Wirtschaftsumfeld | Myanmar | US-Zölle
Myanmar und USA suchen im Zollkonflikt Annäherung
Die USA haben Myanmar mit 40 Prozent Zusatzzöllen belegt. Das trifft besonders die Bekleidungsindustrie. Deutsche Einkäufer von Bekleidung kaufen weiterhin viel aus dem Land.
20.08.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Am 7. August 2025 traten die von den USA zusätzlich verhängten Importzölle in Höhe von 40 Prozent auf Waren aus Myanmar in Kraft. Ursprünglich hat US-Präsident Donald Trump dem Land sogar einen Zoll von 44 Prozent angedroht. Dennoch gehören die Zusatzzölle derzeit zu den höchsten weltweit.
Beide Seiten verhandeln weiterhin. Myanmar bietet den USA Zölle von 0 bis 10 Prozent für amerikanische Exporte ins Land an. Im Gegenzug erhofft sich die myanmarische Regierung US-Importzölle für ihre Produkte von nur 10 bis 20 Prozent.
Myanmarische Bekleidungsindustrie könnte unter Zusatzzöllen leiden
Zuvor war der Import die meisten Waren aus Myanmar unter dem General System of Preferences (GSP) in die USA zollfrei. Der größte Teil der Lieferungen aus dem südostasiatischen Land sind Bekleidung und Schuhe.
Die USA stehen nur für 4 Prozent aller Exporte Myanmars. Damit sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Zollkonflikts weitaus geringer als in anderen Staaten der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Allerdings sind die USA viertwichtigster Abnehmer der myanmarischen Bekleidungsindustrie. Nach der ersten Zollandrohung der USA im April 2025 schrieb die Myanmar Garment Manufacturing Association von drohenden Jobverlusten in der Branche mit ihren 500.000 Arbeitskräften.
Jenseits des Zollkonfliktes gibt es Berichte über eine Annäherung zwischen den beiden Ländern. Die Machthaber in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw haben offenbar eine US-amerikanische PR-Agentur beauftragt, die Verbindungen nach Washington zu verbessern. Im Gegenzug haben die USA offenbar die Sanktionen gegen das herrschende Militärregime gelockert und suchen damit möglicherweise einen Zugang zu den schweren seltenen Erden des Landes. Der zunehmende Einfluss Russlands dürfte in Washington allerdings nicht wohlwollend gesehen werden.
In den Top Ten der Beschaffungsstandorte für Bekleidung
Die Zollverhandlungen zwischen Myanmar und den USA dürften für deutsche Einkäufer vermutlich keine größeren Auswirkungen haben. Die Europäische Handelskammer in Yangon hält sogar ein Szenario für möglich, in dem US-Einkäufer ihr Geschäft in ASEAN-Länder mit niedrigeren US-Zöllen, wie beispielsweise Kambodscha, verlegen und dort ihre europäischen Konkurrenten nach Myanmar verdrängen.
Für Deutschland ist Myanmar ein aufstrebender Standort zur Beschaffung von Bekleidung und Schuhen. Diese Waren machen 95 Prozent aller deutschen Importe aus Myanmar aus. Einkäufer aus der Bundesrepublik begannen vor nicht einmal einer Dekade mit nennenswerten Einfuhren aus Myanmar.
Heute gehört das Land zu den zehn größten deutschen Branchenlieferanten und ist damit bereits wichtiger als beispielsweise Indonesien. Von Januar bis Juni 2025 kauften Deutsche von dort Bekleidung und Schuhe im Wert von 615 Millionen US-Dollar.