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Digital Health

Marokko ist prädestiniert dafür, mit digitalen Lösungen bestehende Defizite im Gesundheitssektor abzubauen. Dies könnte gelingen, wenn der Privatsektor mehr Kompetenzen erhält.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Digitalisierung des Gesundheitswesens ist unausweichlich

Marokko hat in den letzten Jahren durch verschiedene Initiativen eine umfassende Digitalisierung angestoßen. Auf dem afrikanischen Kontinent will das Königreich damit zum digitalen Vorreiter werden. Die Coronapandemie hat diese Ambitionen der Regierung noch verstärkt. In verschiedenen Segmenten bleibt die Entwicklung allerdings hinter den Erwartungen beziehungsweise dem Potenzial zurück. Dies hängt nicht zuletzt mit unzureichenden Kooperationen zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen. Bislang muss der Bereich E-Health ebenfalls dazu gezählt werden.

Marokko ist eigentlich prädestiniert für E-Health-Anwendungen. Die unzureichende Versorgung in den ländlichen Regionen (ein Anteil von 10 Prozent der Bevölkerung lebt 10 Kilometer oder mehr von einer Basisgesundheitsstation entfernt) erfordert innovativen Lösungen. Entsprechendes Know-how von Softwareentwicklern oder Consultants aus dem Ausland ist gefragt. Das unzureichende Gesamtmanagement des Sektors sowie Defizite bei den technischen Grundvoraussetzungen bremsen jedoch die Entwicklung.

Die Regierung hat das Thema schon länger auf der Agenda. Im Jahr 2009 wurde die Moroccan Medical Informatics Association (Société Marocaine d´Informatique Médicale et Santé, SMIMS) gegründet. Im Jahr 2011 folgte die Moroccan Society for Telemedicine and eHealth. 

Ein E-Health-Weißbuch geht auf die Erfordernisse des Sektors im Königreich ein. Von der Einrichtung eines umfassenden Informationssystems über die Einrichtung einer nationalen Krankenakte bis hin zur Förderung technischer Anwendungen (Internet of Things-IoT oder Open-Source-Systemen) sowie die flächendeckende Förderung von Telemedizin reicht das Spektrum.

Die Digitalisierung des Sektors sieht auch das Ministère de la Santé mittlerweile nicht mehr als Option, sondern als Notwendigkeit. Dennoch beklagen ausländische Unternehmen die Zurückhaltung der Regierung, die Einrichtung der damit verbundenen IT-Infrastruktur an den Privatsektor abzugeben. Dies stellt im Zusammenhang mit den geltenden Gesetzen zum Schutz personenbezogener Daten ein Hindernis dar. Jedoch ist auch die Finanzierung ein nicht zu unterschätzender Engpass.

Marokko arbeitet sich in kleinen Schritten voran. Verschiedene Online-Dienste wurden eingerichtet, um besser auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen zu können. Ein "Allo Santé Complaint" -Dienst (über das elektronische Portal www.chikayasante.ma) wurde eingerichtet, um Patientenbeschwerden entgegenzunehmen. Ein "Allo mon rendez-vous"-Dienst (über das Portal www.mawiidi.ma) soll die Terminabsprache in verschiedenen öffentlichen Krankenhäusern erleichtern.

Zwei nationale Programme mit etablierten E-Plattformen sind die SMI-PF-Anwendung für das Nationale Programm für die Gesundheit von Mutter und Kind und die ISILAT-Anwendung für das Nationale Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose. Zwar hat die Coronapandemie E-Health-Initiativen auf Basisniveau angeschoben. Allerdings steckt das Königreich in diesem Bereich weiter in den Kinderschuhen.

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