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Special | Italien | Robotik

Branchenüberblick: Sechstgrößter Markt weltweit

Die Zahl neu installierter Roboter in Italiens Industrie wächst stärker als in Deutschland. Besonders im Materialhandling werden vermehrt Roboter genutzt.

Von Oliver Döhne | Mailand

Zweitgrößter Absatzmarkt in Europa

Im Jahr 2021 wurden in Italien 11.672 neue Industrieroboter installiert. Das sind 50 Prozent mehr als in 2020 und 28,7 Prozent mehr als 2019. Das gab der italienische Robotikverband SIRI bekannt. Damit liegt Italien weiter auf dem sechsten Rang weltweit. In Europa belegt Italien den zweiten Rang, knapp hinter Deutschland. Zwischen 2015 und 2020 wurden in Italien durchschnittlich 5 Prozent neue Roboter installiert, wohingegen es in Deutschland nur 3 Prozent im selben Zeitraum waren. Die in 2021 neu installierten Industrieroboter waren wie folgt aufgeteilt: 79 Prozent artikulierte Roboter (Gelenkroboter), 11,7 Prozent Scara (Gelenkarmroboter), 5,7 Prozent kartesische Roboter (Lineare Roboter) und 3,6 Prozent Deltaroboter (Parallelarmroboter mit Stabkinetik). Den höchsten Zuwachs gegenüber 2019 erzielten Scara mit einem Plus von 51 Prozent, gefolgt von den kartesischen (+35,6 Prozent) und den artikulierten Robotern (+26,4). 

Etwa 90 Prozent der in Italien installierten Roboter im Jahr 2021 kamen aus dem Ausland. Italienische Firmen fragten insbesondere die Gelenkarmroboter nach, da diese überwiegend für die KfZ-Industrie wichtig sind. Der Bestand der sogenannten scara lag Ende 2021 bei 86.269 Einheiten. Damit nimmt Italien, wie bei den Neuinstallationen, weltweit Rang sechs ein. Pro 10.000 Arbeitern waren 2020 in der verarbeitenden Industrie 224 Roboter installiert, womit Italien international nur auf Platz 11 liegt. In der Automobilindustrie waren 749 Roboter pro 10.000 Arbeiter im Einsatz (Rang 8) und in der übrigen Industrie 196 Roboter (Rang 6). 

Für die kommenden Jahre sind Marktbeobachter trotz der globalen Komplikationen optimistisch, dass die Neuinstallationen von Robotern zunehmen werden. Für das Jahr 2022 erwartet SIRI weiterhin ein Plus, auch nach dem starken Wachstum aus 2021. Der Internationale Robotikverband IFR geht bis 2024 von einem Durchschnittszuwachs neuer Roboter in Italien von 3 Prozent aus. Der italienische Verband ANIE Automazione erwartet für 2022 und 2023 ebenfalls ein Absatzplus in der Industrieautomatisierung. 

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Plus in Lebensmittel-, Chemie- und Textilindustrie 

Laut IFR waren die Metall- und Maschinenbauindustrie im Jahr 2020 die Hauptabnehmer von Industrierobotern in Italien. Das Land ist mit der Branche der fünftwichtigste Absatzmarkt weltweit. Im Zeitraum von 2015 bis 2020 wurden dort durchschnittlich 2 Prozent mehr Roboter nachgefragt. Bei Robotern in der Nahrungsmittelindustrie lag Italien auf dem dritten Rang, mit einem jährlichen Plus von 6 Prozent. In der Automobilindustrie nahmen die Monteure und Motorproduzenten 10 Prozent mehr ab, die Zulieferer hingegen 11 Prozent weniger. Angesichts der Überkapazitäten und des schwachen Inlandsmarktes könnte der dominante Automobilkonzern Stellantis an Automatisierungsinvestitionen in Italien sparen.

Zwar auf niedrigerem Niveau aber mit höherem Zuwachs fragen auch die Textilindustrie (14 Prozent), die chemische, pharmazeutische, kosmetische und kunststofferzeugende Industrie (+13 Prozent), die Papierindustrie (+22 Prozent), die Glasindustrie (+14), die Elektroindustrie (+32 Prozent) und die Holz- und Möbelindustrie (+4 Prozent) Roboter nach.  

Materialhandling wichtigstes Einsatzfeld

Das wichtigste Einsatzfeld von Robotern in Italien war im Jahr 2021 laut Verband SIRI die Handhabung (Handling). Dort wurden mit 8,377 Einheiten rund 72 Prozent neue Roboter installiert. Die wichtigsten Bereiche im Handling waren mit 44,1 Prozent das Materialhandling, 22,1 Prozent das Be- und Entladen und 18,4 Prozent die Palettierung. Das zweitwichtigste Einsatzfeld von Robotern war in der Schweißerei. Italiens Industrie nutzte in diesem Bereich mit 1.239 Einheiten rund 10,6 Prozent der neu installierten Roboter. Davon handelte es sich bei 862 Einheiten um Schutzgasschweißroboter, deren Installationszahl gegenüber 2019 um 28,5 Prozent anstieg. Weitere 369 Einheiten waren Punktschweißroboter, von denen im Vergleich zu 2019 rund 11 Prozent weniger eingesetzt wurden.

Zum automatisierten Befestigen, Einlegen und Montieren beschaffte Italien 1.149 Einheiten an Industrierobotern. Das waren 57,6 Prozent mehr als 2019. Diese unterteilen sich unter anderem in Assembly-Roboter, welche für das Einlegen und die Montage in der Industrie um 92 Prozent im Jahresvergleich zulegten. Assembly-Roboter machten im Jahr 2021 rund 69 Prozent der Schweißroboter aus. Roboter für die mechanische Montage und das Befestigen legten um 6,9 Prozent zu. Für das Schneiden kamen 203 Roboter neu zum Einsatz (-1,5 Prozent). Für die Oberflächenbehandlung, Lackierung und das Auftragen anderer Substanzen 115 Einheiten (-17,3 Prozent). Weitere 589 Roboter waren in der Statistik dem Sammelposten Andere zugeordnet und legten um fast 120 Prozent zu. 

Logistik und Medizintechnik mit Bedarf

Auch in der Logistik wollen Unternehmen ihre Prozesse mithilfe von Robotern optimieren. Aufgrund des wachsenden E-Commerce werden Aufträge immer kleinteiliger, Lieferzeiten kürzer und Retouren frequentierter. Arbeitskräfte für körperlich anstrengende, aber geistig weniger fordernden Tätigkeiten im Lager fehlen. Roboter bedeuten konstante und planbare Kosten, die dies ausgleichen könnten. Auch die Ausweitung der Betriebszeit (Nachtarbeit, Wochenendarbeit) ist durch Automatisierung leichter und günstiger zu realisieren. Besonders aufgrund von Italiens Status als Modeland wird die Republik ein Wachstumsmarkt für Robotik bleiben. In Zukunft weisen Experten steigende Durchsatzzahlen in der Logistik auf.

Das hat auch das Münchener Unternehmen Magazino nach Italien gelockt. Es entwickelt und verkauft unter anderem autonome Pick-By-Roboter für Schuhkartonlager: „Das hohe Lohnniveau in Norditalien in Kombination mit vielen ungenutzten Automatisierungspotentialen ist der Grund für Magazino, Italien neben dem DACH-Raum und Benelux als Hauptzielmarkt für unsere Logistikautomatisierungslösung TORU zu betrachten“, sagt Senior Sales Manager Thomas Bielmeier. 

Im Gesundheitssektor kommen ebenfalls mehr und mehr Roboter zum Einsatz. Laut einer Studie von Alira Health finden in Italien mithilfe von 115 chirurgischen Robotern pro Jahr rund 25.000 Eingriffe statt, mehrheitlich in der Urologie. Weitere interessante Einsatzfelder in Italien sind laut Experten die Landwirtschaft, die Reinigungswirtschaft und das Gastgewerbe. 


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