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Mexikos Regierung startet ehrgeizige Bahnprojekte

Mexiko hat erste Ausschreibungen zu mehr als 3.400 Kilometern geplanten Schienenstrecken veröffentlicht. Damit wird das Zugangebot für den Personenverkehr wiederbelebt.

Von Björn Lisker | Mexiko-Stadt

Zentrale Projekte sind zwei Verbindungen von Mexiko-Stadt bis an die US-Grenze. Betreiben soll die Strecken vor allem das Militär. Dieses kontrolliert bereits den "Tren Maya“, eine Zugstrecke über die Halbinsel von Yucatán, sowie andere wichtige Infrastrukturprojekte. Insgesamt sollen bis 2030 rund 3.400 Kilometer Schienen mit einer Spurbreite von 1.435 Millimeter verlegt werden. 

Zulieferchancen bei Ausrüstung und Streckenkomponenten

Das ehrgeizige Vorhaben ist Teil des "Plan México“, der die Infrastruktur des Landes ausbauen und die einheimische Produktion von Gütern zur Importsubstitution ankurbeln soll. Für deutsche Anbieter ergeben sich Potenziale unter anderem bei der Zulieferung technischer Ausrüstung und bei Komponenten für den Streckenbau.

Personenzüge waren in Mexiko bis in die 1990er Jahre im Einsatz, als der Staat sich aus dem defizitären Geschäft zurückzog und langjährige Konzessionen vergab. Die neuen Betreiber – vor allem die beiden Konzerne Ferrocarril Mexicano/Ferromex und Kansas City Southern de México – stellten die verbliebenen Personenzugverbindungen ein und bieten seither ausschließlich Schienengüterverkehr an. Große Abschnitte der geplanten neuen Strecken sollen parallel zu den bestehenden Güterverbindungen verlaufen, wo der Staat über die Wegerechte verfügt.

Personenzugverkehr bekommt strategische Bedeutung

Nach Fertigstellung soll der Schienenpersonenverkehr auf folgenden Routen vom Zentrum des Landes bis an die US-Grenze rollen:

  1. Mexiko-Stadt bis Querétaro, von dort nördlich über San Luis Potosí, Saltillo und Monterrey nach Nuevo Laredo

  2. Von Querétaro westlich über Irapuato nach Guadalajara, dann in Nordwestrichtung über Tepic, Mazatlán, Los Mochis und Hermosillo bis nach Nogales

Für Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum sind die Personenzugverbindungen von strategischer Bedeutung. "Wir sind dabei, den Staat wieder in die Lage zu versetzen, Mexikos Bevölkerung zu transportieren“, sagte sie im Juli 2025. Finanzielle Verluste treten für sie hinter die strategische Bedeutung zurück. So machte der Tren Maya in seinem ersten Betriebsjahr 2024 nach Regierungsangaben einen Verlust von 138 Millionen US-Dollar (US$). Dennoch vertraut die Präsidentin darauf, dass der Zug mittelfristig Gewinn bringen wird.

Erste Ausschreibungen zu Bau und Zugtechnik

Neben den oben genannten Projekten wird aktuell eine elektrifizierte Verbindung vom Hauptstadt-Bahnhof Buenavista zum neuen Hauptstadt-Flughafen Felipe Ángeles (AIFA) gebaut. Für die Fortsetzung der Strecke vom AIFA in die Stadt Pachuca im benachbarten Bundesstaat Hidalgo lief im Sommer 2025 die Ausschreibung (Entscheid: 29. August 2025). Sie umfasst den Bau der 58 Kilometer langen zweigleisigen und elektrifizierten Strecke. Das geplante Investitionsvolumen beträgt 2,4 Milliarden US$.

Zudem läuft die Ausschreibung für 15 Züge, die auf dieser Strecke verkehren und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometer/Stunde erreichen sollen. Sie sollen für 718 Passagiere ausgelegt sein und über das europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem ERTMS verfügen. Auch soll der Anbieter Wartung und Instandhaltung garantieren. Weil die nationale Fertigung mit 15 Prozent in die Bewertung einfließt, dürfte der französische Anbieter Alstom gute Chancen haben. In seinem Werk in Ciudad Sahagún (Bundesstaat Hidalgo) hat er bereits Züge für den Tren Maya montiert.

Auch europäische Bauunternehmen interessiert

Um bei den zahlreichen Ausschreibungen für juristische und technische Klarheit zu sorgen, hat die Regierung eine eigene Koordinierungsstelle geschaffen: die Agencia de Trenes y Transporte Público Integrado (ATTRAPI), die an das Ministerium für Infrastruktur, Kommunikation und Transport angebunden ist. Eng eingebunden sein wird auch das Verteidigungsministerium, dessen Ingenieure auf ihre Expertise beim Bau des Tren Maya in Yucatán verweisen.

Nach Angaben des ATTRAPI-Geschäftsführers Andrés Lajous haben rund 40 nationale und internationale Konzerne ihr Interesse am Bau des ersten ausgeschriebenen Teilstücks von 30 Kilometern der geplanten Strecke von Querétaro nach Irapuato bekundet, darunter die Unternehmen ICA Constructora, FCC Construcción, Acciona Infraestructuras México, Mota Engil México, CAABSA Constructora und Operadora CICSA. Auch mehrere chinesische Konzerne haben ihr Interesse bekundet. Sie dürften infolge des zuletzt verstärkten Drucks der US-Regierung auf Mexiko, den Einfluss der chinesischen Wirtschaft zu reduzieren, nur geringe Chancen haben.

Informationsangebot für deutsche Unternehmen 

Die Deutsche Botschaft in Mexiko und die AHK Mexiko hatten bereits im Sommer 2024 ein Symposium organisiert, um deutsche Firmen über die geplanten Bahnprojekte zu informieren. Beteiligt waren unter anderem die Niederlassung der DB E.C.O. Group in Mexiko sowie Siemens Mobility und der TÜV Rheinland. Ein zweites solches Symposium ist zum Jahresende 2025 geplant. 

Die mexikanische Regierung empfiehlt interessierten Unternehmen aus Deutschland, für weitere Informationen folgende offizielle mexikanische Vertretungen zu kontaktieren: die Mexikanische Botschaft in Berlin oder das Mexikanische Konsulat in Frankfurt.

Logistikkorridor über den Isthmus mit Industrieparks

In der Fertigstellung sind zudem folgende Schienenprojekte:

  • Mexiko-Stadt - Toluca: Der Zug verkehrt bereits zwischen Santa Fe im Westen von Mexiko-Stadt und Toluca. Das letzte Teilstück von Santa Fe bis zum Bus- und Metrobahnhof Observatorio soll bis Dezember 2025 fertiggestellt werden.

  • Logistikkorridor über den Isthmus von Tehuantepec: An der 230 Kilometer langen Strecke sollen zehn Industrieparks entstehen mit einer Zuganbindung zu den Häfen Coatzacoalcos am Golf von Mexiko und Salina Cruz am Pazifik. Darüber hinaus soll das multimodale Vorhaben nach Regierungsangaben dem Panamakanal Frachtaufkommen abnehmen. Logistikexperten bezweifeln aber, dass dies praktikabel ist.

Auf der offiziellen Seite der mexikanischen Bundesregierung finden interessierte Unternehmen detaillierte Informationen zum Stand der Zugprojekte:

Die Angaben werden fortlaufend aktualisiert.

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