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Deutsche Baumaschinen in Marokko gefragter denn je
Der Markt für Baumaschinen und -technik ist in Marokko stark importabhängig. Globale Hersteller einschließlich deutsche Anbieter profitieren vom gegenwärtigen Bauboom.
26.08.2025
Von Ullrich Umann | Casablanca
Marokkos Bautechnikmarkt wächst 2025 angetrieben durch massive Infrastrukturinvestitionen. Auch die wirtschaftliche Erholung, die sich aktuell abzeichnet, sorgt für Impulse.
Deutsche Firmen mit unterschiedlichen Vertriebsstrategien
Deutsche Bautechnikhersteller besetzen ebenfalls solide Positionen auf dem Markt, fahren aber sehr unterschiedliche, an ihr jeweiliges Geschäftsmodell angepasste Vertriebsstrategien. Liebherr zum Beispiel unterhält seit 2014 eine Tochtergesellschaft, die Liebherr-Maroc SARL mit Sitz in Casablanca. Die Niederlassung ist auf den Vertrieb und Service von hochwertigen Investitionsgütern wie Mobil- und Raupenkranen, Seilbaggern und Spezialtiefbaugeräten ausgerichtet.
Ähnlich wie Liebherr setzt auch der Verschalungs- und Gerüstspezialist PERI auf eine direkte Marktpräsenz. Die Tochtergesellschaft PERI Maroc wurde 2016 gegründet. So wie die Muttergesellschaft auch verkauft PERI Maroc nicht nur Bautechnik, sondern bietet im Paket sämtliche Planungsleistungen gleich mit an. Dazu gehört unter anderem der detaillierte Entwurf von Schalungseinsätzen für komplexe Bauwerke. Diese Art von spezialisiertem Know-how-Transfer lässt sich, wie PERI-Geschäftsführer Jawad Squalli gegenüber Germany Trade & Invest bestätigt hat, effektiver über eine eigene Organisation mit lokalen Ingenieuren steuern als über Händler und fremde Planungsbüros.
Die Wirtgen Group, mit ihren Marken Wirtgen, Vögele, Hamm, Kleemann und Benninghoven, ist über den lokalen Vertriebs- und Servicepartner Movicortes SMDM du Maroc vertreten. Diese Partnerschaft ermöglicht Wirtgen eine flächendeckende Marktbearbeitung und einen schnellen Service vor Ort, was im projektgetriebenen Straßenbaugeschäft einen entscheidenden Erfolgsfaktor darstellt.
Der Spezialist für Verdichtungstechnik BOMAG lässt sich von gleich von mehreren Händlern vertreten, darunter Berenger SA sowie der Société de Réalisations Mécaniques (SRM). SRM vertritt auch Putzmeister, einen Hersteller von Betonpumpen und Mörtelmaschinen. Der Maschinenhändler hebt besonders die Eignung der stationären Pumpen für den Hochhaus- und Tunnelbau hervor. Eine große Anzahl gebrauchter Putzmeister-Pumpen auf lokalen Onlineplattformen weist auf eine langjährige Präsenz des deutschen Herstellers im Land hin.
Vertriebspartner vor Ort für SCHWING Stetter, einen Produzenten von Betonmischanlagen, Fahrmischern und Betonpumpen, ist die Firma Sefamar. Sie ist ein größeres Unternehmen, das auch Lkw und Fahrmischer in Serie montiert, was von einer tieferen lokalen Integration und Wertschöpfung zeugt. Darüber hinaus ist Sefamar ein Vertriebspartner für MAN in Marokko.
Praktisch arbeitet die Mehrheit der deutschen Bautechnikhersteller mit lokalen Distributoren zusammen, die das komplette Sortiment anbieten (Full-Line). Solche Partner agieren als Komplettanbieter. Sie bieten kundenfreundlich komplementäre Premium-Marken aus einer Hand an, was auch deutschen Herstellern den Marktzugang erleichtert.
Zu den weitern Anbietern von Baumaschinen zählen Caterpillar, JCB, Komatsu und Volvo. Aber auch Deere & Company, Hitachi, CNH Industrial, Doosan, Sany, XCMG, Terex, Zoomlion, Kobelco, HD Hyundai, Kubota, Yanmar und Sumitomo sind präsent.
Mieten oder Leasen statt Kaufen
Deutsche Hersteller, die ihren Markteintritt erst noch planen, können vom guten Ruf deutscher Bautechnik profitieren. Ein weiterer Pluspunkt ist die weitgehende Anwendung von EU-Standards in Marokko, weshalb deutsche Hersteller keine oder nur geringe Anpassung vornehmen müssen. Ein gut funktionierender Kundendienst, die Bereitstellung von Ersatzteilen sowie flexible Finanzierungsangebote sind wichtige Faktoren für den Geschäftserfolg. Zum Beispiel können sich Bautechnikhersteller als komplexe Lösungsanbieter etablieren, wenn sie auch Leasing- und Darlehensangebote offerieren. Miet- und Leasingdienste für Bautechnik werden sogar immer beliebter, denn gerade die viele Tausend kleinen und mittleren Bauunternehmen greifen darauf gern zurück. Spezialisierte Mietfirmen wie LOCMALEV und BOOMLOC haben ihr Angebot an zu vermietender Bautechnik erweitert.
Markt für Bautechnik stark segmentiert
Der Markt für Bautechnik teilt sich in verschiedene Segmente auf: Baurüstungen, Verschalungen, Handwerkzeuge, Arbeitsbühnen, Planierraupen, Baufahrzeuge, Kräne, Muldenkipper, Erdbewegungsmaschinen, Materialtransport- und Straßenbaumaschinen. Erdbewegungsmaschinen erzielen derzeit die höchsten Umsätze, da viele große Infrastrukturprojekte wie der Bau von Autobahnen, Häfen und Eisenbahnen angeschoben wurden. Entsprechend gefragt sind Hersteller, die Planierraupen, Bagger und Muldenkipper anbieten.
Unter den Antriebsarten dominieren Dieselmotoren, insbesondere wenn hohe Drehmomente zur Bewältigung schwerer Lasten erforderlich sind. Deutsche Hersteller können sich im Wettbewerb um Kunden mit besonders effizienten Dieselmotoren hervorheben, zunehmend aber auch mit Hybrid- oder Elektroantrieben. Marokko hats ich im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens zur Dekarbonisierung verpflichtet, was Elektroantriebe für Nutzfahrzeuge attraktiv macht.
Aktuell gefragt sind aber auch Baumaschinen mit Knicklenkung, wie sie in unwegsamen Gelände unerlässlich sind. Straßenbauprojekte befeuern darüber hinaus den Absatz von Asphaltfertigern und Motorgradern. Auch Planierraupen und Raupenbagger sind durch die Infrastrukturentwicklung stark nachgefragt. Minibagger eignen sich wiederum für Arbeiten auf engstem Raum, was auf vielen Baustellen in Marokko gut zu beobachten ist.