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Special | Mexiko | Klimaschutz im Dialog

"Die Auswirkungen des Klimawandels in Mexiko sind massiv"

Ein Gespräch mit Marita Brömmelmeier, Landesdirektorin der GIZ in Mexiko, über verschiedene Aspekte des Klimawandels in dem lateinamerikanischen Land.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Marita Brömmelmeier Marita Brömmelmeier | © GIZ GmbH

Marita Brömmelmeier ist seit 2017 Landesdirektorin Mexiko der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Mexiko-Stadt. Sie hat die Verantwortung für Projekte und Programme der internationalen Zusammenarbeit in den Bereichen Klima, Stadtentwicklung/Mobilität, Biodiversität, Berufliche Bildung, Governance und Menschenrechte. Diese Projekte werden von der Bundesregierung beauftragt. Zuvor war Brömmelmeier für die GIZ unter anderem in Nicaragua und Ghana tätig und bekleidete unterschiedliche Fach- und Führungspositionen. Zuletzt leitete sie den Bereich Afrika.

Frau Brömmelmeier, wie beurteilen Sie die Auswirkungen des Klimawandels auf Mexiko?

Der Klimawandel - die globale Erderwärmung aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes - ist in Mexiko ein sehr ernstzunehmendes Phänomen und betrifft in gravierendem Maße das Thema Wasser. Die Auswirkungen sind massiv und können je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen: Während es im Landesinneren und an den Küsten immer häufiger zu Starkregen, tropischen Stürmen und Überschwemmungen kommt, leiden andere Landesteile unter extremer Trockenheit. Aktuell beobachten wir das im Norden Mexikos, wo die Bevölkerung von einem schweren Wassermangel getroffen ist. Auch für den Agrarsektor und die Biodiversität stellen diese klimatischen Effekte eine ernsthafte Gefahr dar.

Wie setzt sich die GIZ in Mexiko für den Klimaschutz ein?

Wir führen in Mexiko mehrere Projekte mit einem Klimabezug durch. Dabei arbeiten wir eng mit föderalen Ministerien wie dem Umweltministerium SEMARNAT, dem Stadtentwicklungsministerium SEDATU, dem Landwirtschaftsministerium AGRICULTURA, dem Wirtschaftsministerium SE oder dem Verkehrsministerium SCT zusammen, außerdem mit den entsprechenden Institutionen auf Ebene der Bundesstaaten. Im Bereich nachhaltige Energie wurde die gesamte internationale Kooperation auf Partnerwunsch jedoch heruntergefahren. Es gibt aber weiterhin laufende Aktivitäten mit verschiedenen Bundesstaaten, dem staatlichen Energieversorger CFE, Fachinstitutionen und dem Privatsektor.

Was bedeutet das konkret?

Konkret führen wir beispielsweise ein Projekt zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden mit der SEDATU durch. Ein anderes Projekt soll dazu beitragen, den CO2-Ausstoß im Transportsektor zu reduzieren: Hier wurde eine App entwickelt, die hilft, die Wartezeiten beim Be- und Entladen von Lkw zu minimieren. Dadurch konnte der entstehende CO2-Ausstoß um mindestens 10 Prozent gesenkt werden. Im Auftrag der Internationalen Klimaschutzinitiative des BMWK arbeiten wir zudem in einer breitangelegten Klimaallianz mit SEMARNAT und anderen Partnern.

Und was unternimmt die mexikanische Regierung in Sachen Klimaschutz?

Hier zeichnet sich ein gemischtes Bild ab. Mexiko bietet tolle natürliche Bedingungen für die Nutzung erneuerbarer Energien. Dieses Potenzial könnte noch viel stärker genutzt werden. So zählt die Küstenregion in Oaxaca zu den windreichsten Gebieten weltweit und der Norden hat einzigartige Bedingungen für Solarenergie. Leider wird dieses enorme Potenzial seitens der Zentralregierung nicht hinreichend für eine nachhaltige Entwicklung genutzt.

Der Fokus der mexikanischen Klimapolitik liegt mehr auf Aspekten der Anpassung an den Klimawandel als auf der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Zweifelsohne sind auch diese Anpassungsmaßnahmen hochrelevant. Aber leider führen Budgetkürzungen im Umweltsektor insgesamt dazu, dass die Klimapolitik ihrem Anspruchsniveau nicht gerecht wird.

Auf Ebene der Bundesstaaten gibt es aber starke Anstrengungen, die Energiewende voranzutreiben. Mexiko-Stadt etwa hat ein ambitioniertes Förderprogramm für die Nutzung von Solarenergie aufgelegt. Eine Reihe von Bundesstaaten haben Gesetze zur Energiewende verabschiedet. Darunter auch traditionell vom Erdöl geprägte Staaten, wie beispielsweise Tabasco. Der staatliche Energieversorger CFE hat ebenfalls angekündigt, sein Engagement in erneuerbaren Energien wieder auszubauen.

Was bedeutet das für ausländische Unternehmen, die in Mexiko tätig sind?

Viele Unternehmen müssen internationale Standards zur stärkeren Nutzung nachhaltiger Energie in ihren Lieferketten erfüllen. Leider bestehen in Mexiko derzeit keine hinreichend verlässlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Investitionen in diesem Bereich sind daher riskant, wodurch das Land als Standort an Attraktivität verliert. Perspektiven entstehen derzeit durch Investitionen in grünen Wasserstoff, was möglicherweise als "Zugpferd" in Richtung der Nachhaltigkeit genutzt werden kann.

Weitere Informationen:
  • Seit 1997 berät die GIZ die mexikanische Regierung im Auftrag der deutschen Bundesregierung in Projekten zu nachhaltiger Energie, Umwelt- und Ressourcenschutz, insbesondere in den Bereichen städtisch-industrieller Umweltschutz, Erhalt der Biodiversität und Klimawandel.
  • Als globaler Entwicklungspartner und aufgrund seines internationalen Engagements, nicht zuletzt bei Umwelt- und Klimathemen, gehört Mexiko zu den Schwerpunktländern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI).
  • Kontaktadresse: GIZ-Büro Mexiko, Av. Insurgentes Sur 826, Colonia del Valle, 03100 Mexiko-Stadt; +52 55 55 36 23 44; giz-mexiko@giz.de
  • Mehr Informationen zum Klimaschutz in Mexiko finden Sie in unserem Klimaschutzreport.

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