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Wirtschaftsumfeld | Israel | Ausländische Direktinvestitionen

Technologie und Finanzdienste ziehen Auslandsinvestoren an

In Israel steigt der Bestand ausländischer Investitionen. Davon sind 57 Prozent in Hightech angelegt. Die technologieärmere Industrie stößt dagegen weniger auf Interesse.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die israelische Wirtschaft bleibt für ausländisches Kapital weiterhin attraktiv. Im Jahr 2022 stieg der Bestand ausländischer Direktinvestitionen (FDI9 um 8,6 Milliarden US-Dollar (US$) beziehungsweise 3,8 Prozent. Am Jahresende lag er nach Angaben des israelischen Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) bei 235,2 Milliarden US$.

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Hightech bleibt Hauptattraktion

Die Zunahme des FDI-Bestands hat sich 2022 zwar verlangsamt, dennoch setzte sich der langanhaltende Aufwärtstrend weiter fort. Das verdankt Israel vor allem seiner Hightechbranche. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben des Zentralamts für Statistik waren Ende 2021 insgesamt 57,4 Prozent des Gesamtbestands aller ausländischen Investitionen im Hightech-Sektor angesiedelt. Das waren knapp 10 Prozent mehr als im Jahr 2017. Das Hightech-Segment zieht die meisten Investitionen sowohl im Dienstleistungs- als auch im Industriesektor an.

Dienstleistungen dominieren

Ende 2021 entfielen 142,3 Milliarden US$ beziehungsweise 62,8 Prozent des FDI-Bestands auf Handel und Dienstleistungen. Das Rückgrat bilden technologieintensive Dienstleistungen. Auf sie entfielen knapp zwei Drittel des ausländischen Kapitals im Handels- und Dienstleistungssektor.

Dabei liegt die Sparte „Computerprogrammierung, Computerberatung und andere verwandte Dienstleistungen“ mit großem Abstand vorn. Ende 2021 zeichnete sie für 46,9 Prozent des FDI-Bestands im Dienstleistungssektor beziehungsweise 51,3 Prozent aller Hightech-FDI verantwortlich.

Bedeutend sind auch Forschungs- und Entwicklungsdienste. Sie stellten 15,6 Prozent des FDI-Bestands im Dienstleistungssektor beziehungsweise 17,1 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen im Hightech-Sektor.

Die führende Rolle der Hochtechnologie-Dienstleistungen spiegelt sich auch in der Exportstruktur wider. Nach Angaben der israelischen Innovationsbehörde (Innovation Authority) machten technologieintensive Dienstleistungen im Jahr 2021 mit 70,3 Prozent das Gros aller israelischen Hightech-Exporte aus.

Im Dienstleistungssektor interessieren sich ausländische Investoren jedoch nicht nur für Spitzentechnologien. Neben dem Hightech-Segment sind auch Finanzdienstleistungen gefragt. Ende 2021 vereinigten sie 15,1 Prozent aller FDI in Handel und Dienstleistungen auf sich. Mit großem Abstand folgten Verwaltungs- und Managementdienste.  

Bestand ausländischer Direktinvestitionen 2020 und 2021, nach Sektor und Technologieintensität (in Milliarden US-Dollar)

Sektor/Technologie

2020

2021

1. Industrie

48,4

53,0

  1.1. Technologieintensive Branchen

35,3

39,3

  1.2. Technologieintensivere  Mischbranchen

2,7

2,7

  1.3. Technologieärmere Mischbranchen

7,7

7,6

  1.4. Traditionelle Branchen

2,7

3,4

2. Handel und Dienstleistungen

111,8

142,3

  2.1. Hightech-Dienste

61,8

90,7

  2.2. Andere Dienstleistungen und Handel

50,1

51,6

3. Andere Sektoren

8,1

8,5

4. Nicht aufgeschlüsselt

15,9

22,8

Insgesamt

184,3

226,6

Quelle: Zentralamt für Statistik, aufgerufen am 27.03.2023

Industrie außer Hightech-Branchen kaum attraktiv

Ende 2021 entfielen 37,2 Prozent des Bestands ausländischer Direktinvestitionen auf die Industrie. Der Hightech-Anteil am Investitionskapital aus dem Ausland war im verarbeitenden Gewerbe mit 74,2 Prozent deutlich höher als bei Handel und Dienstleistungen.

Alle anderen Industriebranchen kamen zusammengerechnet auf einen Anteil von nur 25,6 Prozent an FDI, vor allem wegen ihrer im Durchschnitt unzureichenden Produktivität und begrenzten Präsenz auf dem Weltmarkt. Die überschaubare Größe des israelischen Binnenmarktes vermittelt Industrieunternehmen mit niedrigen Exportquoten in der Regel nur geringere Wachstumschancen. Das dämpft das Interesse ausländischer Investoren.

Investitionen in geistiges Eigentum boomen

Die Hightech-Orientierung bei den FDI trägt dazu bei, dass der Kapitalfluss in israelisches Know-how expandiert. Statistiken zum Anteil ausländischen Kapitals in dieser Investitionskategorie liegen nicht vor. Jedoch ist bekannt, dass Geldmittel aus dem Ausland rund die Hälfte aller zivilen Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Israel finanzieren.

Ausländische Unternehmen tragen somit entscheidend zu Investitionen in geistiges Eigentum bei. Diese nahmen von 2018 bis 2022 beständig zu und schnellten inflationsbereinigt um 36,4 Prozent in die Höhe. Zum Vergleich: Die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen stiegen in dieser Zeitspanne dagegen um 9,9 Prozent.

Die gesamten in- und ausländischen Investitionen in geistiges Eigentum beliefen sich im Jahr 2022 auf umgerechnet 28,1 Milliarden US$. Damit lagen sie um 63,6 Prozent über den Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen. Fünf Jahre zuvor betrug dieser Vorsprung nur 8,8 Prozent. Geistiges Eigentum dürfte damit auch in den kommenden Jahren ein begehrtes Ziel für Kapitalgeber aus dem Ausland bleiben.

Politische Krise wirft Schatten auch auf Hightech

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein weiteres Wachstum der FDI in die israelische Hochtechnologie sind günstig. Israelische Hightech-Firmen entwickeln Technologien, die ausländischen Unternehmen eine Verbesserung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit bieten. Das ist für potenzielle Investoren ein entscheidender Gesichtspunkt.

Jedoch könnte die politische Krise seit Januar 2023 die Investitionsbereitschaft ausländischer Firmen in Israel bremsen. Gelingt es nicht, den erbitterten Streit um die Umgestaltung des Justizwesens beizulegen, könnte das Vertrauen der Investoren Schaden nehmen.

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