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Mongolei wirbt mit Tourismusoffensive um ausländische Besucher

Der Tourismus ist ein Hoffnungsträger der mongolischen Wirtschaft. Die Coronapandemie hat den Sektor stark ausgebremst. Mittlerweile stehen die Zeichen aber wieder auf Neustart.

Von Jan Triebel | Ulan Bator

In den Coronajahren 2020 und 2021 hat sich die Mongolei wie viele andere Länder recht umfassend abgeschottet. Dies bescherte dem Tourismussektor starke Verluste. Vor allem die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten besonders wichtigen ausländischen Touristen will die Regierung wieder vermehrt anlocken. Sie erklärte die Jahre 2023 bis 2025 daher zu "Years to Visit Mongolia".

Visafreiheit und Kulturprogramm sollen Gäste anlocken

Das mit der Kampagne verbundene Maßnahmenpaket erleichtert beispielsweise die Einreise in die Mongolei. Die Zahl der Länder, für die die Mongolei Visumfreiheit gewährt, steigt vorübergehend um weitere 34 auf 61. Reisende aus Deutschland können das Land bereits seit 2013 ohne Visum besuchen.

Außerdem gilt das kulturelle Angebot als wichtiger Ansatzpunkt, um mehr ausländische Besuchende für die Mongolei zu interessieren. Dazu werden die Programme von bereits gut eingeführten Kulturveranstaltungen weiterentwickelt und Ideen für neue Kulturevents mit möglichst großer Ausstrahlung gesucht. Gute Chancen, sich als neue touristische Magnete zu etablieren, könnten demnach größere Musikfestivals verschiedener Genres an exotischen Orten haben.

Ein traditionelles Tourismus-Highlight im Sommer ist das dreitägige Nationalfest Naadam mit Wettkämpfen in verschiedenen mongolischen Sportarten. Die Regierung will es durch ein anspruchsvolles kulturelles Rahmenprogramm ergänzen. Zudem stehen mehr touristische Angebote für die Wintermonate auf der Agenda, darunter Touren per Hundeschlitten oder Eisfischen.

Fokus vor allem auf chinesischen Touristen

Mit insgesamt annähernd 580.000 ausländischen Gästen war 2019 das bisher erfolgreichste Jahr für den mongolischen Tourismus. Bereits für 2023 hat sich die Regierung das äußerst ehrgeizige Ziel gesetzt, die Anzahl der Besuchenden auf 1,5 Millionen auszuweiten. Ein Jahr später soll sogar bereits die Marke von 2 Millionen erreicht sein.

Um diese deutliche Steigerung gegenüber dem bisherigen Rekordjahr zu erreichen, setzen Regierung und Tourismusbranche vor allem auf das Nachbarland China. Dort ist nach dem Wegfall der Coronaeinschränkungen Ende 2022 ein deutliches Wiederhochfahren der Reiseaktivitäten zu beobachten. Davon erhofft sich nicht zuletzt auch der mongolische Fremdenverkehr deutliche Wachstumsimpulse. In den vergangenen Jahren kamen die meisten Mongoleireisenden aus China. Im Jahr 2019 lag ihr Anteil am Gesamtaufkommen bei etwa einem Drittel.

Neuer Flughafen und steigende Zahl an Hotelbetten

Für den erwarteten Ansturm sieht das Land sich gut gewappnet. Das wichtigste Eintrittstor der Mongolei für ausländische Touristen ist Ulan Bators neuer Flughafen. Er nahm nach etwa acht Jahren Bauzeit im Sommer 2021 seine Tätigkeit auf. Mit zunächst 3 Millionen Passagieren pro Jahr kann er bereits doppelt so viele Fluggäste abfertigen wie der alte internationale Airport der Hauptstadt. Die Kapazität des mit japanischer Unterstützung umgesetzten Vorhabens kann bei entsprechendem Bedarf auf jährlich bis zu 12 Millionen Passagiere ausgeweitet werden.

Demgegenüber muss die Hotelbranche den Beweis erst noch erbringen, ob sie den wachsenden Besucherstrom bewältigen kann. Immerhin nahmen die Übernachtungskapazitäten im Land auch in den beiden Coronajahren leicht zu. Laut Erhebungen des mongolischen Statistikbüros stieg die Zahl der landesweit verfügbaren Hotelbetten zwischen 2019 und 2021 um etwa 6 Prozent auf rund 9.500 an.

Eckdaten zum Tourismus in der Mongolei

Der Tourismussektor der Mongolei erwirtschaftete im bisherigen Rekordjahr 2019 rund 925 Millionen US-Dollar (US$). Während der Inlandstourismus zwischen 2019 und 2021 nur vergleichsweise moderat um 15 Prozent einknickte, stürzte der Inbound-Tourismus mit einem Minus von 95 Prozent regelrecht ab, so Angaben des World Travel & Tourism Council (WTTC).


Insgesamt erzielte die Branche 2021 mit rund 290 Millionen US$ nur noch knapp ein Drittel der Erlöse von 2019. Der Beitrag von Tourismusdienstleistungen zum Bruttoinlandsprodukt machte 2019 laut WTTC-Berechnungen 6,9 Prozent aus. Im Jahr 2021 lag er nur noch bei 2,5 Prozent.

Nachdem die Mongolei die Grenzen zwischenzeitlich wieder für Urlaubsreisende aus dem Ausland geöffnet hatte, erholten sich die Besuchs- und Übernachtungszahlen 2022 wieder spürbar. Da aber die wichtigen Gäste aus China wegen der dort weiterhin geltenden Reisebeschränkungen fernblieben, verfehlte der mongolische Tourismussektor 2022 das Niveau aus der Zeit vor Corona deutlich. Im Jahr 2022 besuchten etwa 286.000 Touristen das Land. Die Coronapandemie hat 2021 mit lediglich 33.000 Reisenden für einen historischen Negativrekord gesorgt.

Der 2022 eingesetzte Aufwärtstrend hält 2023 hingegen an. Das Jahr begann nach Einschätzung von Fremdenverkehrsexperten recht vielversprechend, obwohl die Wintermonate für die mongolische Tourismusbranche aufgrund der wenig einladenden eisigen Temperaturen allgemein als schwierige Zeit gelten. Im traditionell eher reisearmen 1. Quartal lag die Zahl der ausländischen Besuchenden 2023 mit 78.000 leicht höher als im 1. Quartal des Vor-Corona-Jahres 2019.

Neben China sind Russland, Südkorea und Japan die wichtigsten Herkunftsländer für den Inbound-Tourismus der Mongolei. Zu den Top-Ten-Besucherländern zählt seit mehreren Jahren auch Deutschland. Entsprechende Reiseofferten lockten 2019 gut 12.000 deutsche Touristen in die Mongolei. Im Jahr 2022 lag ihre Zahl laut der mongolischen Statistik bei etwa 4.000 Besuchern.

Casinos nur für Ausländer im Gespräch

Die Regierung plant, Glücksspiele zuzulassen, um so mehr Touristen anzuziehen. Der Geschäftszweig gilt nach größeren Skandalen in den 1990er-Jahren in der Mongolei nach wie vor als sehr umstritten. Ein kürzlich vorgelegter Gesetzentwurf sieht vor, ein etwa 1.000 Hektar großes Areal am Flughafen von Ulan Bator als Sonderzone ausschließlich für den Betrieb von Casinos auszuweisen. Ihr Besuch soll streng reglementiert werden. Zugang hätten nur ausländische Touristen, jedoch keine Einheimischen. Die Hürden für eine Zulassung als Casinobetreiber sind in der Mongolei recht hoch. Es heißt, potenzielle Interessenten müssten für den Erhalt einer entsprechenden Lizenz mindestens 300 Millionen US$ an Investitionen zusagen.

Trotz dieser hohen Anforderungen scheint sich die mongolische Regierung recht sicher zu sein, dass sich das Glücksspiel zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickeln wird. Sie plant, 40 Prozent der anfallenden Gewinne als Einkommensteuer abzuschöpfen und dem Staatshaushalt zuzuführen. Im Zuge der Tourismusoffensive ist zudem geplant, auch Pferdewetten als weiteren Zweig der Glücksspielindustrie zu legalisieren.

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