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Branchen | Japan | Arzneimittel, Diagnostika

Staat will inländische Versorgung mit Arzneimitteln verbessern

Der Absatz von Pharmazeutika wird in Japan weiter wachsen. Die Branchenunternehmen reagieren hierauf und bauen ihre Kapazitäten aus.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans Pharmamarkt wächst stetig. Zwar schrumpft die Bevölkerung insgesamt, die Zahl der Senioren nimmt jedoch gleichzeitig zu. Diese demografische Entwicklung sorgt für eine konstante Nachfrage nach Arzneimitteln. Der Umsatz mit Pharmazeutika ist laut dem Marktforschungsinstitut IQVIA im Jahr 2022 auf Basis der Landeswährung um 3,2 Prozent gestiegen. Wechselkursbedingt weisen die US-Dollar-Angaben hingegen auf einen Rückgang hin.

Der Absatz von Pharmazeutika in Krankenhäusern und Kliniken hat 2022 zugenommen, wohingegen die Arzneimittelumsätze der Apotheken und Drogerien zurückgefallen sind. Nach dem Abflauen der Coronapandemie dürfte sich der Besuch bei Ärzten 2023 wieder normalisieren. Das gilt auch für Distributionskanäle von Arzneimitteln, wie Apotheken.

Pharmazeutika-Umsatz in Japan (in Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Segment

2021 1

2022 2

Veränd. 2022/21 3

Krankenhäuser

44,6

38,6

3,4

Kliniken 4

18,1

15,7

4,2

Apotheken

33,7

28,8

2,4

Insgesamt

96,4

83,1

3,2

1 1 US$ = 110 Yen; 2 1 US$ = 131,6; 3 auf Yen-Basis; 4 medizinische Einrichtung mit 0 bis weniger als 20 BettenQuelle: IQVIA 2023

Japan strebt höhere Versorgungssicherheit bei Arzneien an

Die Coronapandemie hat Schwachstellen in der japanischen Gesundheitsversorgung aufgezeigt. Das gilt etwa für die Schnellzulassung von dringend benötigten Medikamenten wie auch für die Generikaherstellung. Um eine stabile Versorgung zu erreichen, sollen Generikaproduzenten künftig eine bestimmte Menge an Arzneimitteln vorhalten. In der Pandemie hatte sich das als nicht realistisch erweisen, da es an Vorprodukten fehlte.

Generika spielen in Japan eine wichtige Rolle, damit die Kosten für die Gesundheitsversorgung nicht ausufern. Seit April 2013 verfolgt die Regierung die "Roadmap for Further Promotion of Generic Drug Use". Laut Gesundheitsbehörde haben Generika im September 2022 einen Anteil von 79 Prozent am mengenmäßigen Pharmazeutikaabsatz erreicht. Dieser Anteil soll bis Ende des Fiskaljahres 2023 (1. April bis 31. März) auf 80 Prozent steigen.

Pharmafirmen investieren in neue Kapazitäten

Daher können japanische Generikahersteller gute Geschäfte erwarten. So will Sawai Pharmaceutical in die Kapazitätserweiterung investieren und baut in der Präfektur Fukuoka ein neues Produktionswerk. Dafür sind Investitionen von umgerechnet 310 Millionen US-Dollar (US$) (40,5 Milliarden Yen) eingeplant. Das Werk soll Ende 2023 fertiggestellt sein und auf die Erzeugung von bis zu 3 Milliarden Tabletten pro Jahr ausgelegt werden.

Eine Großinvestition in eine Kapazitätsausweitung hat Japans Pharmariese Takeda im März 2023 angekündigt. Das Unternehmen will umgerechnet 762 Millionen US$ (100 Milliarden Yen) aufwenden, um seine Plasmaerzeugung für PDT (Plasma-Derived Therapies) zu erweitern. Die neue hochmoderne Produktionsstätte soll in Osaka an der Juso Plant entstehen und die derzeit bestehende Produktionskapazität fast verfünffachen.

Auftragsherstellung expandiert

Das Unternehmen Fujifilm meldete im Oktober 2022, dass es in Japan seine erste CDMO (Contract Development and Manufacturing Organization)-Erzeugung von Biosimilar-Produkten errichten will. Dafür ist der Standort Toyama in der gleichnamigen Präfektur vorgesehen. Das Produktionswerk soll bis Ende des Fiskaljahrs 2026 in Betrieb gehen. Bereits im November 2021 hatte Fujifilm beschlossen, CDMO-Geschäfte als neuen Wachstumsmarkt deutlich auszuweiten.

In Bereich CDMO wird auch der deutsche Branchenhersteller Adragos Pharma agieren. Das Unternehmen hat im Oktober 2022 das Pharmawerk von Sanofi in Kawagoe in der Präfektur Saitama gekauft. Dort will Adragos Pharma die Herstellung von Sanofi-Produkten weiterführen und die Auftragserzeugung für andere Kunden ausweiten. Andere CDMO-Produzenten, wie AGC, werden ihre Kapazitäten in Japan ebenfalls ausbauen.

Staat fördert Kapazitätsausbau

Um die Gesundheitsversorgung mit Blick auf neue potenzielle Pandemien zu sichern, erhalten einige japanische Pharmahersteller für den Kapazitätsausbau staatliche Unterstützung. Dazu gehört das Toyama-Projekt von Fujifilm, das mit 16 anderen Unternehmen im Jahr 2022 ausgewählt wurde. Insgesamt hat die Regierung mehr als 1,7 Milliarden US$ zugesagt. Wie sich die Mittel im Einzelnen auf die jeweiligen Unternehmen verteilen, hat die Regierung nicht veröffentlicht. Jedenfalls fließen die meisten Investitionen in die mRNA (messenger Ribonucleic Acid)-Erzeugung.

Das Unternehmen Takara Bio erhält ebenfalls staatliche Gelder und plant zusätzliche Kapazitäten. Der Pharmahersteller will zwischen 2024 und 2027 ein neues Werk zur Auftragsfertigung bauen. Bei Bedarf soll es auf die Erzeugung von Impfdosen umgerüstet werden können. Die neue Betriebsstätte soll in Kusatsu in der Präfektur Shiga entstehen und nach Fertigstellung bis zu 43 Millionen Impfdosen herstellen können. Angaben zu den Investitionskosten hat Takara Bio nicht gemacht.

Zulassungen sind Engpassfaktor

Um die Gesundheitsversorgung zu stärken, will Japans Gesundheitsbehörde die Zulassung von Pharmazeutika beschleunigen. Ein komplexer Zulassungsprozess macht die schnelle Verfügbarkeit von neuen Pharmaprodukten in Japan bislang schwierig. Hinzu kommt, dass die staatlich verordneten Preissenkungen die Anreize der Arzneimittelhersteller verringern. Die jüngste Senkung fand am 1. April 2023 statt. Eine Kommission überprüft regelmäßig die Entwicklung der Markt- und Listenpreise, die das staatliche Krankenversicherungssystem bezahlt.

Dennoch laufen die Geschäfte der Pharmaunternehmen in Japan gut. Beispielsweise meldete die deutsche Firma Boehringer Ingelheim, dass ihr Absatzwert in Japan 2022 um mehr als 5 Prozent gegenüber 2021 zulegte. Der Schweizer Hersteller Novartis sieht Japan in seiner 2022 neu ausgerichteten Geschäftsstrategie als einen der wichtigsten Absatzmärkte für patentgeschützte Arzneimittel.

Umsatzentwicklung der größten japanischen Pharmaunternehmen (in Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent)

2021 3

2022 4

Veränd. 2022/21 5

Takeda Pharmaceutical Company Ltd. 1

32,4

30,6

12,8

Astellas Pharma Inc. 1

11,8

11,5

17,2

Daiichi Sankyo Company Ltd. 1

9,5

9,7

22,4

Chugai Pharmaceutical Co., Ltd. 2

9,1

9,6

26,0

Eisai Co., Ltd. 1

6,9

5,7

-1,6

1 Fiskaljahr (1.4. bis 31.3.); 2 Kalenderjahr; 3 1 US$ = 110 Yen; 4 1 US$ = 131,6 Yen; 5 auf Yen-BasisQuelle: Unternehmenswebseiten 2023

Auf jeden Fall wird die Erzeugung von Pharmazeutika in Japan steigen, sei es durch die eigenentwickelten Produkte oder aufgrund von Outsourcing-Aufträgen. Daher wird sich der Markt für API (Active Pharmaceutical Ingredient) und Zwischenerzeugnisse laut Yano Research gut entwickeln. Das Marktforschungsunternehmen erwartet, dass deren Produktion in Japan in den Fiskaljahren 2023 bis 2027 im jährlichen Durchschnitt um 2,5 Prozent zulegen wird.

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