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Branchen | Mosambik | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Mosambiks Nahrungsmittelindustrie mit moderaten Zuwächsen

Die Nahrungsmittelverarbeitung und insbesondere die Verpackungsindustrie sind in Mosambik wenig entwickelt. Für Impulse sorgt das mosambikanische Agrarprogramm Sustenta.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

In der Nahrungsmittelverarbeitung dominieren große Mühlbetriebe und die Getränkeindustrie. Hinzu kommen die Primärverarbeitung von agrarischen Exportgütern, wie Cashewnüssen, Tabak, die Zuckerverarbeitung sowie einige Fleischverarbeitungsbetriebe. Die Verpackungsindustrie und landseitige Fischverarbeitung ist kaum entwickelt.

Moderne Produktionsanlagen für die Nahrungsmittelverarbeitung konzentrieren sich vor allem auf den im Süden des Flächenstaates gelegenen Großraum der Hauptstadt Maputo. Die Industrie ist insgesamt eher mit Südafrika vernetzt als mit den nördlich gelegenen Agrarregionen. Auch Supermärkte, als Abnehmer von Produkten einer entwickelten Nahrungsmittelindustrie, gibt es vor allem im Großraum Maputo. Im Einzelhandel dominieren südafrikanische Konzerne, die Waren zum Großteil aus dem nahegelegenen Südafrika importieren. Kleinere Einzelhandelsgeschäfte sind oftmals in pakistanischer oder chinesischer Hand; ebenfalls mit hohen Importanteilen. Der große informelle Sektor bietet überwiegend gering verarbeitete Nahrungsmittel an.

Genaue statistische Erhebung zur Nahrungsmittelverarbeitung in Mosambik fehlen. Feststellen lässt sich, dass die Branche rund 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) der verarbeitenden Industrie stellt. Diese erwirtschaftet wiederum rund 9,5 Prozent des gesamten BIP.

Es sind rund 76.000 Menschen in der Nahrungsmittelindustrie (ohne Fischerei) beschäftigt. Vor allem bei der Verarbeitung von Cashewnüssen, in der Tabakindustrie und bei der einfachen Verpackung von Agrarprodukten (Bananen) ist die Beschäftigtenzahl hoch.

Fortschritte beim Agrarprogramm Sustenta

Die Entwicklung des Agrarsektors ist in Mosambik die wohl wichtigste Voraussetzung für den Ausbau der Nahrungsmittelindustrie. Außerdem würde ein dauerhaftes Wachstum der Landwirtschaft die Armut und soziale Ungleichheit im Land am schnellsten mindern können. Die landwirtschaftliche Produktivität fällt allerdings selbst nach regionalen Standards niedrig aus. Zudem werden bei einer fruchtbaren Fläche von etwa 36 Millionen Hektar nur rund 6 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzt.

Mit dem 2017 aufgelegten Agrarprogramm Sustenta will die mosambikanische Regierung die Produktivität kleiner Farmen steigern und diese besser in die Wertschöpfungskette integrieren. Die Regierung verpflichtet sich dabei, 10 Prozent ihres Budgets der landwirtschaftlichen Entwicklung zu widmen. Bis 2026 will die Regierung umgerechnet 800 Millionen US-Dollar in den Agrarsektor investieren. Auch internationale Organisationen unterstützen Projekte im Agrarsektor.

Einige Beobachter weisen darauf hin, dass Sustenta echte Fortschritte aufweist und sich nicht auf isolierte Einzelprojekte beschränkt. Ein 2022 veröffentlichter Weltbankbericht bemängelt hingegen die weiterhin zu starke Ausrichtung des Programms auf Einzelbetriebe und Subventionen. Vernachlässigt würden Maßnahmen mit allgemeinem Nutzen, etwa bei der Aus- und Weiterbildung, dem Aufbau von Agrardiensten sowie dem Ausbau der völlig unterentwickelten ländlichen Infrastruktur. Bislang fallen auch die Budgetausgaben deutlich hinter den eigens gesetzten Zielen zurück.

Wie weit die Produktivität des Agrarsektors in den nächsten Jahren zunimmt, lässt sich angesichts fehlender Daten und Studien nur schwer abschätzen. Sustenta dürfte den Abstand der Gesamtproduktivität des Agrarsektors etwa zu den Nachbarländern Simbabwe oder Malawi aber schrittweise verringern.

Schwieriger Aufbau von Lieferketten

Auch in Zukunft bleibt es für die mosambikanische Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung schwierig, den Standards eines modernen Einzelhandels zu entsprechen. Lieferketten konnten sich wegen fehlender Agrarüberschüsse bislang wenig ausbilden. Es mangelt an Transportmitteln, -wegen, Agrarspediteuren, Silos oder Kühllagern und technischem Know-how.

Nahrungsmittelunternehmen müssen deswegen eine eigene Wertschöpfungskette aufbauen, die sich von der Agrarproduktion über die Weiterverarbeitung bis hin zur inländischen Vermarktung und dem Export erstreckt. Eine solche vertikale Integration ist jedoch schwierig. Die Alternative ist, Ausgangsstoffe zu importieren und somit teure Inputkosten von Agrarprodukten und Verpackung in Kauf zu nehmen. 

Exemplarisch für die schwierige vertikale Integration ist der Fall der Complexe Agro-Industrial de Chokwe. Das erst im Jahr 2015 eröffnete Agrarzentrum musste bereits 2017 aufgrund nicht funktionierender Lieferketten wieder schließen. Geplant war unter anderem die Verarbeitung von Reis und Gemüse.

Nach schwerer Krise: Erholung bei Cashewnüssen

Neben Tabak und Zucker zählen Cashewnüsse, Bananen und Sesamsamen zu den traditionellen Agrarexporten Mosambiks. Lediglich 10 der 17 größeren Cashew-Werke sind in Folge gefallener Weltmarktpreise 2020 heute noch in Betrieb. Mittlerweile erholt sich die Branche. 2022 waren zwei neue Investitionsvorhaben zu vermelden. Vor allem die wichtige Nachfrage aus China könnte 2023 dem globalen Cashew-Markt wieder Auftrieb geben.

Die Verarbeitung von Chashews beschränkte sich in Mosambik überwiegend auf einfache Schäl- und Häutungsverfahren. Danach werden die Nüsse geröstet, gesalzen und verpackt - vornehmlich in Indien und Vietnam. Auf diese weiteren Verarbeitungsstufen, zuzüglich der Vermarktung, entfallen rund 80 Prozent der Mehrwertschöpfung. 

Die Ausdehnung der Wertschöpfungskette in Mosambik auf lukrativere Prozessstufen dürfte schwierig sein. Neben den günstigen Produktionskosten liegt ein wichtiger Vorteil Indiens und Vietnams darin, dass sie Cashewnüsse selbst anbauen und gleichzeitig aus mehreren Ländern beziehen. Dadurch können sie mengenmäßige und qualitative Schwankungen einzelner Ursprungsländer gut ausgleichen.

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