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Wirtschaftsumfeld | Japan | Außenhandel

Sinkende Importpreise bremsen Außenhandelsdefizit

Japans Außenhandel erholt sich dank geringerer Rohstoffimporte. Die schwache internationale Konjunktur schmälert allerdings die Wachstumsaussichten für die Exporte des Archipels.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan kann eine weitere Zunahme seines Rekordaußenhandelsdefizits 2023 wohl vermeiden. Der Druck von Seiten rasant steigender Importe ist in den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich gesunken. Zudem hat die schnelle Abwertung der Landeswährung nachgelassen. Der abgewertete Yen hatte die Importe im Vorjahr noch verteuert. Auf der Exportseite konnte ein schwacher Yen die Verkäufe aus Japan etwas ankurbeln. Dieser Effekt wird 2023 aber kaum für Dynamik sorgen.

Vor allem die gesunkenen Importpreise für Rohstoffe sorgen dafür, dass das Außenhandelsdefizit nicht weiter zunimmt. Der Negativsaldo betrug im 1. Halbjahr 2023 insgesamt rund 7 Billionen Yen und war damit 12,9 Prozent geringer als im Vergleichszeitraum 2022. Nach vorläufigen Angaben der Zollbehörde ist der Exportwert in den ersten sechs Monaten 2023 um 3,1 Prozent zum Vergleichszeitraum 2022 gestiegen. Der Importwert legte mit 0,7 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 nur moderat zu.

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Außenhandel mit Deutschland beständig

Die Import- und Exportentwicklung mit Deutschland als größtem europäischen Handelspartner zeigte sich im Vergleich dynamischer. Der Wert der Güterströme in beide Richtungen wuchs auf Yen-Basis in den ersten sechs Monaten 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum jeweils etwa gut 8 Prozent. Dabei führte der Archipel gemäß der japanischen Zollstatistik 1,5 Billionen Yen an Waren aus Deutschland ein und exportierte dorthin im Wert von 1,3 Billionen Yen.

Die japanischen Importe aus der EU schrumpften hingegen im gleichen Zeitraum um 1,5 Prozent. Insbesondere die Einfuhren von medizinischen Erzeugnissen nahmen gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 um mehr als 31 Prozent deutlich ab. Japans Exporte in die EU stiegen zugleich um 12,5 Prozent. Ausfuhren von Kraftfahrzeugen und Baumaschinen waren dabei stark wachsende Gütersegmente.

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Exportzuwachs bringt kaum Erleichterung

Die schwache Landeswährung erleichtert zwar Japans Export von Waren. Gleichzeitig entwickelt sich aber die internationale Konjunktur schwächer, was die ausländische Nachfrage nach Produkten aus Japan schmälert. Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass das globale Wirtschaftswachstum 2023 netto nur noch 2,8 Prozent zulegt, nachdem es 2022 um 3,4 Prozent angezogen hatte. Daher wird es für Japan vorerst schwierig, seine Ausfuhren auszuweiten.

Insbesondere die Ausfuhren nach China, dem bislang größten Handelspartner, sind in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 8,6 Prozent gesunken. Dies ist zu einem hohen Teil auf geringere Exporte von Kraftfahrzeugen zurückzuführen. Sie allein sanken um mehr als 30 Prozent. Aber auch in anderen Segmenten, wie Maschinen und verarbeiteten Waren, schrumpften die japanischen Ausfuhren ins Nachbarland.

China verliert als Exportziel

Dabei kommt bislang noch gar nicht zum Tragen, dass Japan in Kooperation mit den USA und den Niederlanden die Ausfuhr von hochmodernen Anlagen zur Halbleiterproduktion nach China stärker kontrollieren will. Japans Exporte von Ausrüstung zur Produktion von elektronischen Bauelementen nach China machten im 1. Halbjahr 2023 immerhin 7,3 Prozent am Ausfuhrwert des Archipels ins Nachbarland aus.

Mit den USA konnte Japan hingegen seine Ausfuhren im 1. Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf Yen-Basis um 11 Prozent ausweiten. Hierdurch stiegen die USA wieder zur größten Exportdestination Japans auf. Dies geht vor allem auf die japanischen Lieferungen von Fahrzeugen und Baumaschinen zurück. Mit sehr hohem Wachstum zeigten sich auch die Ausfuhren von Flurförderfahrzeugen und Flugzeugen.

Japan sucht neue Exportmotoren

Jedoch soll die wirtschaftliche Dynamik in Nordamerika wie auch in der EU an Fahrt verlieren. Dabei bremsen die Zinsanhebungen der Zentralbanken in den USA und in Europa die Konjunktur aus. Japan will daher seinen Außenhandel mit seinem drittgrößten Handelspartner, den ASEAN (Association of South East Asian Nations)-Staaten, ausbauen. Beide Seiten feiern im Jahr 2023 das fünfzigste Jubiläum der Aufnahme der offiziellen gegenseitigen Beziehungen.

Zudem richten japanische Unternehmen ihr Augenmerk auch auf Indien. Das Land macht mit hohen Wachstumsraten auf sich aufmerksam. Gegenwärtig ist das japanisch-indische Außenhandelsvolumen allerdings nur leicht höher als das zwischen Japan und den Philippinen. Für das 1. Halbjahr 2023 verzeichnete die japanische Zollstatistik einen Außenhandel mit dem indischen Subkontinent von rund 1,5 Billionen Yen, umgerechnet rund 10,5 Milliarden US$-Dollar.

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