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Ausländische Firmen bringen Bewegung in Mexikos Ölsektor

Der staatliche Erdölkonzern Pemex ist das größte Unternehmen Mexikos. Inzwischen sind auch private Akteure im Ölgeschäft tätig, darunter Wintershall DEA.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Nachdem der staatliche Ölkonzern Petróleos Mexicanos (Pemex) jahrzehntelang das Monopol innehatte, öffnete die mexikanische Regierung 2013 den Erdölsektor auch für Privatunternehmen. In den folgenden Jahren wurden mehrere Vergaberunden für Explorations- und Förderlizenzen ("Rondas México") durchgeführt, an denen sich auch private Unternehmen beteiligen konnten.

Die aktuelle Regierung hat den Privatisierungsprozess jedoch unterbrochen und keine weiteren Runden mehr durchgeführt. Dennoch dürfen Privatfirmen, die bereits Lizenzen erhielten, ihre jeweiligen Ölvorkommen erschließen. Unter zukünftigen Regierungen könnten auch wieder Vergaberunden möglich sein.

Pemex will Ölförderung bis 2027 um ein Drittel steigern

Präsident Andrés Manuel López Obrador will dem hoch verschuldeten Staatskonzern Pemex zu neuem Glanz verhelfen. Seine Devise: Mexiko soll im Energiesektor zum Selbstversorger werden. Unter anderem soll der Bedarf an Kraftstoffen für den Straßenverkehr aus heimischer Produktion gedeckt werden. Neben dem Ausbau der Raffinerien soll daher die durchschnittliche Produktion von Pemex bis zum Ende seiner Amtszeit im September 2024 auf 2 Millionen Barrel pro Tag steigen. Im Jahr 2023 erreichte Pemex dieses Ziel mit 1,855 Millionen Barrel pro Tag bereits fast.

Einer der größten Posten im Investitionsplan von Pemex für den Zeitraum 2023 bis 2027 ist die sekundäre Erschließung des Ölfeldes Yaxché. Für rund 3,2 Milliarden US-Dollar (US$) soll durch Wassereinspritzung noch mehr Öl aus dem Feld geholt werden. Zudem soll die Produktion der relativ neuen Felder Quesqui und Tupilco erhöht werden. Insgesamt erhofft sich Pemex in einem Basisszenario bis 2027 einen Anstieg der gesamten Förderung auf 2,460 Millionen Barrel pro Tag - rund ein Drittel mehr als heute. 

Allerdings hält Pemex den unrühmlichen Titel des höchstverschuldeten Ölkonzerns weltweit, mit Finanzschulden in Höhe von 105,8 Milliarden US$ sowie ausstehenden Zahlungen an Lieferanten in Höhe von 17,2 Milliarden US$ (Stand: Dezember 2023). Als Staatskonzern erhält Pemex jedoch im Ernstfall finanzielle Rückendeckung der Regierung. Die Kapazität für höhere Investitionen ist allerdings begrenzt.

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Internationale Zulieferer, die mit Pemex ins Geschäft kommen wollen, müssen sich über Pemex Procurement International (PPI) registrieren. Neue Ausschreibungen werden auf der Plattform Procura veröffentlicht. Zu den deutschen Geschäftspartnern von Pemex gehören unter anderem Siemens Energy, Liebherr, Linde und Evonik.

Wintershall DEA setzt auf Mexiko

Zu den größten privaten Ölförderern in Mexiko gehören derzeit Perenco, ENI, Hokchi Energy, Petrolera Cárdenas Mora, Fieldwood Energy, Consorcio Petrolero 5M del Golfo sowie die deutsche Wintershall DEA. Die privaten Erdölfirmen werden durch den Verband AMEXHI (Asociación Mexicana de Empresas de Hidrocarburos) repräsentiert.

Wintershall DEA ist seit 2017 in Mexiko aktiv und hat bereits 2018 mit einer 50-prozentigen Beteiligung und der Betriebsführung des Ölfeldes Ogarrio im Bundesstaat Tabasco die erste Produktion aufgenommen. Im März 2023 erwarb Wintershall DEA zudem einen nicht operativen Anteil von 37 Prozent am produzierenden Ölfeld Hokchi.

Den großen Wurf erhofft sich das Unternehmen jedoch von seiner Beteiligung am Zama-Feld, einem der weltweit größten Flachwasser-Erdölfunde der letzten 20 Jahre. In der Spitze soll das Feld bis zu 180.000 Barrel pro Tag produzieren. Wintershall DEA ist gemeinsam mit Pemex (Betriebsführer), Harbour Energy, Talos Energy und Grupo Carso an der Erschließung von Zama beteiligt. Martin Jungbluth, Geschäftsführer von Wintershall DEA Mexiko äußerte gegenüber Germany Trade & Invest auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit Pemex knapp: "Unsere Priorität in Mexiko ist es, Erdöl zu fördern".

Milliardär Slim lässt sich das Geschäft nicht entgehen

Die Perspektiven im Zama-Ölfeld sind so gut, dass sie auch die Aufmerksamkeit des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim geweckt haben: 2023 erwarb der reichste Mensch Lateinamerikas über einen Einstieg bei Talos Energy für rund 125 Millionen US$ einen Anteil von 8,7 Prozent an dem Ölfeld. Wintershall DEA bleibt mit einem Anteil von 19,8 Prozent jedoch zweitwichtigster Partner des Konsortiums, hinter Pemex (Anteil 50,4 Prozent).

Mit einer zweiten Transaktion weitete Carlos Slim Ende 2023 sein Engagement im Erdölsektor aus: Für 530 Millionen US$ kaufte seine Grupo Carso das Erdölunternehmen PetroBal der mexikanischen Milliardärsfamilie Baillères. PetroBal hält 50 Prozent an den produzierenden Ölfeldern Ichalkil und Pokoch vor der Küste von Campeche.

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Ölproduktion seit 2019 stabil

Im Jahr 2022 war Mexiko der elftgrößte Erdölproduzent der Welt. Die Produktion erreichte 1,9 Millionen Barrel pro Tag, für 2023 und 2024 wird ein leichter Anstieg erwartet. Damit stabilisiert sich die mexikanische Ölförderung auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, denn zu Beginn des neuen Jahrtausends produzierte das Land im Durchschnitt noch deutlich über 3 Millionen Barrel pro Tag.

Seit dem Rekordjahr 2004 mit einer Förderung von 3,8 Millionen Barrel pro Tag sank die Produktion aufgrund rückläufiger Reserven in den Erdölfeldern sowie mangelnder Investitionen in neue Felder. Erst durch die Vergabe von Förderlizenzen auch an Privatunternehmen unter der Regierung von Enrique Peña Nieto konnte der Negativtrend seit 2019 gestoppt werden. Der Anteil privater Firmen an der nationalen Erdölförderung stieg seitdem von nahezu 0 Prozent auf immerhin 5 Prozent im Jahr 2023. Die restlichen 95 Prozent entfallen auf Pemex.

Der überwiegende Teil des mexikanischen Erdöls wird im Golf von Mexiko vor der Küste der Bundesstaaten Campeche und Tabasco gefördert, in Tabasco teilweise auch onshore. Die beiden genannten Bundesstaaten machten 2023 etwa 92 Prozent der landesweiten Erdölförderung aus. Der Rest entfiel auf die Bundesstaaten Veracruz, Chiapas und Tamaulipas.

Der Transportsektor gilt als größter Klimasünder im Land. Gleichzeitig hat die Regierung keine konkrete Strategie, um die Emissionen zu senken.

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