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Branche | Kenia | Landwirtschaft
Das Potenzial in Kenias Landwirtschaft ist groß. Viele Produkte müssen importiert werden, weil die lokale Produktion zu gering ist. Investitionen werden dringend benötigt.
11.05.2022
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Kenias Landwirtschaft ist ein Wachstumsmarkt. Die Binnennachfrage steigt stetig angesichts der jährlich um etwa 1,2 Millionen Menschen zunehmenden Bevölkerung. Die Agrarimporte steigen. Bei Produkten wie Weizen, Zucker und Speiseöl ist die Importabhängigkeit chronisch: Deutlich wurde dies mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, von wo ein Großteil des Weizens und Sonnenblumenöls stammen.
Da es bei der lokalen Ernte von Mais und Milch immer wieder zu hohen Schwankungen kommt, muss die kenianische Regierung vorübergehende Quoten für zollfreie Importe erlassen, um die Nahrungsmittelsicherheit des Landes sicherzustellen. Der Klimawandel, welcher in Kenia scheinbar zu einer Verschiebung der Regenzeiten geführt hat, verstärkt die Schwankungen der Erträge. Der Norden des Landes ist derzeit zudem durch eine Dürre geplagt.
SITC-Nummer | 2010 | 2015 | 2019 |
01 (Fleisch und Zubereitungen von Fleisch) | 948.889 | 5.548.549 | 5.850.923 |
davon aus Deutschland | 72.956 | 2.217.041 | 1.210.320 |
02 (Milch und Milcherzeugnisse; Vogeleier) | 15.407.432 | 41.253.141 | 146.084.819 |
davon aus Deutschland | 83.320 | 82.681 | 1.098.470 |
03 (Fische (ausgenommen Meeressäuger), Krebstiere, Weichtiere und wirbellose Wassertiere; Zubereitungen davon) | 7.599.571 | 19.770.885 | 27.389.189 |
davon aus Deutschland | k.A. | k.A. | 1.221 |
04 (Getreide und Getreideerzeugnisse) | 447.172.928 | 726.519.817 | 908.787.126 |
davon aus Deutschland | 9.901.462 | 50.909.688 | 24.936.487 |
05 (Gemüse und Früchte) | 65.001.362 | 112.219.406 | 113.012.085 |
davon aus Deutschland | 1.935.997 | 601.226 | 1.812.430 |
06 (Zucker, Zuckerwaren und Honig) | 183.967.722 | 158.251.454 | 325.968.598 |
davon aus Deutschland | 541.705 | 397.839 | 199.135 |
07 (Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus) | 37.444.604 | 43.372.145 | 47.320.474 |
davon aus Deutschland | 673.460 | 469.448 | 468.269 |
08 (Tierfutter (ausgenommen ungemahlenes Getreide)) | 20.492.527 | 34.179.684 | 88.308.039 |
davon aus Deutschland | 93.466 | 620.110 | 2.448.480 |
09 (Verschiedene genießbare Waren und Zubereitungen) | 83.120.085 | 114.120.699 | 139.056.489 |
davon aus Deutschland | 3.430.766 | 4.767.516 | 5.501.401 |
Die Gründe für unzureichende Investitionen in den Anbau trotz guter wirtschaftlicher, klimatischer und geografischer Voraussetzungen sind vielschichtig und zum Teil auch produktspezifisch. Bei Zucker, Speiseöl und Weizen konkurrieren kenianische Agrar-Betriebe mit subventionierter Ware aus dem Ausland. Nachteilig sind auch die insgesamt schwierigen Investitionsbedingungen in Kenia. Rechtsunsicherheit beim Kauf von Land spielt im Agrarsektor eine besonders wichtige Rolle.
Beschleunigt wird der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln durch eine größer werdende urbane Mittelschicht. Sie verfügt über mehr Kaufkraft und hat andere Essgewohnheiten: weniger traditionelle Grundnahrungsmittel wie Mais, dafür mehr verarbeitete Endprodukte aus Weizen, Reis, Milch, Kartoffeln, Zucker oder Fleisch. Lukrative Investitionen werden durchgeführt, zum Beispiel beim Bau von Großmühlen für Getreide, Zucker und Speiseöl.
Als Anfang 2022 die Medien darüber berichteten, dass die Fast-Food-Kette KFC auch Jahre nach ihrem Markteintritt in Kenia die Kartoffeln für seine Fritten aus Ägypten importiert, war der Aufschrei zunächst groß. Denn Kartoffeln werden reichlich angebaut und dass deren Qualität nicht für KFC ausreichen könnte, konnte man sich nicht vorstellen.
Die Diskussion verdeutlichte aber, dass es noch an größeren Verarbeitern fehlt, die internationale Qualitätsstandards bei Saatgut, Pestiziden und anderen Faktoren einhalten können. Diese Standards sind Großabnehmern wie KFC wichtig und davon gibt es immer mehr in Kenia, nicht nur Fast-Food-, sondern auch Supermarkt- und Bäckereiketten. Dass KFC nun ab Jahresende 2022 kenianische Kartoffeln kaufen will, zeigt auch, dass der Druck auf die Unternehmen steigt, lokal zu beschaffen.
Allerdings wird der Agrar-Anbau in vielen Bereichen von Kleinbauern dominiert. Diesen fehlt meistens Kapital und Know-how weshalb der kenianische Staat zusammen mit Gebern daran arbeitet, Anbaumethoden, Lieferketten und Marketing weiterzuentwickeln. Die Kleinbauern nicht einfach durch die Agrar-Industrie zu ersetzen, ist auch eine soziale Frage, denn die Landwirtschaft ist der wichtigste Arbeitgeber der ländlichen Bevölkerung. Kooperationen zwischen der Agrar-Industrie und landwirtschaftlichen Kooperativen zeigen, dass es sozial verträgliche Wege gibt.
An Bedeutung gewinnt der Agrar-Export. Tee, Kaffee und Hortikultur ragen hier heraus, aber auch Baumwolle und Pyrethrum (pflanzliches Insektizid) werden angebaut. Insbesondere im Hortikulturbereich, das heißt dem Anbau von Schnittblumen, Obst und Gemüse finden zahlreiche Investitionen statt. Avocados und Macadamianüsse boomen derzeit.
Rückläufig ist hingegen der Kaffeeanbau, weil Farmen nördlich von Nairobi zum Teil in Bauland umgewandelt werden. Auch weil in Brasilien die Kaffeeernte 2021/22 schlecht ausfiel, stiegen die Weltmarktpreise zuletzt. Profitieren konnte Kenia davon nur bedingt, denn die Produktion sank auch im Jahr 2021. Kenia produziert qualitativ hochwertigen Hochland Arabica, der überwiegend in Coffee-Estates angebaut wird, die von internationalen Kaffeegruppen betrieben werden.
Daneben gibt es diverse Kooperativen, die ihren Kaffee per Auktion an die Verarbeiter verkaufen. Den Tee-Anbau beherrschen ebenfalls große internationale Gruppen. Kenia setzt hier bislang auf Massenware, die es überwiegend nach Pakistan und Ägypten exportiert. Um bessere Chancen in der EU und Nordamerika zu haben, sollen nun auch hochwertigere Tees produziert werden.
Auch für kenianisches Fleisch gibt es attraktive Exportmärkte. Rind-, Lamm- und Ziegenfleisch können in den nahe gelegenen Mittleren Osten sowie Inselstaaten wie die Seychellen und Mauritius verkauft werden. In private Schlachthäuser wird aufgrund dieser Exportchancen verstärkt investiert. Der lokale Bedarf an Fleisch wächst zudem aufgrund der wachsenden Fast-Food-Industrie, vor allem für Hühnerfleisch.
Produkt | (in Tonnen, falls nicht anders gekennzeichnet) |
Kaffee | 36.900 |
Tee | 559.000 |
Hortikultur | 306.607 |
.Blumen | 142.478 |
.Früchte | 103.787 |
.Gemüse | 60.343 |
Mais | 4,0 Mio. |
Weizen | 280.000 |
Reis | 180.000 |
Milch (in Liter) | 4 Mrd. |
Zuckerrohr | 6,8 Mio. |
Aus deutscher Sicht bestehen zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten in Kenias Agrarsektor. Landtechnik, Agrar-Chemie und Saatgut werden überwiegend importiert. Zu den Kunden zählen größere private Agrar-Akteure oder der kenianische Staat. Über Ausschreibungen des Ministry of Agriculture, Livestock, Fisheries and Co-Operatives werden große Mengen für die Kleinbauern bestellt.
Ebenfalls bestehen Investitionschancen. Speziell bei Hortikultur-Farmen, die Agrar-Produkte in die EU liefern möchten, besteht ein großes Interesse an Partnerschaften mit ausländischen Akteuren. Denn sie unterstützen meist mit Kapital und Know-how bei Vertriebswegen, Marketing und der Einhaltung von EU-Standards. Lukrativ könnte auch die lokale Produktion von Inputs wie Dünger sein.
Getreide | |
Verband der Getreidefarmer | |
Verband der Getreidemühlenbetreiber | |
Pembe Flour Mills | Verarbeiter von Mais und Weizen |
Verarbeiter von Mais und Weizen | |
Verarbeiter von Mais und Weizen | |
Verarbeiter von Mais und Weizen | |
Zucker | |
Kenya Sugar Millers Association (Kesma) | Verband der Zuckermühlen in Kenia |
West Kenya Sugar Company (Rai Group) | Private Zuckermühle (Marktführer) |
Mumias Sugar Company | Private Zuckermühle |
Staatliche Zuckermühle | |
Sukari Industries (Rai Group) | Private Zuckermühle |
Butali Sugar Mills | Private Zuckermühle |
Private Zuckermühle | |
Milch | |
Verband der kenianischen Milchbauern | |
Führender Milchproduzent | |
Sameer Agriculture and Livestock (SALL) | |
Führender Milchproduzent | |
Milchproduzent | |
Milchproduzent | |
Fleisch | |
Verband der Hühnerfarmen | |
Führende Hühnerfarm | |
Staatlicher Fleischproduzent (vor allem Rind) der auch exportiert (Nahost, Malaysia, Afrika) | |
Hersteller von hochwertigem Rinderfleisch | |
Hersteller von hochwertigem Rinderfleisch | |
Hortikultur | |
Verband der Hortikultur-Exporteure | |
Verband der Blumenhersteller | |
Kenya Nut Company (KNC) | Macadamia- und Cashewnüsse |
Cashew- und Macadamianüsse für den Export | |
Tee | |
Dachverband der Teeanbauer | |
Teeanbau und Verarbeitung | |
Teeanbau und Verarbeitung | |
Teeanbau und Verarbeitung | |
Teeanbau und Verarbeitung | |
Teeanbau und Verarbeitung | |
Teeanbau und Verarbeitung | |
Kaffee | |
Kenya Planters Cooperative Union (KPCU) | Dachverband der Kaffeeanbauer |
Kaffeeverarbeitung und Vermarktung | |
Kaffeeverarbeitung und Vermarktung, gehört zur Ecom Gruppe, Mexiko-Schweiz | |
Kaffeeverarbeitung und Vermarktung |
Bezeichnung | Anmerkungen |
---|---|
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Ministry of Agriculture, Livestock and Fisheries & Co-Operatives | Landwirtschaftsministerium |
Staatsunternehmen für den Handel mit Getreide und Agri-Inputs | |
Regulierungsbehörde der Landwirtschaft | |
Bauernverband | |
Unternehmerverband im Agarsektor |