Special | Kanada | Klimaschutzatlas
Klimaschutz-AtlasVerkehr: Neuwagen ab 2035 nur noch elektrisch
Die Regierung hat den Verkehrssektor als ein Hauptproblem erkannt. Nun sollen dort CO2-Emissionen mit öffentlichen Nahverkehrsprojekten und Quoten für E-Autos gedrosselt werden.
04.09.2023
Von Daniel Lenkeit | Toronto
Kanadas Ziele für den Klimaschutz betreffen den Transportsektor maßgeblich. Dieser trägt etwa zu 25 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen bei. Die Regierung setzt folglich unter anderem auf den Ausbau der öffentlichen Verkehrsnetze. Ende 2020 kündigte das Umweltministerium entsprechende Investitionen in Höhe von 11,5 Milliarden US-Dollar (US$) an. Dabei stehen 2,2 Milliarden US$ für die Anschaffung von Nullemissionsbussen und 2 Milliarden US$ für große Transitprojekte zur Verfügung.
Auch der sogenannte aktive Transport – worunter Fahrradfahren, E-Bikes oder E-Roller fallen – wird gefördert. Dafür sollen neue Verkehrswege in den Städten entstehen. Auf Provinzebene fließen zusätzlich öffentliche Gelder in den Ausbau des Nahverkehrs. In der Metropolregion Toronto etwa werden U-Bahnlinien und regionale Zuganbindungen erweitert und mit mehr als 9 Milliarden US$ an Steuergeldern unterstützt.
Fördermittel für Nullemissionsfahrzeuge
Ein entscheidender Teil des Klimaplans sind Vorgaben für den privaten Transport auf der Straße, denn dieser ist für die Hälfte der Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors verantwortlich. Ab 2035 will die Regierung den Verkauf von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen zu 100 Prozent auf Nullemissionsfahrzeuge (ZEV) beschränken. 2030 sollen es bereits 60 Prozent sein, 2026 schon 20 Prozent. Dabei unterstützt der Staat sowohl die kanadischen Haushalte als auch die heimische Automobilindustrie bei der Umstellung mit beachtlichen Fördermitteln.
Private Käufer eines berechtigten ZEV (beschränkt auf eine Auswahlliste) erhalten bis zu 4.000 US$ an Zulagen. Auf der anderen Seite gewährt die Regierung kanadischen Herstellern von ZEV und ZEV-Komponenten einen Steuernachlass von 50 Prozent. In der Politik werden ferner verbindliche Quoten für Autohändler diskutiert, die kurzfristig beschlossen werden könnten. Diese sind in einigen Provinzen (Quebec, British Columbia) bereits Realität. Der Bund hat sich dazu noch nicht endgültig durchgerungen.
Auch die bisher mangelhafte Ladeinfrastruktur für Elektroautos wurde bereits 2020 adressiert. Ob die im Zero Emission Vehicle Infrastructure Program auf fünf Jahre festgelegten 220 Millionen US$ Förderung zu einem schnellen Ausbau führen, ist zweifelhaft. Im Dezember 2022 legte die Regierung hier nach. Sie wird in den Bau von 50.000 neuen Ladestationen, verteilt über ganz Kanada, investieren. Sie soll unabhängig von den Maßnahmen der Provinzen und des Privatsektors entstehen.