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Branchen | Kambodscha | Abfallwirtschaft

Internationale Geber fördern Kambodschas Abfallmanagement

Der Weg zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft ist noch lang. In der Privatwirtschaft gibt es aber bereits erste Ansätze für Recyclinganwendungen.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Die Abfallmengen in Kambodscha wachsen ungehemmt und werfen immer größere Probleme auf, denn der Müll wird kaum sortiert und landet größtenteils auf Deponien oder sogar in der Natur.

Der Umweltminister Eang Sophalleth strebt an, dass Plastiktüten und Einwegverpackungen in Kambodscha zukünftig vermieden oder zumindest recycelt werden. Recycling zu etablieren ist allerdings schwierig, denn informelle Sammler entnehmen die wertvollen Stoffe Papier, Glas, Plastik oder Metall und verkaufen sie an Wertstoffhändler. Sie exportieren die Wertstoffe überwiegend nach China, Vietnam oder Thailand. Im Jahr 2021 gab es rund 700 Händler im Land mit geschätzten Einnahmen von insgesamt 52 Millionen US-Dollar (US$).

Erste Vorhaben im Recycling

Im Inland fand lange keine Verwertung statt. Inzwischen fertigen mehrere Betriebe Baustoffe aus recyceltem Kunststoff. Das kambodschanische Unternehmen Eco-Bricks setzte 2019 als erster Betrieb Plastikabfälle ein, um Ziegelsteine zu produzieren. Die Firma Man Wah Cam Star Plastic in der südöstlichen Stadt Bavet stellt aus gebrauchten Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) Kunststofffasern her, die unter anderem in der Textilindustrie verwendet werden.

Der Plastikflaschenhersteller Ung Sok Try (UST) betreibt ebenfalls eine PET-Recycling-Anlage. Das Werk von UST schreddert die Flaschen zu Flakes und verarbeitet diese zu Preforms, gegossenen Vorformen von PET-Flaschen. Fachleute stufen die Anlage als modern ein, die Maschinen stammen aus China. Die südkoreanische Baufirma Daehan plant Pressemeldungen zufolge in der Stadt Sihanoukville eine Anlage zum Recycling von Kunststoffen.

Das Start-up-Unternehmen everwave aus Aachen entfernt seit 2022 zusammen mit der Organisation River Ocean Cleanup Plastikmüll aus Flüssen in Kambodscha. Das Projekt finanziert sich über sogenannte Plastic Credits, die jeweils einer bestimmten Menge an gesammelten und behandelten Kunststoffabfällen entsprechen. Insbesondere internationale Unternehmen kaufen sie, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern.

Vorschriften reichen aus, werden aber nicht umgesetzt

Die boomende kambodschanische Wirtschaft erzeugt steigende Mengen Industrieabfälle. Im Jahr 2022 waren es Schätzungen nach circa 360.000 Tonnen. Diese landen zum größten Teil auf Deponien. 

Die Vorschriften und Gesetze im Abfallsektor reichen nach Ansicht von Experten eigentlich aus, müssten nur konsequenter umgesetzt werden. Die Verordnung Nummer 387 des Umweltministeriums aus dem Jahr 2015 verbietet die Entsorgung von giftigen Chemikalien und gesundheitsgefährdender Stoffen auf Deponien. Das Sub-Dekret Nummer 113, ebenfalls aus dem Jahr 2015, schreibt die sachgemäße Entsorgung aller Siedlungsabfälle vor.

Seit 2019 gibt es eine Recycling- und Verbrennungsanlage von Chip Mong Insee. Das Unternehmen gehört der kambodschanischen Chip Mong Group und Siam City Cement aus Thailand. Es sammelt Abfälle aus der Textil-, Chemie- und Bauindustrie, sortiert und verwertet sie. Die Reste werden als Ersatzbrennstoff für die Zementherstellung genutzt.

Die Anlage könnte jährlich 150.000 metrische Tonnen feste und 3.000 metrische Tonnen flüssige Industrieabfälle verwerten. Sie ist allerdings nicht ausgelastet, weil der Industriemüll nicht hinreichend sortiert oder an anderen Stellen günstig und unzulässig entsorgt wird.

Kambodscha benötigt neue und sicherere Deponien

Im Land gibt es 164 Mülldeponien mit einer Gesamtfläche von ungefähr 700 Hektar. Viele davon tragen zur Umweltverschmutzung bei. Die größte liegt im Distrikt Dangkor vor den Toren von Phnom Penh und hat keine Abdichtung, sodass das kontaminierte Wasser ungehindert versickert.

Die Dangkor-Deponie stößt an ihre Grenzen und wird voraussichtlich 2025 den Betrieb einstellen. Eine neue, größere und modernere Deponie soll künftig die Abfälle der Hauptstadt aufnehmen. Die Planungen sind aber noch in einer vorläufigen Phase. Sie werden von der ADB unterstützt.

Unternehmen aus dem Abfall- und Energiesektor schlugen in den letzten Jahren auch den Betrieb von Müllheizkraftwerken vor. Die Vorhaben waren bisher allerdings technisch noch nicht umsetzbar oder die Investoren konnten sich nicht mit den Behörden über Stromabnahmetarife einigen.

Für das Abfallmanagement sind seit dem Jahr 2000 unter Aufsicht des Umweltministeriums die Provinzen und Gemeinden zuständig.

Internationale Geberorganisationen beraten sie bei ihren Aktivitäten. Die Asiatischen Entwicklungsbank ADB hilft beispielsweise bei der Planung neuer Deponien. Diese werden nun auch abgedichtet und das Sickerwasser gesammelt. 

Die Weltbank startete im Mai 2023 ebenfalls ein Projekt in der kommunalen Abfallwirtschaft. Auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) berät vor Ort öffentliche Verwaltungen und die Textilindustrie zum Thema. 

International ausgeschriebene Beratungs- und Ingenieurleistungen im Rahmen solcher Projekte bieten Geschäftschancen für deutsche Firmen. Germany Trade & Invest veröffentlicht alle Ausschreibungen der Geberorganisationen.

Bessere Beseitigung von Müll

Bürger und Betriebe entsorgen ihren Müll oft auf der Straße, den Feldern oder in der Kanalisation. In der Hauptstadt Phnom Penh gab es in der Vergangenheit auch deshalb ein Abfallproblem, weil die Kapazitäten des Müllabfuhrunternehmens Cintri nicht ausreichten. Die Verwaltung beauftragte daher 2021 zusätzlich die Entsorgungsfirma 800 SUPER-GAEA, ein Joint Venture zwischen 800 Super aus Singapur und der lokalen Entsorgungsfirma GAEA, sowie das Unternehmen Mizuda Sanitation Cambodia, an der die chinesische Mizuda Gruppe beteiligt ist. Andere Provinzen und Kommunen wollen dem Vorbild Phnom Penhs folgen und die Abholung des Mülls an professionellere private Entsorger vergeben.

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