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Branchen | Mexiko | Arzneimittel, Diagnostika

Pharmaproduktion in Mexiko expandiert

Die Produktion von Pharmazeutika stieg 2022 um rund 10 Prozent. Die demografische Entwicklung und Krankheiten lassen den Bedarf an Medikamenten mittelfristig steigen.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Zahlreiche internationale Konzerne fertigen in Mexiko

Mexiko ist zweitgrößter Pharmaproduzent in Lateinamerika hinter Brasilien und steht im weltweiten Vergleich auf Rang 10. Der Sektor investierte in den vergangenen Jahren kräftig. Der Produktionswert von Pharmazeutika stieg daher 2022 inflationsbereinigt um 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während das Bruttoinlandsprodukt insgesamt nur um 3,1 Prozent zulegte. Eine Schwäche ist allerdings die Abhängigkeit von meist aus China oder Indien importierten Wirkstoffen (active pharmaceutical ingredients, API).

Die Herstellung konzentriert sich auf Generika, Patentmedikamente werden hingegen häufig importiert. Zahlen des Verbandes der Pharmahersteller AMELAF (Asociación Mexicana de Laboratorios Farmacéuticos) zufolge entfiel 2021 rund 50,6 Prozent der landesweiten Pharmaproduktion auf Antibiotika, gefolgt von Analgetika/Schmerzmitteln (17,7 Prozent), dermatologischen Arzneimitteln (6,4 Prozent), Krebsmedikamenten (5,9 Prozent) und Antiparasitika (4,2 Prozent). 

Mexikanischer Markt für Pharmazeutika (in Milliarden US-Dollar)

2018

2019

2020

2021 *)

Marktvolumen

12,5

12,7

12,5

14,4

Lokale Produktion

9,4

9,4

9,0

10,7

Importe

4,6

4,8

5,0

5,2

Exporte

1,5

1,5

1,5

1,5

*) SchätzungQuelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Daten des Statistikamtes INEGI und des US-Handelsministeriums (U.S. Department of Commerce) 2022

Produktionskapazität wird weiter ausgebaut

Nach Angaben des Statistikamtes INEGI waren im Jahr 2021 insgesamt 138 Hersteller in Mexiko tätig, hauptsächlich in der Metropolregion Mexiko-Stadt sowie in den Bundesstaaten Jalisco, Puebla, Morelos und Baja California. Eine größere Investition kündigte Ende 2022 der mexikanische Hersteller Grupo Neolpharma an. Für rund 44,5 Millionen US$ errichtet das Unternehmen zwei neue Werke zur Herstellung von Impfstoffen, Medikamenten für Krebs und Autoimmunkrankheiten sowie Spritzen und Kanülen im Industriepark Industrial Vallejo im Norden von Mexiko-Stadt. Zu der Investition gehört auch ein Forschungs- und Entwicklungslabor. Die neuen Werke sollen sowohl den heimischen Markt als auch die USA und andere Länder Lateinamerikas bedienen. Wichtigster deutscher Pharmahersteller in Mexiko ist Bayer, der 2022 sein hundertjähriges Jubiläum im Land feierte. 

Laut dem nordamerikanischen Verband der Verpackungsindustrie PMMI (The Association for Packaging and Processing Technologies) waren 2020 rund 13 Prozent der gesamten mexikanischen Importe von Verpackungsmaschinen für den Pharmasektor bestimmt. Damit gewinnt die Pharmaindustrie an Bedeutung als Abnehmer der Verpackungsindustrie.

Generika kommen auf 80 Prozent der nachgefragten Mengen

Rund die Hälfte der Verkäufe von Pharmazeutika entfällt in Mexiko auf Patentarzneien, Generika kommen auf 35 Prozent und OTC-Produkte (Over-the-Counter) auf 14 Prozent. Was die verkauften Stückzahlen betrifft, überwiegen allerdings Generika. Hier erzielen die Nachahmerpräparate nach Angaben der Zulassungsbehörde COFEPRIS einen Anteil von 80 Prozent.

Trotz der Budgetkürzungen im staatlichen Gesundheitssystem sollte sich die Nachfrage nach Medikamenten in den kommenden Jahren gut entwickeln. Das Bevölkerungswachstum und die alternde Gesellschaft treiben den Bedarf an. Chronische und altersbedingte Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Gefäßverstopfungen und Gebärmutter- und Darmkrebs greifen weiter um sich. Das Gesundheitsministerium (Secretaría de Salud) schätzt, dass allein 30 Millionen Mexikaner an Bluthochdruck leiden - ein Viertel der Bevölkerung. Entsprechend groß ist das Interesse der privaten und öffentlichen Krankenkassen an Medikamenten, die den Ausbruch dieser Krankheiten verhindern beziehungsweise die Krankheiten therapieren.

Größte Arzneimittelproduzenten (Umsatz in Mexiko in Millionen US-Dollar)

Unternehmen

Herkunftsland

Umsatz 2021 1)

Genomma Lab Internacional

Mexiko

762

Sanofi México

Frankreich

723

Roche México

Schweiz

526

Pfizer México

USA

545

Bayer de México2)

Deutschland

426

Boehringer Ingelheim México

Deutschland

366

Novartis México

Schweiz

310

AstraZeneca

Vereinigtes Königreich

296

Farmacéuticos Maypo

Mexiko

294

Bausch Health México

Kanada

256

Merck México

Deutschland

246

1) Umrechnung mit durchschnittlichem Wechselkurs für 2021 (1 US$ = 20,285 mex$) 2) Schätzung des Umsatzes (da Bayer außerdem Umsatz mit Agrarchemikalien generiert)Quelle: Wirtschaftsmagazin Expansión 2022

Staatliche Einkäufe von Pharmazeutika werden nicht mehr von Vereinten Nationen durchgeführt

Im Oktober 2022 beendete das staatliche Gesundheitsinstitut INSABI (Instituto de Salud para el Bienestar) frühzeitig die Beauftragung des Büros für Projektdienste der Vereinten Nationen (UNOPS) zur Beschaffung von Medikamenten und medizinischem Verbrauchsmaterial für den öffentlichen Sektor (Compra Consolidada). Zur Vermeidung von Korruption bei der Beschaffung hatte die mexikanische Regierung im Juli 2020 diese Aufgabe an UNOPS übertragen, die Zusammenarbeit hätte eigentlich bis 2024 laufen sollen. Nun wird INSABI zusammen mit dem staatlichen Labor Birmex (Biológicos y Reactivos de México), dem Verteidigungsministerium Sedena (Secretaría de la Defensa Nacional), der mexikanischen Marine (Semar) und der Nationalgarde (Guardia Nacional) die Beschaffung und Verteilung übernehmen. 

Die Medikamentenkäufe werden halbjährlich durch internationale Ausschreibungen getätigt. Laut INSABI wurden 2022 insgesamt 1.253 verschiedene Medikamente und 649 verschiedene Verbrauchsmaterialien eingekauft. Während vormals nur rund 20 Lieferanten beauftragt wurden, weitete UNOPS das Netz auf 302 Lieferanten aus 27 Ländern weltweit aus, darunter Unternehmen aus Mexiko selbst sowie aus Argentinien, Brasilien, Chile, China, Zypern und Indien. Der gesamte Wert der Einkäufe lag 2022 bei 5,6 Milliarden US$. 

Kontaktadressen

Secretaría de Salud Pública

Gesundheitsministerium

Instituto Mexicano del Seguro Social (IMSS)

Sozialversicherung der privaten Arbeitnehmer

Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado (ISSSTE)

Sozialversicherung der Staatsbediensteten

Asociación Mexicana de Industrias de Investigación Farmacéutica (AMIIF)

Mexikanischer Verband der forschenden Pharmaindustrie

Cámara Nacional de la Industria Farmacéutica (Canifarma)

Nationale Kammer für Pharmazeutika

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