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Special | Laos | Sonderwirtschaftszonen

China bringt sich in Entwicklung laotischer Industriezonen ein

Mehr als zwei Drittel aller Firmen in Laos Sonderwirtschaftszonen stammen aus China. Doch rentabel sind die zwölf Zonen noch lange nicht.

Von Marcus Hernig | Bonn

Die Sonderwirtschaftszone (SEZ, Special Economic Zone) Saysettha bei Vientiane ist das einzige der zwölf Industrieparkprojekte in Laos, das offiziell zu Chinas Belt and Road Initiative (BRI) gehört. Hier befindet sich auch die Hauptverwaltung der Laos-China-Eisenbahn, der ersten Bahnlinie des Landes.

Die Regierung von Laos hat 2010 gemeinsam mit dem chinesischen Staatskonzern Yunnan Construction entschieden, diese Sonderwirtschaftszone mit der Gründung eines Joint Ventures zu entwickeln. Sie stellte dafür Land zur Verfügung. Die Stadtregierung Vientiane investierte insgesamt 25 Prozent des Kapitals, Yunnan Construction 75 Prozent.

Chinesische Firmen suchen Alternativen zum eigenen Land 

Die Dominanz von Yunnan Construction in der Entwicklungszone Saysettha ist kein Einzelfall: Chinesische Staats- und Privatunternehmen dominieren die Wirtschaftsentwicklung des südlichen Nachbarn. Unternehmen aus China und Taiwan sowie der chinesische Staat sind direkt an vier der zwölf Sonderwirtschaftszonen in Laos beteiligt. Hinzu kommt eine weitere Direktbeteiligung aus Taiwan. In allen Zonen sind chinesische Privatfirmen präsent: Von den rund 1.200 Unternehmen in den zwölf Zonen stammen 70 Prozent aus China, nur 12 Prozent aus Laos selbst.

Weniger die großen laotischen Zukunftspläne als vielmehr der schnelle Profit lockt chinesische Investoren in die SEZ. Attraktiv sind die günstigen Pachtpreise und billigen Arbeitskräfte: Eine Arbeiterin in einer chinesischen Fabrik der Entwicklungszone Saysettha erhält rund 100 US-Dollar (US$) Arbeitslohn, während der Mindestlohn in China 2023 bei 360 US$ liegt. Viele kleine und mittlere Betriebe aus China verlagern ihre Produktion nach Laos. "Sie nutzen unsere Infrastruktur und können zollfrei nach China exportieren“, sagt Xu Lu, zuständiger Manager für auswärtige Beziehungen der SEZ Saysettha.

Der laotische Mindestlohn beträgt nur 65 US$, liegt also noch unter den Lohnstandards in Saysettha. Die Infrastruktur, die Vorteile bei der Gewinnsteuer-, Einkommens-und Mehrwertsteuer sowie langfristige Pachtverträge machen Saysettha und andere Sonderwirtschaftszonen trotz höherer Lohnkosten attraktiv. Angesichts niedriger Bildungsstandards in Laos ist qualifiziertes Personal besonders gesucht. 

Chinas Vormachtstellung spiegelt sich auch in den Zahlen der Nationalen Unternehmensdatenbank des laotischen Industrie- und Handelsministeriums wider: Im Dezember 2022 betrug der Wert aller in Laos investierten Unternehmen 40,5 Milliarden US$. Der Anteil von Direktinvestitionen aus China daran beträgt 14,2 Milliarden US$, also 35 Prozent dieser Summe. Chinas Anteil an allen ausländischen Direktinvestitionen in Laos liegt sogar bei 71 Prozent.

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Sonderwirtschaftszonen sind Teil regionaler Wirtschaftskorridore 

Die Sonderwirtschaftszonen umfassen nicht nur Industrieparks, sondern auch Handels- und Logistikzonen. Als dritte Komponente gehören touristische Einrichtungen dazu. Künftig will man Forschung und Entwicklung in den Zonen ansiedeln.

Die Nähe der Sonderwirtschaftszonen zu Thailand, Kambodscha, Vietnam und China bindet diese in die Wirtschaftskorridore der Region ein. Dazu gehören der Ost-West-Wirtschaftskorridor zwischen Thailand und Vietnam sowie der Laos-China-Wirtschaftskorridor. Dieser entwickelt sich entlang der Laos-China-Eisenbahn und der Autobahn Vientiane-Boten und bietet bisher die besten Transportkapazitäten im Lande.

Die Sonderwirtschaftszone Boten Beautiful Land an der chinesischen Grenze 400 Kilometer nördlich von Vientiane ist als Logistikknotenpunkt geplant. Hier werden die Güter, die mit Lastkraftwagen und über die China-Laos-Bahn transportiert werden, gelagert und umgeschlagen. Zu beachten bleibt, dass die Entwicklung der Zone auch in den letzten zwanzig Jahren hinter den ursprünglichen Plänen zurückgeblieben ist.

Im Laufe des Jahres 2023 soll die Nachbarstadt Mohan in Chinas Provinz Yunnan mit Boten zu einer grenzüberschreitenden Zone zusammenwachsen. Dazu werden laut chinesischen Quellen ab Ende 2022 auf der chinesischen Seite in 13 Infrastrukturprojekte von Industrieanlagen- bis Städtebau investiert. Die Gesamtsumme dieser Infrastrukturinvestitionen beträgt rund 5,3 Milliarden US$.

Zonen verarbeiten Rohstoffe für chinesischen Markt

In Saysettha verarbeiten aktuell mehr als 60 kleine und mittlere chinesische Betriebe Rohstoffe für Naturmedizin oder Teeblätter. Ihre Kunden sitzen in China. Auch in Boten spielen laotische Rohstoffe für Medizinprodukte eine wichtige Rolle. Diese Produkte werden in China stark nachgefragt. Das Reich der Mitte selbst bietet zunehmend weniger eigene Ressourcen für ihre Herstellung. Einkauf und direkte Weiterverarbeitung entsprechender Rohstoffe in den Sonderwirtschaftszonen der Nachbarländer sind daher sehr attraktiv. 

„Künftig kommen die Kunden als Touristen mit der China-Laos-Bahn direkt zu uns, um hier chinesische Produkte „made in Laos“ einzukaufen“, glaubt Manager Xu Lu. Noch sind konsumfreudige chinesische Kunden in Laos Sonderwirtschaftszonen Zukunftsvision.

Sonderwirtschaftszonen sind noch deutlich im Minus

Xu Lu schätzt, dass insgesamt allein 5 Milliarden US$ an Investitionen in die BRI-Sonderwirtschaftszone Saysettha fließen werden . In alle zwölf Industrieparks in Laos soll bisher 5,8 Milliarden US$ für Baumaterial, Maschinen und weitere Ausrüstung investiert worden sein. Hinzu kommen allein für das Jahr 2022 die Gehälter für 30.000 - meist höher qualifizierte - ausländische und 33.000 laotische Arbeitskräfte. Demgegenüber produzierten die Sonderwirtschaftszonen Güter im Wert von gerade einmal 3 Milliarden US$. Die schon investierten Kapazitäten sind also noch längst nicht ausgeschöpft. Investitionswillige Unternehmen werden dringend gesucht. 

„Wir benötigen dringend mehr internationale Aufmerksamkeit - aus China und aus anderen Ländern“, wünscht sich Xu Lu. „Bisher produzieren Unternehmen aus neun weiteren Ländern hier im Park, führend sind dabei die Japaner. Eine deutsche Firma war auch schon hier, bisher nur zur Besichtigung.“

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