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Branchen | Italien | Textilien und Bekleidung

Italiens Modeindustrie floriert und investiert

Der bereits hohe Umsatz der italienischen Bekleidungs-, Textil- und Lederhersteller wächst weiter. Für deutsche Ausrüster ist Italien ein Markt von über 200 Millionen Euro im Jahr.

Von Torsten Pauly | Mailand

Italienisches Modedesign genießt Weltruf. Das Land hat mit Mailand neben Paris das wichtigste europäische Zentrum für Alta Moda beziehungsweise Haut Couture. Mit dem Auslaufen der Coronabeschränkungen sind dort auch die großen Modenschauen wieder angelaufen.

Im Jahr 2024 wird Italiens Modebranche ihren Umsatz gegenüber 2023 preisbereinigt um 1,4 bis 2,3 Prozent erhöhen, je nach Entwicklung der In- und Auslandsmärkte. Dies erwartet das Analyseinstitut Cerved. Etwas zurückhaltender ist mit 1 Prozent die Wachstumsprognose von Prometeia.

Bereits 2022 hat die italienische Textil-, Bekleidungs- und Lederbranche ihren Nettoumsatz um 18,8 Prozent auf 96,4 Milliarden Euro gesteigert. Das kräftige Wachstum hat sich im 1. Halbjahr 2023 fortgesetzt. Im 3. Quartal 2023 war der Umsatz um 1,3 Prozent niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dies ist jedoch vor dem Hintergrund des zuvor erreichten sehr hohen Vergleichsniveaus zu sehen.

Trend geht zu Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit

Ein wichtiger Trend in der italienischen Modeindustrie ist die digitale Produktionsvernetzung mittels 5G und künstlicher Intelligenz. In Prato unweit von Florenz hat sich hierzu das erste italienische Industrie-4.0.-Cluster in der Textil- und Bekleidungsfertigung gebildet: PRISMA (Prato Industrial Smart Accelerator). Insgesamt sind in Prato und Umgebung 3.500 Branchenfirmen tätig.

An Bedeutung gewinnt auch die nachhaltige Produktion. Die Region Lombardei hat im Rahmen ihrer Smart Specialisation Strategy ein eigenes Förderschema für umweltgerechte Textilherstellung. Um entsprechende Investitionen in der Modeindustrie zu unterstützen, setzt Italien auch Fördergelder in Höhe von 150 Millionen Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der Europäischen Union ein. Diese Faziltät wurde 2021 in der Coronakrise zur Konjunkturbelebung ins Leben gerufen und läuft bis 2027.

Deutsche Maschinenbauer mit starker Lieferposition

Die italienischen Textil-, Bekleidungs- und Lederproduzenten haben 2021 zusammen 1,4 Milliarden Euro in Maschinen und Ausrüstungen investiert. Einen erheblichen Teil davon beschaffen sie im Ausland. Die entsprechenden Importe stiegen 2022 in wichtigen Segmenten um 14,3 Prozent. Deutschland hatte mit 27,6 Prozent den höchsten Lieferanteil, gefolgt von China mit 20,1 Prozent, Frankreich mit 7,9 Prozent und Japan mit 7,8 Prozent.

Italienische Importe von Textil-, Bekleidungs- und Ledermaschinen (in Millionen Euro; Veränderung 2022/2021 in Prozent)
Segment (SITC-Position)

2022

Veränderung 2022/2021

davon aus Deutschland

Maschinen und Ausrüstungen für die Textil- und Lederindustrie (724), darunter

743

14,3

205

  Nähmaschinen u. dgl. (724.3)

87

15,0

36

  Spinn- u.ä. Maschinen (724.4)

113

14,4

29

  Web-, Strick- u.ä. Maschinen (724.5)

153

12,6

54

Teile und Hilfsmaschinen der SITC-Positionen 724.4 u. 724.5 (724.6)

126

3,4

35

Färb-, Reinigungs-, Trocknungs- u.ä. Maschinen (724.7)

129

23,0

31

Gerb-, Schuh- u.a. Maschinen zur Lederbe- und -verarbeitung (724.8)

31

34,4

4

Teile der SITC-Positionen 724.7 u. 724.8 (724.9)

105

15,4

17

Quelle: Eurostat 2024

Rege Start-up-Szene

Große Namen wie Armani, Versace, Gucci oder Dolce & Gabbana profitieren von den exzellenten Designhochschulen des Landes. Es gibt auch viele kleinere Labels, die mit hochpreisigen Marken am Markt sind. Auch nicht lizensierte Produkte werden vertrieben. Allein die Schuhindustrie hat in Italien 2022 fast 6.400 Unternehmen gezählt. Bekleidung haben über 26.700 Anbieter produziert.

Das hervorragende Ausbildungssystem bringt auch viele Fashion-Start-ups hervor. In Italien gibt es hierfür über 50 Inkubatoren. Die meisten befinden sich in Mailand, es gibt aber auch Hubs in Turin, Rom, Florenz, Bologna, Genua, Biella, Como, Lucca, Trento, Roverto und Cologno Monzeze.

Bekleidungsindustrie ist ein bedeutender Industriezweig

Die Textil-, Bekleidungs- und Lederhersteller haben 2022 zusammen 7,9 Prozent des Nettoumsatzes im gesamten italienischen verarbeitenden Gewerbe erwirtschaftet. Bedeutender waren nur die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (14,8 Prozent), der Maschinenbau (11,9 Prozent) und die sonstige Metallverarbeitung (9,9 Prozent). Weitere 5 Milliarden Euro haben Designstudios 2021 umgesetzt. Die Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie hat 2022 rund 454.000 Mitarbeiter beschäftigt. Dies waren 11,7 Prozent aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe.

Die italienische Modeindustrie konzentriert sich in den nördlichen Regionen Lombardei, Piemont, Venetien, Toskana und Emilia-Romagna. Wichtige Zentren sind neben Mailand Vicenza und Biella für Wollwaren, Como für Seiden- und Carpi für Strickwaren sowie Bergamo, Brescia, Prato, Castel Gofreddo und Busto Arsizio für diverse Stoffe. Bedeutende Ledercluster befinden sich in Mailand, Florenz, Modena, Bologna und Rom.

Italienische Modeindustrie in Zahlen (2022)
Branche (NACE-Klassifikation)

Unternehmen (Anzahl)

Nettoumsatz (in Milliarden Euro)

Beschäftigte (in Tausend Personen)

Textilindustrie (C13)

11.362

23,2

108

Bekleidungsindustrie (C14)

26.708

36,9

199

Lederindustrie (C15)

12.610

36,3 

147

Ateliers für Textil-, Schmuck- u.ä. Design (M7410)

41.706 *)

5,0 *)

61 *)

* Angabe für 2021.Quelle: Eurostat 2024

Hoher Auslandsabsatz

Die italienische Modebranche erwirtschaftet hohe Exportüberschüsse. Diese haben sich sich 2022 auf 13,6 Milliarden Euro summiert. Den höchsten positiven Saldo gab es im Warenverkehr mit den USA (4,1 Milliarden Euro), gefolgt von Frankreich (3,4 Milliarden Euro), Deutschland (2,4 Milliarden Euro) und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland (1,8 Milliarden Euro).

Insgesamt ist der italienische Außenhandel mit Modeartikeln 2022 stark gestiegen: Die Ausfuhren stiegen um 17,4 Prozent und die Einfuhren um 29,1 Prozent. Von den Importen in Höhe von 31,4 Milliarden Euro hat Deutschland 6,1 Prozent geliefert. Bedeutender waren die Volksrepublik China mit einem Anteil von 17,1 Prozent, Spanien (7,4 Prozent), Frankreich (7,1 Prozent) und Bangladesch (6,3 Prozent).

Italienische Exporte von Textilien, Bekleidung und Lederwaren (in Millionen Euro; Veränderung 2022/2021 in Prozent)
Segment (SITC-Position)2022

Veränderung 2022/2021

davon nach Deutschland

Textilien, Bekleidung und Lederwaren insgesamt (24, 61, 84, 85), darunter

45.001

17,4

4.254

  Textilien (24)

587

17,2

55

  Lederwaren außer Schuhen (61)

3.451

6,7

193

  Bekleidung (84)

27.486

17,0

2.720

  Schuhe (85)

13.476

21,5

1.286

Abweichungen von der Gesamt- und den Unterpositionen ergeben sich durch RundungenQuelle: Eurostat 2024

In Italien gibt es auch viele exportstarke Ausrüster für die Modeindustrie. Im Jahr 2022 sind die Ausfuhren von Textil-, Bekleidungs- und Ledermaschinen und -anlagen um 13,2 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen. Italien erwirtschaftet mit diesen Ausrüstungen einen Exportüberschuss, der sich 2022 um 12,9 Prozent auf 2 Milliarden Euro erhöht hat. Im Warenverkehr mit Deutschland waren Italiens Maschineneinfuhren in diesen Segmenten allerdings um 100 Millionen Euro höher als die Ausfuhren.

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