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Wirtschaftsausblick | Luxemburg
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2023 nach Prognose der Europäischen Kommission um lediglich 1 Prozent steigen. Im Jahr 2022 liegt das Wachstum bei real 1,5 Prozent.
23.12.2022
Von Torsten Pauly | Berlin
Für 2022 erwartet die Europäische Kommission, dass Luxemburgs Wirtschaft um real 1,5 Prozent wächst. Dies ist eine sehr deutliche Abschwächung gegenüber dem Jahr 2021, als das luxemburgische Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 5,1 Prozent zugelegt hatte. Zu den Gründen gehören Lieferengpässe und eine Knappheit von Erdgas, Erdöl und anderen Waren. Dies ließ die Inflation laut Europäischer Kommission 2022 auf 8,4 Prozent steigen. Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank verteuern zudem die Finanzierungskosten von Investitionen, weswegen diese 2022 fast stagnieren dürften (+0,4 Prozent).
Der Konjunktureinbruch bei wichtigen Handelspartnern führt auch dazu, dass Luxemburgs Exporte von Waren und Dienstleistungen, laut Europäischer Kommission, im Jahr 2022 mit einem Plus von preisbereinigt 2,7 Prozent erstmals seit Jahren weniger steigen als die Importe (+3,1 Prozent). Das verringert den Überschuss in der Leistungsbilanz, der in den letzten Jahren stark zum Wohlstand beigetragen hat. Stärkster Konjunkturmotor bleibt der Konsum. Zum einen gibt es noch Nachholbedarf nach der Coronapandemie. Vor allem aber erleiden die Arbeitnehmer kaum reale Kaufkraftverluste, da die Lohnentwicklung gesetzlich an die Inflation gekoppelt ist.
Diese Trends sollen sich 2023 fortsetzen. Die Europäische Kommission erwartet, dass die Nachfrage der Haushalte stärker als die Investitionstätigkeit wächst. Auch die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen sollen sich um 1,8 Prozent und damit stärker als die Ausfuhren (+1,3 Prozent) ausweiten. Dadurch sinkt der Leistungsbilanzüberschuss weiter.
Dennoch bleibt Luxemburg dank seiner hohen Wirtschafts- und Kaufkraft für deutsche Anbieter ein attraktiver Markt. Das BIP pro Kopf ist um 160 Prozent höher als in Deutschland und das mit Abstand höchste in der Europäischen Union (EU). Durch das starke Wirtschaftswachstum hat die Zahl der Arbeitsplätze von 2007 bis 2022 um 52 Prozent zugenommen und die Einwohnerzahl ist um 35 Prozent gestiegen. Bis 2037 erwartet Eurostat einen weiteren Bevölkerungszuwachs um 14 Prozent. Auch diese Entwicklung erhöht die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen aller Art.
Indikator | 2020 | 2021 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. Euro) | 65 | 73 | 3.602 |
BIP pro Kopf (Euro) | 102.650 | 112.780 | 43.292 |
Bevölkerung (Mio.) | 0,6 | 0,6 | 83,2 |
Die luxemburgischen Ausrüstungsinvestitionen sollen 2022 und 2023 preisbereinigt um 1 Prozent beziehungsweise 1,9 Prozent sinken. Dies hat die Europäische Kommission im November 2022 prognostiziert. Der Grund sind neben höheren Finanzierungszinsen auch unsichere Erwartungen. So sank die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe im November 2022 auf 77 Prozent und im gleichen Monat erwarteten 58 Prozent der Betriebe geringere Neuaufträge.
Dagegen sollen die realen Bauinvestitionen 2022 um 1 Prozent und 2023 um 2 Prozent steigen, so die Europäische Kommission. Das starke Wachstum von Wirtschaft und Gesellschaft der letzten Jahre erfordert noch immer hohe Investitionen in neue Viertel zum Leben und Arbeiten, in die Verkehrswege sowie in die Umwelt- und Energiesysteme. Hierbei können deutsche Unternehmen zum Zuge komme, da die luxemburgischen Baufirmen im November 2022 im Schnitt auf 7,4 Monate ausgebucht waren.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
---|---|---|---|
Klinikneubau CHL (Centre Hospitalier de Luxembourg) | 821 | Planung | Realisierung bis 2028 geplant; CHL |
Klinikneubau „Südspidol“ im luxemburgischen Esch | 542 | Planung | Fertigstellung nach Kündigung des Architekturbüros frühestens 2030; www.chem.lu |
Investitionen in das Klärwerk Beggen | 295 | Planung | Erhöhung der Kapazität von 260.000 Einwohnergleichwerten auf 450.000 Einwohnergleichwerte; Administration de la Gestion de l'Eau |
Bahnstrecke Luxemburg-Bettembourg | 292 | Planung, teilweise Bau | Realisierung bis 2028 geplant; Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois (CFL) |
150 bis 200 | Planung | Unter anderem bis zu 40.000 qm Büroraum; Realisierung bis 2025 geplant | |
Neugestaltung Bahnhof Ettelbruck | 157 | Planung, teilweise Bau | Fertigstellung bis 2024 geplant; CFL |
Investitionen in das Klärwerk Übersyren | 150 | Planung | Erhöhung der Kapazität von 35.000 Einwohnergleichwerten auf 122.000 Einwohnergleichwerte; Administration de la Gestion de l'Eau |
Vier neue Straßenbahntrassen im Großraum Luxemburg-Stadt | keine Angabe | Planung | Realisierung bis 2035 geplant; Luxtram |
Quartier Alzette in Esch | keine Angabe. | Planung | Neuer Stadtteil für 10.000 Einwohner; Realisierung bis 2040 |
Neubau Wohn- und Einkaufsareal Ban de Gasperich | keine Angabe | Bau | Neuer Stadtteil (6.000 Einwohner) bis 2025 |
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Im Jahr 2021 hat ein luxemburgischer Einwohner durchschnittlich 31.680 Euro für Konsum ausgegeben. Das waren 53 Prozent mehr als in Deutschland und fast doppelt so viel wie im EU-Mittel (197 Prozent). Auch die Margen für Anbieter sind in der Regel hoch. Im Jahr 2021 war das Preisniveau für Endverbraucher in Luxemburg um 53 Prozent höher als im EU-Schnitt und damit das höchste unter allen Mitgliedsstaaten. In Deutschland mussten die Konsumenten 2021 zum Vergleich 8,5 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt zahlen.
Trotz der kräftig anziehenden Inflation bleibt die Kaufkraft der luxemburgischen Bevölkerung hoch. Die Europäische Kommission rechnet für 2023 sogar mit einem Reallohnzuwachs von 1 Prozent. In Luxemburg müssen die Nominallöhne der Arbeitnehmer per Gesetz entsprechend den statistischen Teuerungsraten steigen. Auch der anhaltende Stellenzuwachs fördert die Kauflaune der Bevölkerung. Die Beschäftigung soll 2023 laut Europäischer Kommission um weitere 2,1 Prozent steigen.
Luxemburg ist eine kleine Volkswirtschaft, in der das verarbeitende Gewerbe 2021 nur 5,3 Prozent der Bruttowertschöpfung erbracht hat. Daher muss das Land sehr viele Waren importieren. Deutschen Anbietern kommen dabei die hohe Kaufkraft und ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein der Konsumenten zugute. Im Jahr 2021 war Deutschland für 26,9 Prozent aller luxemburgischen Wareneinfuhren verantwortlich. Noch bedeutender war Belgien mit einem Anteil von 33 Prozent. Allerdings ist Belgien mit Europas zweitgrößtem Hafen Antwerpen oft Transitland zu Drittmärkten. Bei der luxemburgischen Ausfuhr lag Deutschland 2021 mit einem Anteil von 26,7 Prozent an erster Stelle vor Frankreich (16,2 Prozent) und Belgien (12,4 Prozent).
Luxemburg hat zwar ein hohes strukturelles Defizit im Warenaußenhandel, das 2021 etwa 10,8 Prozent des BIP ausmachte. Der Austausch von Dienstleistungen mit dem Ausland erbringt jedoch regelmäßig noch höhere Überschüsse. Auch die Leistungsbilanz weist insgesamt stets eine positive Bilanz auf.
2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 | |
---|---|---|---|
Importe | 18.504 | 21.841 | 18,0 |
Exporte | 12.113 | 14.058 | 16,1 |