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Branchen | Kanada | Windenergie

Marktchancen

Kanadas Markt für Windenergie wird expandieren. Sowohl die Marktreife der Technologie als auch die Klimaschutzambitionen der Politik spielen der Windkraft in die Hände.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Wind wird bis 2050 zweitwichtigste Kraft der kanadischen Stromerzeugung

Die Behörde für Energieregulierung (CER) erwartet von 2021 bis 2050 eine Zunahme des Strombedarfs in Kanada um knapp 50 Prozent. Mit zunehmender Elektrifizierung der Gesellschaft verteilt sich das erwartete Wachstum auf alle Wirtschaftsbereiche. Dabei sind der Transportsektor und die Wasserstoffproduktion die Zukunftsfelder mit dem höchsten Wachstumspotenzial. Den Anteil der Elektrizität am gesamten Endnutzer-Energiebedarf sieht CER von heute 16 Prozent auf circa 30 Prozent im Jahr 2050 wachsen.

Damit einhergehen soll ein steter Ausbau der Kapazitäten von Windkraft und Solarenergie. CER berechnet in seinem optimistischen Szenario einen Zuwachs von 47 Gigawatt an Windkraft bis 2050. Kapazitäten für Solarenergie sollen im gleichen Zeitraum um etwa 25 Gigawatt expandieren. Fallende Technologiekosten spielen dem Ausbau der erneuerbaren Energieträger (Wasserkraft ausgeklammert) in die Hände. Gleichwohl wird Kanadas Strommix auch 2050 hauptsächlich von Wasserkraft dominiert sein.

CER erwartet, dass Wind- und Sonnenkraft vor allem den neuen Strombedarf decken sowie den Ausfall von Kohle kompensieren. Damit steigen die Terawattstunden (TWh) an produzierter Elektrizität für Wind im Projektionszeitraum steil an. Gleichzeitig bleiben die generierten TWh aus Erdgas, Wasserkraft und Atomstrom im Betrachtungszeitraum konstant. Insgesamt soll die kanadische Stromproduktion von 634 TWh (2020) auf 819 TWh 2050 steigen. Dabei würde Wasserkraft 2050 mit 55 Prozent den Löwenanteil stellen und Windkraft mit knapp 20 Prozent an zweiter Stelle stehen. 

Steter Zuwachs bei Windkraftkapazitäten

Nach Angaben des kanadischen Verbands für Erneuerbare Energien (CanREA) kamen im vergangenen Jahr 677 Megawatt neuer Windkapazitäten hinzu. Das bedeutet ein Wachstum von 5 Prozent zum Vorjahr. Diese Entwicklung ist zwar positiv, aber reiche nicht aus, um den Klimazielen des Landes gerecht zu werden, so CanREAs Präsident Robert Hornung. In der Provinz Alberta entstand etwa die Hälfte der neuen Windkapazität.

Auch für die nächsten Jahre erwarten alle Branchenkenner einen Ausbau der Windkraft. CanREA berechnet für 2022 und 2023 jeweils 3 Gigawatt Kapazitätsausbau für die Wind- und Solarenergie. Davon sollen laut Verband 23 Windparks mit 2 Gigawatt in diesem Jahr ans Netz gehen - jeweils einer in Saskatchewan und New Brunswick, die restlichen 21 in Alberta.

Hornung ist sich sicher: "Kanada beginnt gerade erst, sein riesiges ungenutztes Wind- und Solarenergiepotenzial zu nutzen". Vor allem die Provinzen mit noch immer hohen Anteilen von Kohleverstromung dürften den Ausbau erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren forcieren. Es lohnt sich also vor allem, die Rahmenbedingungen für Windprojekte in Nova Scotia, New Brunswick, Saskatchewan und Alberta zu beobachten.

Alberta baut Windkraft in den nächsten Jahren kräftig aus

Alberta nimmt aktuell eine Vorreiterrolle beim Windkraftausbau in Kanada ein. Die traditionell auf fossile Energien setzende Provinz, aus der Kanada die größten Mengen Erdöl- und Erdgas fördert, will schnell grüner werden. Vor allem bei der Stromgeneration ist das ein Muss. Einerseits speist sich Albertas Strommix zu 90 Prozent aus fossilen Rohstoffen mit einem hohen Kohleanteil. Auf der anderen Seite wird das letzte Kohlekraftwerk 2023 vom Netz genommen. Die wegfallenden Terawattstunden aus der Kohleverstromung werden hauptsächlich durch Umrüstungen auf Gaskraftwerke aufgefangen. Aber eben auch der Anteil erneuerbarer Energien muss zügig steigen. Grund: Bis 2035 will der Bund Klimaneutralität im Stromsektor.

Ein Blick auf die Windprojekte, die in Alberta den nächsten Jahren fertiggestellt werden sollen, zeigt die Ambitionen für die Windenergie. Bis 2024 plant die Provinz mit ungefähr 3 Gigawatt an neuer Windkraftkapazität. Alberta verfügt aktuell über etwa 17 Gigawatt Stromkapazität.

Auch deutsche Unternehmen bearbeiten bereits den kanadischen Markt. Das größte geplante Wind-Projekt in Kanada wird von einer deutschen Firma entwickelt. ABO Wind aus Wiesbaden hat seine lokale Niederlassung 2017 in Calgary gegründet. Von dort entwickelt das Unternehmen das Vorhaben "Buffalo Plains Wind Farm". Mit 514 Megawatt geplanter Kapazität aus 83 Siemens-Gamesa-Windturbinen ist Buffalo Plains aktuell das größte Windparkprojekt des Landes. ABO Wind wird neben den Windrädern auch die Übertragungsinfrastruktur für den Netzanschluss des Projekts bauen.

Für deutsche Unternehmen bieten sich in Kanada von Projektentwicklung über Turbinen- und Komponentenherstellung bis hin zu Konstruktion, Betrieb und Instandhaltung von Windkraftanlagen grundsätzlich Chancen entlang der kompletten Wertschöpfungskette.

Ebenso ist Expertise im Hoch- und Tiefbau, Straßenbau, bei Ausschachtungen, bei Zement-, Stahl- und Metallherstellung sowie bei Schweißarbeiten, Elektroarbeiten und Regelungstechnik gefragt. Auch für Trafo-Service, sowie den Bau von Übertragungsleitungen oder Kabellegung gibt es Bedarf.

Windprojekte in Kanada

Projektbezeichnung (Standort bzw. On/Offshore)

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Des Neiges Wind Farms

(Quebec, Onshore) 

1.200

Boralex, Énergir

Planungs- und Studienphase

Project Nujio’qonik GH2

(Newfoundland, Onshore) 

1.000

World Energy GH2 Inc.

Projekt vorgeschlagen, Planungsphase 

Buffalo Plains Wind Farm 

(Alberta, Onshore) 

500

ABO Wind Canada Ltd. 

Planungsphase 

Hecate Wind Farm 

(British Columbia, Offshore) 

400

Northland Power 

Planungsphase 

The Jenner Wind Power Projects 1, 2 & 3 

(Alberta, Onshore) 

303

Potentia Renewables Inc. 

Bauphase

Sharp Hills Wind Farm 

(Alberta, Onshore) 

300

EDP Renewables 

Planungsphase 

Outlaw Trail Wind Project 

(Saskatchewan, Onshore) 

230

BluEarth Renewables 

Planungsphase 

Apuiat Wind Project 

(Quebec, Onshore) 

200

Boralex

Planungsphase

Quelle: Pressemitteilungen, Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

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