genannte Kleinimporteure im Jahr 2023 lediglich 3,5 Prozent des Pkw-Marktes aus.

Weniger Lkw, mehr Busse

Die Zahl der neu zugelassenen Lkw gab 2023 zum zweiten Mal in Folge nach. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Rückgang 15,3 Prozent. Allerdings weisen Lkw-Importe in den letzten Jahren erhebliche Schwankungen auf. Nach einem schwachen Coronajahr 2020 stieg die Zahl importierter Lkw 2021 um 39 Prozent. Mit 10.849 Zulassungen entspricht das Ergebnis von 2023 fast genau dem Stand des Vorkrisenjahres 2019. 

Für das Jahr 2024 wird generell eine gedämpfte Investitionsstimmung erwartet. Das könnte sich auch auf die Beschaffung von Lkw negativ auswirken. Indessen erwartet die Zentralbank (Bank von Israel) bereits für 2025 einen kräftigen Investitionsanstieg.

Die Zahl der neu zugelassenen Busse zog 2023 um 16 Prozent an und erreichte 3.604 Fahrzeuge. Allerdings wird für 2024 ein tiefer Einbruch beim ankommenden Tourismus erwartet, der die Investitionsneigung in diesem Segment zu dämpfen droht.

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