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Wirtschaftsumfeld | Jordanien | Investitionen

Vision für Investitionen

Jordaniens Regierung fördert aktiv Investitionen aus dem Ausland, bislang allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Ein neues Investitionsgesetz soll nun den Durchbruch bringen.

Von Detlef Gürtler | Berlin

Jordanien hat sich in den letzten zwanzig Jahren wie kaum ein anderes Land in der Region für ausländisches Kapital geöffnet. Dennoch bleiben die Investitionen hinter den Erwartungen zurück. Lagen nach Daten der Weltbank die Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen vor einem Jahrzehnt in der Größenordnung von 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sind es derzeit nur noch etwa 2 Prozent. Gründe dafür sind unter anderem der relativ kleine Binnenmarkt und die immer noch hohen bürokratischen Hürden.

Neues Ministerium und neues Gesetz für ausländische Investoren

Im Oktober 2021 wurde in Jordanien ein eigenes Investitionsministerium installiert. Es übernahm die zuvor von der Jordan Investment Commission wahrgenommenen Aufgaben, soll aber durch die Platzierung am Kabinettstisch die Interessen ausländischer Investoren besser vertreten. Rückhalt dafür bietet die 2022 auf Initiative von König Abdullah erarbeitete Modernisierungsvision des Landes, die sehr ehrgeizige Ziele für Investitionen in allen Sektoren der Wirtschaft enthält.

Eine der ersten Maßnahmen des Ministeriums war die Erarbeitung eines neuen Investmentgesetzes, das im Januar 2023 in Kraft trat. Dieses Gesetz sieht unter anderem eine verstärkte Förderung für Großunternehmen (mehr als 350 Beschäftigte) und für exportorientierte Unternehmen vor. Zudem sollen Anträge von Investoren, die nicht innerhalb von 15 Tagen bearbeitet werden, automatisch als genehmigt gelten. Ob diese Vorschrift tatsächlich zur Beschleunigung administrativer Abläufe beiträgt, wird sich allerdings erst in der Praxis herausstellen.

Bei der Suche nach ausländischen Investoren steht in Jordanien in erster Linie die Golfregion im Vordergrund. Hierfür sprechen sowohl die geografische und kulturelle Nähe als auch die schon bestehenden Geschäftsbeziehungen. Danach folgen, relativ gleichauf, die USA, China und die Staaten der EU. Mit Deutschland bestehen intensive Beziehungen auf Regierungs- und Verwaltungsebene sowie in der Entwicklungszusammenarbeit. Direktinvestitionen von deutschen Unternehmen spielen dagegen bislang eine geringere Rolle.

Öffentliches Engagement als Türöffner für den privaten Sektor

Staatliche beziehungsweise von öffentlichen Stellen garantierte Investitionen übernehmen in Jordanien häufig eine Türöffner-Funktion für Großinvestitionen. Aktuelle Beispiele hierfür sind ein Kredit über 200 Millionen Euro der Europäischen Investitionsbank EIB für eine Entsalzungsanlage in Akaba (Dezember 2022) sowie die Initiative "Industrial Partnership for Sustainable Economic Growth" der Staaten Jordanien, Ägypten, Bahrain und Vereinigte Arabische Emirate: Hier werden innerhalb eines staatlich vorgegebenen Gesamtvolumens von 10 Milliarden US-Dollar (US$) industrielle Investitionsprojekte ausgehandelt, an denen private Unternehmen aus mindestens zwei der Partnerstaaten beteiligt sind. An den im Februar 2023 beschlossenen Projekten mit einem Gesamtvolumen von 2 Milliarden US$ sind jordanische Rohstoff- und Pharma-Unternehmen beteiligt.

Finanzrating hat sich leicht verbessert

Die Landeswährung Dinar ist voll konvertierbar und an den US-Dollar gekoppelt. Kapitalverkehrskontrollen bestehen für Unternehmen nicht, im Land erzielte Gewinne können ohne Begrenzung ins Ausland transferiert werden. Das Finanzrating Jordaniens hat sich zuletzt leicht verbessert: Die Rating-Agentur Moody's stufte das Land im November 2022 von B1 stable auf B1 positive outlook hoch, bei S&P steht das Rating für Jordanien seit 2017 bei B+ stable.

Seit dem Jahr 2000 ist Jordanien Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO). Ebenfalls seit 2000 besteht das sogenannte United States-Jordan Free Trade Agreement (FTA), das Exporten aus Jordanien in die USA Vorteile gewährt. Mit der EU besteht seit 2002 ein Assoziations- und Freihandelsabkommen, das allerdings weniger weit reicht als das mit den USA.

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