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Wirtschaftsausblick | Moldau

Wirtschaft erholt sich von der Krise

Nach einer beginnenden Genesung im Vorjahr von der Krise wird sich die Wirtschaft in Moldau 2024 wahrscheinlich weiter erholen. Ein Lichtblick ist die EU-Annäherung.

Von Dominik Vorhölter | Chisinau

Wirtschaftsentwicklung: Stärkung der Kaufkraft der Haushalte stimuliert neues Wachstum 

Die moldawische Wirtschaft hat sich teilweise regeneriert und das Jahr 2023 nach vorläufigen Zahlen der EU-Kommission mit einem Plus von 1,7 Prozent abgeschlossen. Für 2024 prognostiziert die Kommission ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,8 Prozent. Investitionen und privater Konsum werden 2024 die Konjunktur weiter ankurbeln, so die Erwartungen. Der private Verbrauch hat mit 89,7 Prozent den größten Anteil an der Wirtschaftsleistung des Landes. 

Eine seit Sommer 2023 deutlich langsamere Inflationsdynamik markierte die Trendwende. Die Zentralbank reagierte bereits und lockerte die Geldpolitik. Sie rechnet mit weiteren Senkungen der Leitzinsen im Laufe des Jahres 2024. Die Währungshüter erwarten für 2024 einen Rückgang der Inflationsrate auf 5 bis 6 Prozent gegenüber 14 Prozent 2023. Somit werden positivere Impulse für Kaufkraft und Konsum erwartet. Zusätzlich werden Rücküberweisungen von Gastarbeitern aus dem Ausland die Kassen der privaten Haushalte polstern. Bild vergrößern

IT-Sektor zieht neue Investitionen an 

Trotz unsicherer Lage durch den Krieg im Nachbarland Ukraine gewinnt die moldawische Wirtschaft neue Investoren. Besonders der IT-Sektor schafft es, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Dies gelingt auch, weil Unternehmer der Branche sich nicht dauerhaft im Land aufhalten müssen. Der Gesetzgeber erlaubt es, ein IT-Unternehmen mit steuerlicher Ansässigkeit in der Republik Moldau über die Botschaften im EU-Ausland zu gründen.

Dieses Modell funktioniert. So flossen im Zeitraum Januar bis September 2023 ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 305 Millionen US-Dollar in das Land. Das ergibt ein Plus von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, meldet die Zentralbank. Etwa ein Drittel davon entfiel auf den Dienstleistungssektor. Die Dienstleistungsexporte werden 2024 so voraussichtlich um 10,1 Prozent wachsen, prognostiziert das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche.

Unternehmen knüpfen neue Handelsbeziehungen mit EU-Partnern

Exportorientierte Unternehmen haben 2023 damit begonnen, neue Partner in der EU und der Ukraine zu finden. Der bilaterale Handel mit einzelnen EU-Mitgliedstaaten hat 2023 zugenommen. Russland wurde 2023 als wichtigster Handelspartner der Republik Moldau von Rumänien abgelöst, gefolgt von der Ukraine, Italien und Deutschland. Bild vergrößern

Moldawische Firmen werden weiterhin ihre Handelsbeziehungen von Russland entkoppeln und Lieferketten enger mit der EU verknüpfen. Dabei werden der neue Zollkodex sowie ein neues Handelsabkommen mit den EFTA-Staaten helfen. Der neue Zollkodex gilt seit Januar 2024. Er passt nationale Zollvorschriften an die der EU an.  

Top-Thema: Die Zukunft hängt ab von der EU 

Die Republik Moldau sieht ihre Zukunft an der Seite der EU. Das kleine südosteuropäische Land liegt geografisch zwischen der Ukraine und Rumänien. Somit ist es unmittelbar betroffen von dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Doch seit November 2023 hat das Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten und könnte laut Brüssel im Jahr 2030 EU-Mitglied werden. Diese Perspektive schafft Hoffnung auf neues Wirtschaftswachstum. Denn es werden weitere Fördermittel von der EU ins Land fließen, etwa für den Ausbau der Infrastruktur.

Ein EU-Beitritt hängt aber davon ab, wie schnell die Regierung Reformen umsetzt, beziehungsweise nationale Gesetze an die EU-Regelungen anpasst. Dies wird den staatlichen Haushalt weiter belasten. Bereits jetzt finanzieren internationale Geldgeber Staatsschulden mit. Der Internationale Währungsfonds (IMF) gab im Dezember 2023 für den moldawischen Staatshaushalt 95 Millionen US-Dollar frei. Die EU erweiterte im Mai 2023 ihre Mikrofinanzhilfe von 145 auf 295 Millionen Euro. Diese Gelder stehen bis Mitte 2025 bereit. 

Ob die Republik Moldau künftig den pro-europäischen Kurs behalten wird, darüber entscheiden die Wähler bei der Präsidentschaftswahl Ende 2024. Politische Beobachter befürchten, dass im Falle eines Sieges pro-russischer Politiker diese den gestarteten Reformprozess wieder stoppen könnten. Pro-russische Funktionäre gefährden schon heute die gesellschaftliche Stabilität in Moldau. Sie schüren Unruhen und versuchen, politisches Kapital aus der schlechten Wirtschaftslage zu schlagen. Beispielsweise bewegten sie Menschen im Frühjahr 2023 dazu, gegen die pro-europäische Regierung zu demonstrieren. 

Deutsche Perspektive: Der Krieg bleibt größtes Risiko

Für deutsche Unternehmen in der Republik Moldau bleibt der Krieg in der Ukraine das größte Risiko. Im Ernstfall müssen deutsche Unternehmer ihre Produktionsstätten räumen. Darauf seien die deutschen Firmen vor Ort vorbereitet, heißt es in Unternehmerkreisen. Die meisten deutschen Firmen könnten Mitarbeiter schnell ins nähere EU-Ausland schicken und wären in der Lage, beispielsweise von Rumänien aus weiter zu produzieren. Außerdem können deutsche Unternehmen ihre Investition mit einer Investitionsgarantie des Bundes absichern.

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Generell wächst das Interesse an der Republik Moldau als Sourcingmarkt, etwa für Produkte der Elektroindustrie oder für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Jedoch leiden moldawischen Unternehmen, die für deutsche Firmen Aufträge erledigen, aktuell unter einer geringen Nachfrage aus Deutschland. Ein Grund dafür ist die aktuell schwache Konjunktur in Deutschland, aber nicht nur.  

Schwer abzuschätzen ist auch, wie lange Transporte aus der Republik Moldau nach Rumänien dauern. Denn derzeit müssen viele Lkw-Fahrer lange Wartezeiten an den Zollgrenzen in Kauf nehmen, weil durch den Krieg viele Transporte aus der Ukraine durch die Republik Moldau in die EU verlaufen. 

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